Meine dritte Version

Nachdem mein Name oben beiläufig gefallen ist (s.u.) habe ich mir den Text doch auch mal genauer angeguckt und erlaube mir ebenfalls Erläuterungen dazu in der Absicht dazu beizutragen, ihn noch etwas besser zu machen, als er inzwischen schon geworden ist. HDH.

„Eine schöne Erinnerung nach der anderen spielte sich ab, wie Fotos in einem staubigen Karton, den man auf den Dachboden fand.“
– Schwer zu verdauen, dass Erinnerungen „sich abspielen“. Und Fotos tun das erst recht nicht. „Auftauchen“ würde m.E. besser passen.
– Und auf die Frage „wo?“ steht der Dativ, also „auf dem Dachboden“.
– Wer hat gesagt, dass das Perfekt durch das Präteritum ersetzt werden soll? „Gefunden hat“ war schon richtig.

„Nein, das war’s nicht“: Der Apostroph ist zwar sinnvoll, aber weglassbar (Duden-Empfehlung).

Vor „Ächzend“ fehlt jetzt ein Leerzeichen.

„und Angst verurteilt zu werden“:
→ „und Angst hatte, verurteilt zu werden“

„Vorallem die Blicke der Menschen auf Straße, die sie mir zu warfen. Deswegen waren diese Ängste da.“
→ „Vor allem die Blicke der Menschen auf Straße, die sie mir zuwarfen, die machten mir Angst.“

„Mit geballten Fäusten sagte ich, „Nein.““
Die geballten Fäuste könnten ein Ausrufezeichen (und einen Doppelpunkt) vertragen:
"Mit geballten Fäusten sagte ich: „Nein!“

„Ich musste lernen, mich selbst zu lieben oder damit anzufangen,was die Anderen über mich dachten, zu ignorieren.“
→ Hier fehlt noch ein Leerzeichen hinter dem Komma; bei den „Anderen“ würde ich (wie der Duden) die klassische Kleinschreibung bevorzugen.
Die Stellung des Relativsatzes ist grammatisch nicht falsch, aber nicht optimal. Es gibt eine alte syntaktische Regel, das sog. „Gesetz der wachsenden Glieder“, dem zufolge gibt es eine natürliche Tendenz, längere Satzglieder nach hinten zu schieben, daher
→ „Ich musste lernen, mich selbst zu lieben und zu ignorieren, was die anderen über mich dachten.“
(Das „anfangen“ kann weg: Es ist erstens zu umständlich („strubbelig“, würde @Suse vllt sagen) und zweitens überflüssig, wenn man sich zu lieben und andere(r schlechte Gedanken) zu ignorieren zusammen lernt …

der Augenblick, indem → der Augenblick, in dem

an jeden Tag → an jedem Tag

„Als ich das alles begriff“: Komma dahinter ergänzen.

„Ich machte mich fertig und rannte blitzschnell aus der Wohnung.“

Schöner Schluss, abgesehen davon, dass ich glaube, dass es Leute gibt, die hier monieren würden, dass „blitzschnell“ aus Tautologiegründen gestrichen werden sollte, da „rennen“ eh schon ein hohes Tempo beinhaltet, ja, das gefühlte Tempo steigert sich sogar noch, wenn die Ausdrucksweise noch knapper gehalten wird.

Mir ist nicht ganz klar, wo die gerade aktuell letzte Version zu finden ist. :face_with_diagonal_mouth:

Hier bitte.

Das ist meine überarbeitete Version. Ich hoffe sie gefällt euch. Ich geh dann mal schlafen. Gute Nacht.

Durch das Fenster starrte ich auf den Fluss. Er war braun, umströmte die Insel. Mein Blick wandert über die verwilderte Landschaft und blieb dann am tosende Fluss hängen. Nur widerwillig kehrten meine Gedanken von dort zurück. Heute Abend stand das Date mit meinem Freund im Restaurant bevor. Was sollte ich anziehen? Hatte ich überhaupt Lust hinzugehen? Warum hatte ich Bammel vor diesem Treffen? Mit hängenden Schultern schlurfte ich ins Schlafzimmer. Eine schöne Erinnerung nach der anderen tauchten auf, wie Fotos in einer bunten Schachtel, die man auf dem Dachboden gefunden hat. Ich sah auf die Uhr. Überflüssig, ich wusste, dass ich zu spät war. Mist. Ich durchwühlte meinen Kleiderschrank auf der Suche nach dem passenden Outfit. Nichts, absolut nichts gefiel mir. Genervt riss ich alle Kleider, Röcke sowie Hosen heraus und warf sie auf das Bett. Mit einem Seufzer sackte ich daneben auf die Bettdecke und drückte meine Hände auf die Stirn. Was war los mit mir? Vielleicht lag es am Essen mit meinem Freund oder an alldem hier? Was machte mich so betrübt? Die Aufregung? Nein, das wars nicht.Ich stand auf und betrachtete mich im Spiegel. Nach längerem Anschauen wurde mir langsam klar, dass ich unglücklich mit mir selbst war und Angst hatte, verurteilt zu werden. Weil mein Freund sportlicher aussah als ich. Vor allem die Blicke der Menschen auf Straße, die sie mir zuwarfen, die machten mir Angst. Der erste Schritt war, zuzugeben, dass ich mich für mein Aussehen schämte. Ich fuhr mir über den Nasenrücken und die Spitze. Meine Nase war zu groß. Dann richtete sich mein Blick auf die Lippen, die aussahen wie dünne Striche. Jedesmal wenn ich den Pausenhof betrat, zeigten die Mitschüler mit dem Finger auf mich und lachten mich aus. Die Frauen in den Zeitschriften, mit denen ich mich verglich, sahen immer so perfekt aus. Wie ungebetene Gäste tauchten die Flashbacks auf, die ich versuchte zu verdrängen.
Eine Träne lief mir über die Wange, ich wischte sie weg. Mit geballten Fäusten sagte ich: „Nein!" Das wird sich ändern!
Ich musste lernen, mich selbst zu lieben und zu ignorieren, was andere über mich dachten. Das war der Augenblick, in dem ich den Vorsatz fasste, an jedem Tag, den die Zukunft brachte, gelassener mit mir zu sein. Als ich das alles begriff, war ich frei. Der erste Schritt in die richtige Richtung war getan.
Ich machte mich fertig und rannte aus der Wohnung.

