Wenn man einen Charakter hat, der bestimmten Stilschwächen frönt, ist es ja sogar hilfreich, wenn die Stilprüfung diese hervorhebt. Dann erkennt man sofort, ob der Dialog charaktertypisch ist.
Markierungen sind einfach nur Markierungen. Sie sorgen dafür, dass wir Testpassagen leichter auffinden. Wir implizieren die Markierungen als Fehler, aber letztendlich ist es unsere Entscheidung, als was wir sie ansehen.
Nach Andreas’ gut nachvollziehbarer Argumentation wird es nicht angeMECKERT, sondern angeZEIGT. Habe ich also eine Schwafelbacke, der immer worthülsigst üppiglabert, dann schaue ich auf seine wörtlichen Reden, sehe “alles knallbunt” und weiß “OK, dieser Charakter redet in seinem Stil. Alles in Ordnung.”
@Andreas: Der Wunsch, das für die wörtliche Rede abschaltbar zu machen, war aber häufig - und daher …
Tja, hätten wir nicht 1993 die Markierung von echten Rechtschreibfehlern mit farbigen Unterkringelungen erfunden, wäre die Stilanalyse viel sauberer und nicht so von falschem Eindruck zerstört und mit Fehler-Auszeichnungen durchmischt
Und MS und die anderen hätten nichts zum Klauen gehabt.
Ok, gebe zu, es wird angeZEIGT.
Heißt das jetzt, es wird irgendwann kommen, die Abschaltmöglichkeit? Oder habe ich das jetzt falsch verstanden?
Wenn nicht… naajaa…
Okay, ich bin verwirrt. Du kannst wie schon mehrfach angesprochen die Stilprüfung ausschalten. sie ist halt eben ein Teil der Rechtschreibprüfung und daher wird eben beides ausgeschaltet.
Jetzt bin ich etwas verwirrt. Ich habe beide Funktionen, Rechtschreibprüfung und Stilanalyse, immer als zwei unabhängig voneinander an- und abschaltbare Funktionen angesehen, auch wenn die Stilanalyse ein Teil der Rechtschreibprüfung ist.
Bei Ulli Kommentar auf Andreas bezogen hatte ich vorhin den Eindruck, Ulli habe das auf die wörtliche Rede bezogen.
Um nicht zu viele verschiedene Schalter zu machen, gibt es nur einen für die Überprüfung der wörtlichen Rede-Teile, für Stil und Duden zusammen.
Mal ganz allgemein: Die Stilanalyse ist eine Art Beleuchtung. Wenn man in den Keller geht, um nachzusehen, ob irgendwo Mäusedreck liegt, wo macht man dann Licht? Also, ich mach dann überall Licht. Ich sag nicht, och, in der Werkstatt waren bestimmt keine Mäuse, da lass ich das Licht aus – ich schalt es an und schau nach, dann weiß ich Bescheid.
Mmh. Wenn man aber ins Theater geht, macht man überall das Licht aus, nur auf der Bühne nicht. Denn außerhalb der Bühne gibt es kein Stück. Und eine Vollbeleuchtung würde nur vom Wesentlichen ablenken. Im Kino ist es ähnlich. Dabei spielen sich auf den Sitzen zwischen Männlein, Weiblein und Kinderlein durchaus auch mal Dramen ab.
Was ich hingegen bei der Stilprüfung als echten Bug empfinde, ist der Umstand, dass sie z.B. bei der Analyse von Wortwiederholungen die Art des Textes nicht berücksichtigt. So wird Geistertext behandelt, als wäre es gewöhnlicher Text. Dabei taucht der im Buch gar nicht auf. Gut, man mag es dahinstehen lassen, ob man die Stilprüfung z.B. für Geistertext an- oder abschaltbar macht (das wäre etwas, das ich befürworten würde), aber was gar nicht geht, ist, dass das Vorhandensein von Geistertext tatsächliche Stilschwächen maskiert, sodass die gar nicht mehr angezeigt werden, wie hier im Beispiel, wo durch den Geistertext die Anzeige der Wortwiederholung bei „Test“ unterdrückt wird:
Nun ist ja aber immer das ganze Buch Deine Bühne.
Ob und wie man Geistertext stilistisch behandelt sehen mag, ist nun wirklich nicht NOCH eine Einstellung wert. Vielleicht will man den doch nochmal aktivieren, vielleicht nicht - aber da die Stilanalyse auch noch an- und abschaltbar zu machen, wäre mit Kanonen auf schon tote Spatzen zu schießen. Da werden wir nun bestimmt nicht dran drehen, da haben wir wirklich noch wichtigere Stellen, wo unsere Arbeit wirklich nützlich wäre …
Bitte immer bedenken - müssen wir “hier” oder “da” Hand anlegen, fehlt uns die Zeit, uns auch noch um “dort” zu kümmern. In diesem Falle fallen mir reichlich “dort” ein.
