Nur "relevante" Dialoge/Szenen?

Mir hat sich beim Schreiben noch eine Frage ergeben…

Da ich mich als blutigen Anfänger bezeichnen würde, verbringe ich derzeit auch eine nicht unerhebliche Zeit mit Recherchen, WIE man überhaupt „richtig“ schreibt. Häufiger ist mir nun aufgefallen, dass man darauf achten sollte nur „relevante Dialoge“ und „relevante Szenen“ zu schreiben. Man sollte zwingend darauf achten, z.B. keine sinnfreien Dialoge einzubauen. Diese sollen immer die Handlung vorantreiben.

Da stellt sich mir die Frage: Was ist relevant? Wo ist die Grenze? Achtet ihr da beim Schreiben ganz explizit drauf? Oder überprüft ihr das später bei der Überarbeitung? Eventuell sogar mit Testlesern?

Für mich ist die erste Frage schon sehr schwierig zu beantworten. Ich habe z.B. folgende Situation. Eine Familie zieht um in einen „Dorf“ und obwohl alle Charaktere auf ihre Art innere Bedenken gegen die neue Umgebung haben, kommen sie dann letzten Endes „gut an“ und sollen sich wohl fühlen (bevor irgendwann die Kacke anfängt zu dampfen :slight_smile: ).
Jetzt hätte ich gedacht, könnte ich durchaus eine Zeit lang dieses „Ankommen“ beschreiben, evtl. sogar durch Alltagssituationen. Dadurch laufe ich natürlich Gefahr in gewisser Weise „unrelevante Dialoge“ einzusetzen…

Was würdet ihr mir raten? Soll ich zwingend darauf achten, in allen Dialogen zusätzlich relevanten Inhalt unterzubringen? Ich könnte mir z.B. vornehmen die Geschichte so zu erzählen, dass die weiteren wichtigen Charaktere der Geschichte vorgestellt werden.
Oder sollte ich mich da eher kurz fassen, vielleicht sogar vieles in einer Art Zusammenfassung einfach aus Sicht des Erzählers beschreiben, um dann wirkliche relevante Szenen ausführlicher darzustellen?

Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.

Mein Ratschlag wäre: Schreib die Geschichte so auf, dass du gut hineinfindest und die Geschichte gut bis zum Ende entwickeln kannst. Später beim Überarbeiten kannst du sie immer noch so umschreiben, dass ein Leser gut hineinfindet.

Ich persönlich mag Romane, bei denen ich mich in die Gedanken und Beweggründe der Figuren hineinversetzen kann und ihre Emotionen miterlebe.
Von daher ist für mich als Leser der Plot kaum relevant (Hauptsache, es gibt ein Happy End), mir kommt es auf sympathische Figuren, gute Laune und Humor an.

Wie gesagt, es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, sondern verschiedene Vorlieben.

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Wie du es damit hältst, macht letztendlich deinen Stil aus. Ich hasse nichtssagende Dialoge und überflüssige Beschreibungen, andere Leser sehen das anders. Andere Schreiber auch. Nicht jede Frage, die man stellt, lässt sich sinnvoll beantworten. Jeder sieht immer nur sich. In einem Schreibratgeber, den ich schreibe, wird das stehen, was ich für richtig halte. Ein paar Hanseln finden das eine gute Idee, viele andere nicht. Lies einmal Stephen King, sich an ihm zu orientieren, ist selten verkehrt. Er hält sich selten mit Belanglosigkeiten auf, bei ihm hat fast alles seinen Grund, trotzdem schreibt er dicke Bücher und ist erfolgreich.

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Ich würde an deiner Stelle erst einmal schreiben, schreiben, schreiben. Du behinderst dich sonst von Anfang an und legst deiner Kreativität Ketten an.
Beim späteren Überarbeiten würde ich kürzen, kürzen, kürzen.

