Mary & Larry haben Besuch (Leseprobe)

Aloha zusammen.
Ich möchte euch die ersten beiden Szenen aus meinem Kurzroman vorstellen.
Es handelt sich dabei noch um den Erstentwurf.
Erscheinen soll die Geschichte nächstes Jahr, als Teil einer Anthologie.
Ich bedanke mich für eure Zeit und Aufmerksamkeit.
Das bedeutet mir viel. :thumbsup:

Ein paar Fragen zum Text:
Hast du nach dem Anfang noch Lust weiter zu lesen?
Sind dir die Figuren sympathisch?
Funktionieren die Dialoge? (Besonders, da sie ohne die üblichen »sagte er, sagte sie« auskommen)
Ist der Text flüssig zu lesen?

Und das wichtigste: :footprints:
Hat dir das Lesen ein bisschen Spaß gemacht?

Nochmal vielen Dank und jetzt aber!
Vorhang auf .

Mary & Larry haben Besuch
von
Tom Diander

Szene 1
»Könntest du dich bitte zusammenreißen?«

Mary hat den Kaffee auf. Was immer das eigentlich heißen mag. Wenn Blicke wirklich töten können, zum Beispiel, weil man als Baby vom Planeten Krypton auf die Erde gestürzt ist, dann würde ich auf der Stelle, mit dem Abtrocktuch in der Hand, in Flammen aufgehen.

Es ist nicht so, als würde ich es drauf anlegen, meiner Frau die Nerven runter zu kauen. Aber ich kann beim besten Willen nicht die Klappe halten, wenn sie hinter meinem Rücken, mir nichts dir nichts, meine ultimative Erzfeindin und ihren unterbelichteten Freund zum Abendessen einlädt.

»Ich habe nur gesagt, dass es eventuell ganz nett gewesen wäre, wenn du es mir vielleicht früher, sagen wir gestern vor einer Woche, erzählt hättest. Schließlich ist es mein Geburtstag.«

»Dann wärst du ins Auto gesprungen, abgehauen, nur um mich mitten in der Nacht aus Chicago anzurufen, weil du dich wieder verfahren hast. Nein, mein Lieber, du bleibst schön hier. Machst ein freundliches Gesicht, schenkst Wein ein und bist ein in allen Belangen perfekter Gastgeber.«

»Einmal. Einmal habe ich mich verfahren. Ein einziges Mal und du reibst es mir bei jeder sich bietenden Möglichkeit, wie einen saftig duftenden Kuhfladen, unter die Nase. Diese neuen Navigationssysteme sind doch Mist. Ein, ein viel zu kleiner Bildschirm, zugemüllt mit hundert, was sag ich, tausend winzigen Schaltflächen, Knöpfen und verwirrenden Infotafeln. Und dann ist das alles gar nicht in der richtigen Sprache eingestellt. Ich kann kein Spanisch Signor, tut mir leid. Und und unseren Wein möchtest du dieser furchtbaren Frau anbieten? Joan hat ein Alkoholproblem, wusstest du das? Da darf man nicht mit spaßen, schon gar nicht die Betroffenen derart herausfordern. Wir haben doch noch die Kiste Wasser im Keller. Die vom letzten Jahr. Da wo ich mich geirrt habe und das Stille, statt das mit Kohlensäure gekauft habe. Wird Wasser eigentlich schlecht? Das wollte ich immer schon mal nachlesen. Oder noch besser, weil um die Uhrzeit habe ich Angst im Keller, nehmen wir das Wasser aus dem Kran. Das ist geradezu perfekt. Wir haben im letzten Jahr doch diesen Blei-Test machen lassen, erinnerst du dich? Wenn man das Wasser im Badezimmer knappe zehn Minuten laufen lässt, dann ist der Bleigehalt bei 0,56%. Was nahezu nichts ist. Das ist die reinste Wellnessquelle da neben unserer Kloschüssel.«

»Ich sagte, du sollst dich zusammenreißen Larry. Und Joan ist keine Alkoholikerin. Ich bitte dich.«

»Ich kenne sie ein bisschen besser als du, und ich schwöre dir, sobald sie sich die erste Flasche Roten hinter die Ohren gegossen hat, zieht sie blank und tanzt Lambada. Hier, mitten auf dem Tisch. Du wirst sehen. Dann schiebt sie ihr Becken so vor und zurück, ganz vulgär anzuschauen ist das.«

»Bist du jetzt fertig?«

»Ich habe einen Geistesblitz, eine Eingebung. Nein, fast schon eine Vision. Was hältst du davon, sie nochmal anzurufen? Du sagst ihr, dass es dir nicht gut geht. Du, du menstruierst unter schlimmsten Schmerzen, oder du hast was Schlechtes gegessen, oder der Hund hat sich vorübergehend erhängt und wir sind in tiefer Trauer bis Heiligabend. Einfach verschieben, vertagen, und dann für immer, bis in alle Ewigkeit vergessen.«

