Mehrteiler - oder wie ich meinen Faden verlor

Hallo Zusammen,

hier meine erste der angedrohten Bitten um Unterstützung. :slight_smile:

Ich arbeite seit einigen Wochen fleißig an einem Konzept für meine Geschichte.
Von der Vorstellung, dass alles in einen Band passt, bin ich jetzt abgerückt und habe mich für einen Mehrteiler entschieden.
Da ich ohne Vorkenntnisse gestartet bin, verbringe ich aktuell viel Zeit auf Videoplattformen und in unterschiedlichen Foren, um mir Techniken und Herangehensweisen rund um das Monster „Bücher- schreiben“ anzueignen, was auch gut funktioniert.
Es heißt ja: Langsam ernährt sich das Eichhörnchen.
ABER…
Ich bemerke jetzt schon, wie ich im Überfluss meiner Idee und den damit verbundenen Dokumenten ertrinke und Änderung über Änderung füllen die Charakterkarten und Denkbretter.

Mir ist natürlich bewusst, dass es da kein Pauschalrezept gibt, wie man sich organisiert, da Jeder sich selbst anders strukturiert. Dennoch würde mir eine Idee einer Herangehensweise helfen.

Was ich bisher getan habe:

  1. Plott erstellt - (ändert sich in Nuancen immer mal wieder)
  2. Charaktere erstellt - Hauptcharaktere wurden detailliert auch mit Beziehung zueinander und Entwicklung aneinander/miteinander ausgearbeitet. Nebencharaktere wurden „nur“ aufgeschrieben, damit ich weiß wann was mit wem passiert.
  3. Denkbrett mit grober Hauptgeschichte und Nebengeschichten (Mindmap) erstellt- Hier habe ich das Problem, dass ich nicht mehr einschätzen kann, in welchem Buch die Handlungsstränge passieren sollen. Wie sortiert ihr euch hier? Mit einem Zeitstrahl? Wie kann ich den zeitlichen Ablauf realistisch einschätzen?
  4. Heldenreise erstellt (Die ich auch immer wieder etwas anpasse) - Mein Problem hier - Es fühlt sich für mich an, als ob ein „Zyklus“ der Reise ein bis eineinhalb Bände abbilden. Sollte ich eventuell einen „Zyklus“ global und dann pro Buch einen Eigenen bauen, um die einzelnen Schritte der Entwicklung abzubilden? Erstellt Ihr auch für die anderen Charaktere eine „Heldenreise light“?
  5. Lokation und Welt gebaut. Die Landkarte habe ich ganz grob mit Inkarnate erstellt und stelle jetzt fest, dass sie nicht mehr zum sinnvollen Storyablauf passt. Erstellt ihr erst ein grobes Gerüst der Welt und füllt das dann mit Leben oder erstellt ihr bereits vorab feste Regeln und lasst Eure Geschichte darin wachsen? Wie dokumentiert Ihr das sinnvoll um die ständig „nachwachsenden“ Ideen einzubauen? In einem Word-Dok. würde das nach zwei Bänden doch nicht mehr übersichtlich sein oder?

Viele Fragen…Ich freue mich selbst über ein, „Du schaffst das schon“, wenn Ihr mir Eure „Rezepte“ nicht verraten mögt. :slight_smile:

Liebe Grüße
HerrFux

2 „Gefällt mir“

Ach Fuxi. Soviel gute Absichten. So viel Wissbegier. So viel Theorielust.
Wie wärs , wenn du mal mit schreiben anfängst? Sonst endest du noch wie jener Mann, der ein Schiff bauen wollte, aber meinte, es müsste das beste, schönste und schnellste von allen sein. Fünfzig Jahre plante er den Kahn. Als er sich ans Werk machen wollte, war er zu alt, um einen Hobel zu halten.

Aber ich versteh dich schon. Du willst von Anfang an perfekt sein. Wollte ich auch. Doch: vergiss es. Gescheiter wirst du nur, wenn du scheiterst. In dem Sinn: Schreib, Alter! Deine Protas werden dir schon sagen wo es lang geht und wann ihr am Ziel seid!