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Jawoll, ich bin dafür: Erst mal schreiben. Hau alles raus und schreib durch bis zum Ende. Wenn du dann fertig bist, hat sich dein Stil für dieses Buch gefestigt. Sobald du dann mit der ersten Seite wieder anfängst, siehst du selbst, was du streichen kanns, was du an anderer Stelle einschieben solltest oder umformulieren kannst. Und bis dahin lass einfach deine Kreativität fließen

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Hallo Chrisss82,

ich bin zwar auch keine Expertin, aber habe mir in den letzten Jahren auch einige der Ratgeber durchgelesen oder angeschaut, um mehr über das Geschichtenschreiben zu lernen.
Verstanden habe ich es so, dass etwas von Relevanz ist, wenn es für den Verlauf der Geschichte und für die Handlung wichtig ist oder wird. Das bedeutet nicht, dass in jedem Dialog krampfhaft eine wichtige Information untergebracht werden muss (das würde Dialoge meines Erachtens kaputt machen). Ein Dialog kann z. B. relevant sein, um die Beziehungen zwischen Personen zu veranschaulichen oder zu entwickeln, ohne dass diese Beziehung einfach nur beschrieben wird. Es sollte sich dann aber um eine Beziehung handeln, die für die Geschichte relevant ist, also keine Plauderei mit einer Figur, die man nie wieder sehen wird und die auch sonst gar keine Bedeutung für die Geschichte hat. Zudem sollten Dialoge nicht wie Dialoge im realen Leben aufgebaut sein, also nicht: »Hallo, wie gehts dir?« »Ach ja, so weit. Und dir?« »Auch. Hast du schon gehört, dass Anni den Bernd geheiratet hat?« »Nein, das habe ich noch nicht gehört. Wirklich?« »Ja, wirklich.« Das ist jetzt ein banales Beispiel, aber vielleicht erkennt man, dass der unnötige Wortballast den Dialog stinklangweilig macht.

Wenn die Beschreibung des Ankommens im Alltag wichtig ist, um die Fallhöhe zu steigern, weil es von dem Positiven plötzlich ins Negative kippt, dann finde ich diese Szenen wichtig! Um dieses Ankommen an dem neuen Ort anschaulich zu gestalten, kann das Einbauen von Alltagsszenen oder Alltagsdialogen durchaus relevant sein. Das baut ja auch eine gewisse Stimmung auf und der Leser wird schon ahnen, dass die Idylle trügt …

Eine Zusammenfassung aus der Sicht des Erzählers finde ich problematisch. Davon würde ich persönlich abraten, denn die wichtigen Infos sollten sich durch die Handlung ergeben.

Schreib einfach erst einmal los und merke, wie du selbst in die Handlung eintauchst. Den inneren Kritiker darfst du erst einmal getrost ignorieren! Sieh das Schreiben als Dauerlauf, bei dem du Hindernisse erst mal überspringst und später noch einmal an die Stellen zurückkehrst. Wenn du deinen Text nochmal durchgehst, wirst du schon merken, wo es hakt. :slight_smile:

Viele Grüße
Christina

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Wie immer nur meine Meinung, ein Dialog darf auch mal sinnfrei, flapsig, informationsfrei u. ä. sein. Die Figuren eine Romans agieren ja nicht nur, sie leben auch. Im Leben hat bei Weitem nicht alles einen Sinn

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Wie bitte? Nicht wie im realen Leben? Ich bin platt. Wer behauptet denn so was? Gerade dein Beispieldialog zeigt doch, dass sich die beiden Figuren nichts zu sagen haben. Wenn das keine gezielte Charakterisierung des Verhältnisses der beiden zueinander ist, dann falle ich vom Glauben ab.
Möglicherweise hat der eine den anderen schon von Weitem gesehen, überlegt, ob er die Straßenseite wechseln sollte, um dieser Figur ja nicht zu begegnen oder gar mit ihr reden zu müssen.
Ob dein Beispiel unnötiger Ballast oder eine wichtige Information ist, hängt doch maßgeblich vom Kontext des Dialoges ab und nicht allein von dessen Worten.

