Nochmal Deepl, aber diesmal Deepl Write

Deepl ist seit einigen Jahren der Platzhirsch auf dem Gebiet der KI-basierten Übersetzung. Neu ist jetzt Deepl Write. Ein Schreib-Assistent von deutsch nach deutsch. Auch wenn man kein KI-Fan ist: Solchen Lösungen gehört die Zukunft. Ein Lektorat kann er nicht ersetzten, die Aufgaben eines Korrektorates teilweise schon.

Eine API-basierte Anbindung dieses Tools könnte für viele Autoren wertvoll sein. Und um den Sorgen zum Thema Datenschutz ein wenig zuvorzukommen: Deepl ist ein deutsches Unternehmen.

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Wer so etwas braucht, sollte sich fragen, warum er ausgerechnet schreiben will. Zu den vierzehn Adjektiven sagt Deepl Write nichts.
Ich habe Texte von mir untersuchen lassen und die Ergebnisse waren grauenhaft. Deepl Write schleift alles glatt, sodass die Texte hinterher keine Persönlichkeit mehr haben und ausdrücken. Hier mal ein Beispiel:

Ist euch einmal aufgefallen, dass unbenannt, unbekannt und unbemannt ganz nah beieinanderliegen? Muss für einen Ausländer, der Deutsch lernt, schwierig sein.
Ist schon einmal aufgefallen, dass das Unbekannte, das Unbekannte und das Unbekannte ganz nah beieinander liegen? Das muss schwierig sein für einen Ausländer, der Deutsch lernt.

Die Anrede ist weg, dabei ist die an der Stelle wichtig. Unbenannt und unbemannt sind für Deepl Wörter, die man nicht verwenden sollte? Das Programm macht unbekannt daraus und entstellt vollkommen jeglichen Sinn meiner Aussage. Den zweiten Teil stellt sie um, warum denn? Wir können nicht alle Sätze gleich beginnen »Das muss …«. Wenn wir einen Roman schreiben, haben wir fünf bis zehntausend Sätze, wir werden gezwungen zu variieren. Deepl kennt offenbar nur eine, nur die richtige Satzstellung, was Blödsinn ist.
Glaubt nicht den falschen Propheten, denn sie werden euch in die Irre leiten. Falls ihr wirklich der Meinung seid, es könnte euch helfen, ist euch kaum zu helfen. Wenn ihr vierzig seid, habt in eurem Leben drei Bücher gelesen und wollt jetzt mit einem eigenen Buch reüssieren, könnte es euch einen Weg zeigen. Das Buch wird dann zwar Scheiße, aber immerhin »lektoriert«. QED.
Was hilft euch wirklich? Lesen, lesen, lesen und dann schreiben, schreiben, schreiben. Dreißig Jahre lang gute und schlechte Bücher lesen und zehn bis zwanzig Jahre lang welche schreiben, dann seid ihr gerüstet für die große weite Welt, nicht wenn ihr der KI einen Lektoratsjob gebt.

Wer glaubt, dass das die Zukunft ist, hat den Schuss noch nicht gehört. Das ist vielleicht die Zukunft derer, die keine Ahnung haben, denn abheben kann man sich mit solch einem Mist nicht von der Masse, man ist die Masse (nein, nicht isst). Wenn alle, die keinen Schimmer vom Schreiben haben, so was benutzen, könnt ihr euch abheben durch Witz, Originalität und euren eigenen Stil. Voilà.

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Das ist halt wie bei jeder Form eines Lektorates … man muss anschließend mit Vorschlägen umgehen.

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Nicht ganz. Unbemannt, unbenannt und unbekannt zu ändern, ist sinnentstellend, das kannst du dir nicht schönreden, das ist unausgegorener Mist. Hast du die Vorschläge, die sie mir machte, nicht gelesen? Sie hat den Sinn entstellt, vollkommen. Wie soll ich mit den Vorschlägen also »umgehen« deiner Meinung nach? Meiner Meinung nach sollte man sich solche Vorschläge gar nicht erst machen lassen.