14 „Gefällt mir“

Grüß Dich Gschichtldrucker,

da stimme ich Dir zu.
Nur PS haben reicht, gefahren werden muss das Auto :slight_smile:

Bin jetzt bei zirka 5k Wörtern :rofl:.
Mir fehlt eben das Wissen, wie schreibe ich Dialoge, was macht einen Charakter spannend, wie beschreibe ich richtig…und so weiter. Das Nachschlagen, Einlesen und Herumprobieren kostet einfach Zeit. Dann kommt noch das „Nicht-“ organisieren dazu und schon bleiben die Helden erstmal am Lagerfeuer sitzen und warten auf den Erzähler.

Möchte mit meinen „Helden“ an dem Projekt wachsen und besser werden. Mit einer guten Organisation kann ich mich aufs Lernen und Schreiben konzentrieren und muss nicht ewig irgendwelche Handlungen, Personen oder Orte suchen, die sich irgendwo in den Tiefen meiner Dokumente verstecken :smiley:

Soweit der Plan :stuck_out_tongue:

1 „Gefällt mir“

Kein Plan hält die Begegnung mit der Realität stand. Das ist zumindest meine Erfahrung :sweat_smile: Natürlich hab ich mir meinen Plot zurechtgelegt, aber während des Schreibens hat das alles eine ganz andere Dynamik bekommen, als gedacht. Inzwischen ist von der Ursprungsidee nur mehr recht wenig übrig.

Hier hatte ich zu Beginn nur ein grobes Bild. Am Ende hab ich meine Charaktere durch die Geschichten wachsen lassen. So wie meine Leser sie kennengelernt haben, so hab ich sie kennengelernt. War am Anfang schwierig, weil ich beim Schreiben nur ein blasses Bild vor meinen Augen hatte, aber da bin ich durchgetaucht.

Wollte ich immer wieder und wieder, aber irgendwie komme ich weder mit Denkbrett, noch mit Zeitstrahl zurecht. So gesehen mache ich sehr viel nach Gefühl. Noch gehts.

Mein Tipp: Übernimm dich nicht. Geschichten ufern aus - zumindest meine. Und das, obwohl ich meine Ursprungsideen um mehr als 50 % zusammengekürzt habe. Aus meinem geplanten ersten Band sind nun schon zwei geworden. Zum Glück hab ich einen guten Punkt gefunden, wo ich einen Cut machen konnte, dass es sich anfühlt, als wäre es sogar genau so geplant gewesen.

Ein wenig ein Grundgerüst hatte ich, aber am Ende hatte ich auch das Problem, vor einer gefühlt leeren Welt zu sitzen. Da kam bei mir beim Schreiben keine Stimmung auf, also wie dann beim Leser?

Ich habe das Problem so gelöst:
In einem Nebendokument habe ich meine Charaktere verschiedene Szenen erleben lassen. Dabei habe ich alles möglich an Worldbuilding einfließen lassen, wonach ich Lust und Laune hatte. Manches hat mir gefallen, anderes überhaupt nicht. Aber die Welt wurde lebendig, die Charaktere begannen, Farbe abzukriegen und manche der Szenen haben es dann auch in eigentliche Projekt geschafft. Das hat mir irre geholfen.

Aber der wichtigste Tipp:
Einfach anfangen und sich nicht zu Tode planen. Die besten Ideen kommen einem mittendrin.

3 „Gefällt mir“

Du hast weiter unten eigentlich eine schöne Idee erwähnt. Lass deine Helden am Lagerfeuer sitzen und die Beine ausstrecken. Sind sie froh, das letzte Abenteuer überstanden zu haben? War knapp, nicht wahr? Oder bereiten sie sich auf das nächste vor. Wer übernimmt das Sprechen? Wer hält den anderen den Rücken frei? Nebenbei passt Alexa auf, dass der Eintopf nicht anbrennt…

Nach und nach merkst du, was funktioniert und was nicht. Lass auf jeden Fall deine Texte eine Weile „rasten“, wie einen guten Pizzateig. Das, zuerst nach Schrott klang, ist zwei Wochen später gar nicht mehr so mies. Und das, was sich nach einem megatollen Dialog anfühlt, ist nächste Woche nur noch Schrott :sweat_smile:

Übung macht den Meister.