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Das habe ich tatsächlich auch schon in Ratgebern gelesen. Das bezog sich hauptsächlich darauf, dass man diese gänzen öhms und häs und ähnliche unnötigen Füllworter weglässt weil das gelesen einfach „komisch wirkt.“ Im realen Leben ist es ja auch oft so, dass viele vor sich hin labern und dabei nichtmal die Sätze richtig beenden. Mitten im Satz wird dann einfach ein neuer Satz begonnen. Ich will damit nicht sagen, dass es nicht trotzdem Passagen geben könnte wo ich das gezielt einsetzen möchte. Aber grundsätzlich würde ich sowas nicht gerne lesen wollen glaube ich. Das fände ich dann zu anstrengend.

Aber so wie Suse gerade sagte. Ein solcher Dialog kann im Kontext ja doch schon gut sein um einfach das Verhältnis von Personen deutlicher zu betonen.

Ach, ich danke euch für die vielen hilfreichen Gedanken. Das Schöne, was ich hier herauslese ist erstmal, dass vieles erlaubt ist, und sich das meiste nicht in weiß oder schwarz einteilen lässt.

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Ja, da stimme ich völlig zu. Ich habe mich da glaube ich falsch ausgedrückt. Wenn es um die Charakterisierung einer Beziehung geht, dass sie sich so unterhalten, dann soll es natürlich auf jeden Fall so sein! Ich meinte nur, dass man in fiktiven Dialogen auch abweichen darf oder auch mal sollte von der Art, wie man im Alltag spricht, also es auch „Lücken“ geben darf oder man nicht jeden Dialog so beginnen sollte, wie wir sie im Alltag, in Chats usw. beginnen. Das war von mir eben vielleicht blöd ausgedrückt, sorry für die Verwirrung.

Auch das kann ich nicht uneingeschränkt unterstreichen. Wenn mein Protagonist ein Stotterer ist, dann finde ich es viel lebendiger, das im Dialog klarzumachen als zu schreiben. Der Stotterer sagte mal wieder: "… " und es dauerte, bis er den Satz endlich zu Ende gebracht hat.

Ich mag Schreibratgeber überhaupt nicht. Mir wird immer wieder klar, wieso nicht.

Ganz genau. Und das darf man dann in einem Dialog ruhig zeigen, finde ich. Natürlich nicht auf 400 Seiten, aber man kann das doch immer mal wieder einfließen lassen. Ansonsten werden Dialoge schnell unrealistisch. Gerade in Dialogen sind Füllwörter bestens aufgehoben, weil das eben die Eigenart sein kann, wie die Figur spricht.

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Ok, deiner Sicht kann ich durchaus etwas abgewinnen. Ich muss wohl einfach ein Gefühl fürs dafür entwickeln. Man muss wohl (wie bei fast Allem) das richtige Maß für sich finden.

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Ja, das meine ich auch. Schreib einfach. Wenn du es überarbeitest, merkst du schnell, wo solche Stellen nerven.

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Ich hatte gerade vor ein paar Tagen eine Stelle in meinem Buch überarbeitet, an der mir zwei Testleser vermerkt hatten, dass sie diese Info uninteressant bzw. störend fanden und rauskürzen würden.
Das Ergebnis war, dass ich diese Info (auf die ich ungern verzichten wollte) in ein nettes kleines Erlebnis verpackt habe - und schwupps, jetzt hat mein Manuskript die 125.000-Wort-Grenze doch noch überschritten. Dabei wollte ich beim Überarbeiten eigentlich kürzen… :rofl:

Moment mal? Du hast nach dem zweifachen Feedback „Ist uninteressant, kann bitte weg.“ die Idee entwickelt, genau jener uninteressanten Sache noch mehr Platz in deinem Buch einzuräumen? :smiley:
An dieser Stelle überreiche ich dir den goldenen Award in der Kategorie „Nix da, ich bin die Autorin!“

(Ohne die eigentliche Stelle, den bisherigen Text und neuen Textteil zu kennen, weiß ich natürlich nicht, ob das eine gute oder schlechte Idee war - aber amüsant finde ich es in jedem Fall schon mal.)