»Erstens: Meine letzte Blutung hatte ich im Mai 2015. Zweitens: Ich habe heute noch nichts gegessen. Drittens: Wir haben keinen Hund und viertens: Das ist der wichtige Punkt, deshalb dreh dein Hörgerät auf. Reiß dich endlich zusammen Larry!«

»Echt schon solange her?«

»Was?«

»Deine Tage.«

»Was willst du eigentlich fragen? Und bedenke, du begibst dich grad auf ganz dünnes Eis, mein Schatz.«

»Nichts, nichts. Ich, ich hab nur letztens in der Times einen Artikel eines renommierten Wissenschaftlers gelesen, dass Frauen, wie sage ich das, in ihren besten Jahren, durchaus, einigen, nicht unerheblichen, hormonbedingten Stimmungsschwankungen ausgesetzt sind. Das ist alles. Da könnt ihr gar nichts gegen machen, oder dafür. Das, das ist Biologie. Habe ich mir nicht ausgedacht. Ist von einem Wissenschaftler. Aus der Times. Der muss es wissen, oder nicht? Das nennt sich Menopause. Wechseljahre. Ist ganz normal. Nur hin und wieder, da kommt es vor, dass man sich nicht ganz wohl fühlt. Und dann auch schon mal, unüberlegt natürlich, ohne bösartigen Hintergedanken, den schrecklichsten Menschen einlädt, den sich der Liebende Ehepartner nur vorstellen kann.«

»Möchtest du jetzt sofort deine Ohrfeige oder soll ich warten, bis wir zu Bett gehen?«

»Genau das meine ich, und der Wissenschaftler meint das auch. Gewalttätiges, aufbrausendes Verhalten. Wahrscheinlich überlebe ich diese Nacht nicht, weil du mich, aus unbändiger nicht gerechtfertigter Wut, mitten in der REM-Phase, mit unserem Küchenmesser erstickst.«

»Nicht gerechtfertigt?«

»Ich will nicht angeben. Aber du musst zugeben, im Gegensatz zu dir, bin ich so ausgeglichen wie die Wasserwaage auf einem gleichschenkligen Dreieck.«

»Dann werden dich unsere Gäste ja nicht groß aufregen.«

»Das eine hat mit dem anderen nichts, aber auch rein gar nichts, zu tun.«

»Stell bitte die Teller auf den Tisch.«

»Nur unter Protest.«

»Zur Kenntnis genommen.«

Szene 2
Mein Name ist Larry Moore. Ich gehe mit immer langsamer werdenden Beinen auf die 60 zu. Mein Arzt meint, das sei kein Alter und natürlich hat er nicht Unrecht, wenn er das so sagt. Im Vergleich zu Gandalf bin ich wie ein frischgeschlüpfter Hundewelpe.

Aber die ungeschönte Wahrheit ist, dass ich mir beim Basketball die Hüfte ausrenke, beim Tennis den Arm auskugele und mir beim Onanieren die Hand einschläft. Der Lack ist ab und es ist wahrscheinlich nicht der Rede wert, sich über das immer schütterwerdende Haar aufzuregen. Aber hey, ich sehe nicht älter aus als 59.

Mary meinte neulich, ich könnte mir die übrig geblieben Fusel einfach abrasieren. Sie hätte im Schrank noch eine Maschine dafür rumliegen. »Dauert keine fünf Minuten«, sagte sie. »So ein Soldatenhaarschnitt steht dir bestimmt richtig gut. Dein Kopf hat eh die Form von einem Osterei. Mit deiner großen Brille sieht das bestimmt ganz niedlich aus.«

Das knallte sie mir so vor den Latz. Welcher Mann möchte bitte gerne niedlich aussehen? Katzenbabys sind niedlich. Die Frisur unseres Präsidenten ist niedlich. Auf eine verstörende Art, zugegeben.

Sechzig Jahre. Ich fass es nicht? Es ist noch gar nicht lange her. Fast wie vorgestern. Da habe ich mit einem köstlichen Vanilleeis auf der Hand und einem verkühlten Backenzahn unten rechts, jeden Sonntag, pünktlich um elf, auf der immerselben Parkbank, neben der Kirche, an meinem ersten Roman geschrieben.

Mit der Hand, wohlbemerkt. Da war nichts mit Computer, Laptop, Tablet und … *wir bereiten ihnen schnell, etwa eine Stunde lang, ein Update vor. *

Gut, das ist aus der Ferne betrachtet, vielleicht ein wenig verklärt. Denn meistens hab ich einfach verschlafen. Als ich noch klein war, nannte meine Mutter das meine geheime Superkraft. Weil ich locker ohne Probleme länger als zwölf Stunden am Stück schlafen konnte. In einem fairen Wettkampf hätte Preußlers Wanja nie eine Chance gegen mich gehabt. Aber ich befürchte, wir wären beide gar nicht erst aufgestanden.