3 „Gefällt mir“

Ich schließe mich an: Schreib los! Bis zu einem gewissen Punkt ist Vorausplanung wesentlich für das Gelingen eines Projekts, ab einem gewissen Punkt wird Vorausplanung zu Prokrastination und behindert das Projekt.

Die erste Romanfassung wird ohnehin nicht perfekt werden und braucht es auch nicht. Die erste Romanfassung ist nur ein Schritt, den man leider nicht überspringen kann, bevor man mit der besseren zweiten Fassung neu startet.

Da hängt mein Ratschlag davon ab, was für ein Typ du bist. Falls du gut mit (ggf. harscher) Kritik klarkommst und sie dich anspornt, dann stell doch hier einen deiner Dialoge ein und bitte um Kritik, die wird dir praxisnäher weiterhelfen als Tutorials auf Videoplattformen.
Falls du dich schnell von Kritik entmutigen lässt, dann schreib erst deine erste Buchfassung komplett fertig, ehe du sie durch Testleser „verreißen“ lässt, um eine bessere zweite Fassung anzugehen.

4 „Gefällt mir“

Hallo LazyBastard,

auch Dir danke für Deine Rückmeldung.

Es fühlt sich unorganisiert irgendwie falsch an.
Ich baue mir viele Kleinigkeiten, die dann „hoffentlich“ nicht nur Infodump sind, sondern zur Lebendigkeit der Welt beitragen. Diese sollen in sich stimmig sein und dafür muss ich mich irgendwie organisieren. :-/
Nur wie? Ich sehe schon mein Office voller Post-Its, die dann zu Ordnern in Papyrus verlinken :rofl: .

Das „Nebendokument“ ist nach den wenigen Wochen bereits mit 30 oder 40 Seiten gefüllt… Das ist ein Grund, warum ich das gern irgendwie organisieren würde ohne aus Papyrus „raus“ zu müssen. Ist das sinnvoll, diese Dokumente dann ins Projekt zu hängen? Z.B. unter Notizen und die dann immer beim Schreiben zu öffnen?

Das klingt, als könne es mir genau so passieren. :slight_smile:

Das stimmt. :slight_smile:

Lieben Dank

1 „Gefällt mir“

Also hier mein „Workflow“:

  • ich plane meistens 2-3 Kapitel auf einmal, lege den POV fest und das, was ich mit dem Kapitel bezwecken möchte. Dann überlege ich mir passende Szenen.
  • danach schreibe ich einfach mal drauf los, so wie mir der Schnabel gewachsen ist. Hört sich weder stimmig an, es quillt über von Wortwiederholungen und holprigen Formulierungen.
  • wenn ich das soweit habe und ich mit der Handlung an sich zufrieden bin, gehe ich ans Überarbeiten. Ich formuliere um bzw aus. Den ganzen „Infodump“, der die Überarbeitung überlebt, lege ich in eine eine Datei. „Kompandium“ meinetwegen oder sonst auch schlicht „Infos“. Die Datei wächst nicht unerheblich.
  • irgendwann bin ich „durch“. Danach fange ich das Buch zu lesen an, bessere Unstimmigkeiten aus. Hier arbeite ich viel mit der Kommentarfunktion von Papyrus. Einfach so als Merkzettel. War die Narbe quer über die Stirn oder quer über das Gesicht? Das gleiche ich dann mit meiner Notizdatei ab …

So eine separate Datei als Ideensammlung habe ich auch, aber die dümpelt meistens so vor sich hin. Passiert mir recht selten, dass ich während des Schreibens da hineinschaue, dazu bin ich auf das Hier und Jetzt zu sehr konzentriert.