Nach wie vor fehlen mir Absätze. Ich reite da drauf rum, weil ich persönlich Absätze sehr wichtig finde. Sie strukturieren den Text und machen es auch dem Auge leichter. Immer, wenn in der Geschichte der Blickwinkel geändert wird, finde ich einen Absatz wichtig. Hier also z.B. vor „Heute Abend“, vor „Mit hängenden“, vor „Ich sah auf die“ usw.
Meistens ergibt sich dann eine Länge von 3 - 6 Zeilen pro Absatz.

Inhaltlich hängen für mich nur noch „die schönen Erinnerungen“ in der Luft. Die Protagonistin hat erst „Bammel“ und schlurft dann „mit hängenden Schultern“ ins Schlafzimmer. Dort tauchen dann plötzlich und unvermittelt „schöne Erinnerungen“ auf. Das passt für mich nicht. Wahrscheinlich müsste der Satz mit dem „durchwühlte den Kleiderschrank“ vor den Erinnerungen kommen. Das wäre für mich logisch. Nur dann müsste man den Bogen anders kriegen, dass „nichts gefiel“. Vielleicht, weil trotz schöner Erinnerungen alles im Kleiderschrank unmodern ist (nur als Beispiel).

Alles andere gefällt mir gut.

Hier ist das so besser?

Durch das Fenster starrte ich auf den Fluss. Er war braun und umströmte die Insel. Mein Blick wandert über die verwilderte Landschaft und blieb dann am tosende Fluss hängen. Nur widerwillig kehrten meine Gedanken von dort zurück.

Heute Abend stand das Date mit meinem Freund im Restaurant bevor. Was sollte ich anziehen? Hatte ich überhaupt Lust hinzugehen? Warum hatte ich Bammel vor diesem Treffen?
Eine schöne Erinnerung nach der anderen tauchten auf, wie Fotos in einer bunten Schachtel, die man auf dem Dachboden gefunden hat. Dann holte mich die Angst zurück ins Hier und Jetzt.

Mit hängenden Schultern schlurfte ich ins Schlafzimmer. Ich sah auf die Uhr. Überflüssig, ich wusste, dass ich zu spät war. Mist. Ich durchwühlte meinen Kleiderschrank auf der Suche nach dem passenden Outfit. Nichts, absolut nichts gefiel mir. Genervt riss ich alle Kleider, Röcke sowie Hosen heraus und warf sie auf das Bett.

Mit einem Seufzer sackte ich daneben auf die Bettdecke und drückte meine Hände auf die Stirn. Was war los mit mir? Vielleicht lag es am Essen mit meinem Freund oder an alldem hier? Was machte mich so betrübt? Die Aufregung? Nein, das wars nicht.

Ich stand auf und betrachtete mich im Spiegel. Nach längerem Anschauen wurde mir langsam klar, dass ich unglücklich mit mir selbst war und Angst hatte, verurteilt zu werden. Weil mein Freund sportlicher aussah als ich. Vor allem die Blicke der Menschen auf Straße, die sie mir zuwarfen, die machten mir Angst.

Der erste Schritt war, zuzugeben, dass ich mich für mein Aussehen schämte. Ich fuhr mir über den Nasenrücken und die Spitze. Meine Nase war zu groß. Dann richtete sich mein Blick auf die Lippen, die aussahen wie dünne Striche.

Jedes mal wenn ich den Pausenhof betrat, zeigten die Mitschüler mit dem Finger auf mich und lachten mich aus. Die Frauen in den Zeitschriften, mit denen ich mich verglich, sahen immer so perfekt aus. Wie ungebetene Gäste tauchten die Flashbacks auf, die ich versuchte zu verdrängen.

Eine Träne lief mir über die Wange, ich wischte sie weg. Mit geballten Fäusten sagte ich: „Nein!" Das wird sich ändern! Ich musste lernen, mich selbst zu lieben und zu ignorieren, was andere über mich dachten.

Das war der Augenblick, in dem ich den Vorsatz fasste, an jedem Tag, den die Zukunft brachte, gelassener mit mir zu sein. Als ich das alles begriff, war ich frei. Der erste Schritt in die richtige Richtung war getan.

Ich machte mich fertig und rannte aus der Wohnung.

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Ja, die Absätze sind dort, wo ich sie auch setzen würde. Wobei Absätze das Stilmittel sind, für das es kaum festgeschriebene Regeln gibt.
Ich mache das sehr nach Gefühl und auch unterschiedlich, je nach Erzählperspektive. Viele Absätze steigern das Tempo, wenige Absätze verlangsamen es.
Es ist allerdings in der Belletristik nicht üblich, Leerzeilen zwischen die Absätze zu bringen. Ich mache das nur bei einem Szenen- oder Ortswechsel in einem Kapitel.

Etwas anderes ist das in Sachtexten. Da kann man auch Leerzeilen zwischen die Absätze bringen. Oder in geschäftlichen Schreiben.

Sonst super. :+1:

Schöne Entwicklung!

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Vielen Dank für die netten Kommentare

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