Mein erstes Kapitel

Hallo.
Ich würde euch gerne das erste Kapitel meines Krimis lesen lassen, um eine Einschätzung zu bekommen, ob es dazu anregen würde, weiterzulesen.

Vielen Dank.

Dirk Osygus

Jäger_jagt_Version_2-01_Kapitel_1.pdf (739 KB)

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könntest du es bitte auch als .pap-Datei hochladen? Beim PDF ist es ganz blöd, wenn man einzelne Passagen zum Besprechen rauskopieren will.

Mache ich gerne

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Die gut ausgebildete Beamtin wirkt auf mich eher nicht so gut ausgebildet, wenn sie zwei Mal “Mord” überhört und dann fragen muss, um welchen Notfall es sich handele.

Die Verwendung der Inquit-Formel haben ich für mich selbst noch nicht abschliessend geklärt. Einige Lektorate würde aber die Inquits ohne Lautäußerung anmahnen. Beispiel: “… an der Gahte”, versucht er es wieder …

Sonst: Szene zu kurz für mich um zu beantworten, ob ich weiterlesen würde. Hab ich durch den Klappentext schon eine Ahnung, warum der Schleicher das da so nervös macht?

Für mich war es wichtiger, daß die Polizistin am Notruf erst einmal herauszufinden versucht, wer der Anrufer ist. Da kann es natürlich unterschiedliche Prioritäten geben.
Auf welche Art schreibt man denn besser, wenn man unterbrochen wird ?

Die Beamtin auf so extrem plumpe Art als unfähig darzustellen, fand ich nur nervig. Vielleicht war es ja die Absicht, das Telefongespräch und diese Frau als besonders nervig erscheinen zu lassen? Ich wäre aber sehr, sehr vorsichtig, eine Geschichte mit derartig negativen Emotionen beim Leser zu starten. Erzeugt die Geschichte beim Leser in den ersten Abschnitten stark negativ gefärbte Emotionen, ist es extrem wahrscheinlich, dass das Buch ins Regal zurück gestellt wird.
Die Beamten, die bei Notruf und Polizei den Telefondienst machen, werden dafür speziell geschult. Auch psychologisch. Die Reaktion der Beamtin war völlig unglaubwürdig.
Ansonsten ist der Text viel zu kurz, um beurteilen zu können, ob die Geschichte einen tragfähigen Plot hat und Protagonisten, die einen zum weiterlesen oder weglegen des Buches animieren.

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Ah, jetzt verstehe ich warum du das so geschrieben hast. Leider nein, so funktioniert das nicht. Du versuchst das Pferd von hinten aufzuschirren.

geht ein Anruf in der Notfallzentrale ein, dann ist die aller wichtigeste Frage: “Wo?” ist “Was?” passiert! Es geht eventuell um Menschenleben. die Einsatzkräfte müssen so schnell wie möglich am Zielort eintreffen und wissen was passiert ist: Autounfall, Hausbrand, Verletzte (wie viele), bewaffneter Raubüberfall…
Am Ende werden sie sicherlich auch nach dem Namen des Anrufers fragen, und versuchen dessen Identität festzustellen. Sie nehmen einen Notruf in jedem Fall aber auch anonym entgegen.

Wenn Dein Protagonist es so super dringend hat, soll er doch, sobald der Anruf entgegen genommen wird, einfach ins Telefon brüllen: “Hier ist ein Mord geschehen! Drei Leichen im Keller der Blutschachtstrasse 73!” und den Hörer aufknallen.

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Vielen Dank fürs Teilen Deines Kapitels.
Mir kommt das Gespräch ebenfalls sehr konstruiert vor.
Ich stelle mir das eher so vor wie @DarkLion : Was und wo, ggfs. noch wann ist etwas passiert, erst dann wird nach dem Namen gefragt und evtl. versucht, den Anrufer in der Leitung zu halten, bis die Einsatzkräfte vor Ort sind.
Spätestens, wenn das Wort “Mord” fällt, erwarte ich kurze, knappe, zielführende Fragen zum Mord und nicht zig Nachfragen zum Namen.

Mir ist aufgefallen, dass Du mehrere Wiederholungen in dem kurzen Kapitel untergebracht hast. Sind die Farben von Kappe, Handschuhen und Parka wichtig?
Die Inquits wurden schon erwähnt. Mir sind auch mehrere Stellen mit glaubte er, nahm er an, dachte er aufgefallen - das wirkt auf mich etwas holperig. Die Stilanalyse spricht dann gerne von “Hellsehen”. Meist könnten diese Wendungen entfallen.