Aber ja, am Ende ist es ein mega Unterfangen, das du da vor dir hast :joy: Das Gefühl, sich zu übernehmen, den Faden zu verlieren bzw den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen, gehört dazu. Glaub mir.

2 „Gefällt mir“

Sorry Lazy, ich habe keine Ahnung, warum das hier als Antwort an Dich erscheint. Ich hab das manchmal noch nicht so im Griff hier mit dem Forum. Ging nicht spezifisch an Dich und ist auch keine Antwort auf Deinen Beitrag Kopf meets Wand

Hallo Fux,

vorab: ich gehöre wahrscheinlich zu den unerfahrensten Schreibern hier, ich arbeite selbst erst an meinem ersten Roman. Meine Erfahrungen beziehen sich ausschließlich auf Kurzgeschichten und das Lesen, daher habe ich von Planung und Struktur auch nicht mehr Ahnung, als Du. Wahrscheinlich eher weniger, ich habe mich nicht so eingehend damit befasst wie Du. Hut ab, dass Du Theorie nicht scheust.

Dazu kann ich Dir aber ein paar Tipps geben. Wenn Du die Persönlichkeit Deiner Charaktere kennst, stell Dir vor, wie sie sprechen. Die Prinzessin spricht anders, als der Kleinkriminelle aus dem Chicago der 60er Jahre. Und so, wie die Charaktere sprechen, darfst Du innerhalb der wörtlichen Rede auch schreiben. Unabhängig davon, ob das grammatikalisch gut ist, oder der Protagonist immer wieder die selben Worte benutzt. Das macht ihn sogar glaubhafter, wenn es jemand ist, der vielleicht keinen riesigen Wortschatz hat.

Lange Monologe sollten nur dann im Text erscheinen, wenn ein Charakter wirklich monologisiert. Ansonsten versuche, die wörtliche Rede eher kurz und knackig und nicht zu umständlich zu gestalten. Gesprochen wird meist anders, als geschrieben und der Leser kann sich oft in der wörtlichen Rede Vieles selbst ergänzen.
Spielt Deine Geschichte in der Vergangenheit, versuche ruhig, die Redensart etwas zu imitieren, je nachdem, wie lesbar Du das gestalten möchtest und wie gut Du Dich auskennst, hau ruhig ordentlich rein.
Ein Fehler der mir selbst vor Kurzem sehr massiv unterlaufen ist: Bau gern Fachbegriffe und gängige Bezeichnungen ein. Wenn sich z.B. Handwerker oder Ärzte untereinander unterhalten, werden sie untereinander anderes Vokabular nutzen. Versuchen sie, einem Außenstehenden ihren Job zu erklären, sprechen sie vermutlich anders.

Für Dialoge gilt ganz besonders, sie sind dann gut und interessant, wenn sich Deine Charaktere glaubhaft unterhalten und jeder eine eigene Note beim Sprechen besitzt. Spitznamen unter Freunden sind immer gut, Scherze, die eingebaut werden, vielleicht ist einer schüchtern, der sagt dann generell weniger, wird gelästert, lass sie auch lästern. Alles was im Dialog echt klingt, ist gut.

3 „Gefällt mir“

Ich komm damit klar :sweat_smile:

In Dialoge steck ich fast die meiste Zeit, auch wenn sie von der Wortzahl so wenig sind …
Aber es ist eigentlich der schönste Weg, Unsicherheit, Geringschätzung wem anderen gegenüber, Angst etc zu zeigen, ohne das direkt zu erwähnen. Damit kannst du auch wunderbar das Charakerbild schärfen.

