ich hätte eine Frage, und zwar geht es darum, dass ich gerne wissen würde, wie ihr bei einem Roman, mit logischerweise mehreren Handlungssträngen umgeht.
Ich muss dazu sagen, dass ich nur rudimentär geplottet habe. Es sollte mal eine kurze Geschichte von ca. 30 Seiten werden, hat aber in der Kürze nicht funktioniert. Also habe ich mich voller Elan in das Abenteuer Roman geworfen.
Meine Frage ist eigentlich: Schreibt ihr in eurer Rohfassung die einzelnen Handlungsstränge nacheinander, also erst einmal alles, was Person A mit Person B erlebt. Und dann A und C, danach b und C, und am Ende wird alles in den Kapiteln zusammengebastelt?
Oder schreibt ihr ein Kapitel mit allen Handlungssträngen fertig und erst danach das nächste Kapitel?
Bisher habe ich bei meinen Erzählungen immer Kapitel für Kapitel geschrieben. Im Prinzip habe ich mich mit Handlungssträngen und Gedanken darüber nicht weiter herumgeschlagen, aber jetzt ist es anders, deshalb frage ich.
Die Handlungsstränge immer parallel zueinander, Kapitel für Kapitel. Anders geht es nicht bei mir, da sich die verschiedenen Stränge ja kreuzen und die einzelnen Protas ja auch unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen. Ich würde sonst komplett den Überblick verlieren.
Ich schreibe Kapitel für Kapitel. Das liegt an der Art, dass ich nur lose Meilensteine plane und den Weg dahin selbst erst erschreibe.
Es ist sogar häufig sogar so, als würde die Zeit weiterlaufen. D.h. Wenn ein Perspektivwechsel stattfindet, dann erlebt eine erste Gruppe etwas Angekündigtes "z.b „Wir folgen den Pfad in die Berge…!“ - während die andere Gruppe dann betrachtet wird, die vielleicht am Flussufer ein Lager aufschlägt. Beim Perspektivwechsel zurück, ist Gruppe A schon in der Nähe der Berge und erlebt etwas, während Gruppe B vielleicht schläft. etc.
Ich schreibe Kapitelweise, wobei jedes Kapitel immer eine bestimmte Perspektive hat, also auch zu einem Handlungsstrang gehört. Allerdings schreibe ich dabei die Kapitel nicht notwendigerweise in chronologischer Folge. Es kann schon sein, dass ich erst einmal 2 Kapitel zu einem Handlungsstrang schreibe und dann ein anderes „dazwischen“. Das funktioniert so aber nur, wenn man einen Plot hat, denke ich. Mir hilft das sehr, weil ich damit einfach immer das Kapitel schreiben kann, zu dem ich gerade am meisten Lust oder eine Idee habe, ohne den roten Faden zu verlieren.
Ich habe meine Ideen dann aufgeschrieben, wenn sie mir kamen.
Es war unglaublich viel Arbeit, das im Nachhinein zu sortieren, vieles musste ich abändern oder sogar neu schreiben, damit es richtig zusammenpasst.
Dann war es nochmal heftig Arbeit, einen zusätzlichen Handlungsstrang dazwischenzubasteln.
Keine empfehlenswerte Vorgehensweise, aber weil ich es anders nicht konnte, kann ich jetzt zumindest sagen: Es funktioniert auch auf diese Art!
Struktur und Reihenfolge stehen! Ich bin jetzt in der dritten Überarbeitungsrunde, ich setze mich mit den gesamten Randbemerkungen der 6 Testleser der zweiten Testleserunde auseinander. Damit komme ich seit Monaten kaum vorwärts.
Höre auf dein Gefühl. Ich mache es immer so: Wenn mehr als ein Testleser das anmerkt
ist wohl was Wahres dran Ansonsten: Du kannst es nicht jedem recht machen.
Am meisten macht mir Sorgen, dass Corinna nach fertigstellen ihres Buchs aufhören wollte
ich bin ja dafür, bringe das Buch zu Ende und schreibe dann ein Neues, dass mit deinen erarbeiteten Erkenntnissen und Fähigkeiten schneller fertig wird
Vielen Dank euch allen. Soweit ich das sehe, schreiben fast alle Kapitelweise. Ich habe es die ersten 150 Seiten auch so gemacht und dann plötzlich, auch weil ich nicht weiter kam, dachte ich, ich schreibe einfach erst einmal personenweise weiter. Das wichtigste schien mir, fertig zu werden.
Jetzt bin ich bei 200 Seiten und komme schon wieder nicht weiter. Und eure Antworten bestärken mich darin die Lösung anders zu suchen, und doch wieder zu der kapitelweisen Schreibweise zurück zu gehen, gerade weil ich ja nur sehr rudimentär geplättet habe.
Vielleicht hat mein Gefühl mich auch diese Frage stellen lassen, weil es schon wusste, dass ich anders heran gehen muss.
