Passt jetzt vielleicht nicht ganz hierher:
Ich habe in einer Zeitschrift einen kleinen feinen Beitrag gelesen, der mich beeindruckt hat. Darin ging es um Erkenntnisgewinn, mal den eigenen Standpunkt wechseln und dass jedes Ding zwei Seiten hat. Um Meinungsbildung und Perspektivwechsel.
Am Schluss stand der Satz: Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen sind alle gleich.
Liebe Pferdefrau,
m.A.n. ist die (ernsthafte) Bereitschaft zum Perspektivenwechsel eines jener Alphas & Omegas, ohne die eine gute Schreiberei niemals funktionieren könnte. Da ich das heute schon an anderer Stelle etwas näher zu erläutern versucht habe, will ich das nicht wiederholen. Nur eines drängt es mich zu sagen, wegen folgendem:
Steht das dort wirklich so? – Wenn ja, dann ist’s Blödsinn!
Denn selbstredend – nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich (und außerdem auch noch den Sätzen der Logik gemäß) – ist das Schwarze Schaf anders! Die ganze AUSSAGE ist Quatsch, weil nicht nur das initiale ‘nicht’ Unfug repräsentiert, sondern auch das ‘sondern’. Man kann sich das daran verdeutlichen, daß die Andersheit des SwS ja gerade darauf fußt, daß die weißen alle weiß und mithin gleich sind. Es dürfte also nicht ‘sondern’ heißen, sondern stattdessen müßte da ‘weil’ stehen, nachdem das initiale ‘nicht’ eliminiert wurde: “Das Schwarze Schaf ist anders, weil alle anderen (sich) gleich(end) (weiß) sind.”
Solange tertium non datur gilt (ein elementarer [Grund-]Satz der aristotelischen Logik), ist ein Schwarzes Schaf anders als weiße. Da beißt die Maus keinen Faden ab!
Ich weiß auch nicht, warum ein Vorschlag, der Mut zum Perspektivenwechsel machen möchte – was ja vernünftig ist! --, mit so etwas abschließen möchte, wie der Aufsatz nach deinem Referat scheinbar insinuiert. Denn wie sollte es denn angehen, mal aus der Sichtweise der weißen Schafe betrachtet, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, wenn das Schwarze Schaf nicht anders als sie wäre? Will sagen: Der Wechsel ist doch nur unter der Bedingung eines Andersseins dessen, wohin gewechselt werden soll, überhaupt realisierbar.
Viele Grüße von Palinurus
Lieber Palinurus,
der Satz steht wortwörtlich so da. Schwarz auf weiß. Es ist sicher etwas aus dem Kontext gerissen. Ich verstand das als versinnbildlichung dessen, wie man Dinge betrachtet.
Das Glas ist halb voll, oder halb leer. So in der Art …
Vielen Dank für diesen sehr wertvollen Hinweis, liebe Krimitante.
Bin zugegebenermaßen ein bisschen spät dran mit meiner Antwort - dafür aber um so dankbarer, eine Alternative zu facebook & Co. aufgezeigt zu bekommen. Ich suche schon lange nach einer Möglichkeit, die Social Media im Kontext mit einer evtl. Buchveröffentlichung zu umgehen, und in deinem Beitrag finde ich zum ersten Mal einen konstruktiven und für mich denkbaren Vorschlag.
Wie bist du darauf gekommen? Welcher Art waren ggf. deine Erfahrungen mit Social Media? Das interessiert mich sehr. (Falls das Thema an anderer Stelle schon behandelt wurde, sorry - ich habe mich hier schon durch die verschiedensten Diskussionen geackert, aber nichts in der Richtung
gefunden .)
LG
Bei mir ist es simple gesagt so, dass ich null Lust auf social Media habe. Ja ich habe einige Follower, aber aktiv bin ich nicht. Das ist für mich pure Zeitverschwendung.
Ich bin vollzeit Autorin und habe in der Zwischenzeit an die 80 Veröffentlichungen. Das mit dem Newsletter hatte ich vor zig Jahren bei einer anderen Autorin gesehen und mich entschieden, es zu versuchen. Also nachdem ich in einigen Werken Newsletter platziert habe, meldeten die Fans sich nach und nach.