90 % der Dialoge von mir sind Mist. Eher ein Monolog, der etwas wie „so würde doch nie jemand in echt sprechen“.
Was ich lange links liegengelassen habe: du kannst dir die Dialogzeilen in Papyrus anzeigen lassen. Die lese ich mir laut mit unterschiedlichen Stimmen vor, manchmal spiel ich die Szene auch nach :sweat_smile:
Zum Glück sieht und hört mich keiner :see_no_evil:

3 „Gefällt mir“

Du hast nen groben Plan? Super! Das ist mehr, als viele andere haben :wink:
Ich bin eine große Verfechterin von „einfach losschreiben“.
Ist es chaotisch? Oh ja, aber auch ohne Plan kann man ans Ziel kommen. Man macht vielleicht ein paar (gefühlt 1.000) Umwege, aber hey, so sieht man bisschen mehr von der Welt.

Manchmal, wenn mich die Nostalgie packt, schaue ich mir meinen First Draft an und dann schüttelt es mich. Furchtbares Geschreibsel, 0 Plan dahinter, technisch der letzte Müll. Aber das darf es auch sein! Der erste Entwurf ist nur ein Gerüst, das keinen Normen unterliegt. Er darf schrecklich sein, denn alles weitere passiert danach.
Dir kommen im Laufe des Überarbeitens noch Ideen? Kein Problem - nichts ist in Stein gemeißelt und du kannst jederzeit etwas umschreiben.

Hangel dich von einer Szene zur nächsten und scheu dich nicht vor Platzhaltern wenn dir mal nichts einfällt. Manchmal kommt die Erleuchtung erst später - aber sie kommt :slight_smile:

4 „Gefällt mir“

Gestatte dir, Fehler zu machen. Du musst Fehler macht, um daraus zu lernen. Anders geht es nicht. Das bedeutet aber auch, dass du dein Projekt gedanklich etwas tiefer hängen solltest. Learning by burning.

Kenn ich gut. Du entdeckst wahrscheinlich gerade deine Welt und damit deren Möglichkeiten.

Nicht vergessen, auch irgendwas zu schreiben. Es schadet nicht, wenn du auch etwas hast, gegen das du das, was du in Videos siehst, entgegenstellen kannst.

Hab den Mut, Dinge nicht zu verwenden, die bei anderen funktionieren, aber bei dir nicht. Ich verwende das Denkbrett gar nicht. Ich brauche da auch keine Technik. Ich denke entweder im Wald mit Diktier-App oder auf Papier.

Das ist wichtig. Alles, was bei anderen prima klappt, kann bei dir nicht passen.

Dazu müsste ich sehen, was du denn schon so gemacht hast. Da fangen doch die Probleme schon an.

Auch ich hab viele Probleme meiner Geschichte erst mit einer Karte gefunden. Inkarnate ist ein tolles Tool. Wenn du aber noch in der Planungsphase bist, unbedingt prüfen, ob du mit einer hässlichen Skizze auf Papier nicht erst einmal schneller bist.

Ich bin super-dilletantisch vorgegangen. Ich bin einfach mit meinem Helden in meiner Geschichte losgefahren. Ich kannte das Thema des Bandes. Aber ich wusste nicht mal, wen er auf der ersten Station treffen würde.

Einerseits würde ich das heute nicht mehr empfehlen. Andererseits musste ich ja auch noch lernen. Darum gab mir das die Möglichkeit, erst einmal in meiner Welt anzukommen. Und dazu fand ich das eigentlich wieder ziemlich gut. Ich habe in einigen Büchern davon gelesen, dass man sich erst einmal warmschreiben muss und der Anfang später häufig ausgetauscht wird. Das war auch bei mir so.

Es mag sein, dass ich falsch liege. Aber ich persönlich glaube fest: Tolkien hat mit dem Hobbit seine Welt erkundet. Und nachdem diese Welt nun Farbe angenommen hatte, war es viel einfach, die Ringgeschichte draufzusetzen.

Ich weiß, dass du das nun nicht hören willst, aber gibt dir einfach Zeit.

Und: Die Kunst besteht darin, vieles wegzulassen. Aber eben auch nicht alles.

Ging mir genauso.

Brauchst du aber.