Lass dir Zeit. Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn du daran ziehst!
iÜ: Ein Plot könnte vielleicht helfen. Wenn du auf Seite 200 noch keinen hast, solltest du ihn jetzt anlegen. Danach lass dich in der ersten Version von deinen Protas führen, die wissen mehr über die Geschichte als du. Viel Glück.
Ein Mittelding aus beidem. Ich versuche zwar, Kapitel nach Kapitel zu arbeiten. Aber manchmal hänge ich gerade, weil ich gerade bei Person A hänge oder keinen Spaß daran habe, was dort gerade geschieht (ein klares Indiz, dass man seine Idee kippen sollte! Diese Erleuchtung kommt mir aber meistens viel zu spät…). Ich bin dann oft froh, dass ich bei Person B weitermachen kann. Glaub das ist für mich auch ein guter Weg bisher gewesen, mit Schreibblockaden umzugehen.
wahrscheinlich hast du recht. Ich habe heute frei und habe den halben Tag damit verbracht mir Gedanken zu machen und nicht zu schreiben.
Den groben Plot von der ursprünglichen Erzählung habe ich, aber mir ist klar geworden, dass es zwei, drei Szenen gibt, bei denen ich gar nicht weiß, warum sie wirklich da sind. Und es gibt auch noch zwei Fragen, die ich für mich noch nicht abschließend geklärt habe. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass ich erst einmal die Geschichte bis zum Ende schreibe und mich dann mit diesen Fragen beschäftige. Und bei der ersten Überarbeitung alles noch mal neu überdenke.
Eigentlich wollte ich mit der Rohfassung Anfang Januar fertig sein. Von meinem Gefühl sind es nur noch 70-80 Seiten.
Aber vielleicht muss ich mich doch jetzt schon mit diesen Fragen (und den Fragen, die sich aus den Fragen ergeben) beschäftigen, um weiter schreiben zu können. Vielleicht probiere ich nachher auch mal, das bisher geschriebene, plus das was ich noch schreiben will, denn im groben weiß ich ja, wie es weiter gehen soll, in eines der Papyrus Denkbrett-Vorlagen einzupassen. Und vielleicht auch, wie du sagst, mir Zeit lassen.
Klingt nach einem guten Plan.
So sah das mal bei mir aus, als ich die Spannungskurven von zwei Handlungssträngen (einer hellblau, einer rosa) visualisieren wollte. Mich hatte das Basteln im Denkbrett weitergebracht. Am Ende hatte sich mit meinen vier Farben (rosa, blau, grün, gelb) meine eigene Struktur für mich besser herauskristallisiert.
Es kann auch sein - wenn du sagst du näherst dich dem Showdown - dass du einfach an einer Stelle bist, an dem es mehrere Möglichkeiten gibt, wie sich dein Konflikt auflöst. Ich hänge dann auch manchmal auf dem Sofa und zerkaue Bleistifte, weil ich gedanklich erst Szenario 1 in die Zukunft denke, dann Szenario 2, dann 3.
Was mir hilft ist hier zu fragen:
Welches Ende würde Hollywood wählen? (das nehmen wir schon mal nicht)
Welches Ende würde mich enttäuschen? (das nehmen wir auch nicht)
Und dazwischen … dann einfach anfangen zu schreiben, und meist ergibt sich der Weg dann wieder.
@_Corinna das mit dem Denkbrett hat bei mir noch nicht so richtig funktioniert. Die Vorlagen fühlen sich mehr wie eine Zwangsjacke an. Ich versuche gerade mal, die bisherige Handlung im Denkbrett abzubilden, ohne diese Vorlagen zu nutzen.
@Tapio Auch das kann sein. Nicht unbedingt bei der Auflösung des Konflikts, denn das ist eigentlich klar, aber kurz davor. Man könnte sagen, am Anfang vom dritten Teil, da sind auch für mich noch Fragen offen,. Ich glaube, ich hatte gedacht, dass würde sich von selbst ergeben, aber das tut es einfach nicht. Meine Figuren sagen es mir nicht.
Wie ich weiterkomme, weiß ich noch immer nicht. Aber, ich werde die gesamte bisherige Handlung im Denkbrett skizzieren, dann werde ich mich den offenen Fragen widmen.
Und nebenbei werde ich Ruhe bewahren. Mein Bücherregal angucken und mir ein paar Gedanken machen.
Du kannst ein paar „Showdowns“ auch als Mindmap (Denkbrett) zeichnen und durchgehen. Z.b Gruppe A trifft auf Widersacher, dann passiert. A, B und C. Ohne Details nur als Fakt.
Davon ein paar Varianten und sich wieder die Frage stellen, was könnte noch passieren, mit dem Niemand rechnet. Am besten etwas, was sich durch die Geschichte zieht und immer angedeutet, aber nie gelöst wurde. So etwas kann man auch nachträglich einbauen. So hat vielleicht jemand einen Gegenstand dabei, über den er nichts erzählt, vielleicht manchmal nur anstarrt. Im Showdown entfaltet er plötzlich seine Macht. Usw.
Ich plane nicht so häufig - aber bei Stillstand mache ich genau das.