Medikamente

Was hat das mit Insulin zu tun?

Das hat mit Insulin gar nix zu tun.

Die Frage mit der dieser Beitrag gestartet wurde war doch: „… ich brauche eine Krankheit für sie, bei der sie regelmäßig Medikamente nehmen muss um nicht zu sterben…“. Na wenn er denn unbedingt eine Krankheit für „sie“ braucht… dann hat die Syphilis doch ein paar reizvolle Implikationen. Besonders bei einer Partymaus. :kissing:

Es gibt kein Insulin in Tablettenform. Da wird seit Jahren dran gearbeitet, aber was etwas marktreifes gibt es nicht. Das Problem ist hier, dass das Insulin den Magen und seine Magensäure ‘überleben’ muss und im Darm noch soweit vorhanden ist, dass es ins Blut geht.

Das, was es in Tablettenform gibt, sind Wirkstoffe, die die Zellen anregen, den Zucker besser zu verarbeiten, so dass weniger Insulin benötigt wird. Die Tabletten unterstützen also nur (wie z. B. Krücken, die beim Gehen helfen).

Diabetes Typ I bedeutet, dass der Körper kein (bzw. keine nennenswerten Mengen) Insulin mehr produziert.

Diabetes Typ II bedeutet, dass der Körper durchaus noch Insulin produziert, der Zucker aber nicht mehr vernünftig von den Zellen verarbeitet wird. Es wird also mehr Insulin benötigt, um Zucker zu verarbeiten. Mit fortschreitender Krankheit, kommt die Insulinproduktion i. d. R. ins Stocken (wie ein Motor, der zu lange mit viel zu hoher Drehzahl läuft).

Bei Typ II können diverse Wirkstoffe Körper bei der Verarbeitung des Zuckers unterstützen. Bei Typ I ist man auf die externe Zufuhr von Insulin (per Spritze) angewiesen, sonst stirbt man mittelfristig.
Falsch dosiert (also zuviel), kann Insulin sehr schnell tötlich sein. Wird es gespritzt, baut der Körper weiter Zucker ab (bei normalen Menschen reguliert das der Körper selbständig), bis das Insulin verbraucht ist (oder halt der Zucker im Blut). Ist man unterzuckert, dann ist man als Zuckerkranker darauf angewiesen, schnellstmöglich zuckerhaltiges zu sich zu nehmen.
Wer Insulin spritzt, muss die Menge darauf abstimmen, was gegessen wird und wie das Bewegungsprofil in den nächsten Stunden ist. Das ist durchaus eine Wissenschaft für sich. Man muss (ungefähr) wissen, wieviele Kohlenhydrate die Mahlzeit hat, ob diese schnell ins Blut geht und darauf die Insulinmenge abstimmen. Hinzu kommt, dass bei Anstrengungen (langes Spazieren kann auch dazu zählen) der Zucker wesentlich besser verabeitet wird (also weniger Insulin benötigt wird). Deswegen sollte man, wenn man Insulin spritzt, immer Zucker (am Besten Traubenzucker, gelangt schnell ins Blut) dabei haben. Cola hilft da auch ganz gut.

Was passiert wenn man unterzuckert?
Man wird zittrig, fängt an zu lallen, ist nicht mehr so ganz beisammen, kann sich nicht mehr konzentrieren (man kann z. B. eine Bohrmaschine nicht mehr vernünftig halten oder ist recht tatterig, wenn man schnellen Schrittes zum Stadion will) … Im schlimmsten Fall wird man bewusstlos. Dann ist man auf Hilfe angewiesen.
Das Gehirn benötigt ständig "Zucker"zufuhr, bei Unterzuckerung wird diese Zufuhr unterbrochen bzw. das Gehirn bekommt zu wenig geliefert. Daher auch reichhaltige Nebenwirkungen.