Wenn der Jäger so sehr darauf bedacht ist, nicht aufzufallen, warum findet der Anruf am helllichten Tag offenbar an einem belebten Platz statt?

Erbsen: ein paar Kommata zuviel.

Ansonsten ist mir der Text auch etwas zu kurz, um schon sagen zu können, ob ich weiterlesen würde - kommt mir eher wie ein Prolog vor als ein erstes Kapitel. Dafür hat er, wie oben erwähnt ein paar Wiederholungen und Längen, die evtl. gestrafft werden könnten.

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Ich kann mich hier eigentlich nur noch DarkLion und Alex Sassland anschließen, über das konstruiert wirkende Gespräch bin ich auch gestolpert.

genau sowas ähnliches hab ich mir auch gedacht, wenn es so dringend ist und er unerkannt bleiben will, einfach anrufen, Mordfall melden, Adresse durchgeben, auflegen, fertig.

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Vielen Dank für die guten Tips. Ich habe es umgeschrieben und würde es gerne noch einmal in den Ring werfen. Wer mag, darf mich gerne weiter kritisieren. Ich nehme das gerne an.

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An der Gathe«, sagte er angespannt. Er wurde nervös. → Im “angespannt” steckt schon drin, dass er nervös war, finde ich.

Nein, zumindest hoffte er nicht. → Fehlt hier das Wörtchen “es”?

Warum nehme sie an → nehmen Sie

Wieder schaute er sich nervös um und versuchte festzustellen, ob er beobachtet wurde. Das war nicht der Fall. Niemand fiel ihm auf. → Wir wissen bereits, dass er nervös ist. Dass das nicht der Fall war und dass ihm niemand auffiel ist ebenfalls doppelt.

Das war nicht der Fall. Niemand fiel ihm auf. Er hörte keine Sirene. → Für meinen Geschmack lohnt es sich nicht, zu viel aufzuzählen, was nicht ist.

Bis jetzt war er sicher, nahm er an. → Ich denke, er ist nervös. Wenn er nervös ist, kann er sich nicht sicher fühlen, erst recht nicht, wenn dies nur eine Annahme ist.

Was war mit ihm los. → Fragezeichen statt Punkt.

Er hatte nicht geplant, so lange zu sprechen. Die besonnene Art der Polizistin verwirrte ihn. Kurz und knapp die Meldung absetzen und weg. → Hier steht wieder, was er nicht wollte und das, was er wollte folgt sogleich. Außerdem würde ich die Reihenfolge umstellen.
Vorschlag:
*Die besonnene Art der Polizistin verwirrte ihn. Dabei wollte er eigentlich nur kurz die Meldung absetzen.
*
Er stand unter Druck. → Dass er unter Druck steht, wissen wir ja schon seit einigen Zeilen.

Es blieben ihm maximal drei Minuten. …] Beeilung war angesagt. → Es ist ja ganz klar, dass er sich beeilen muss, wenn ihm nur 3 Minuten bleiben. Auch hier eine inhaltliche Doppelung.

Da war er sich sicher. Auch wenn dies nicht der Fall sein sollte, eine Wette würde er nicht drauf eingehen. → Wenn er keine Wette darauf eingehen würde, kann er sich nicht sicher sein, oder?

Die Konsequenz war, den Münzfernsprecher benutzen, der heutzutage keine Münzen mehr annahm. Heute waren die letzten Überbleibsel der handylosen Zeit, Kartentelefone. Der Notruf, sei es die 110 oder 112, war kostenlos. Zum Glück. Das kam ihm zugute. → Das wissen wir alles. Wir leben ja nicht auf dem Mond. :slight_smile:

Der Begriff Telefonzelle war gut. In diesen Zeiten waren es eher mäßig überdachter Wählplätze, keine heimeligen Zellen mehr, wie vor Jahren. …] So selten waren sie mittlerweile. → Auch das ist nichts Neues.

Nachdem der den Wall überquert hatte, kehrte verlorene Sicherheit zurück. → Hier fehlt wohl ein Wörtchen.

Für den Fall, dass dennoch eine Streife zu dem Telefon geschickt werden, wollte keine Spuren hinterlassen. → Hier fehlen zwei Wörter.

Er schlug den Kragen des dunkelblauen Parkas hoch und verschmolz mit dem grau der Großstadt. → Wäre das nicht ein wunderbarer Einstieg für deine Geschichte? Also diesen Satz als ersten Satz zu platzieren?