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Mein Rat dazu ist, lies nicht zu viele Ratgeber, vor allem halte dich nicht sklavisch an die Regeln die dort stehen. Sieh es als Hinweis an, dich damit zu befassen wie eine Art zu schreiben wirkt. Nur weil in einem Ratgeber steht man soll etwas „so nicht“ schreiben, heißt das nicht das es nicht Szenen geben kann wo genau die Wirkung dieses „so nicht“ richtig ist.
Finde deinen eigenen Weg, deine eigene Stimme allen wirst du es eh nicht recht machen.

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:smiley:
Die Leser fanden das Plombieren von Metall uninteressant. Das hat meinen Ehrgeiz erweckt, ihnen das Gegenteil zu beweisen.

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„Den Leser“ gibt es sowieso genauso wenig wie „die Regel, wie man es richtig macht“. Jeder Stil und Geschmack ist anders und manchmal passen sie glücklich zusammen, manchmal eben nicht. „Relevant“ ist für mich alles, was dir als Autor wichtig ist. Das kann auch mal eine lange Beschreibung eines Ortes oder ein Dialog sein, der nicht direkt zur Handlung beiträgt, sondern nur Atmosphäre schafft oder Personen charakterisiert. Was man allerdings meiner Meinung nach vermeiden sollte, sind reine „Füller“, die nur dazu da sind, das Buch dicker zu machen. So etwas schleicht sich gerne als Übergangsszenen ein, die z.B. einfach den Weg von einem Ort zum anderen beschreiben, weil man als Autor zu sehr der Person folgt, wo ein Szenensprung besser gewesen wäre oder mehrere Sätze Dialog, die nur noch dem „Leben“ entspringen aber vor denen man schon die Szene hätte beenden können. Bulli hat das mal gut auf die Schippe genommen mit einer Szene in der sich Winnetou und Old Shatterhand in der Prärie begegnen, aber sich eigentlich nichts zu sagen haben und das ganze irgendwie peinlich wird. An dem Beispiel kann man aber auch sehen, das selbst so eine Szene in einem bestimmten Kontext ihrer Berechtigung hat.

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Hinreiten, herreiten, wären wir lieber zu Hause geblieben und ich hätte uns was Schönes gekocht … :slight_smile:

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Liebe Chriss, da du noch eine absolute Anfängerin bist, ist eine solche Vorgehensweise so kontraproduktiv wie nur irgendwas, damit würdest du das Pferd vom Schwanz her aufzäumen.
Aus lauter Sorge, du könntest ja etwas ‚falsch‘ machen, würdest du dich restlos verzetteln und zum Schluss gar nichts mehr zu Papier bringen, weil immer irgendwo jemand eine ‚Regel‘ aufgestellt hat, dass es so nicht richtig ist.

Vergiss das alles bitte ganz schnell!

Du ‚sollst‘ erstmal nur eines: Schreiben. So, wie es dir einfällt, Spaß macht und wie es für dich gut und logisch klingt. Auf diese Weise bekommst du Übung und wirst auch anfangen zu merken, was sich gut anhört bzw. liest und was weniger.
Alles andere, die Überlegungen und das Herumprobieren, was man wie ändern oder verbessern könnte, kommt später.

Du siehst selber, zu deinen Fragen hat jeder eine andere Meinung, das liegt daran, dass es hier kein Richtig oder Falsch gibt.
Man kann nicht lernen, wie man ‚richtig‘ schreibt, weil es dafür, von Rechtschreibung und Grammatik mal abgesehen, keine allgemeingültige Definition gibt. Man kann nur sehen, dass man die Methode entwickelt, mit der man das eigene Projekt auf die Beine stellen kann. Also üben und schreiben, alles weitere wird sich finden.

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