Mein Erstling ist fertig - Tipps erwünscht

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Ich arbeite mich gerade durch diesen Thread und sehe viele gute, aber auch einige nicht so gute Tipps , Tricks und Überarbeitungsvorgehensvorschläge (wahrscheinlich werde ich jetzt von einigen von euch für so eine Wort-Monster innerlich gesteinigt) … ABER:
Füllwörter zum Beispiel haben auch ihre Daseinsberechtigung. Laut diesem Beispiel sollte es egal sein ob das Wort ‚wirklich‘ dort steht oder nicht. Doch für mich als Autor von Busfahrergeschichten ist ein solches Füllwort teilweise essenziell.

Siehe:
… der Winter hat Einzug gehalten. Ich bin mit meinem Dieselbus auf der Linie 62 unterwegs, die Straße glitzert im Licht der Scheinwerfer und ich muss sehr vorsichtig mit dem Gas- und dem Bremspedal umgehen. Denn wenn der Bus durch meinen ungeschickten Umgang damit und seinen fast zwanzig Tonnen Gewicht erstmal ins Rutschen kommt, kann ihn kaum mehr etwas aufhalten. Die nächste Bordsteinkante vielleicht, aber möglicherweise missbrauche ich auch das geparkte Pizzalieferfahrzeug als letzte Halteinstanz.
Ich habe mein kleines Seitenfenster geöffnet und eine kalte Brise zieht herein. Heute ist es nicht nur kalt draußen, heute ist es wirklich kalt und ich schließe es wieder, damit ich mir keine Frostbeulen am Arm oder sogar eine Erkältung zuziehe …

Hier würde ich auf keinen Fall Füllwörter, auch nicht das ‚Wirklich‘ weglassen … und nebenbei auch nicht auf die dreifache Wortwiederholung ‚kalt‘ verzichten …
Was meint ihr?

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Jetzt muss ich ein bissl klugschwätzen, ich hoffe, du verzeihst, lieber @a-i-brecht.
Also, mich hätten die drei mal kalt nicht gestört, wenn sich nicht das erste auf eine Brise bezieht. Gibt es denn auch warme Brisen? Als Bewohner des Alpenostrandes ist mir das nämlich nicht geläufig. Nach dem „wirklich kalt“ würde ich zudem einen Punkt machen, das „und“ streichen und groß weiter schreiben. Das unterstreicht das „wirklich kalt“ nochmal nach meinem Empfinden.
Den Schein des Scheinwerfers in der zweiten Zeile finde ich putzig (ja, was soll er den sonst werfen - Konfetti?) und Frostbeulen kriegst du nicht vom kalten Luftzug am Autofenster, eher eine Bursitis (Schleimbeutelentzündung). Auch das „sehr vorsichtig mit dem Gas- und Bremspedal umgehen“ würde ich durch ein simples „vorsichtig sein“ austauschen.
Aber ja, ich mach die gleichen Fehler. Mit vollen Hosen ist gut stinken. Nix für ungut.

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Ich sehe es genauso wie du und handhabe das auch in meinen Geschichten so.

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Es gibt zumindest warme Winde, ja sogar heiße.

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Alles ist gut mein lieber @Gschichtldrucker,

Ich kann sehr gut die eine Kritik von der anderen unterscheiden und ein jeder von uns hat ja so ein bisschen eine Neigung zum Klugschwätzen.
Den kleinen Ausschnitt habe ich extra für die Antwort geschrieben, um den Satz unterzubringen und habe den Schein schon vor deinem Hinweis in ‚Licht‘ umgeschrieben. Aber der Rest sind für mich wesentliche und bildhafte Elemente, die den Leser direkt neben mich in den Bus katapultieren.
Das ist die Intention und mein ganz persönlicher Weg.
Es führen nicht nur alle, sondern ganz viele Wege nach Rom … :wink:

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Danke :blush:

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Jo:
Leichte, laue, milde, sanfte, belebende … :slightly_smiling_face: :upside_down_face:

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Ich mache jetzt mal den Klugscheißer:

Die Brise ist nach der Beaufortskala die Bezeichnung für einen Wind der Stärke 2 bis 5.
(Quelle: Wikipedia)

Der Begriff sagt überhaupt nichts über eine Temperatur aus. Eine Brise kann demnach von eiskalt bis glühend heiß eigentlich alles sein.

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Und im Übrigen, meine lieber @Koebes:

Meinen ganz herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Werk :blush: :+1:t3:

Das ist schon ein ganz besonderes Gefühl … und es ist kaum vermittelbar …

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Die Stilanalyse ist ein Werkzeug, das richtig eingesetzt werden muss.

Sie gibt Anregungen und Hilfen. In einer ruhigen Beschreibung kann ein Adverb oder Adjektiv in Maßen durchaus guter Stil sein.

In einer schnellen Actionszene dagegen stört fast jedes Adjektiv.

Sprich, Euer Sachverstand und Euer Stil ist immer vonnöten und kann von der Stilanalyse nicht ersetzt werden.
Aber sie kann auf Schwächen aufmerksam machen, insbesondere bei der Überarbeitung, wo der Satz eben noch nicht ganz „sitzt“ und Kürzungen hilfreich sind.

Wirklich! :slight_smile:

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Absolut richtig. Als ich zum ersten mal die Stilanalyse über einen Text laufen ließ, dachte ich, ich müsste den Rechner an die Wand knallen. Erst beim zweiten oder dritten Mal wurde mir klar, dass das ja „nur“ Vorschläge waren, die ich übernehmen kann oder nicht. Ich bin es, der das Buch schreibt, nicht Papyrus. Daher trage auch ich die Verantwortung darüber, was bleibt oder raus muss.
Ich schätze heute gerade dieses Tool mehr als alles andere an dem Programm. Vielen Dank dafür!

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Ich finde es schon enorm hilfreich, wenn ich durch eine Markierung ‚gezwungen‘ werde, über die Verwendung eines Wortes nachzudenken. Überflüssig ja, nein? Ersetzen? Womöglich doppelt angewandt? … Vielleicht streiche ich besser den ganzen Satz … oder fange am besten von vorne an … Warum schreibe ich überhaupt … :exploding_head:)

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Genau dafür ist die Stilanalyse da, Du hast das prima formuliert, wie vor Dir auch @Gschichtldrucker.

  • Geht der Satz besser?
  • oder wende ich an, dass die Formulierung hier gelungen ist?
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