Irgendwie kommen wir hier von dem Problem ab, um das es mir geht, so scheint es mir jedenfalls.
Ich bringe mal als Beispiel eines meiner Redebeiträge eines Protagonisten:
»Sie konnte sich so gerade noch zurückhalten. Ihre Stimme hatte wieder diesen schrillen Ton an sich. Wir waren froh, als wir endlich gehen konnten. Ihr Gekeife ist schon ganz schön heftig.«
Und jetzt ein Bild des Zitats, worüber die Stilanalyse gelaufen ist.
Meiner Ansicht nach nimmt die Stilanalyse der Rede alles, was sie individualisiert. Sie entstellt vor allem den Sinn des ersten Satzes. Weil ich solche überflüssigen Korrekturen der Stilanalyse nicht nachträglich nachbearbeiten möchte, bin ich für die Möglichkeit, die Stilanalyse bei wörtlicher Rede abzuschalten.
Die Aussage ist so nicht ganz richtig. Die Stilanalyse verändert am Text rein gar nichts. Sie zeigt uns nur Möglichkeiten auf. Wer ihren Vorschlägen nicht folgen möchte, braucht das nicht zu tun. So jedenfalls halte ich es - zwinker, zwinker.
Das ist schon richtig so. Allerdings gehen die Vorschläge der Stilanalyse hin und wieder ganz schön ins Eingemachte. Soll heißen, sie markieren viel von dem, was Individualisierung ausmacht und können dadurch bei unerfahrenen Nutzern große Unsicherheit auslösen.
Jaaa, da muss man manchmal ganz schön schlucken… Lass mich aber nicht mehr zu sehr verwirren Dank dem regen Austausch im Forum hier
Gruß,
Vroni
Stimmt! Aber als Autor bleibt man immer noch Herr seines Textes. Die Stilanalyse kann fünfzig Adjektive und noch mehr Füllwörter bemäkeln, aber nicht eines davon wird gelöscht, solange der Autor das nicht will. Von daher ist meine Aussage oben schon korrekt.
Und neben der ganzen Diskussion um die wörtliche Rede vergessen wir, dass die Stilanalyse auch im übrigen Text ordentlich herummalt. Ich habe mir eben mal die erste Seite eines veröffentlichten Romans vorgenommen und nach Papyrus reinkopiert (Peter Nathschläger: Die Inseln im Westen). Sage und schreibe 60 mal ist die Stilanalyse (Modus Überarbeiten) dort angesprungen und es gab keine wörtliche Rede!
QED
???
Habe ich je etwas anderes behauptet?
Ist bei meinen Büchern auch so. Auch das abgabefertige Manuskript ist noch bunt wie ein Comicbuch. Warum auch nicht? Wenn ich eine Funktion habe, die mir alle Adjektive hervorhebt, damit ich über jedes davon nachdenke, ob ich es brauche, dann ist doch logisch, dass danach noch ein paar übrig bleiben.
Der stilistisch gute Text ist nicht der, bei dem die Stilanalyse nichts mehr anzeigt, sondern der, dessen Autor über die angezeigten Stellen nachgedacht hat und dabei etliche Momente hatte, in denen er dachte, “oh, diese Doppelung stört, was schreib ich stattdessen?” oder “ach, stimmt, dieses Adjektiv kann ich genauso gut weglassen”.
Ist übrigens nicht anders, als wenn man es mit dem Lektor des Verlags zu tun hat: Der streicht auch viel an (OK, meistens macht er noch Verbesserungsvorschläge), aber da sagt man auch bei 'nem Drittel, “nee, das muss so bleiben”. Sprich, obwohl ein menschlicher Lektor natürlich intelligenter (aber nicht gründlicher!!) an den Text herangeht, fände er am fertig gedruckten Buch immer noch was anzumalen.
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich … Dann denke man sich die Stilprüfung als eine Art UV-Lampe, die bestimmte Stellen aufleuchten lässt, von denen wiederum manche reinigungsbedürftig sind, andere nicht. Diese Lampe schaltet man auch im Theater dann überall aus, weil man sie nur für die Reinigungsphase benötigt.
Das hingegen ist in meinen Augen ein valider Einwand. So, wie auch die Stilprüfung in Kommentaren, Notizzetteln usw. überflüssig ist (und sich dort ausschalten lässt, zum Glück), ist sie in Geistertext auch unnötig.