Hallo, ich arbeite seit gestern zum ersten Mal ernsthaft mit der Stilanalyse, und habe dazu dann auch die Lesbarkeitsanalyse eingeschaltet.
Einen langen Absatz habe ich gerade in zwei Absätze unterteilt, was das Lesen meiner Meinung nach vereinfachen müsste. Jetzt bin ich irritiert dadurch, wie sehr ein einzelnes Absatzzeichen den Lesbarkeitsindex vermindert.
Ist das ein Programmfehler, oder gibt es dafür eine logische Erklärung, die mir hilft, mit dieser Funktion sinnvoll zu arbeiten?
In meinen Augen ist der kürzere Absatz schlechter lesbar als der längere.
Wenn nun beide Absätze wie einer berechnet werden, sinkt dadurch natürlich deren Lesbarkeitswert.
Enthält der letzte Absatz mehr Schachtelsätze und/oder schwierigere Worte? Schwieriger im Sinne von „keine einfachen, auch für Sprachanfänger verständlichen Worte“?
Das macht enorm viel Unterschied. In einem langen Absatz relativiert sich das, wenn zum Beispiel nur ein eher unbekanntes Fachwort den Ausschlag gibt. Bei einem kurzen Absatz mit dem gleichen Wort ist der Anteil „schwer“ im Vergleich zu „einfach“ direkt größer.
Ich hoffe man versteht, was ich sagen will. Der Kaffee wirkt noch nicht.
Ach so, danke euch, ich glaube, jetzt verstehe ich.
Dann ist das also kein Programmfehler.
Wenn ich also wissen will, ob in einem längeren Absatz die Lesbarkeit gleichmäßig verteilt ist oder nur ein einzelner schwierigerer Satz versteckt ist, müsste ich schnell ein paar Absatzzeichen hineinhauen, um zu sehen, ob dann ein Teilbereich rot wird, richtig?
Im Prinzip ja. Du findest so halt genau die potentielle Schwachstelle im Absatz.
Danke.
Kann man die Lesbarkeitsanalyse auch selbst konfigurieren?
So, dass sie nicht auf den Absatz bezogen wird, sondern beispielsweise immer auf eine bestimmte Anzahl von Sätzen? Alle 5 Sätze eine neue Farbe, oder so etwas?
Nein, das kannst du nicht einstellen. Der Absatz als Objekt der Analyse ist aber sehr sinnvoll, denn du willst ja durch diese Absätze den Lesern zusammengehörende Informationen als Portion verpacken.
Daher sollte genau das gut lesbar sein.
Der Text wird nicht zur Katastrophe, nur weil mal ein oder zwei Absätze schwer zu lesen sind. Aber hinsehen und eine Häufung solcher Absätze zu vermeiden lohnt sich immer.
Anscheinend findet die Lesbarkeitsanalyse bei mir konkret einen Satz schwierig. Dann würde es schon Sinn ergeben, mir das auch konkreter auf diesen Satz bezogen mitzuteilen, denke ich. In dem größeren Abschnitt wäre ich jetzt gar nicht auf die Idee gekommen, dass genau dieser Teil die potentielle Schwachstelle ist.
[Der unglückliche Satz lautet: „Er strahlte so viel Energie und Lebensfreude aus, dass die auffällige Krawatte nebensächlich wurde und nur noch seine Bewegungen und seine Persönlichkeit untermalte.“ Hat zufällig jemand eine Idee, wie ich die Überleitung von der Krawatte zu seiner Persönlichkeit besser hinbekommen kann? Also, ich würde gerne so ungefähr ausdrücken, dass, so grell die Krawatte auch ist, sie jetzt kaum noch wahrgenommen wird, weil der Typ in seiner ganzen Art ein bunter Vogel ist und das jetzt immer mehr durchkommt. Auf positive Art, also die Krawatte verstärkt die positive, stimmige Gesamtausstrahlung, ohne dass die Krawatte jetzt noch im Vordergrund stünde.]
Vielleicht in mehreren, kurzen Sätzen.
Vorschlag: Die Energie, die er ausstrahlte, seine Lebensfreude, Wahnsinn. Seine Persönlichkeit warf sie aus der Bahn. Die Krawatte rückte völlig in den Hintergrund.
So unglücklich finde ich den Satz gar nicht. Ich mag ihn. Ich denke, dass die Lebarkeitsanalyse auch nur eine Hilfestellung sein sollte, nicht, dass man jeden Satz tatsächlich ändern sollte/muss.
Ich stimme Silla zu, ich finde den Satz ebenfalls nicht unglücklich.
Mich treibt eher die Frage um: wenn die Krawatte nebensächlich ist, kann sie dann etwas unterstreichen? Für mich (!) ist das ein Logikproblem, aber ich hab öfter mal da welche, wo niemand sonst sie sieht.
Die Hauptsache (Persönlichkeit / persönliche Ausstrahlung) wird durch die Nebensache (Krawatte) untermalt/unterstrichen. Dachte ich mir so …
Ich finde Krawatten totlangweilig und denke dabei sofort an eiskalte Businessleute, die über Leichen gehen.
… also von Verbrechern in Nadelstreifen-Anzügen.
Trägt dein Bestattungsunternehmer in deinem neuen Roman Krawatten?
Ja. Aber er ist auch ein fieser Möpp.
Zwar gebe ich @Silla und @Annabell grundsätzlich Recht, wenn sie meinen, dass die Lesbarkeit immer nur eine Hilfestellung ist, aber gar nicht immer zutrifft.
Ich finde aber, der Satz hat zuviele „und“. Ich würde zwei Sätze daraus machen: „Er strahlte so viel Energie und Lebensfreude aus, dass die auffällige Krawatte nebensächlich wurde. Sie untermalte nur seine Bewegungen und Persönlichkeit.“ Allerdings stehe ich in beiden Versionen vor der Frage, wie eine Krawatte Bewegungen untermalen kann. Das kommt sicher im weiteren Kontext klarer raus?
@KayGee Dankeschön, ich werde deinen Rat befolgen.
Ja, das mit den Bewegungen kommt im Kontext sehr deutlich raus.
@KayGee Das ist zwar jetzt völlig offTopic und hat nichts mit meinem Roman zu tun, aber falls du mal eine Krawatte sehen willst, die auf einem Rockkonzert Bewegungen unterstreicht, kann ich dir ein schönes Video empfehlen, das ich mir auf Youtube schon mindestens 10mal angesehen habe.
Gib mal „Steve Perry live Osaka 1980 Any Way you want it“ bei Youtube ein. Achtung: Es muss unbedingt das Stück „Any Way you want it“ sein, nicht „Anyway“ oder „Anytime“. Ich liebe dieses Video.
Verstehe… dein Typ hoppst also enthusiastisch herum… hab verstanden. Danke