Doch meistens habe ich mich gegen Mittag auf der Parkbank eingefunden. Bewaffnet mit einem winzig kleinen Schreibblock, dem günstigsten, den sie im Laden rumliegen hatten und dazu einem runtergerockten Bleistift, tauchte ich in die fantastischsten Welten ein.

Okay, da herrschte eher Mord und Totschlag zwischen den Seiten. Heute nennt man das Thriller. Meine Handlung drehte sich damals um zwei Zwillinge, die ihren verschollenen dritten Zwilling, auf einer mysteriösen Insel an einen sprechenden Hai verfüttern mussten. Damals war ich auf den Kniff mit dem Hai mächtig stolz. Ich hatte da sowas in der Art eines modernen Krimimärchens im Sinn.

Es war nicht die schlechteste Idee von Mary, darauf zu bestehen, mich in einem anderen Genre zu versuchen. Ich will mich nicht beklagen. Im klassischen Fantasieroman konnte ich mich die letzten Jahre nach Herzenslust austoben. Ob arrogante Hexer, tollpatschige Zauberer, amüsante Prinzessinnen oder laut furzende Orks. Nur sprechende Haie habe ich nie wieder verwendet.
Jetzt sind es eben dauerquatschende Einhörner

Vielen Dank! :slight_smile:

6 „Gefällt mir“

Hallo Tom,

erstmal Deine zu Deiner Umfrage, bevor wir zu meinen zwei Eurocents kommen:

**
Hast du nach dem Anfang noch Lust weiter zu lesen?** Ja, aber der „Kick“ kam verzögert. Musste sich erstmal setzen. Jeder Satz ist sehr gehaltvoll.

Jeden sind dir die Figuren sympathisch? Sie machen neugierig, was ich wichtiger finde. Bin eher Bruno Kosmalla als Larry, aber das nimmt nichts weg von der Spannung weg.

Funktionieren die Dialoge? Konnte ich als Wenigleser problemlos folgen. Finde ich top umgesetzt.

Ist der Text flüssig zu lesen? Dein Schreibstil ist anspruchsvoll, aber ich konnte mich dem schnell anpassen. Nach den ersten Sätzen (die anderes haben befürchten lassen), ist es „geflutscht“.

**Hat dir das Lesen ein bisschen Spaß gemacht? **Gute Unterhaltung

Zu meinen Groschen:

Ich finde es immer schwer, wenn Nicht-Amerikaner amerikanische Charaktere erschaffen. Das wirkt selten authentisch, aber Du hast es geschafft, das ich Larry und Mary „sehen“ konnte. Was mich allerdings manchmal aus den USA gerissen hat, ist Folgendes:

  • Das ein Amerikaner Preußlers Wanja kennt (vorher wurde auf Superman angespielt - später auf Oaks, Gandalf, usw.), passt irgendwie nicht, ist aber natürlich nicht auszuschließen. Vielleicht erfährt man ja später mehr aus Larry’s Vita. Auf mich wirkte es aber wie ein Fremdkörper … vor allem, wenn man wie Larry in den USA der 60er und 70er aufgewachsen ist. In diesen Jahrzehnten des kalten Krieges, war alles Russische/in Russland spielende - gelinde gesagt -nicht gern gesehen.Für mich ist das DDR Literatur.

  • Deutschsprachige Floskeln wie „unter die Nase reiben“ würde ich nicht benutzen. Würde lieber was Neutrales nehmen.

  • Welche Rolle spielen dauerquatschende Einhörner im Leben des Autors Larry? Ich würde sie bei “Happy” lassen.

  • Zum Thema Trinkwasser und USA: Eigentlich ist in allen Schichten das purifizierte „Tabwater“ Nummer eins. Am liebsten aus dem gekühlten Wasserspender des Kühlschranks. Seit Flint (worauf Du auch indirekt eingehst) ist aber vermehrt natürliches Felsquellwasser gefragt. Meistens sieht man die 6er Packs (große Plastikflaschen) oder 24er Packs (kleine Plastikflaschen) in den Einkaufswagen/Garagen der Amerikaner stehen.
    Einen Amerikaner zu finden, der gerne kohlensäurehaltiges Wasser trinkt, ist eine Rarität (O-Ton eines Amerikaners „tastes like Sprite without taste“). Bei den Amis hat sich auch hartnäckig das Gerücht festgesetzt, dass jedes Sprudelwasser, zu viel Natrium enthält und deswegen ungesund sei. Viele nennen es auch noch Soda.
    Zum Thema Wasserkästen und Keller: Wenn ein amerikanisches Haus einen Keller besitzt, wird er meist als Waschraum oder Abstellkammer benutzt (meine Erfahrung). Als Lagerplatz für Wasser habe ich in den USA nur Kühlschränke oder Garagen gesehen. Vielleicht ist das aber regional unterschiedlich. Wasserkästen wie es sie bei uns gibt, habe ich in den USA noch nie gesehen.

