Mikrostories

Manche Menschen taten irgendwann aus Einsamkeit komische Dinge. Ich zum Beispiel. Speed Dating.Neumodischer Kram, musste ich erstmal googeln. Hört sich ganz schön verrückt an.
60+ stand auf dem Flyer,es war in meinem Stammlokal gleich um die Ecke. Sonst würde ich da auch gar nicht hingehen. Aber mal ganz ehrlich, was hatte ich denn zu verlieren? Ich hatte ja schon vor Jahren alles verloren. Meine geliebte Ella,die vor sieben Jahren einfach nicht mehr die Augen aufmachte,meinen Bruder den ich schon zehn Jahre nicht mehr gesehen hatte…von heute auf morgen keinen Kontakt mehr. Kinder hat uns der Liebe Gott leider nicht geschenkt. Ich habe nur meine Bücher und Kalle,meinen fetten Mops,den ich trotz seiner Furzeritis echt gern hab.
Ja,und da sitze ich nun in meinem frisch gebügelten blaufarbenen Karohemd. Ella meinte immer,dass wäre die perfekte Farbe für mich , würde meine blauen Augen unterstreichen und zum Strahlen bringen.
Ach,Ella meine Augen haben seit dem du nicht mehr bei mir bist keinen Tag mehr gestrahlt. Wärst du noch an meiner Seite, müsste ich so einen Quatsch hier nicht machen.

" Halli Hallo ich bin Paula. Ich freu mich voll doll dich kennenzulernen ".
Eine vermenschlichte Version von Miss Piggy steht vor mir. Ich habe absolut nichts gegen füllige Damen. Ganz im Gegenteil. Aber an Paula ist irgendwie alles zu viel. Zu viel Lippenstift und billiges stinkendes Parfüm und dann noch diese schrille Stimme. Furchtbar! Aber am Schlimmsten ist der fette Popel, der vermutlich gleich in ihr Weinglas plumpst. Popel-Paula denke ich gehässig. Wo bitteschön soll ich jetzt noch hinschauen? Versteckte Kamera? Ich versuche nicht zu lachen und beantworte brav ihre dämlichen Fragen. Irgendwie überstehe ich diese fünf Minuten. Die längsten meines Lebens.
Ich überlege zu gehen,doch plötzlich steht eine Hanna vor mir.
Mir stockt der Atem. Unglaublich diese ausdrucksstarken braunen Augen, sinnliche Lippen…Die kleine feine Narbe auf der Stirn, ein sternförmiges Muttermal am Hals. So vertraut.
Ich will alles aus ihrem Leben wissen, wir haben uns so viel zu erzählen und doch bleiben wir stumm.
Tränen laufen über meine Wangen,als ich meinen Bruder…oder nein…meine Schwester glücklich in meine Arme schließe.
Das Ende der Einsamkeit…so ganz anders als erwartet…

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Mäusefell

( Keine politische, aber eine persönliche Geschichte über Kälte )

Immer wenn ich meine Schneidezähne Stück für Stück tiefer im Fleisch versenke, meine Lippen sich festsaugen, die Zungenspitze an der äußeren Hülle anstößt und mit den Lippen zusammen etwas Pelziges spüren und dann der wunderbare Duft von Pfirsichen in meine Nase strömt, muss ich an dich denken.

Das ist die Sequenz, in der du auftauchst, bevor du in meinem Alltag wieder verschwindest und Menschen, welche mehr Zeit in meinem Leben verbringen konnten, dich mit meinen Erinnerungen an sie überlagern.
Wir stehen in der Küche, die ein schmaler Schlauch ist. Sie ist karg und kühl, genau wie du. Du stehst vor dem kleinen Fenster und wirkst, wie ein großer Scherenschnitt, denn das Licht kann nicht durch dich hindurchscheinen. Der dunkelbraune Linoleumboden glänzt, die Arbeitsfläche deiner einzeiligen grauen Küchenzeile ist leer. Auch sie ist spiegelblank. Der dunkelbraune Tontopf am Boden, in dem du das Brot aufbewahrst, ist noch prägnant in meiner Erinnerung verankert.

Du, geboren 1904, elegant, streng und mit einer adeligen Ausstrahlung stehst groß und breit vor mir. Dein mit Haarkämmen frisiertes dunkles, nur leicht ergrautes Haar, welches mehr schwarze, als graue Haare zählt, stellt sich der hereinscheinenden Sonne in den Weg. Du bist dein eigener Schatten.
Wasser läuft mir im Mund zusammen. Ein Pfirsich. Woher hast du ihn? Es gibt keine zu kaufen? Wie gern würde ich ihn jetzt essen. Aber du beißt in meiner Erinnerung hinein und sagst: " Ich mag keine Pfirsiche. Die Haut ist so pelzig, wie bei einer Maus."