Meiner Ansicht nach solltest du die Doppelungen sowie die allgemein bekannten Dinge herausstreichen, dann hast du zwar einen stark gerafften, aber dennoch interessanteren Anfang.

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Du hast die eigentliche Mordmeldung sehr viel besser hinbekommen, finde ich.
Allerdings stimme ich auch @Suse zu, dass es immer noch (zu) viele Dopplungen gibt, auch etliche, die sie nicht aufgezählt hat, da kannst Du noch straffen.
Vor allem die Sequenz mit dem öffentlichen Telefon, Münzfernsprecher, Kartentelefon, Telefonzelle, Telefonzelle, Zellen, öffentlichen Fernsprecher - würde ich (auch) radikal kürzen.
Im vorletzten Absatz bewegt er sich wieder unauffällig, nach unauffällig, auffällig, als er gerade den Hörer aufgelegt hat (das gehört mit zum Kürzungspotential, meine ich …).

Erbsen, die Suse nicht erwähnt hat :smirk:
Die zwei Euro Parkgebühr war ihm → waren ihm
verschmolz mit dem grau → Grau

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Also alles, was recht ist. Bei jedem Text kann man kürzen. Manche kürzt man am besten so, dass nichts mehr übrig ist. Aber hier? Ich finde manche Doppelung wichtig, gerade um zu zeigen, wie nervös er ist. Das kommt daurch wesentlich besser rüber, als zu schreiben, er wäre nervös. Lass dich nicht kirre machen. Ist man nervös, ist ein paranoides Wiederholen der Handlung ein probates Mittel, dies zu zeigen! Show, don’t tell.

@Suse: Vielen Dank für Deine Zeit und Muße, mein Kapitel zu lesen. Die Punkte, die Du aufführst sind alle richtig und ich danke Dir dafür. Fast alle habe ich schon umgesetzt. Die fehlenden Worte kommen aus dem Ändern. Da übersieht man leider oft, ob ein Wort fehlt.
Also, ich wußte nicht, daß man den Notruf an Telefonzellen umsonst absetzen kann. Ich war vor Ort und habe mir das angeschaut. So viele Notrufe habe ich aber zum Glück noch nicht absetzen müssen.
Ob ich Anfang umändere ? Ich werde mal darüber nachdenken.
Sicher wirken manche Dopplungen wie z.B. die Telefonzelle überflüssig, aber gerade bei der Telefonzelle finde ich, daß es sein sollte, sonst paßt mein Vergleich nicht.
Danke nochmal für die Tips.

@Alex Sassland: Dir danke ich auch für die Hinweis. Sind schon umgesetzt. Bei den Kürzungen arbeite ich dran.

@DuaneHanson: Ich denke auch, daß manchmal eine Wiederholung auch Sinn machen kann.

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Ich habe dein Kapitel gelesen und als Krimitante ist das ja praktisch mein “Fachgebiet”. Ich habe mich nach ungefähr dem sechsten Satz beobachtet, an andere Dinge zu denken und das ist dann ein Zeichen: Pack das Buch weg, es ist Zeitverschwändung. Aber du bist ja noch am Anfang und da kann man ne Menge umschreiben… Viele Kritiken haben die Kollegen bereits wunderbar erläutert. Ich habe an manchen Stellen Erklärungsversuche gefunden. Erklärungen gehören in keinen Roman und diese Stellen solltest du alle LÖSCHEN!!! Die Löschtaste ist Autors bester Freund! Ich finde deinen Anfang interessant. Sollte es dir gelingen, die Verdoppelungen und Erklärungen radikal wegzulassen und nicht in ein Klischee abrutschen, sehe ich potenzial.
Aber bitte unbedingt die vielen Hinweise meiner Kollegen beachten!!! Die sind sehr wertvoll. Melde dich mal mit dem nächsten Kapitel, es würde mich interessieren…

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Mich auch.

Der Leser ist ja (hoffentlich) nicht doof. Wiederholungen dieser Art langweilen (zumindest mich).

Nach der ganzen sachlichen Kritik, muß ich das erst einmal überarbeiten. Aber dann mache ich das gerne.

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Nachdem ich hier ja kräftig Haue für mein erstes Kapitel bekommen habe, bin ich so mutig und präsentiere eine weitere Leseprobe.
Die Kritik war ja berechtigt und ich habe sie beherzigt.
Euch allen ein schönes Wochenende.

Jäger_jagt_Version_2-01_Hirtes-Tod_2.pap (10 KB)

Hast du gar nicht, nur ein paar Streicheleinheiten.

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