Ausnahmen gibt es sogar in den USA und vielleicht hast Du andere Erfahrungen gemacht oder möchtest mit Wanja & Sprudel dem Paar einen - der amerikanischen Norm - abweichenden Lebensstil zuordnen.

Abschließend kann ich nur sagen: Hier passt das „Meckern auf hohen Niveau“ wie die Faust auf’s Auge. Meinen Nerv hat’s getroffen. Hut ab, für diesen Erstentwurf(!) und wenn’s in der Anthologie so weitergeht.

Grüße

7 „Gefällt mir“

Hallo Tom

Erst einmal Gratulation zum Erstentwurf. Und ich fange gleich mal ohne großes Vorwort an. :smiley:

Bereits hier begann ich zu stottern. Ich las den Satz „Mary hat den Kaffee auf“ ungefähr fünf Mal und habe ihn bisher nicht begriffen. Das ist zwar nicht tragisch, aber mit einem Fragezeichen über mir schwebend in den nächsten Satz zu stolpern, nimmt mir die Leselust. Und da erzählt mir der Autor, ich soll mir keine Sorgen machen, denn der Urheber des Textes weiß ebenfalls nicht, was das heißen soll. Oder bezieht er sich da auf etwas anderes? Kurz, für mich, die nichts mit fernen Planeten am Hut hat, die Kaffee aufbrüht oder kocht, ist der erste Absatz ein Lesekiller.

Ob mir die Figuren sympathisch sind, willst du wissen. Das ist eine sehr subjektive Angelegenheit und keifende Menschen sind mir von Natur aus eher unsympathisch. Allerdings ist mir schon bewusst, dass es hier um ein Zwistigkeit zwischen einem alt eingesessenen Ehepaar handelt, wo mich dann das Alter der Beiden überraschte. Zwar passt der Dialog generell für Ende 50iger, doch zum Beispiel der Ausdruck „zugemüllt“, lässt doch auf einen viel jüngeren Menschen schließen, oder? Was ich damit sagen will, in meinen Augen ist der Dialoge nicht sauber auf das Alter zugeschnitten. Ich weiß, wir reifere Menschen hauen schon mal ein cool, geil, zugemüllt oder so in den Raum, aber es passt nicht. Weder in der Realität noch im Roman. Meine Lektorin hatte das bei meiner Tante Annegret, die sich als betont jugendlich gegeben hat, immer wieder bemängelt. Ich hatte dann die Aufgabe, das auf andere Art und Weise einzuarbeiten.

Die Dialoge funktionieren. Bislang sind auch nur zwei Personen im Spiel, denen kann man leicht folgen.

Im Großen und Ganzen ist der Text gut zu lesen. Man kann sich den Konflikt leicht vorstellen, auch die darin verborgene Komik. Sie hat die Hosen an und er versucht sich zu wehren, so gut es geht.

Das sich die Szene in Amerika abspielen soll, ist in der Tat nicht lupenrein. Renator hat dir da ja schon viele gute Hinweise gegeben, aber selbst wenn man all die Fakten nicht kennt, will sich bei mir kein amerikanisches Klischeebild einstellen. Hättest du nicht Chicago erwähnt, würde sich für mich die Handlung irgendwo in Deutschland abspielen. Vielleicht solltest du deinen Schauplatz ernsthaft überdenken.

Ansonsten, schreib weiter und lass die Ideen sprudeln. Bin gespannt, wie es mit Marry und Larry weitergeht :).
Sag bescheid wenn es fertig ist. :thumbsup:

Alles Liebe
Urmel

4 „Gefällt mir“

Ich schau dann heute Abend rein :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Hallo Tom,

dann versuche ich mich auch mal als Feedback-Geberin, auch wenn ich als Warnung vorweg schicke: Es liest sich nicht wie die Art Genre, die ich mir normalerweise aus dem Bücherregal greife (das wäre dann hauptsächlich Fantasy, alternativ gerne Krimis/Thriller).

