Mehrteiler - oder wie ich meinen Faden verlor

Es gab hier mal jemanden im Forum, der meinte, jede einzelne Szene brauche einen Spannungsbogen. Dem konnte ich überhaupt nicht zustimmen und es gab heiße Diskussionen darüber, was denn eigentlich Spannung ist. Vielleicht ist das schon das Geheimnis, dass in diesem Zusammenhang Spannung wohl eher etwas mit Unterhaltung als mit Nervenkitzel zu tun hat.

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Mein Leber Herr fux

Dein Problem kenne ich gut
Ist ganz genau das gleiche wie um Viere auf der A4
Man kann sich den Kopf darüber zerbrechen, wann der Stau endlich vorbei ist und wie man am schnellsten…
Oder aber man bleibt ruhig, macht nur kleine Schritte und spätestens um 6 ist man zu Hause. Das was jetzt unüberschaubar ist, lichtet sich langsam aber unaufhaltsam.
Pö a pö halte durch, weihnachten gibt’s Stolle.

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Ach du liebe Göttin. Das ist ja wie Sex ohne Orgasmus!

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Der arme Protagonist. Ganz schön anstrengend, wenns ständig eins über den Schädel gibt.

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Das ist ein neuer Denkansatz für mich. Danke Dir!
Bisher habe ich einfach die Geschichte geschrieben ohne einzelne Kapitel groß zu choreografieren. Habe dann, wenn mein Bauchgefühl gesagt hat: „Hier ist irgendwas abgeschlossen.“ "Ein neues Kapitel gestartet.
Das werde ich aber mal angehen und dabei ein - drei im Voraus basteln und dann erstmal runter schreiben.

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Im Erstentwurf ist es sowieso egal. Danach kann man entweder das überflüssige Zeug raushauen, bei den wichtigen Informationen kann man sich einen Weg ausdenken, wie man das dem Leser rüberbringt. Durch einen Dialog? Durch einen gefunden Brief? Durch einen … Dass es sich eben nicht ganz platt nach Infodump anfühlt.

Der Vorteil liegt auf der Hand: du weißt immer ein wenig, wie es weitergeht und stehst nicht plötzlich da, dass deine Geschichte zu einem abrupten Halt kommt. Das Ende zu wissen, aber mitten in der Geschichte plötzlich dazustehen ohne Ahnung, wie man dorthin kommt, ist echt der schlechteste Moment :sweat_smile:
So bin ich immer etwas im „flow“. Zur Not, wenn mich das reine Schreiben grad nicht juckt, kann ich an der Ausarbeitung der anderen Kapiteln weiterwerkeln - ich bin flexibler. Und ich hab - zumindest für mich - ein besseres Gefühl für die Geschichte.

Da schließt sich auch der Kreis zu deinem dritten Punkt:

Das ergibt sich dann dadurch halbwegs von selbst. Und das Gefühl, wie man so nach und nach ein absolutes Durcheinander an Ideen, Vorstellungen, Handlungssträngen etc zu etwas Ganzem zusammenfügt, ist recht befriedigend. Aber dazu braucht man einfach das Chaos zu Beginn. :sweat_smile:

Also erstmal, vielen Dank Euch allen.
Natürlich auch an die, denen ich jetzt nicht direkt geantwortet habe:

Arletta - Das mit der Sprache und „einer wieder erkennbaren Art zu sprechen“ habe ich mir schon ganz groß in irgendeinem meiner Dokumente notiert. Danke fürs daran Erinnern :slight_smile:

Amirapewpew - Ich versuche da etwas flexibler heranzugehen.

_Corinna - Denke auch, dass ab und an nicht extrem sein muss. Aber was Arletta meinte oder ist doch, dass es in irgendeiner Art einen Konflikt geben sollte. Der kann ja auch mal ruhig und sachlich gelöst/behandelt werden. Nur da sein sollte er. (Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe) :smiley:

tomP - Lieben Dank für ganz viele wertvolle Infos und ganz viel Zeit. :slight_smile: Da sind viele Sachen dabei, die mich bestätigen und viele die mit anderen Beiträgen hier konform gehen und über die ich mal nachdenken will.