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Ja, das ist ein schräges Beispiel dafür, dass der Reifegrad der Technologie noch nicht an einem gewünschten (oder ggfs. auch unerwünschten) Punkt ist.

Aber letztlich sind auch schlechte Vorschläge ablehnbar. Anhang eines Mini-Beispielabsatzes die Technologie komplett abzulehnen ist allerdings auch ein bisschen „schräg“ …

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Ich hab das auch mal ausprobiert und mich danach erschaudernd abgewandt: Das ist wirklich das geeignete Tool, wenn man einem Text jegliche Persönlichkeit und jeglichen Stil austreiben will. (Wobei, manche Lektoren lektorieren genau so; hab ich auch schon erlebt … aber das sind nicht die guten.)

Wobei ich DeepL selber gern nutze, wenn es um Fremdsprachen geht. Aber auch da bearbeite ich nach, was das Programm ausgibt.

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Die Seite kann weder ein Lektorat noch ein Korrektorat auch nur ansatzweise übernehmen.
Zu was man die Seite benutzen kann, ist sich Ideen zu holen. Ist man an einer Stelle - mit der Formulierung - unzufrieden und findet alleine keinen rechten Einstieg, kann man sich Beispiele für andere Möglichkeiten zeigen lassen, um dann selbst eine geeignete Alternative zu entwickeln. Aber nur wenn man sich alle möglichen Vorschläge ansieht und nicht nur die erste im Kästchen.

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Ich frage mich, ob das Tool wissen kann, welche Tonalität der Text haben soll. Wie die handelnden Personen denken und sprechen, welche Stimmung sie gerade an der entsprechenden Textstelle haben u.s.w… Die Antwort drängt sich mir auf, und ich bin beruhigt.

Künstliche Intelligenz ist ein irreführender Begriff.
Da steckt nicht ein Zipfel Intelligenz dahinter. Alles nur errechnete Lösungen, die mit abgespeicherten Datenbankeinträgen wahnsinnig schnell abgeglichen und eingeordnet werden können und dadurch zugegebenermaßen manchmal uns überrasche Ergebnisse liefern, aber dennoch ist der ganze Vorgang durch die Bank weg dumm.

Ich habe vor etwa einem dreiviertel Jahr eine ausführliche Serie im Fernsehen zu dem Thema geschnitten. Die „Intelligenz“-Aussichten sind zumindest für das nächste Jahrzehnt noch ziemlich mau.

Das Thema ist ja nun schon zwei Jahre alt.
Gibt es mittlerweile mehr/bessere Erfahrungen mit DeepL Write? Ich nutze seit Kurzem das Probeabo - allerdings lediglich für die Endkorrektur eines bereits von einer Lektorin und dann noch einmal von mir überarbeiteten Texts.
Bisher bin ich sehr zufrieden. Es gibt die Möglichkeit, „nur Korrektur“ einzustellen und dann wird man wirklich nur auf diese allerletzten kleinen Fehler hingewiesen, die man übersehen hat.
Tut mir leid für Menschen, die professionell Texte korrigieren, aber meine Erfahrung ist, dass dieses Tool seinen Job sehr gut macht.
Wie es natürlich mit Dialekten o.Ä. ist, weiß ich nicht.
Es geht mir jetzt gar nicht darum, über KI generell zu diskutieren. Mich interessieren Erfahrungen im Umgang mit diesem Tool.
Danke :slight_smile:

Ich habe es jetzt nur einmal probehalber ausprobiert. Sehr begeistert bin ich nicht.

Wofür ich es nutzen würde:
1.) Word und Papyrus zeigen öfters mal Fehler an, die der Anderer für richtig hält. Hier könnte man eine „Dritte Meinung“ einholen.
2.) Erzeigt (vielleicht) die schlimmsten Sätze an. Aber seine Vorschläge finde ich nicht so gut. Ich habe mir in ChatGPT ein CustomGPT gebaut, was besser funktioniert.