Spritzt man (normal im Bauchraum) also (viel) zuviel Insulin, dann kann es sehr schnell zuende gehen. Für ein langfristiges dahinsiechen ist es für einen Außenstehenden wahrscheinlich recht schwierig die richtige Dosis heraus zu finden und regelmäßig zu spritzen (Insulin-Tabletten gibt es ja nicht). Soweit ich weiß, kann man das extern zugeführte (nicht körpereigene) Insulin nur recht schwer nachweisen, ist aber wohl möglich. Ich hab auch keine Ahnung, ob bei einer Obduktion z. B. Zuckerwerte ermittelt werden.

Für den gedachten Kriminalfall wäre also eine hohe Dosis Insulin (per Spritze), während des Schlafes zugeführt, recht vielversprechend.

PS: Ich bin kein Arzt oder ähnliches, aber schon einige Jahre Typ II und habe auch eine Zeitlang Insulin spritzen müssen. Meine Darstellungen sind sicherlich teilweise nur grob und recht vereinfacht dargestellt und ersetzen auch in keiner Weise eine ärztliche Beratung zum Thema. Nicht umsonst gibt es auch dutzende Bücher zu diesem Thema.

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Weil Insulin zu den Peptidhormonen gehört (im Prinzip ein Protein ist) und die werden im Magen durch Enzyme verdaut. Das ist alles Teil einer beliebten Klausurfrage in Biologie in der Oberstufe bzw. im Abitur. (Warum kann man das Schilddrüsenhormon Thyroxin in Tablettenform verabreichen, Insulin aber nicht?)

Das liegt meist daran, dass die Zellen gegenüber Insulin abstumpfen.
In der Zellmembran sitzen Insulinrezeptoren, an die das Hormon andockt und so im Inneren der Zelle eine Folge von Mechanismen in Gang setzt (second messenger; cAMP-Mechanismus), die am Ende dazu führen, dass die Zellmembran durchlässiger für Glucose wird. Glucose muss mithilfe von Carriern (bestimmten Proteinen in der Zellmembran) in die Zelle aufgenommen werden. Von allein kommt es nicht durch.
Insulin kann nicht direkt in der Zelle wirken, weil es als Peptidhormon nicht fettlöslich ist und so die Zellmembran nicht durchdringen kann.
Das Abstumpfen der Zellrezeptoren gegenüber Insulin beim Typ-II-Diabetes rührt wahrscheinlich von der heutigen Ernährung in den Industrienationen her, bei denen man ca. 300 - 350 g Kohlenhydrate pro Tag zu sich nimmt, obwohl der Körper meist nur 1/3 dieser Menge verstoffwechseln kann.

LG
Pamina

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Hy Suse. Hier kommen Vermutungen und gefährliches Halbwissen. Würde ich mir durch einen Arzt oder dein Insulin Museum bestätigen lassen.

Ich weiss nicht inwieweit es Insulin damals in Tablettenform gab und wie stark es dosiert war. Man müsste viele Tabletten auflösen.

Wenn sie etwas isst, vorallem Zuckerhaltig, negiert das die Tabletten.

Halluzinationen, Desorientierung.

Glaube nicht.

Edit sorry hatte die vorherigen besseren Beiträge nicht gesehen

Dem stimme ich im Großen und Ganzen zu. Einen Tipp für den Antagonisten habe ich aber noch:. Selbstverständlich lässt sich Insulin auch in den unteren Rücken, Oberarme oder Oberschenkel spritzen. Die meisten Insulinpumpenträger bevorzugen den Bauch als Einstichstelle, aber mein Sohn, inzwischen fast erwachsen, ist so schlank, dass er dort kaum eine Hautfalte zum Spritzen herstellen könnte. Viele bevorzugen den ,Oberarm, weil es je nach Situation eben doch angenehmer ist, sich nur den Ärmel aufkrempeln zu müssen, statt sich den Bauch frei machen zu müssen. Für den wäre eine gedachten Kriminalfall wäre eine hohe Dosis Insulin gespritzt, während des Schlafes, durchaus zielführend.
Beim Spritzen in den Arm würde die Dame weniger leicht aufwachen, als beim Spritzen in den Bauch - dafür müsste man diesen ja freilegen und dadurch wachte eine empfindliche Schläferin vielleicht auf.