Die Figuren sympathisch: Da Du in der ersten Szene ausschließlich Dialog verwendest, kann ich die beiden nicht so recht packen, sie sind mir deshalb relativ egal, aber das liegt an der von Dir gewählten Erzählform, nicht an Deiner Umsetzung. Für mich ist immer wichtig, daß ich Figuren vor mir sehe, und das tue ich hier nicht. Okay, er hat nur noch wenige Haare, aber das ist auch schon alles an optischer Erkenntnis; von ihr habe ich gar kein Bild vor Augen. Sein Charakter schimmert für mich einmal durch, wenn er darüber nachdenkt, das Wasser aus dem Keller zu holen - das aus Versehen gekaufte, und kann es eigentlich schlecht werden? Das gefällt mir, es zeigt mir sowohl ihn - und das sympathisch - als auch sein Verhältnis zu der eingeladenen Erzfeindin.
Die zweite Szene ist mir persönlich zu ausschweifend: Ich erfahre eigentlich nur, daß Larry altert, und daß er schreibt. Nun weiß ich natürlich nicht, was danach kommt, aber ohne dieses Wissen habe ich beim Lesen der Szene nicht das Gefühl, daß sie die Geschichte vorantreibt.

Die Dialoge: Ich hätte es beim Blick auf die Dialogszene 1 nicht gedacht, aber ja: Es funktioniert, ich weiß genau und ohne nachzudenken, wann wer spricht. Starke Leistung! Sie funktionieren sogar so gut, daß ich überlegen würde, auch die einzigen beiden Nicht-Dialog-Absätze aus dieser Szene rauszunehmen. Der Einstieg läse sich dann so:

»Könntest du dich bitte zusammenreißen?«

»Ich habe nur gesagt, dass es eventuell ganz nett gewesen wäre, wenn du es mir vielleicht früher, sagen wir gestern vor einer Woche, erzählt hättest. Schließlich ist es mein Geburtstag.«

Dann fehlen zwar die Infos mit der Erzfeindin und dem Einladen ohne sein Wissen, aber das könntest Du bestimmt auch in ein, zwei Dialogsätzen unterbringen. Bei allem anderen ist es Dir ja auch gelungen, und das ganz hervorragend!

Der Text flüssig: Insgesamt ja, auch wenn die Zeichensetzung manchmal holpert. An ein, zwei Stellen haben mich Vergleiche rausgehauen, die ich seltsam fand:

Der Ausdruck „unter die Nase reiben“ ist mir geläufig, allerdings ist er mir noch nie mit einem Vergleich begegnet. Insofern eigentlich eine schöne Idee, aber warum ein Kuhfladen? Und wie kann etwas „saftig duften“? Wenn, dann würde ich mich hier auf das „saftig“ beschränken, denn das Wesentliche ist für mich das Reiben, nicht die Nase. Ich mag Synästhesie, aber hier paßt sie für mich nicht.

Beim Versuch, mir das bildlich vorzustellen, bin ich gescheitert. Wenn ich das aus der Schule richtig behalten habe, ist ein gleichschenkliges Dreieck eines mit zwei gleichlangen Seiten (was übrigens viele Menschen verdrängt haben dürften). Was heißt das jetzt für die Wasserwaage darauf? Wie ich das Dreieck in meinem Kopf auch drehe und wende - ich sehe da keine Wasserwaage drauf. Und wenn, ist sie schief. Wie für mich auch dieser Vergleich.

Sehr schön fand ich hingegen die Metapher der Wellnessquelle neben der Kloschüssel!

Der Lesespaß: Wie gesagt, das klingt nicht nach meinem Genre. Deshalb, und nur deshalb, würde ich hier nicht weiterlesen. Beziehungsweise: Ich hätte normalerweise gar nicht reingelesen. Das ist aber keine Kritik an Dir oder Deinem Stil, sondern schlicht meinem Geschmack geschuldigt, also nimm Dir das bitte nicht zu Herzen. Denn: Spaß am Lesen hatte ich in der Tat trotzdem, zum Beispiel bei der Wellnessquelle, oder beim Wasserexkurs, oder bei der Hand, die beim Onanieren einschläft. Dafür mein Kompliment!

Insgesamt stimme ich @Renator und @Urmel zu: Das USA-Setting überzeugt mich nicht. Ist es für die Geschichte wichtig? Sonst würde ich ebenfalls dafür sprechen, sie nach Deutschland zu verlegen. Falls Du dabei bleiben willst:

„to rub it in s.o.'s face“ gibt es tatsächlich auch im Englischen; für „den Kaffee aufhaben“ fällt mir aber keine englische Entsprechung ein. Und ja: Wenn USA-Setting, dann würde ich mich bei solchen Ausdrücken auf welche beschränken, die es auch im Englischen gibt. Sonst schreit die Sprache: Deutschland, und der Inhalt: Amerika!

Viele Grüße
Buchling

4 „Gefällt mir“

… das habe ich nicht gesagt / sagen wollen. Ich war bei Larry & Mary in den USA, aber manche Sätze haben mich kurzzeitig rausgehauen.

Nachtrag: Jetzt weiß ich was mit „Kaffee aufhaben“ gemeint ist. Finde die Redensart für das USA Setting genauso toxisch wie „Wanja“. Habe ich noch nie gehört. Würde lieber „Mary hatte genug“ nehmen.