Suse - Der Navigator … der wird heute erkundet! Hatte den gar nicht auf dem Schirm. Sind aber auch viele Tools eingebaut, die den selben Zweck erfüllen können. :slight_smile:

Ho.Ro Danke Dir - Im Stau höre ich Hörbücher, nehme Ideen für meine Geschichte auf oder lausche nem Podcast - Dann vergeht die Zeit wie im Flug. :slight_smile:

LazyBastard Vielen Dank für Deinen Workflow und ganz viele Denkanstöße. Werde jetzt kleinteiliger an die Dinge herangehen.

Ihr seid alle wirklich super hilfsbereit. Vielen Dank! Der Fuchs zieht sich jetzt mit seiner Beute erstmal in seinen Bau zurück verdaut, setz um und fängt alles von vorne an. :smiley:

Liebe Grüße aus Frankfurt

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Lieber Herr Fux,
du siehst schon, es gibt sehr viele verschiedene Methoden, an die Sache heranzugehen. Die Kunst besteht darin, in alledem die wie-für-mich-gemachte herauszufinden, und dafür gibts nur eine einzige Möglichkeit: Du musst selbst schreiben!

Es gibt da kein richtig oder falsch, vom ahnungslosen fröhlich Drauflosschreiben bis zum minutiösen Schritt für Schritt Planen (und sämtlichen Stadien dazwischen) ist alles in Ordnung, was für dich funktioniert.
Offenbar gehörst du mehr ins Lager der Planer, sehr schön, und geplant hast du auch schon jede Menge. Dann ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, einfach mal loszulegen und auszuprobieren, wie gut sich deine Planung umsetzten lässt. Schreib einen Anfang und ein oder zwei Kapitel, dann merkst du sehr schnell, was gut läuft und was nicht, und darauf kannst du dann dein weiteres Vorgehen aufbauen.

Es ist absolut kein Problem, wenn du dann merkst, oops, diese Methode bringts ja hinten und vorne nicht, dann probierst du halt eine andere. Aber um das herauszufinden, helfen dir weder Lehrvideos noch Foren noch sonstige Ratgeber (das alles kann man später auch noch konsumieren), du musst erstmal schreiben, um überhaupt rauszukriegen, wie das für dich funktioniert.

Wenn du dann hängenbleibst oder mit einer Textpassage nicht klarkommst, kannst du sie hier im Forum begutachten lassen. Dann bringen dir auch technische Tips etwas, wenn sie sich auf konkrete Beispiele beziehen und nicht nur allgemein gehalten sind.

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Nur Mut. Bei mir hat es 2 Bücher gedauert, bis ich meine Vorgehensweise optimiert habe. Wenn es dich beruhigt: Je mehr du schreibst, desto leichter wird es.

Meine Vorgehensweise: Ich plane lose (sehr lose - wie 10 Stichpunkte) den Plot und meist ein, zwei Protagonisten. Ich kenne häufig „Zwischenstationen“ der Handlung. Manchmal ist es das Ende, manchmal bestimme Szenarien, Antagonisten und Orte.
Wie mein Protagonist dorthin gelangt, dass erfahre ich erst beim Schreiben. Das ist das, was mir Spaß macht. Ich sehe im Geiste die Handlung wie einen Kinofilm in Slow Motion und dann überlege ich … „Was könnte denn jetzt passieren?“
Oftmals werden dabei weitere Charaktere entworfen wie z.b Freunde, Begleiter usw. Ich baue diese Leute erst, wenn ich sie brauche. Es wäre mir unmöglich vorher zu entwerfen, wen ich alles brauche. Ich erschließe sämtliche Details beim Schreiben.