Es ist allerdings auch so, wenn man erst ein oder 2 Werke veröffentlich hat, wird das vermutlich ne Weile dauern seine Fan-Base aufzubauen. Das ist aber im Grunde kein Problem. Um das Newsletter Marketing auszubauen sollte man sich zuvor eine Stratgie ausdenken. Den Leser, „die Fans“ mit Post zuzumüllen wäre kontraproduktiv. Und das wiederum ist ein großer Vorteil gegenüber zu Social Media. Dort wird der Beitrag den man veröffentlicht einige Sekunden gesehen und verschwindet danach in der Versenkung. Beim Newsletter sprichst Du Deine Interessenten direkt an.
Du musst regelmäßig welche Schreiben, dabei dürfen es nicht zuviele sein.
Ich habe das auf 1 x im Monat eingeschränkt. Damit habe ich die besten Erfahrungen gesammelt. Es gibt Autoren die öfters oder seltener den Brief herausgeben. Vermutlich liegt das allerdings auch an der Branche. Ich beispielsweise biete einen kostenlosen Online Kurs an der über den Newsletter abboniert wird.
Zusaätzlich habe ich natürlich auch für die Belletristik Newsletter die ich mit kleinen Geschichte, Anekdoten oder Infos bereichere. Du siehtst, auf dem Gebiet hast Du ne Menge Möglichkeiten. Bei jedem neuen Werk gibt es Extra Post und da wird sich das auf die Käufe sofort niederschlagen. Die Fans kaufen ohne vorher zu suchen. Sie klicken und kaufen! Das ist letztendlich, dass tolle. Es gibt aber auch Fans die keinen Newsletter wollen, jedoch mit mir im Email-Kontakt stehen. Auch dafür nehme ich mir Zeit. Es ist jetzt ein festes Ritual Samstags Leserbriefe zu beantworten, neue Newsletter zu planen und Schreiben und bei den Socialen Medien kurz vorbeizuschauen.
Unter meiner privaten Email habe ich ebenfalls eine Verlinkung auf meine HP und Anmeldung zum Newsletter. Falls Du noch Fragen hast, melde Dich einfach.
Genau so geht es mir.
Vielen herzlichen Dank für deine schnelle und ausführliche Antwort!!!
Ich mach es etwas kürzer - Zeit ist wertvoll. Wenn ich diesen Thread betrachte, besonders den Threadersteller (ops, kein “in” geschrieben), glaube ich, dass manche zuviel Zeit übrig haben. Aber das ist ja die persönliche Sache eines jeden.
Grüß Euch!
Erst vor Kurzem habe ich das Buch https://www.amazon.de/Gründe-Social-Accounts-sofort-löschen/dp/3455006817 von Jaron Lanier gelesen - und das ist ja in der IT-Welt nicht irgendwer, sondern jemand, der die Maschinisten hinter den Vorhängen kennt. Sie und deren Maschinen.
Darüber, mich aus den sozialen Netzwerken zurückzuziehen, habe ich schon 2018 nachgedacht, als ich mit einer zertrümmerten Kniescheibe im Unfallkrankenhaus lag und https://www.amazon.de/Digitaler-Minimalismus-Besser-weniger-Technologie/dp/3868817255 von Cal Newport las. Bis 2018 hatte ich sie ja alle: Twitter, Instagram, Facebook - ich meine halt das Triplegestirn der Sozialen Verwesung.
Sowohl Lanier als auch Newport verweisen auf Statistiken und Studien, die belegen, dass
- es noch so viele junge Menschen mit Depressionen gab wie seit Facebook
- der Algorithmus von Facebook als quasi moralfreie Instanz und KI (es ist keine wirkliche KI, es lässt sich nur so nennen) dem User immer mehr von jenen Nachrichten in die Timeline spült, bei denen die statistische Wahrscheinlichkeit, dass sie den User dazu verleiten, zu interagieren, sehr hoch ist.
- Statistisch gesehen sind das in fast 90% aller Fälle negative Nachrichten; der Algorithmus schafft dem User schon ohne Interaktion mit anderen Usern eine Bestätigungsblase, in der das Üble, das Bösartige, das Hungrige und Unzufriedene beständigt bounced und wie eine Rückkopplung im lauter wird.
