Deine verschwundene Protagonisten würde bei bekanntem Anfallsleiden, wie Epilepsie, auf jeden Fall schnell gefunden werden müssen und wollen. Nicht nur wegen des Medikamentes, sondern gegebenenfalls wegen der Sorge um die Folgen eines epileptischen Anfalles. Durch so einen hervorgerufenen Sturz könnte sie in lebensbedrohliche Situationen geraten. In vielen Fällen gelingt es einem Epileptiker nämlich nicht, sich vor dem Anfall oder Sturz in Sicherheit zu bringen. Ein Epileptiker bewegt Arme und Bein unkontrolliert und stürzt genau dort wo er sich gerade befindet: Von der Leiter, kippt vom Stuhl, fällt ins Wasser oder verbrennt sich - je nachdem, was er unmittelbar vor dem Anfall gerade gemacht hat.
Angehörige eines verschwundenen Epileptikers haben also sofort die Sorge, dass dieser nach einem Sturz irgendwo hilflos am Boden liegt - oder desorientiert und mit Symptomen einer Demenz verwirrt unterwegs ist. Schon deshalb setzen sie Alles daran, ihn schnellstmöglich zu finden.
Natürlich vermeidet ein Epileptiker die Situationen, die einen Anfall auslösen könnten - vorausgesetzt er weiß, was diese auslöst. Diese Trigger können Alkohol sein, unregelmäßige Medikamenteneinnahme, Blitzlichter, Gewitterluft, Wetterumschwünge, Müdigkeit oder ein aktiver ungeregelter Lebensstil sein… und Vieles mehr. In dem Fall könnte er natürlich nicht beliebig lange auf Partys bleiben und gegebenenfalls sogar arbeitsunfähig sein. Möglicherweise bekommt er täglich mehrere Anfälle, die ein Arbeiten verhindern oder aber wird infolge eines Anfalles vorübergehend oder gar dauerhaft arbeitsunfähig.
Allerdings gibt es auch Epileptiker, die weitgehend anfallsfrei sind und ihre Erkrankung schlicht negieren oder ignorieren.
Und wieder andere nehmen Anfälle in Kauf und feiern ihr Leben nach dem Motto: “Jetzt erst Recht.” Ob Deine Protagonistin ihr Leben also so gestalten kann, wie es von DIr angedacht ist, hängt sowohl von Ihrem Charakter ab, als auch von der Ausprägung der Epilepsie ab. Sie kann weitgehend anfallsfrei sein und ganz normal leben. So sie dann eines Tages verschwindet wird man sie trotzdem schnell finden wollen, weil ein Anfall ja nie ganz auszuschließen ist - vor Allem, wenn sie ihr Medikament nicht bei sich hat.
Sie kann auch trotz wiederkehrenden Anfällen mit all ihren Folgen weitgehend normal leben und arbeiten, so sie vom Charakter her stur nach dem Motto “Jetzt erst Recht” ihr Leben gestaltet, die Möglichkeit des Auftretens von Anfällen verschweigt, ignoriert oder negiert. Dann nimmt sie allerdings die teilweise lebensbedrohlichen Folgen eines Anfalles in Kauf und müsste im Falle ihres Verschwindens auch schnell gefunden werden.
Interessant könnte in dem Zusammenhang auch das mögliche Wissen der Suchenden um Nebenwirkungen der Medikamente sein. Wären diese bei Deiner Protagonistin Depressionen mit Suizidgefahr würde man sie auch sehr schnell finden müssen - bevor sie ihre Selbstmordgedanken in die Tat umsetzt. Gleiches gilt natürlich auch im Falle von Jähzorn als Nebenwirkung, der sich gegen Dritte richten kann. Im übrigen kann auch die Situation, also der Grund ihres Verschwindens an sich, schon zu einem sie gefährdenden Anfall führen, so dass sie sehr schnell gesucht und hoffentlich gefunden wird.
Im Falle einer Epilepsie kann nicht davon ausgegangen werden, dass die fehlende Einnahme des Medikamentes zwangsläufig zu einem Anfall führt oder aber die rechtzeitige Gabe des Medikamentes einen drohenden Anfall verhindern oder unterbrechen könnte. Das ist leider nicht zwingend der Fall. Dafür sind die Ursachen einer Epilepsie, ihre Formen und Auswirkungen zu komplex. Das ist nicht vergleichbar mit der Gabe von Schmerzmitteln, die Schmerzen nehmen oder mit der Gabe von Insulin die zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels führt. So konsequent logisch wirken Antiepileptika heute noch immer nicht.
Ich lebe übrigens sowohl mit einem Epileptiker als auch mit einem Kind mit Diabetes Typ 1 zusammen, so dass ich mich mit diesen Krankheitsbildern inzwischen ganz gut auskenne, ohne Medizin studiert zu haben. Das lernt man mit den Jahren.
By the way… bei Diabetes Typ 1 müsste Deine Protagonisten in jedem Falle schnell gefunden werden. Ohne Insulin würde sie ungefähr nach drei oder vier Tagen spätestens überzuckern, das Bewusstsein verlieren und irgendwann ins Koma fallen. Der Körper übersäuert in dem Fall bis hin zum Organversagen. Andererseits würde sie bei Insulingabe aber ohne Kohlenhydrate und unter Stress stehend unterzuckern - und auch das kann am Ende zur Bewusstlosigkeit und Tod führen. Sie müsste also definitiv schnell gefunden werden.