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Tapfer stand er auf seinem Posten. Er war der Wächter, alle verließen sich auf ihn. Diese Verantwortung war er gewohnt. Aber er war nicht nur Wächter. Er war auch Verteidiger. Mit einer Magie, die nur ihm innewohnt, war nur er in der Lage, Steine aller Größen bersten zu lassen.
Er musste nur einen Stein in der Hand halten, um ihm die Energie dazu zu verleihen. Später konnte er ihn dann mit nur einem Gedanken explodieren lassen.
Sein Wachposten war ganz oben. Von hier überblickte er alles. Ihr gesamtes Reich und auch den Eingang zu ihrer Feste, der direkt vor ihm lag und in die Tiefe führte. Er nahm sich einen kleinen Kiesel. Ließ ihn in seiner Hand kurz erglühen und ließ ihn in die Tiefe fallen. Kurz bevor er aufkam, ließ er ihn zerbersten.
Dieses Spiel liebte er und es war eine gute Übung. Er konzentrierte sich auf den nächsten, kleinen Kiesel in seiner Hand. Im selben Augenblick vernahm er einen gleißenden Blitz. Von weit weg, jenseits ihres Reiches. Der Kiesel fiel ihm aus der Hand. Er fiel in den Eingang. Diesmal konnte er ihn nicht zum Bersten bringen. Diesmal schlug er erst an den Rand und polterte dann in ihre Feste. Immer wieder schlug er irgendwo an und verursachte Geräusche. Das erweckte die Neugier der Anderen. Schon waren die ersten Augen am Eingang zu sehen. Neugierig aber auch ängstlich blickten sie ihn an. Er blieb ganz ruhig, doch konnte seine Nervosität nicht völlig verbergen.
Schon stand er nicht mehr alleine hier oben. Die anderen sahen sich vorsichtig um, sahen aber keine Gefahr. Nur er wusste von dem Blitz, der die Magie zerstörte. Jetzt war es an der Zeit, seine Kameraden aufzuklären. „Seht, da hinter dem Zaun! Der doofe Tourist hat ein Blitzlicht benutzt. Ihr könnt aber gleich draußen bleiben. Wir bekommen gleich Futter."
Das wachhabende Erdmännchen nickte und wuselte los, Richtung Käfigtür.

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Sie muss härter zutreten, wenn sie mitspielen möchte. Sie muss härter reden, damit man sie hört. Bei der Mannschaftsaufteilung sitzt sie meist auf der Ersatzbank zusammen mit Emmet, dem dicken Tim und Klara, die sowieso lieber wo anders wäre. 26 Schüler, mehr als elf pro Mannschaft werden nicht gebraucht, klar, dass da ein paar rausfallen.
Doch heute ist es anders, heute darf Emmet wählen und er wählt sie in sein Team.
„Ersatzbankkollegen, ist doch Ehre“, sagt er.

Als sie am Ball ist rennt sie los, Nils auf sie zu, doch sie kickt den Ball zu Klara, die nicht schlecht staunt aber den Ball dann zu Sara zurück kickt und selbst davon überrascht scheint, dass das klappt und Sara ist wieder am Ball, Sara gehört das Feld und nein, sie will nicht lieber Ballerina werden denn ihr Weg ist der zum Tor und die ganzen Sprüche, die Zweifler und der Rest werden im Hintergrundrauschen untergehen, so wie Nils der es nicht mehr schafft hinterher zu kommen und sie schießt und der Ball landet in der oberen Ecke des Tors und selbst Sebastian im Tor schaut überrascht als alle anfangen zu grölen und was Besseres hat Sara bis dahin nicht erlebt.

„Du spielst Fußball wie ein Junge“, sagt Nils nach dem Spiel anerkennend. Sara wischt sich mit der Hand die Rotze aus dem Gesicht und schüttelt entschieden den Kopf: „Nein, ich spiele Fußball wie ein Mädchen!“, antwortet sie mit einem Blick der keine Widerrede zulässt. Nils nickt: „Wie ein Mädchen“, wiederholt er beeindruckt. „Wie ein Mädchen.“

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Verdammt @HannahK, du schreibst wie ein Mädchen!
Ich knie mich nieder vor dir, völlig ausser Atem von dem Speed, den du den Mädels in deiner Geschichte gibst. Ja, genau so geht GrrrlPower! Ich liebe das.