Zu deinen Fragen:
Tipps Dialoge:
Schwierig. Das ist einfach nur Übung. Lese die Dialoge vor und lausche hinein, ob sich das passend anhört. Überlege wer spricht, welche Sprache, Bildungsstand, Hintergrund bedient er sich. Ein saufender Hafenarbeiter spricht anders, als ein 14 jähriges Mädchen. Ein Imperator anders, als ein Lakai. Im besten Fall werden Gefühle im Dialog transportiert.

Profiwissen: Wirkung von gesprochener Sprache analysieren wie z.b: Schulz von Thun - 4 Ohren Modell.

Tipps Szenen:
Prüfe hin und wieder die Sinne. Was riecht, hört, fühlt, sieht und schmeckt der Protagonist. Eisiger Wind kann in die Wange kneifen. Eine Gulli unangenehme Gerüche in die Welt entlassen. Du musst nicht ständig alle Sinne abrufen, aber mir ist schon bei einigen Büchern aufgefallen → das Autoren oftmals nur das beschreiben, was gesehen wird.

Generelle Tipps, die bei mir funktionieren:
Ich plane ein Buch mit 70.000 Wörtern.
Ich plane jeden Tag um die 500 Wörtern zu schreiben.
Ich notiere im Kalender, sobald ich das gemacht habe und versuche die Kette im Monat so vollständig wie möglich zu halten.
Ich habe eine Übersicht, wie viele Wörter ich im Projekt geschrieben habe - ich notiere mir die Meilensteine innerhalb dieser Menge im Sinne: Bei 20.000 Wörtern sollte bald A passieren, bei 40.000 sollte B gelöst sein, bei 60.000 wird das Finale eingeleitet.

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Hallo Tapio,

das sind auch sehr nützliche Infos.
Ich habe ehrlichgesagt keine Ahnung wieviel viele Wörter und was zu wenige Seiten in einem Kapitel sind.

Werde da mal drauf schauen. Bin jetzt bei zirka 5000 Wörtern und habe 5 Kapital mit 4 - 5 Normseiten…Das fühlt sich irgendwie zu wenig an. Werde da wohl Kapitel zusammenlegen und wie LazyBastard schon empfohlen hat, zwei bis drei Kapitel im Voraus planen. 8 - 11 Seiten klingen für mich richtiger. Mal schauen. :smiley:

LG
HerrFux

Manchmal sind es keine neuen Kapitel, sondern nur Absätze :smiley:

Ich habe früher Kapitel nach Gefühl und Sinnabschnitten eingeteilt. Inzwischen unterliegen auch diese einer gewissen Planung und umfassen oft 7000 bis 10.000 Wörter.

Aber wenn ich mich an Robinson Crusoe erinnere mit mehr als 30 Kapiteln, gibt es da aber keine einheitlichen Regeln :wink:

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Nein. Die gibt es nicht. Auch ohne Robinson Crusoe. Gut, dass du mich daran erinnerst. Wir hatten das Buch früher, aber ich habe es nie gelesen. Schade eigentlich.

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Irgendwie gibt es da kein „richtig“. Meine ersten Kapitel hatten so 2.500-3.000 Wörter. Dann habe ich ein Kapitel geschrieben, das erstmalig die 5.000 Wörter geknackt hat.
Das einhellige Feedback von allen Testlesern: das Kapitel ist zu lange.

Heute haben meine Kapitel im Schnitt zwischen 6.000 und 7.000 Wörtern. Interessanterweise beschwert sich nun keiner.

Am Ende ist es gut, wenn du ein gutes Gefühl dabei hast. Auch da muss man sich herantasten.

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Du meine Güte! Meine Kapitel haben, wenn sie lang sind, 2000 Wörter. Meistens jedenfalls.
Es gibt einige Leute, die abends im Bett noch ein Kapitel lesen. Was nutzt es da, wenn die Kapitel 30 Seiten oder länger sind?