Du solltest wissen, wo du am Ende mit deinem Buch hinwillst. Danach könntest du Zwischenpunkte festzurren. Offenbar hast du ja die Heldenreise organisiert. Nun könnte man sich so einen Abschnitt nehmen und überlegen, wo es den hinführen soll.

Es ist doch noch gar nichts fertig. Also dürfte es sich gar nicht anfühlen :slight_smile:

Natürlich schreibst du viel Infodump. Jeder macht das. Mach es einfach. Dann kannst du später lernen, den wieder rauszuwerfen. Ich glaube auch, dass man zu Beginn noch gar nicht genau weiß, was denn am Infodump Infodump ist. Denn einige Infos werden ja vielleicht sogar noch wichtig oder gliedern sich perfekt in deinen Text ein.

Das passt zu deinem Wunsch, alles zu organisieren. Vielleicht solltest du nicht alles organisieren.

Es gibt ein Video von einem Autor, der sein erstes Projekt vorstellt. Ich finde das Video nicht. Er zeigt darin einen kompletten Ordner mit Material. Und später sagt er, dieses Projekt habe er nie verwirklichen können. Es war zu viel Material. Er wurde davon erschlagen.

Du kannst alles ins Projekt hängen. MIt Papyrus 12 hast du ja ne extra Rubrik dazu. Aber du solltest wissen, dass bei mir diese Rubrik leer ist :slight_smile:

Ich bin ein großer Fan von Getting Things Done von David Allen. Wenn der bei Führungskräften das Büro gesichtet hat, kam häufig die Frage: „Diese Ordnerreihe dort - wozu ist die gut?“ Dort waren dann alle möglichen Prospekte und Notizen drin. Wenn sein Mandant dann nicht klar benennen konnte, wozu ein Ordner diente, sagte er: „Wenn Sie nicht wissen, was da drin ist, sind diese Informationen für Sie wertlos.“

Ergo: wegwerfen :slight_smile:

So weit würde ich jetzt bei dir nicht gehen. Aber mein Tipp wäre: Sammel dich nicht tot. Und organisiere deine neue Welt nicht so, dass du ein Kompendium brauchst, bevor du irgendein Kapitel schreiben kannst.

Ich kenne wie gesagt dein Zeug nicht. Aber für mich klingt das alles, danach, als ob ich mir ne Kiste anlegen würde und würde dort alles reinwerfen. Und danach würde ich es maximal zur Inspiration wieder rausholen.

Irgendjemand hat mal auf einem Seminar gesagt: Gut ist besser als perfekt. Arbeite nicht perfekt. Arbeite überhaupt erst einmal daran, dass etwas gut werden kann. Lass dir nicht sagen, was du tun sollst, sondern schau anhand deiner Bedürfnisse, was du tun kannst.

Mein Eindruck: Die Menge an Material überfordert gerade nicht nur dich, sondern würde auch die meisten von uns hier überfordern. Schreiben ist ähnlich wie ein Instrument spielen. Da muss man auch erst einmal üben.

Wenn du hier in der groben Nähe von Mainz wohnst, biete ich dir aber auch gern an, dass man sich mal trifft und sich mal so austauscht.

4 „Gefällt mir“

Ah und noch etwas. Ein sehr guter Tipp, den ich mal bekommen habe zum Thema Spannung im Dialog erzeugen. Möchte man im Dialog Spannung erzeugen, sollte man immer die extremste Option wählen, die in dieser Situation gerade noch vorstellbar wäre.

Man kann zum Beispiel Tobias und Moira auf langweilige Art flirten lassen. Oder einer geht richtig ran. Oder versagt richtig und flirtet so schlecht, dass der andere gar nicht bemerkt, dass er oder sie gerade angemacht wird. Er oder sie redet dann völlig am Thema vorbei.

Man kann ein liebendes Ehepaar streiten lassen auf respektvolle, ruhige Art, das wäre moralisch vorbildlich. Aber langweilig zu lesen. Es könnte sich auch anschreien.