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@Gschichtldrucker Die war für Gabi- Sara sagt, Gabi ist ihre Heldin (und wer bin ich, einer meiner Figuren widersprechen zu wollen).

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Geniess das schöne Wochenende. Am Montag kommt Gabi zu Sara und dir. Sie wird Silvia mitbringen und jede Menge Action. Es wird heiss. In jeder Hinsicht.

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David war ein armer Fischer. Sein großer Wunsch war es zu heiraten. Aber dafür musste er sich einen gewissen Wohlstand erarbeiten. Also beschloss er neben der Fischerei, Oktopoden zu halten. Auf seinem kleinen Hof stellte er Becken auf, in denen er sie züchtete. Doch sein Vorhaben wurde sabotiert.
Katzen stahlen die achtbeinigen Meeresbewohner aus ihren Aquarien.
Also verlagerte er die Becken in die Scheune. Aber auch das hielt die diebischen Raubtiere nicht auf: Wann immer sein Zwergspitz-Wachhund ein Nickerchen machte, schlichen die pelzigen Jäger durch den Türspalt und schleppten seinen hart erarbeiteten Nebensverdienst hinfort. Dabei spannten sie ihre klebrigen Tentakeln über das Katzengesicht wie ein außerirdischer Facehugger.
Er konnte einfach nicht heiraten, weil Katzen seine Oktopodenpopulation dezimierten. Doch so schnell gab David nicht auf.
Er beschloss herauszufinden, in welchem Verhältnis diese Katzen zueinander standen und stellte erstaunt fest, dass es sich um eine Katzenfamilie handelt, die sich in seiner Scheune eingenistet hatte. Das Muttertier brauchte die proteinreichen Meeresfrüchte, um ihre Katzenjungen zu ernähren.
Dieser Anblick ließ Davids Herz erwärmen und so beschloss er die Katzen zu adoptieren. Nun fütterte er sie freiwillig, so dass sie nicht mehr auf die Diebesware angewiesen waren. Jetzt konnte er seine Zucht ungestört weiter betreiben. Er fand eine tierliebe Frau, die sich seiner Katzenadoption anschloß und sie lebten glücklich bis an Ende ihrer Tage.

Diese Geschichte ist nicht von mir sondern stammt aus einer Instagram Video Story. Aber ich fande sie genial.

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Eine kleine Geschichte, die ich für einen sogenannten Postkartenkrimi eingereicht hatte:

»Kannst du mich mal zu so einem Tandemsprung mitnehmen, Schatz?«
»Das ist eine tolle Idee, Mäuschen.«
Da war sie: die ideale Möglichkeit, meine Frau endlich und für immer loszuwerden.

Heute ist es so weit. Das Geschirr ist manipuliert, damit ich es unauffällig lösen kann. Mein bester Freund Tom wird neben uns zu Boden fallen und als Zeuge für diesen schrecklich Unfall aussagen.
Wir springen. Gemeinsam. Die letzten Momente mit dieser untreuen Hexe. Kurz bevor ich die Reißleine für meinen Fallschirm ziehe, löse ich das Geschirr. Sie driftet zur Seite und lächelt.

Wieso grinst sie mich an? Plötzlich erkenne ich Tom, wie er sie greift, und sie bei sich einklinkt.
Vergeblich ziehe ich an der Leine meines Fallschirms. Das Letzte, was ich sehe, sind die diabolischen Gesichter der beiden, die mit geöffnetem Schirm zu Boden schweben.

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Ich finde die Geschichte toll. Kurz und bündig. Alles gesagt, viel Spielraum für eigene Bilder im Kopf und dennoch auf den Punkt! Zudem eine Überraschung am Ende. Besser geht es kaum. Eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack.

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Like it! Mehr wäre weniger. :clap:

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In dieser Kategorie möchte ich einen Text vorstellen, den ich 2019 geschrieben habe. Nach einer „Kürzestgeschichte“ mit 269 Wörtern entstand die folgende mit 100 (ohne Überschrift):

Unheimlicher Besuch
Ich saß in der Sommersonne beim Kaffee. Ich fühlte ein Stechen im Kopf und war plötzlich gelähmt. Paradoxerweise schwebte mein Kaffeegedeck zentimeterhoch über dem Tisch. Gleich darauf schoss es hoch und umrundete mich mehrmals. ›Der heiße Kaffee!‹, schrie ich innerlich. Die Tasse stand umgedreht als Kuppel auf dem Unterteller. Wo war mein Getränk? Das fliegende Kaffeegedeck schob sich zwischen Sonne und Augen. Farbige Lichtstrahlen aus der Untertasse fokussierten meine Stirn.
Millionen Gedanken drängten hervor. Schmerzhaft kniff ich die Augen zusammen. –
Ich erwachte im Krankenzimmer.