Hier ein Satz aus meinem Versuch:

Orginal: „Der Geruch von etwas Süßlichem lag in der Luft.“
Deepl: „In der Luft lag der Geruch von etwas Süßlichem.“
CustomGPT: „„Ein Hauch von Süße hing in der Luft.“ und „Etwas Süßliches schwebte in der Luft.“

Ich habe es vor einer Weile nach einem guten Eindruck der DeepL Übersetzungsfähigkeiten aus Neugier getestet, aber wieder verworfen. Alles, was DeepL Write zu können verspricht, kann ich – teils um Lichtjahre – besser. Und derzeit sieht es nicht so aus, als würde sich daran etwas ändern.

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Ja, davon habe ich auch schon häufiger gelesen, dass man sich das mit Chat GPT „bauen“ kann.
Wie gesagt, ich benutze es nur für die letzte Fehlerkorrektur. Stil usw. interessiert mich da nicht. Aber wenn ich für jede Veröffentlichung die Korrektorin einsparen kann, ist das für mich schon attraktiv.

Also bei mir ist es schon so, dass ich bei einem Text, den ich 25 Mal gelesen und bearbeitet habe, betriebsblind werde. Klar, einiges filtert Papyrus raus, dann einiges die Lektorin, aber ein paar Kleinigkeiten bleiben immer übrig, und für die habe ich sonst eine Korrektorin gebraucht.
Aber Hut ab vor dir, dass du selbst das um Lichtjahre besser kannst :slight_smile: Ist ja super, wenn man kein Korrektorat braucht.

Bisher war das Verlags-Korrektorat von Aufbau immer sehr überrascht, dass sie so gut wie nichts auszubügeln hatten. Allerdings ernähre ich mich seit mehr als vierzig Jahren vom Schreiben (klassische Werbung, Finanzkommunikation und Fachjournalismus). Das ist eine gute Basis, um jegliche orthografischen oder grammatikalischen Fehler abzulegen. Der berufsbedingte Zwang, nicht unaufmerksam sein zu dürfen in diesen Dingen, entpuppt sich heute als große Hilfe. Mir ist klar, dass ich damit heutzutage nicht gerade zum Mainstream der Schreibenden gehöre. :sweat_smile:

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In all diesen Vorschlägen wird das Adjektiv süßlich substantiviert.
Warum nicht schreiben: Die Luft roch süßlich. Oder: Die Luft hatte einen süßlichen Geruch.

Wobei die Frage bleibt, was denn ein süßlicher Geruch überhaupt sein soll?

Leichen verbreiten einen süßlichen Geruch, so sagt man jedenfalls. Das ist durchaus gebräuchlich.

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Ich kenne Süß nur als Geschmacksrichtung.
Oder auch als Charaktereigenschaft. Dann nennt man es süßlich. Betrieben von Menschen, die Gefahr laufen, auf der eigenen Schleimspur auszurutschen.
„Bares für Rares“ mit Horst Lichter, ist ein gutes Beispiel dafür.

Kleiner Tipp: Mal über eine Kirmes schlendern, speziell in der Zuckerwatte- Popcorn- Paradiesapfelecke. Wenn das nicht süß riecht…

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Dann riecht es nach Zuckerwatte oder Popcorn oder Paradiesäpfeln. Zucker hat keinen Geruch, es sei denn, er wird karamelisiert.
Ich weiß wohl, dass man das so sagt. Aber man sagt auch ein paar Jungs standen zusammen, obwohl es im Deutschen kein Plural-S gibt. Das wurde aus dem Englischen eingeschleppt, wie so vieles andere. Es müsste Jungen heißen.
Es gibt ebensowenig ein Abgewunken oder Eingeschalten oder Aufgehangen. Wenigstens noch nicht, aber wer weiß, was Duden nicht noch alles akzeptiert. Alle drei Beispiele sind schwach gebeugte Verben, das heißt, der Stammlaut bleibt erhalten. Winken, winkte, gewinkt, nicht winken, wank, gewunken. :wink:
Im Dialog ist all das natürlich erlaubt, die Menschen reden halt so. Aber bitte nicht in der Erzählstimme.

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