2 „Gefällt mir“

Lieber @Tom Diander,

Den Kommentaren von @Renator, @Urmel und @Buchling möchte ich mich im Wesentlichen anschließen. Wenn ich auch die offensichtliche USA-Erfahrung von Renator nach wenigen Kurzaufenthalte nicht wirklich beurteilen kann, fühle ich mich doch beim Lesen, als säße ich im Zuschauerraum der Kammerspiele von Bad Godesberg (nicht, dass ich da schon einmal gewesen wäre!) und lauschte deinen Protagonisten. Geht, hat aber einen gewissen, muffigen Beigeruch.
Natürlich ist der Text im Grunde gut, holpert aber noch, wie vor allem Urmel und Buchling umfassend darstellen (aus teilweisen erratischen Gründen, teilweise aber auch wegen Satzbau und -Melodie, bzw. wegen Bildern, die sich mir so nicht erschließen). In einem frühen Überarbeitungsstadium ist mir das allerdings vollkommen verständlich, soll nur der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt bleiben.

Wenn das der Anfang ist nein! Ich kann wenig finden, was mein persönliches Interesse weckt. Ein paar kleine Konflikte, eher Rumzickerei. Ich erahne nicht einmal das Genere. Meine Schuld, wahrscheinlich.

Nein, finde aber auch keinen Anlass, warum sie mir sympathisch sein sollten.

Erstaunlicherweise ja, zumindest an den meisten Stellen. Einmal aber werde ich abgelenkt, gerate ins Trudeln und muss mich reorientieren. Das Vorgehen insgesamt gefällt mir nicht nur, das will ich will ich auch einmal machen. Vielleicht in etwas abgemilderter Dosis.

Wie schon gesagt, holpert ein wenig. Der erratische Teil ist dem frühen Überarbeitungsstand geschuldet. Andererseits sind da deine Bilder, die fremden Bilder, die, die ich nicht kenne …

Ich beteilige mich nicht am Lesezirkel des Spaßes wegen, sondern sehe das eher als eine Dienstleistung auf Gegenseitigkeit. In erster Linie profitiere ich von den Autoren, die ihre Texte hier einstellen und natürlich von denen, die sich hier Mühe geben, die Texte sorgfältig zu beurteilen.

In deinem Fall bin ich dann aber durch Zufall auf etwas ganz Besonderes gestoßen. Bin den Links in deinem Profil gefolgt und auf ein Hörspiel aus deiner Feder gestoßen, dass mir so gut gefallen hat, dass ich es gerne hier teilen möchte:

https://www.youtube.com/watch?v=Yf7El8CEpCU

Das hat Spaß gemacht! Hut ab!

dankbar hierfür
os|<ar

9 „Gefällt mir“

Also eigentlich gehört das jetzt nicht zu der Leseprobe, aber @ToM, „Die erholsame Nacht“ ist spitze. Wunderbar, da mach ich mich um deinen neuen Roman gar keine Sorgen. Dad klappt :thumbsup:.

Und @oskar21, herzlichen Dank für die Recherche und das Bereitstellen.

Grüße
Urmel

4 „Gefällt mir“

Hallo Tom,

ich habe nach dem Anfang unbedingt Lust, weiterzulesen, denn du erzeugst – im Dialogteil – eine Grundspannung, die nach Auflösung geradezu schreit. Das finde ich sehr gut gemacht, vom Grundsatz her, in der Durchführung sollte aber noch etwas nachgearbeitet werden: Das wurde in den anderen Stellungnahmen auch schon deutlich, weshalb ich auf Details verzichte. Außer einer Anmerkung: Die Bilder (der “inneren Zustandsbeschreibungen”) sind teilweise auch für mich unverständlich.

Sympathie: Ist bei mir sofort aufgekommen, für beide Protagonisten. Hast du sehr gut hinbekommen!

Dialog: Funktioniert. Ich habe schon nach wenigen Sätzen eine personale Konstellation vor Augen gehabt, die mehr suggerierte, als du faktisch aufgeschrieben hast. Und so etwas finde ich immer gut. Du erzeugst eine … ähm … Grundsituation samt struktureller Charakter"zeichnung", ohne sie auswalzen zu müssen. Ich habe die beiden – und den Grundtenor ihres Zusammenlebens mit möglichen Ambivalenzen wie auch Übereinstimmungen – “vor Augen stehen”, ohne dabei von einer Walze mit Details überrolt zu werden. Sehr gut gemacht!