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Dann müssen sie halt schneller lesen :rofl: Oder trinken halt davor noch einen Kaffee

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Hallo @HerrFux, als ich begann „professionell“ zu schreiben, hatte ich ein wahnsinns Projekt im Kopf. Alles so gut wie fertig - mental. Ich wollte sogar Star Warsmäßig mit dem 4.ten zuerst raus. Danach 1,2,3 und ganz am Schluss vielleicht noch Teil 5. Wow!!! Ähm …
Ich habe bis auf 5 alle geschrieben - yeah - aber dann gemerkt, dass ich nicht happy bin damit. Heißt sie liegen brach.
Während all der Zeit habe ich mich weitergebildet, alles aufgesaugt und viel ausprobiert. Zum Üben auch gerne Kurzgeschichten und alles mögliche.
Es wird hier ganz gut beschrieben, dass es leider kein allgemein funktionierendes Grundrezept gibt, weil jeder anders tickt.
Bestimmt bekommst du trotzdem prima Anregungen hier.
Mein Tipp - kurz und wirkungsvoll: Loslegen u n d weiterbilden.
Good luck und Glückauf, ähm, Schreibauf! :fairy::dizzy:

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Also, ich hatte 8 kritische Testleser, die sehr offen kommuniziert hatten, was sie alles verbesserungswürdig fanden.
Niemand, kein einziger davon, hat sich über meine Kapitellängen beschwert, auch nicht beim längsten meiner 8 Kapitel, das über 20.000 Wörter hat.

Ich bin noch mit Karl-May-Büchern großgeworden, die hatten auch lange Kapitel.

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Letztlich fährt jeder sein eigenes Konzept des Schreibens. Als ich anfing, habe ich drauflos geschrieben und knallte dann bei 20K gegen eine Wand der Handwerkslosigkeit. Es hat gedauert, bis ich das grobe Handwerk kannte, aber ich brachte die Geschichte vollständig zu Papier. Sie war grauenhaft strukturiert und brauchte mehrere massive Überarbeitungen. Ich kann zwar nur für mich sprechen, aber ich glaube, das ist so mit den ersten Projekten. Ich persönlich lerne hauptsächlich aus meinen eigenen Fehlern.
Und für mich das wichtigste ist: Ehrliche, nervtötende, schreibende Testleser zu haben, die einem nicht krumm nehmen, wenn man eine Kritik nicht einarbeitest, und denen man selbst nicht krumm nimmt, dass sie permanent etwas zu kritisieren haben, „wo das doch alles ganz klar ist“. Die verstehen, wo wirklich Handwerk fehlt und wo eigener Stil, so blöd sie ihn auch finden mögen, beginnt. Und um diesen großartigen Service zu nutzen, musst Du den Text einfach schreiben.

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@ Herr Fux
Ich war ungeduldiger, als du und habe direkt losgeschrieben. Und ich bin auch noch ganz am Anfang. Deine Fragen verstehe ich gut. Auch wenn ich nicht auf große Erfahrung zurückblicke, hab ich ein paar Gedanken dazu:

Egal wie, schreiben ist ein Lern-Prozess und es heißt ja, wir lernen am meisten aus unseren Fehlern.

Dialoge lese ich gern laut. Dann höre ich, ob es stimmig ist. Ein Dialog soll möglichst die Handlung voranbringen und / oder Gedanken/ Gefühle der Personen zeigen.

Was zeichnet einen Charakter aus? Seine Eigenart. Es muss etwas geben, dass ihn von allen anderen unterscheidet. Er braucht ein Ziel/ Motivation. Er braucht ein Gesicht, eine Stimme, Marotten, Temperament. Beobachte die Menschen in deiner Umgebung und höre ihnen zu.
Stelle dir Szenen vor in denen deine Charaktere miteinander agieren/ reden.

Ich stelle mir Szenen vor, als würde ich einen Film sehen und ich schreibe erstmal alles auf.
Später kürze ich den Text auf ein, zwei ausdrucksstarke Details und zwar solange, bis ich damit ein gutes Bauchgefühl habe.

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