- Weiters stellen beide in ihren Büchern fest, dass die Dauerberieselung durch Kurznachrichten, kleine Belohnungen (wow, wie interessant!) unsere Fähigkeit, konzentriert zu arbeiten, fragmentiert. Wir werden geistig immer kurzatmiger und weil wir spüren, dass es den anderen auch so geht, konzentrieren wir unsere Aussagen bis zur Schmerzhaftigkeit. Das Ziel ist nicht mehr Austausch, sondern Missionierung und Gewinn
- Daumenhoch ist das neue Nikotin
Will sagen: Die Männer und Frauen dieser Welt sind nicht dümmer, böser, herzloser, frecher, grausamer oder was auch immer, als alle Generationen davor. Noch nie allerdings waren unsere Unfähigkeiten so vollkommen dokumentiert und sichtbar. Dazu kommt eine moralische Erwartungshaltung, die aus einer Selbstverständlichkeit etwas absurdes macht, aus einer Frage der guten Erziehung eine Travestie der Menschlichkeit.
Die Menschheit bounced (sorry, aber ich mag das Wort) seit zehn oder fünfzehn Jahren in einer Art emotionalen Rückkopplung, die immer hämmernder wird. Jeder will nur noch über seinen Schmerz reden.
Das liegt auch daran, dass grundsätzlich Gutes wie zum Beispiel das politisch Korrekte von Menschen, die sich in ihrer eigenen Arschlochhaftigkeit gefallen, immer wieder überzogen dargestellt wird. Gut erzogene Menschen mit einem Gespür für soziale Interaktion fänden es beschämend, einen Mensch absichtsvoll unkorrekt zu behandeln. Andere finden darin einen Ausdruck individuellen Rechts, ein Scheißkerl sein zu dürfen. Nennt man diese Menschen dann so, schreien die als Erste (und immer so, dass sie Publikum haben) nach der guten Kinderstube.
Von mir aus braucht es weder politische Korrektheit noch gendern noch Emanzipation sondern nur eine gute, alte. altmodische Erziehung zum Anstand, zur Würde.
@Soziale Medien: Ich habe mich aus allen SM zurückgezogen. Das ging etappenweise. Meine Verleger meinten auch: Peter, Du musst präsent sein und etwas über Dich preisgeben und etwas erzählen.
Nein. Muss ich nicht. Ich bin Schriftsteller. ich schreibe Romane. das muss genügen. Dazu hab ich eine Website und eine E-Mail Adresse. Und etwa dreißig Leute haben meinen WhatsApp-Kontakt.
Seitdem ich mich von den Sozialen Medien entwöhnt habe und auch meine Nutzung von Apps auf ein Minimum zurückgeschraubt habe, komme ich auf eine Smartphone Nutzung von rund 30 Minuten am Tag, und Internetnutzung von maximal eineinhalb Stunden.
Um zu wissen, dass es Menschen gibt, die völlig anders denken und ticken als ich, muss ich nicht meine Zeit in den sozialen Medien verbrennen. Lernen tu ich dort auch nichts. Glücklich macht es mich schon gar nicht.
Das ist so wie mit knieweichen Drogensüchtigen. Ich mag ihre weinerliche Dringlichkeit nicht. Deshalb gehe ich aber auch nicht ganz bewusst dorthin, wo sie sind, um mich darüber aufzuregen, *dass *sie dort sind: Ich will doch nur über meinen Schmerz reden!
Ich kann nur jedem raten: Löscht Eure Social media-Accounts. Alle. Entdeckt wieder die Schönheit der Privatsphäre, die ohne Securitysettings auskommt.
Soll doch das Üble, das Bösartige, die elende Travestie der Menschlichkeit, in den Brutkästen der eigenen Meinung ersticken.
Liebe Grüäße,
Peter
Wie immer, lieber @Palinurus, treffend bemerkt. Gleichwohl hinkt dieser wie jeder andere Vergleich, wenn ich‘s recht bedenke. Denn soviel anders ist das schwarze Schaf dann doch nicht. Es trägt nur eine andere Fellfarbe
Und um nochmals auf die Welt von Facebook und Konsorten zurückzukommen … Eine/jede Facebook-Gruppe darf man sich getrost als innen verspiegelte Kugel vorstellen. Wer drinnen steckt, vermag die Außenwelt nicht mehr wahrzunehmen und sieht nur Myriaden Spiegelbilder seiner selbst, mehr oder weniger verzerrt.
