Die Scheu vor Lyrik zu verlieren und einfach mit Sprache zu spielen ist oft der erste Schritt, bis man anfängt, einen eigenen Stil und eigene Vorlieben zu entwickeln.
Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich dazu neige, sowohl Dinge als auch abstrakte Begriffe zu personalisieren, wie in diesem Fall, die Lärchen, die sich trotzig in eine andere als die konforme grüne Farbe hüllen. Wobei Trotz den Lärchen natürlich total fremd ist.
Wenn ich dieses Prinzip auf Deine Miniatur anwenden würde, müsste ich zuerst fragen, was möchte ich personalisieren, den Sturm, die Bäume oder den Deich?
Und dann entsprechend überlegen, welche Eigenschaften ich transportieren möchte.
gischtfetzen tanzen
hinter dem deich ducken sich
apfelbäume
Jaja, die Kornkreise. Seit der Erfindung von Laser und GPS werden sie immer komplexer.
Wie hießen die beiden Rentner aus England noch mal?
Doug und Dave.
Über 200 Kornkreise haben sie in über 10 Jahren angelegt und die ganze Welt zum Narren gehalten.
In Zeiten von steigenden Lebensmittelpreisen und Klimakrise sollten die Künstler vielleicht einmal überlegen, ob sie das Ganze vielleicht lieber in der Wüste anlegen.
Die Atacama soll sich doch dafür anbieten … die Schöpfer der Nazca Linien hatten auf jeden Fall noch kein GPS.
Meine Miniatur zu dem Thema
(Uffington White Horse)
pegasus, you lost
your wings, but still you´re running
wild and free
moospolster
schmiegen sich an fliesen
blätter wirbeln
Der Balkon scheint mir für die Miniatur entbehrlich, die Feuchtigkeit wird schon durch das Moos transportiert, statt wirbeln könnte man auch tanzen nehmen, „trocken rascheln“ ist doppelt.
Wenn man Miniaturen schreibt, sollte man sich bei jedem Wort zehnmal fragen, ob es passt.
anlässlich der dritten Woche des Seitenwindes, ein Blütenaroma, das sich der Destillation entzieht … ein Versuch, sich der kommerzziellen Verwendung in der Parfümindustrie zu entziehen.
Sehr sympathisch, bescheiden, und gleichzeitig so stark.
Hallo @gui, die Silbenaufteilung im Haiko mit 5/7/5 ist ja sehr klar, aber wenn du sagst, im Deutschen sind 10 bis 14 Silben eine Entsprechung: Gibt es dafür dann auch einen Aufteilungsschlüssel? Sollten Zeile eins und drei immer gleich viele Silben dann haben? Oder geht man dann einfach nur auf „drei Zeilen mit Naturbezug und insgesamt soll die Silbenanzahl zwischen 10 und 14 liegen?“
Die sogenannten Moren im Japanischen bestehen manchmal nur aus einem Buchstaben, d.h. die Bedeutung einer More ist nicht vergleichbar mit einer deutschen Silbe.
Bei Wikipedia findest Du eine gute Erklärung, warum im Deutschen inzwischen weniger Silben verwendet werden.
Und auch warum die Aufteilung der Silben inzwischen deutlich freier gehandhabt wird.
Ein Haiku wird nicht durch die Anzahl und Verteilung der Silben zum Haiku. Sondern durch die Konkretheit und den Bezug zur Gegenwart und die Fähigkeit, in dem Leser eine „Fortsetzung“ in Gedanken auszulösen.
Ich schreibe auch Haiku, aber auch „Miniaturen“, weil ich gerne deutsche Stilmittel wie Metaphern, oder Enjambements oder Apokoinu verwende, die in einem Haiku nichts zu suchen haben.
Haiku ist für mich nach wie vor eine der schwierigsten Gedichtgattungen. Und da muss jedes Wort sitzen.
Erinnere mich daran, Haikus in der Schule durchgenommen zu haben. Hat mich so gepackt, dass ich monatelang nur noch solche aufgeschrieben habe. Ewig her gefühlt.
Bin nicht ganz zufrieden, lasse meine spontanen Gedanken trotzdem gerne hier
Eine Kastanie
Versteckt im Stachelmantel
Nimmst du sie mit heim?