Eine Unterzuckerung als Todesursache ließe sich sicher feststellen, aber ob dann auch ermittelt wird, worin die Ursache für diese zu suchen ist, kann ich mir nicht vorstellen. Man wird dann vielleicht feststellen, dass sie eben viel zu lange keine Kohlenhydrate mehr zu sich genommen hat.
Unser Antagonist könnte aber in Schwierigkeiten geraten, so die Einstichstelle entdeckt wird. Daraus könnten dann entsprechende Schlüsse gezogen werden.

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Das ist in meinem Fall nicht ganz so schlimm, weil mein Roman in der Zukunft spielt und da könnte es Dinge geben, die es eigentlich nicht wirklich gibt oder nicht ganz realistisch sind. Ich möchte es nur glaubhaft darstellen und gar nicht so sehr ins Detail gehen. Dennoch klappt dann meine Tablettenidee so gar nicht, aber ihr habt mich - mal wieder - durch eure Kommentare auf neue Ideen gebracht, in denen ich eure Anmerkungen super verwenden kann. Danke :slight_smile:
Vielleicht hat ja jemand noch eine andere Idee, wie die Dame dahinscheiden könnte, ohne, dass es weiter auffällt (und aufgrund des fortgeschrittenen Alters auch nicht weiter hinterfragt wird).

zur Ergänzung: Ich denke an mehrere Todesfälle in einem Altenheim einer durch und durch technisierten Zukunft.

SF Hightech? Sie hängt ggf. sogar am Tropf, so dass ein Einstich nicht nötig ist? Laborgeschaffene virale RNA mit Suppressorfunktion für ein essentielles Gen. Das kann Insulin, aber auch sonstwas, bspw. im Citratzyklus sein.

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Nee. Am Tropf hängt sie nicht. Es geht ihr gut, sehr gut sogar für ihr Alter. Dann wird sie tot auf dem Gang aufgefunden und jemand behauptet, dass sei leider traurig, aber in diesem Alter normal. Wenn da nicht die Roboter wären … .

Und bei moderner Forensik würde ein Piekser sofort auffallen …

Aber auch da kann gemauschelt werden. Es ist doch viel einfacher “Herzversagen” auf den Totenschein zu schreiben, als sich die Mühe zu machen, die wahre Ursache zu finden …

LG

Pamina

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Aber nur, wenn eine Obduktion angeordnet wird und da kommt es dann auch darauf an, wie genau dann hingeschaut wird.

Ich habe auch als erstes an Diabetes gedacht, jedoch fallen mir mindestens 5 Bücher aus dieser Zeit ein, die ich mal gelesen haben und wo immer irgendjemand mit Diabetes zu kämpfen hatte. Und ich sehe hier ein verschenktes Potenzial, da es ins klischeehafte abrutscht. Syphillis wurde auch schon sehr oft in Romanen dargestellt und reiht sich direkt hinter Diabetes. Viellicht gehst du noch mal tief in dich hinein und findest etwas, was nicht jede Geschichte aus der Zeit hat.
Ich finde zb. Lugenerkrankungen sehr spannend, denn da gibt es einige die heutzutage gut behandelbar sind aber vor knapp 100 Jahren noch nicht.

Meine Geschichte ist in der Zukunft angesiedelt.

Dann kannst Du doch auch eine Krankheit erfinden. Corona ist ja auch neu …

LG
Pamina

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Ich bin auf “1000” Ideen gekommen. Darauf allerdings nicht. Wie doof von mir. Danke!

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Ist nicht mehr Akutell. Die “Ritzi Mitzi” ist bereits im Handel. Aber danke trotzdem. Vielleicht für ein anderes Werk aus dieser Zeit. Bin bereits auf den Geschmack gekommen beim Schreiben und schreibe schon an der Fortsetzung. Weitere Werke aus dieser Zeit und aus Wien sind geplant.

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