Textfluß: Auch in Ordnung. Aber einen Punkt betreffend muß ich meckern: Am Umschlagpunkt, dort, wo Larry anfängt, “mit sich selbst zu sprechen” (Anfang Szene 2), ist m.A.n. der Übergang regelrecht mißlungen, weil du ein typisches third-person-view-Szenario quasi 1:1 auf die first-person-view aufflanschst, was dann natürlich unpassend ist. Auch denke ich nicht, daß es dessen an dieser Stelle bedarf. Denn wie der Protagonist heißt, läßt sich anders – und geschickter – mitteilen als durch die platte Namensexplikation, die ja so niemals in einem “inneren Monolog” auftauchen würde.

Insgesamt: Guter Einstieg, ich bin neugierig auf Joan und ihren Lebensabschnittspartner, auch darauf, wie die kleine Feier abläuft. Darüberhinaus würde ich mich natürlich im Fortgang auch gerne ein bißchen überraschen lassen, was meine gleich zu Anfang entwickelten Vorstellungen angeht (also wie du die zwei aufgebaut hast) – also dahingehend, daß es da (womöglich) auch noch ein paar Dinge gibt, die anders sind als ich sie mir spontan vorstellte.

Viele Grüße von Palinurus

3 „Gefällt mir“

Hast du nach dem Anfang noch Lust weiter zu lesen?
Ich würde wohl noch ein Kapitel lesen, die Feier scheint lustig zu werden. Es erschliesst sich ja nicht um was für eine Geschichte es sich handelt. Insofern weiss ich nicht ob sie unter normalen Umständen bei mir gelandet wäre. Insofern, vielen Dank :wink:
Sind dir die Figuren sympathisch?
Ja kauzige Menschen sind sympatisch, mir zumindest. Einige Dialoge erscheinen mir vertraut. :slight_smile:
Funktionieren die Dialoge? (Besonders, da sie ohne die üblichen »sagte er, sagte sie« auskommen)
Auf jeden Fall
Ist der Text flüssig zu lesen?
Bis auf den Kaffee aufhaben, kennen wir Nordlichter gar nicht. Und da muss ich auch den anderen recht geben, das ist zu lokal. Zu lokal für Deutschland und meiner Meinung nach nicht amerikanisch. Ansonsten kam ich gut durch den Text.

Viele Grüße
Lusmore

4 „Gefällt mir“

Lieber Tom,

@Palinurus und @Lusmore gaben den Anstoß. Ich habe noch mal die „Bilder“ aufgearbeitet (hätte ich auch vorher tun können!). (Ich muss z.B. zur eigenen Schande gestehen, das Otfried Preußler mir bislang kein Begriff war…)
Dann ein drittes Mal gelesen. (Ein neuer Morgen, ein neuer Dopio). Und so sieht die Sache plötzlich ganz anders aus! Ich erkenne die feineren Strukturen. Sehe plötzlich die Szenen in anderem Licht und ertappe mich dabei, dass ich insgeheim die männliche Hauptrolle mit Woody Allen besetze.
Es ist schmerzlich, aber ich muss zurückrudern! Mein erstes Urteil war viel zu oberflächlich.

Das ist mir peinlich, aber gottseidank sind wir ja unter uns.

mfg os|<ar

4 „Gefällt mir“

Lieber Oskar, dafür gebührt dir ein ‘gefällt mir sehr gut’!

Gruß von Palinurus

1 „Gefällt mir“

Manchmal ist das so. Ist doch toll das du es gemacht hast. Ich habe heute beim Morgenkaffee in Palinurus Auszug reingelesen. Und ich hatte recht mit meiner Vermutung. Das wird mich Zeit kosten. Mich der sonst so schön schnell lesen, erfassen und begreifen kann. Aber ich werde es tun.

2 „Gefällt mir“

Im großen und ganzen sehe ich es wie Renator und Urmel, dazu noch ein paar Kleinigkeiten von mir:

Oh bitte, spendiere ihm ein s! Fusel ist mieser, billiger Schnaps, hier müssten wohl die Fusseln hin.

Den Kaffee aufhaben und dann Schauplatz in den USA - das passt irgendwie wie die Faust aufs Auge, und kaum ein Ami dürfte Ottfried Preußler kennen. Das hat mich irgendwie völlig aus dem Lesefluss geschmissen, auf mich wirken solche Sachen immer extrem unhomogen und störend.

zwei Zwillinge wären vier Personen :wink:

Ich würde sagen, die ganze Sache ist ziemlich unkonventionell (was ich gut finde) und hat noch eine Menge Potenzial. Die wesentlichen Stolperstellen sind ja schon sehr schön ausführlich angesprochen worden, ich würde wahrscheinlich noch den einen oder anderen Hinweis streuen, in welche Richtung es eigentlich gehen wird. Stellenweise wirkt es noch etwas unentschlossen. Aber auch das ist Jammern auf extrem hohen Niveau, klar, dass es noch diverses Feintuning braucht, aber ich finde den Start soweit sehr gut gelungen.

