Mundart in einem Text? Ja oder nein?

Im Alt-Wiener Dialekt wurde der Regenschirm Parapluie genannt - wir haben sogar einen Parapluieberg in Wien, in Perchtoldsdorf. Ist nett zum Spazierengehen.

2 „Gefällt mir“

Für die Lateinliebhaber gibt’s Asterix in Latein :slight_smile:

Im Kölschen. Wobei das gefühlt nur noch wenige und eher betagte Kölner zu nutzen scheinen.

Aber ich liebe das Wort :smiley: und hab es daher dauernd in Gebrauch.

1 „Gefällt mir“

Also, ich habe alles verstanden, obwohl ich aus NRW komme.

Der schwäbische Dialekt ist hier ja auch extrem entschärft - würde ich ihn so schreiben, wie er wirkllich ist, könnte ich ihn wahrscheinlich selbst nicht richtig lesen

Ich komme aus einer dialektfreien Zone. Deshalb frage ich mich - und alle die mit Dialekt aufgewachsen sind - wie man das überhaupt lernt. Nur im sozialen Umfeld oder gibt es da auch ein Schulfach?

Die meisten Schulbücher werden doch sicher alle auf Hochdeutsch sein. Werden Diktate und Aufsätze auch in Dialekt geschrieben oder galt es als Fehler, wenn man da versehentlich einen Begriff verwendete?

Das ist mir alles sehr rätselhaft.

Ich tendiere dann zu „ganz oder gar nicht“.
Wenn es nicht der authentische gesprochene Satz ist, sondern ein entschäftes „Kunstgebilde“, macht man es - denke ich - keinem Leser recht: Die Ortsansässigen werden das nicht realistisch finden und für die ortsfremden Leser ist es immer noch anstrengend, sich durch die „komische Schreibweise“ der Wörter zu kämpfen.

Bei uns trifft genau das zu. Es gibt auch Kulturvereine, z. B. zur Pflege und Aufrechterhaltung von Plattdeutsch. Manchmal gibt es auch Mundart-Literaturausschreibungen.

1 „Gefällt mir“

Kann man so sehen, ich halte es aber für etwas unglaubwürdig, wenn ein mutmaßlich über 90jähriger, meist angetrunkener Bauer aus einem kleinen Dorf iim schwäbischen Hochdeutsch spricht.

1 „Gefällt mir“

Wenn ich einen englischen Krimi lese, ist mir auch klar, dass das Verhör auf Englisch stattfindet, trotzdem lese ich das Buch in der deutschen Übersetzung.

1 „Gefällt mir“

Ein guter Übersetzer baut bei der wörtlichen Rede jedoch deutsche, adäquate Spracheigenheiten ein.

Kölsch gibt es hier an einigen Grundschulen tatsächlich als freiwillige Arbeitsgruppe.

Für Erwachsene gibt es VHS-Kurse und sogar eine Kölsch-Akademie, wenn man will. Also weit mehr als „nur“ über das soziale Umfeld.

1 „Gefällt mir“

Ich gehe nochmal ganz auf den Titel zurück: „Mundart in einem Text? Ja oder nein?“

a) Was will ich als Autor erreichen? Wie kann ich als Autor das in Worten transportieren, was ich als Stimmung in mir trage?
b) Wer ist meine von mir gefühlte Zielgruppe bzw Leserschaft?

Und da gibt es für mich keine Eindeutigkeit für „ja“ oder „nein“.
Mundart macht die Zielgruppe oft kleiner. Aber dafür könnte es auch insofern „intensiver“ sein, weil beide Seiten (Autor und Leser) jeweils viel mehr wissen, wie die passende Umgebung schon ist.

Aber da spielen dennoch soviele andere Aspekte eine Rolle, ob ein Text ankommt, dass es von meiner Seite kein „ja“ oder „nein“ gibt.

