Lesbarkeitsanalyse und Absätze

Vielleicht hülfe ein Komma nach dem »und«, sodass der Satz besser lesbar wird. Das ist übrigens kein Kann- sondern ein Musskomma.

Muss? Bist du dir sicher?

Folgt auf einen Nebensatz ein »und«, wird ein Komma gesetzt. Das weiß sogar Papyrus.

Das ist Karin, die heute blau trägt, und mit uns Eis essen will.

Blau tragen und Eis essen gehört vom Sinn her nicht zusammen. Nebensächlich werden und deshalb nur noch untermalen, gehört vom Sinn her zusammen.

@Endgegnerin Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, war aber auch nie besonders gut im Deutschunterricht, wenn es um Rechtschreibung und Grammatik ging.

Bei deinem Beispiel kann ich folgen. Da finde ich einen eingeschobenen Nebensatz und der muss mit Kommata (oder sagt man jetzt Kommas?) eingerahmt werden.
Das ist Karin, die heute blau trägt und Das ist Karin, die mit uns Eis wssen will. Hier bezieht sich alles auf Karin, die…

Bei dem Satz von @_Corinna will mir aber kein Nebensatz entgegenleuchten.

Wo müsste das Komma denn da hin? Für mich sind das zwei einzelne Sätze, die auch für sich stehen könnten, nur hier aneinandergereiht sind.

Das Wort »dass« leitet den Nebensatz ein und der wird, wie im Deutschen die Regel, mit einem Verb beendet, in dem Fall wurde. Dort endet der Nebensatz und deswegen wird nach „wurde« der Rest mit einem Komma abgetrennt.
Er strahlte so viel Energie und Lebensfreude aus, dass die auffällige Krawatte nebensächlich wurde (Komma) und nur noch seine Bewegungen und seine Persönlichkeit untermalte.

Eigentlich wäre sodass besser als dass, aber gut, da ist auch viel Geschmackssache dabei. Aber unsere Sätze enthalten so viele das und dass, man ist gut beraten, sie zu eliminieren, wo möglich.

Wo siehst du da einen Satz? Es ist ein Nebensatz, er enthält nicht einmal ein Subjekt. Die Kravatte (Sie) wäre das Subjekt, ohne sie kann es kein Satz werden. Er kann nicht für sich alleine stehen.

Zu Grammatikregeln äußere ich mich lieber nicht, die wende ich nur aus dem Bauch heraus an.

Aber wenn es um mein Ziel geht, den Gedanken möglichst verständlich rüberzubringen, denke ich, dass ein Komma an der Stelle nicht hilfreich wäre.

Momentan tendiere ich zu dieser Version:
„Er strahlte so viel Energie und Lebensfreude aus, dass die auffällige Krawatte nebensächlich wurde. Sie untermalte nur noch seine Bewegungen und Persönlichkeit.“

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Ganz genau! Und deswegen sehe ich auch keinen eingeschobenen Nebensatz. Ja, ich stimme zu, dass vor einem „dass“ ein Komma stehen muss. Allerdings ist der Satz hinter „dass“ in diesem Fall nur durch ein „und“ erweitert. Passend zu der von dir erwähnten Regel endet der gesamte Nebensatz mit dem Verb „untermalte“
Also: „Er strahlte so viel Energie und Lebensfreude aus, dass die auffällige Krawatte nebensächlich wurde und nur noch seine Bewegungen und seine Persönlichkeit untermalte.

@Corinna: Deine Version gefällt mir
Witzig, dass ein einziger Satz so eine Diskussion auslösen kann.

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Es war ja auch dein Vorschlag. :wink:

:smiley: Ich Schussel. Hab ich doch glatt vergessen :upside_down_face:

Genau das macht Literatur so spannend.

Im Moment bringt mich das eher ein bisschen zur Verzweiflung.
Ich hatte in der vergangenen Woche zum ersten Mal eine Szene mit Stil- und Lesbarkeitsanalyse unter die Lupe genommen, und bin in einer Woche keine 500 Wörter weit damit gekommen; vor allem weil ich an Wortwiederholungen hänge, die mich schon die ganze Zeit selber nerven, mir dafür aber keine bessere Alternative einfällt.

Zum Jahresanfang hatte ich mit der dritten Überarbeitungsrunde begonnen (Schwerpunkt auf inhaltlicher Überarbeitung), und komme so langsam vorwärts, dass ich in zweieinhalb Monaten nur 5% überarbeitet habe.

Bei der Hochrechnung, wie lange ich wohl noch überarbeiten muss, bis ich mit meinem Manuskript zufrieden bin, kamen mir vor fünf Tagen, am dreijährigen Jubiläum meines Buchprojektes, ernsthaft die Tränen. :sob:

Um Himmels Willen! Die Lesbarkeitsanalyse ist doch kein gottgleiches Wesen, dem du bedingungslos zu folgen hast! Mach dir doch mal den Spaß und tippe ein paar Absätze deines Lieblingsbuches ab und lass es dann mal analysieren… kann lustig sein.
Aber im Ernst, DU entscheidest, wieviel Wortwiederholungen du drin lassen willst und wie lang dein Satz sein soll. Und bevor die Analyse dein Buch kaputt macht, ignorier den Kram doch.

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Tja, seit 3 Jahren sage ich mir, dass ich die stilistischen Unschönheiten, obwohl sie mich selber nerven, erstmal drin lasse, und mich auf den Inhalt konzentriere.
Aber irgendwann muss ich das anpacken, ich will ja selbst, dass mein Buch am Ende sprachlich schön ist.

Ein sehr gutes und sinnvolles Ziel! Allerdings wirst du nie Perfektion erreichen. Zudem ist Perfektion totlangweilig (siehe Monk).

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Du darfst deinen Lesern auch zutrauen, die sprachliche Schönheit mit der inhaltlichen Schönheit abzuwägen und gewisse stilistische Fehlerchen zu übersehen.
Mich zum Beispiel machen widersprüchliche Aussagen eines Autors kirre. Kann ich nicht leiden. (z.B. erst ist die Tür verschlossen und eine Seite später stürmt einfach jemand rein)

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Ja, am Inhalt bin ich auch dran. Kaum zu glauben, wie sehr kurze Randbemerkungen von Testlesern einen in Arbeit stürzen können. Bemerkungen wie: „Hier finde ich sie zu gleichgültig, das passt eigentlich nicht zu ihr“ oder „Hier ist sie aber inkonsequent, ist das so gewollt?“

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Das ist sicher herausfordernd… zumal: wenn es so gewollt war, dann muss man das auch aushalten.

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Auch nicht mit dem Thesaurus? Dafür ist doch da, dass man einfach einen Rechtsklick auf ein Wort macht und aus dem besten Synonym-Angebot für die deutsche Sprache schöpfen, kann, in Papyrus.

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Da haben wir allerdings auch Rückmeldungen von Bestseller-Autoren, die mal ihre Bücher haben durchlaufen lassen.

Und was soll ich sagen - die, die sich schlechter verkauft haben, waren nach Angaben dieser unserer Bestseller-Autoren auch in der Lesbarkeit deutlich mehr „rot“ als grün …