Ich schließe noch einen Buchtipp an:
Roger McNamee
„Die facebook Gefahr“
erschienen im Plassen Verlag
Für mich als (in aller Bescheidenheit) Silicon Valley Insider das ultimative Buch über Facebook und die zugrundeliegende Denkungsart und Technologie. Geschrieben von einem der frühen Finanziers des Herrn Z. Spannend und äußerst aufschlussreich!
Danke für die Informationen! Den ersten Punkt finde ich besonders interessant. Es gab einige Studien darüber, aber ich habe mich bislang nicht weiter damit befasst (fällt nicht in mein Fachgebiet, obwohl interessant).
Ich war nie Freund von Facebook und hatte dort auch nie einen Account. Das hat vor allem in meiner Abiturzeit für regelrechte Ausgrenzung gesorgt und mich würde wirklich sehr interessieren, wie sich die genannte Depressionsrate auf Nutzer von Facebook und auf Nichtnutzer verteilt. Nachdem WhatsApp ebenfalls zu Facebook gehört, würde mich auch interessieren, ob das in den Studien ebenfalls berücksichtigt wurde.
Danke für die Anregung, sich mal intensiver damit zu befassen.
Eine Studie hab ich auf die Schnelle gefunden: https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/article-abstract/2737909
Liebe Grüße,
Peter
Bin im “richtigen Leben” Sozialarbeiterin, habe viel mit jungen Erwachsenen zu tun und kann diese Studie daher aus jahrzehntelanger Erfahrung bestätigen. Die Kids präsentieren einem den kompletten morbiden Strauß: Depressionen, diverse stoff- und nicht-stoffgebundene Süchte, soziale Isolation, Realitätsverlust, Flucht in Parallelwelten, mangelndes Selbstwertgefühl. Das alles und noch mehr, z.T. gepaart mit - sorry - galoppierender Verblödung … Deshalb u.a. auch meine Aversion gegenüber Social Media.
Nochmals danke und lieben Gruß
Chris
Es ist mit Social Media ein bißchen wie mit einem Hammer. Das Werkzeug allein ist nicht böse, auch wenn ich damit einen Kopf einschlagen kann. Ich könnte stattdessen auch einen Nagel in die Wand schlagen und ein Bild aufhängen.
Meine Erfahrung: Es kommt drauf an, was für Seiten oder Menschen man abonniert. Sind es kluge Seiten, spülen sie einem kluge Dinge in die Timeline. Sind es Clickbaiting-Seiten, kommt Aggressivität rein. Das hat jeder über die persönlichen Account-Einstellungen selber in der Hand.
Dennoch mache ich auch die Erfahrung: Social Media können stressen. Das liegt bei mir daran, daß ich sie beruflich nutzen muß. Dabei sieht man viel von der von @nathschlaeger erwähnten Algorithmus-beförderten Aggressivität. Die Anonymität tut das Ihre dazu.
Hi Buchling -
da sind wir d’accord. Es ist auch nicht meine Intention, Social Media per se zu „verteufeln“. Deine Metapher vom Werkzeug sagt ja alles. Und: Auf die Dosis kommt es an!
Erfreulicherweise haben wir die Möglichkeit, unseren persönlichen „Werkzeugkasten“ auszuwählen und bestimmen, wann wir ihn wieder in die Ecke stellen.
Da pflichte ich Dir generell bei, möchte aber Facebook davon ausnehmen. Denn in diesem Fall ist der unterlegte Algorithmus bewusst so beschaffen, dass er die niedersten Instinkte des Menschen anspricht, um die Verweildauer im Facebook-Universum und damit die Höhe der FB Werbeeinnahmen zu maximieren. Ohne weiter ins Detail gehen zu wollen (mehr dazu siehe mein obiger Lesetipp), kann ich damit Facebook nicht mehr die Neutralität eines Werkzeugs zugestehen.
Times are changing
Ja – leider