Auf meiner Stirn entdeckte ich eine kleine Narbe und wusste: ›Halluzinierender Hitzeschlag‹ war die falsche Diagnose!

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Der erste Satz

Der warme Landregen trommelte monoton gegen die Fensterscheibe, als Jakob Malwin vor seiner klappernden, alten Schreibmaschine saß. Das Papier war bereits in den Walzen eingespannt. Das Weiß erinnerte ihn an frisch gefallenen Schnee, unberührt und doch feindlich. Sein Blick haftete seit Stunden darauf, so als würde sich mit bloßer Willenskraft ein Satz formen lassen. Aber da war nur gähnende Leere.

Er nahm einen Schluck kalten Kaffee. Angewidert verzog er das Gesicht. Die Idee zum neuen Roman sollte sein Meisterwerk werden – die Geschichte seines Lebens, das Beste, was er je zu Papier gebracht hatte. Doch was, wenn er sie nie fand – diese eine Geschichte?

Sein Blick wanderte zu der alten Pendeluhr, dann wieder zum Fenster. Die Tropfen liefen in kleinen Bächen hinunter, als würden sie Zeilen schreiben, die er nicht lesen konnte.

Er seufzte. Stand auf. Lief durch sein Arbeitszimmer. Setzte sich wieder. Tippte ein Wort – löschte es. Tippte ein anderes – riss das Blatt heraus, zerknüllte es, warf es in die Ecke. Der Papierkorb war längst überfüllt.

»Was willst du schreiben?«, flüsterte er sich selbst zu. »Wie lautet der verdammte Anfang?«

Dann passierte es.

Ein lautes »Plopp« durchbrach die Stille. Die Glühbirne über ihm flackerte kurz auf und erlosch. Nur das matte Licht des grauen Himmels blieb. Und in der Dunkelheit dieser plötzlichen Stille - kam sie: die Idee.

Nicht mit einem Knall. Nicht wie ein Feuerwerk. Eher wie ein leiser Windhauch, der durch ein gekipptes Fenster sanft hereinweht.

Ein Gedanke. Eine Figur. Ein Name. Samuel. Ein alter Mann, der an einem Tag beschließt, nicht mehr zu sprechen. Nie wieder. Und niemand weiß warum.

Jakob spannte ein neues Blatt ein. Seine Finger bebten. Die Tasten klickten – erst zögerlich, dann schneller.

»Samuel sagte nichts, als er an diesem Morgen aufwachte. Nicht einmal dem Spiegel schenkte er ein Wort.«

Der erste Satz stand.

Er lehnte sich zurück. Lächelte.

Die Geschichte hatte begonnen.

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Gefällt mir. Die Situation sprachlich gut eingefangen.
Kurze Anmerkung: Der sogenannte erste Satz sind tatsächlich zwei. Das Ende wäre für mich wirkungsvoller, wenn nach …lächelte Schluss wäre. Der dann folgende Satz ist m.E. nicht notwendig.

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Einfach schön.

Goldkind
Die Pistole lag ruhig in ihrer Hand, als sie mit dem gestreckten Arm auf die 25 Meter entfernte Scheibe zielte. Sie hielt den Atem an, fokussierte und dachte an die Demütigungen, die Gewalt und die Nächte, die er ungefragt zu ihr kam. Sein Gesicht innerlich deutlich vor Augen drückte sie ab.
Und gewann Gold.

Nur Stunden nach dem Applaus, den Medaillen, den Interviews visierte sie wieder auf 25 Meter ihr Ziel an. Wieder hatte sie sein Gesicht vor sich.
Diesmal ging es nicht um Gold.

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Der Träumer

Man sagt, als Träumer hat man es schwer auf der Welt. Träumer werden nicht verstanden. Sie stehen oft im Weg, sind zu langsam und haben immer einen Ruhepuls, der andere rasend macht. So war sein Leben.
Andere waren schneller, lauter und sichtbarer. Sie saßen auf den besten Plätzen, bekamen die besten Noten, hatten die meisten Freunde, die lautesten Stimmen und die meisten Zuhörer. Später dann das meiste Geld und die schönsten Frauen in den schnellsten Autos.
Aber ihm war das einerlei, denn er hatte die meiste Ruhe, das bequemste Bett, die ehrlichsten Freunde, eine wahrhaft liebende Frau und die beste Gesundheit, denn sein Puls blieb stabil. Er empfand das meiste Glück, die tiefste Zufriedenheit und hatte einen guten Schlaf mit den besten Träumen.