@Thorvald
Das ist richtig - mein aller erster Entwurf war wirklich schwäbisch, den ich dann nach einer langen Diskussion hier entschärft habe. WAr glaube ich eine gute Entscheidung

1 „Gefällt mir“

also ich kann das gut lesen… bei Asterix haben die Gothen in Fraktur „gesprochen“ :rofl:

meine zweite Asterix-Referenz hier, dabei bin ich garned so ein Fan :sweat_smile:

1 „Gefällt mir“

Interessante Beiträge hier! Der Kern dieses Gespräches ist zwar schon ein wenig her. Aber einen Aspekt gibt es, den ich bei all den wichtigen Gedanken nicht unbeachtet lassen würde: Mundarten haben über die Tatsache hinaus, dass sie verständlich oder weniger verständlich sind, noch etwas anderes Entscheidendes. Sie stehen bei allen Leser:innen für etwas. Wenn ich etwas auf Sächsisch lese, dann erwarte ich dahinter eine andere Mentalität, einen anderen Menschentypus, als ich den hinter einem bayrischen oder norddeutschen Dialekt erwarte. Und das tue ich nicht, weil ich voller Schubladen und Vorurteilen stecke, sondern gerade weil ich einer expliziten Entscheidung für die Mundart begegne, die dem Hochdeutschen vorgezogen wurde. Das kann daher ein ästhetischer Genuss sein.
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit „Die Unglückseligen“ von Thea Dorn gelesen. Sie hat sich in diesem Roman z.B. für eine Teufelsaustreibung auf Schwäbisch entschieden. Ich hätte mir das auf Hochdeutsch nie vorstellen können - warum auch immer.

1 „Gefällt mir“

Neben der Nutzung einiger typischen Mundart-Worte in einen Dialog, gibt es noch die Möglichkeit, die typische Wortfolge eines Dialekts zu übernehmen, um, trotz Verständlichkeit des Hochdeutschs, die Eigenart einer Region widerzuspiegeln.

1 „Gefällt mir“

Guter Hinweis @FelixP

Wenn ich in einer Geschichte auf eine Region Bezug nehmen möchte, stehe ich schnell auf dem Schlauch, da mir Dialekte fremd sind. Ich kann noch nicht einmal Hessisch, obwohl ich aus Hessen stamme. Ich bewege mich also stets auf unsicherem Boden, wenn es um Mundart geht. Muttersprachlern könnte das schnell auffallen.
Damit ich dennoch auf Regionales verweisen kann, streue ich sparsam regionaltypische Begriffe ein - evtl. im Dialog. Das geht recht easy. Beispiel „Brötchen“: im Raum Berlin SCHRIPPEN, im Süden SEMMELN. Ich kann dabei auf einen „Atlas der deutschen Alltagssprache“ mit regionstypischen Ausdrücken zurückgreifen und sehe, wo Pfannkuchen zu Eierkuchen oder Omelett bzw. Palatschinken werden. Ich sehe, wo Metzger eher als Fleischer, Schlachter oder gar Fleischhauer bekannt sind. So muss ich mich nicht auf das dünne Eis von Dialekten begeben.

2 „Gefällt mir“

Das halte ich für eine gute Herangehensweise, ich würde sagen, dass das in einem gewissen Rahmen sogar nötig ist, damit die Geschichte glaubwürdig ist. Lese ich über einen Süddeutschen, der Brötchen kauft, sollte er schon Semmeln sagen. Brötchen wäre eventuell schon ein Bruch und Schrippen ginge nur, wenn er eigentlich aus dem Berliner Raum stammt und das zur Charakterisierung o. ä. beiträgt.

Aus der Verwendung von Schrippe, Brötchen und Semmel lassen sich herrliche Konflikte im Prenzlberg entspinnen :wink:

2 „Gefällt mir“

Das wäre eine Möglichkeit, ist aber m. E. noch schwieriger, als direkt in Mundart zu schreiben. Selbst als waschechter Schwabe würde es mir recht schwerfallen, den typischen Satzbau und/oder die Wortfolge meines Dialekts darzustellen, so dass ein Anderer daraus schließen könnte, welcher Dialekt gemeint ist.

Kleiner, nicht ganz ernstgemeinter :grin: Hinweis @Neri - im Süden (und damit meine ich jetzt bei den Schwaben) ist ein Brötchen keine Semmel, sondern ein Wecken (schwäb. Wegga).
Ich belasse es bei den sparsam eingesetzten und durchaus verständlich „eingedeutschten“ schwäbischen Passagen (zumal das Buch ohnehin schon veröffentlicht ist)

2 „Gefällt mir“