Zwei Menschen, die sich so schon nicht leiden können, würden sich vielleicht im Streit auch beleidigen. Oder direkt völlig ausrasten und aufeinander losgehen, wenn es zu den Charakteren passt.

Wenn man das im Hinterkopf hat, werden Dialoge direkt spannender. Sollte man aber nicht ausreizen, sonst rastet der Protagonist bei jedem Konflikt aus.

1 „Gefällt mir“

Ich nutze die Denkbretter exzessiv, male meine Gedanken darauf auf und hake nach und nach ab, was ich umgesetzt habe.
Außerdem finde ich den Navigator und die Kommentarfunktion recht nützlich. Das sieht dann bei mir so aus (aktuelles Projekt):

3 „Gefällt mir“

Das sehe ich anders.

Einer meiner allerliebsten literarischen Dialoge ist der Dialog zwischen Elizabeth und Lady Catherine in „Stolz und Vorurteil“. Okay, es ist schon extrem, wie sehr sich Lady Catherine in eine Sache einmischt, die sie eigentlich nichts angeht, aber …

… genau das ist es, was meinen Lieblingsdialog weit über „Spannung“ hinaus zu genialer Literatur macht: Elizabeths ruhige, kluge Reaktionen und der Humor, der im ganzen Dialog steckt. Absolut nicht langweilig zu lesen.

2 „Gefällt mir“

Ohje ich habe Stolz und Vorurteil ewig nicht gelesen und kann mich an die Stelle nicht erinnern. Zu Elizabeth Bennet passt es auch generell nicht, völlig auszurasten und rumzuschreien. Ich glaube sie wird im ganzen Roman nur sehr unterschwellig beleidigend, als sie von Mr. Darcy so verletzt wird, oder?

Allerdings glaube ich auch nicht, dass man jemanden wie mich mit Jane Austen vergleichen kann. Mir hilft der Tipp oben jedenfalls sehr, soll nicht heißen, dass es nicht prinzipiell möglich ist, im Dialog Spannung zu erzeugen, ohne ins Extrem zu gehen. Gerade unterschwellig mit verschiedenen Stimmungen geht da auch sehr viel. Ist wahrscheinlich nur ein Tipp von vielen, aber ein hilfreicher, finde ich.

Edit: mein Beitrag oben ist vermutlich zu allgemein formuliert. Es ist ein guter Tipp, aber sicherlich nicht der einzig Wahre.

@Arletta Ich musste jetzt gerade an den Loriot-Sketch „Ich will hier nur sitzen“ denken.
Am Ende schreit sich das Ehepaar tatsächlich an, aber unterhaltsamer finde ich eigentlich die ersten zwei Minuten, einfach weil unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen.

2 „Gefällt mir“

Unterhaltsam ist der Dialog auf jeden Fall. Spannend? Ich weiß nicht. Und am Ende eskaliert das Gespräch für mein Empfinden doch etwas. Gibt ja eigentlich keinen Grund sich zu streiten oder anzuschreien, von daher wäre das an dieser Stelle für mich wirklich die extremste gerade noch vorstellbare Option.

Würdest du den Dialog als spannend bezeichnen @_Corinna? Wäre ein interessantes Thema: Was ist Spannung?

1 „Gefällt mir“

@Arletta Noch vor der Frage: „Was ist Spannung“ käme die Frage: „Ist Spannung mein Ziel?“
Für mein Buchprojekt ist Spannung sehr weit untergeordnet. Ich will vor allem unterhalten und gute Laune erzeugen, besonders in den Dialogen.

1 „Gefällt mir“

Stimmt. Gute Unterhaltung hat wirklich nicht zwangsläufig etwas mit Spannung zu tun.
Jetzt erkenne ich meinen Fehler oben: Etwas, das nicht spannend ist, ist nicht automatisch langweilig. Absolut nicht. Das könnte man in meinen Beitrag oben aber hineinlesen.
Darauf wolltest Du hinaus oder?

1 „Gefällt mir“