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Meine erste Veröffentlichung… :blush:
Mission Eisbär
Katja stand fassungslos da. Ihre Nähutensilien lagen auf dem Tisch, der Stuhl war zurückgeschoben, die Stoffreste ordentlich gefaltet - doch Oskar, ihr Eisbär, war spurlos verschwunden. Zwei Wochen lang hatte sie an ihm gearbeitet. Er sollte ein Geschenk für ihren Freund werden. Und jetzt? Einfach weg.

Sie durchsuchte das Zimmer dreimal. Unter dem Bett, im Mülleimer, hinter dem Heizkörper. Nichts. Es traf sie wie ein Schlag: Die Putzkolonne. Hatten sie ihn versehentlich für Müll gehalten? Die Reinigungskräfte zuckten nur mit den Schultern: „Wir haben die erste Fuhre Müll bereits im Container hinter dem Haus entsorgt.“
Katja und Karin saßen noch am selben Nachmittag auf der Bank neben dem Getränkeautomaten und tauschten Ideen aus, wie sie Oskar vielleicht noch retten könnten.

23:14 Uhr. Hinterhof der Rehaklinik Rosenberg.

Der Container roch wie ein Mix aus altem Blumenkohl und Desinfektionsmittel. Katja hielt sich ein Tuch vor die Nase und leuchtete mit der Taschenlampe auf die Müllsäcke. Karin, bewaffnet mit einer Mistgabel, fischte methodisch und motiviert einen Sack nach dem anderen heraus.
„Sack eins: Papiertücher und Servietten“, murmelte sie. „Sack zwei: Essensreste, ich wiederhole: Essensreste.“ „Sack drei - okay, das will niemand so genau wissen.“
„Vielleicht ist er gar nicht hier“, flüsterte sie entmutigt.

Als sie schon aufgeben wollten, zog Karin einen verdächtig aussehenden Sack näher an den Rand, öffnete ihn vorsichtig - und da lag er. Oskar. Etwas plattgedrückt, ein wenig ramponiert und unvollendet - aber eindeutig: Oskar.
Katja und Karin warfen sich einen Blick zu - und fielen sich lachend in die Arme.

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VERLIERER

LOSER! VERSAGER! VERLIERER! EIN NIEMAND!
Schmerzende Worte aus meiner dunklen Vergangenheit. Doch heute stehe ich auf der anderen Seite.Ein Schulwechsel war mein Ticket raus aus der Hölle. Heute bin ich der Boss!
Die alte Scheune ist der perfekte Ort für Bennis dritte Mutprobe. Schwitzend und mit zitternden Beinen geht er vorsichtig…im Schneckentempo über den Balken. „Boah,Alter jetzt beweg mal deinen Arsch ein bisschen schneller „! Sein Atem geht stossweise. Oh,nö ! Nicht das DER jetzt schlapp macht und da oben abkackt!
Nö! Er pisst sich vor Angst lieber in die Hose und flennt wie ein Baby.
Was für ein erbärmlicher Loser! Ich lache ihn aus.
Laut und fies! So wie ich es selbst jahrelang gehört habe.
Doch heute stehe ich auf der anderen Seite!
Macht durchflutet meinen Körper.
Was für ein wahnsinnig geiles Gefühl!!!
Mein Lachen wird immer lauter und fieser.
Ich brülle zu ihm hinauf“ Loser,Loser,Loser!“
Beni schaut mich direkt an.
Sein Blick verändert sich…
Und er springt…

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Na toll.
Das Papyrus-Update hatte sich problemlos installieren lassen.
Und jetzt - ging diese verfluchte Kaffeemaschine nicht mehr. Ringo runzelte ruhelos stirnige Falten.
War das die verfluchte KI, von der alle sprachen? Andererseits, die Kaffeemaschine war ohnehin nicht besonders intelligent. Eher brezelblöd. Vielleicht noch zu toppen von dem sadistischen Mähroboter, der Igel mit Löwenzahn verwechselte.
Na gut, dann halt kein Kaffee. Danke Papyrus, murmelte Ringo. Er machte sich ein Bier auf. War ohnehin Fatertag heute.
Von Ringo unbemerkt änderte das Update den Fatertag in Vatertag, während der Saugroboter in der Küche den Wasserkocher kurzschloss, was Ringos Tag gegen Mittag schlagartig zu Himmelfahrt verändern würde.

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