Hast du nach dem Anfang noch Lust weiter zu lesen? Ja, ich möchte wissen, wie das weitergeht.
Sind dir die Figuren sympathisch? Weiß ich noch nicht genau, Larry ist interessant, während Mary noch etwas farblos bleibt.
Funktionieren die Dialoge? Ja, absolut kein Problem, ich finde sie sogar sehr erfrischend.
**Ist der Text flüssig zu lesen? **Größtenteils ja, von einigen hier bereits angesprochenen Stolperstellen abgesehen.

Und das wichtigste: :footprints:
**Hat dir das Lesen ein bisschen Spaß gemacht? **Definitiv ja.

4 „Gefällt mir“

@Renator @Urmel @Yoro @Buchling @oskar21 @Palinurus @Lusmore

Vielen herzlichen Dank für euer hilfreiches Feedback. Ihr habt ja keine Ahnung, wie sehr ich das gebraucht habe. Ich kratze langsam an den letzten Kapiteln der Geschichte und habe den Fehler gemacht, ein bisschen weiter vorne mal rein zu lesen. Der Rückblick war in meinem Fall fatal. Ich habe alles in Frage gestellt. Ist die Story überhaupt gut? Funktionieren die Dialoge? Wer will das eigentlich lesen? Will ich sowas überhaupt lesen?

Mary & Larry wird übrigens ein Krimi. Die Handlung spielt in einer kleinen fiktiven amerikanischen Kleinstadt. Ich könnte die beiden Hobbydetektive natürlich auch nach Deutschland verlegen, aber ich habe nun mal eine Schwäche für Twin Peaks. :laughing:

Dank eurer Hinweise werde ich für die kommenden Überarbeitungen meinen Fokus auf mehr USA Feeling und Recherche legen. Das mit dem Sprudelwasser habe ich zum Beispiel nicht gewusst und aus dem Keller werde ich eine Garage machen.

Bin leider noch nicht in den USA gewesen, und sicherlich durch Filme und Serien versaut. Ich kenne einige Kolleginnen, die auf dem Standpunkt stehen, man sollte nur über Orte schreiben, die man auch kennt und bereist hat, aber das sehe ich nicht so eng. Realistisch sollte es natürlich trotzdem sein. Daher klemme ich mich da auf jeden Fall noch mal hinter.

Auch was die deutschen Sprichwörter angeht, muss ich ausmisten. Da fliegen weit über die Hälfte wieder raus. Habe da, glaub ich, einen kleinen Fetisch entwickelt. Larry sagt ständig so Sachen wie: »Wer im Glashaus sitzt, sollte was zum Anziehen dabei haben.« :roll_eyes:

Das gleichschenklige Dreieck und die zwei, drei Zwillinge bitte ich natürlich zu entschuldigen, mit Mathe hat es Larry nicht so. (Das muss er von mir haben.) :smiley:

Nochmal herzlichen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen und eure Gedanken geteilt habt.

Die Idee, direkt mit der Dialogpassage zu beginnen, finde ich ebenfalls super. Die zweite Szene wird auch auseinandergerupft, da ich Teile daraus für eine Geburtstagsansprache nutzen möchte.

@Yoro
Was mich allerdings richtig hart nervt und mich wirklich fertig macht, ist der »Fussel auf der Decke und der Fusel in der Flasche.« Bevor ich den Text ins Forum rein kopiert hatte, habe ich den Duden drüber gucken lassen und dann passiert trotzdem so eine Kacke. :cry:

@oskar21
Es freut mich schwer, dass dir meine kleine Sciencefiction Geschichte so gut gefallen hat. Bin voll stolz. Danke.
(Mit Woody Allen liegst du übrigens zu Hundertprozent richtig.)

Lieben Gruß
Tom

5 „Gefällt mir“

Denk dir nichts, der Duden kann ja nicht wissen, welches der beiden du meinst.

1 „Gefällt mir“

Doch. Ich gebe Papyrus die Schuld. :laughing:

@Tom Diander
Kannst ja auch Flusen für die einsame Haarsträhne nehmen :wink:

1 „Gefällt mir“

„Flusen“ gefallen mir. Danke schön. :thumbsup:

Oh da kann ich mitreden. Papyrus und mit dem Duden sehen leider nicht alle Rechtschreibfehler. Ich fand dies heraus, als ich mein neues erstes Kapitel in Word kopierte, um es mir vorlesen zu lassen und schwupp …, Word fand Rechtschreibfehler die Papyrus einfach übersah. Natürlich sind das nur Kleinigkeiten, wie zum Beispiel das dritte T in Betttuch, aber immerhin, mag es noch so dämlich aussehen, das dritte T gehört da hinein. Das hab ich gegoogelt! :laughing: Allerdings bei Fusse und Fusel wird´s kompliziert.

1 „Gefällt mir“