NEIN!
Du hast mich enttarnt!
Meine geheime Identität als Autokorrekturman ist aufgeflogen!
Ich muss noch einmal etwas nachfragen, ich habs nicht verstanden…
Bedingungslos bedeutet in Deiner Welt, dass ich mich nicht gut fühlen darf, wenn ich jemandem helfe? Oder das dies verwerflich wäre?
Der Impuls zu helfen entspringt - natürlich - einem Gefühl.
Nenne es Mitleid, Mitgefühl, whatever. Hätte ich dieses auslösende Gefühl nicht, würde das - ha! - sicherlich gar nicht erst etwas auslösen, d. h. ich gehe - mangels Gefühl - an einem Bettler vorbei. Da mich meine Emotionen jedoch dazu bringen, ihm/ihr ne Mark in den Hut zu werfen, fühle ich mich hinterher gut/besser/toll - bitte ankreuzen, was beliebt. Ja, warum denn nicht? Ist es so out, etwas zu fühlen? Sollte ich vielleicht Tabletten nehmen, bevor ich in die Innenstadt gehe, wo der Bettler sitzt?
Du siehst - das funktioniert nicht. Wenn Du ein gutes Gefühl als Rendite empfindest - oh, schon wieder Emotionen! - bewege ich mich weit außerhalb Deiner Welt. Was nicht weiter schlimm wäre. Fühlst Du Dich besser oder edler oder gutmenschiger, wenn Du nichts fühlst? Ha, schon wieder!
Ich kapiers nicht.
Erklärs mir bitte.
Es ist weder verwerflich, sich nach einer guten, ja sogar altruistischen Tat richtig gut zu fühlen alleine, weil man sie begangen hat. Tolle Sache, bewundernswert und vermutlich denkt die Mehrheit, und das zu Recht, dass man ein guter Mensch ist, oder, wenn niemand sonst es erfährt, weiß man es halt selbst und darf auch stolz auf den gewählten Pfad sein.
Nichtsdestotrotz ist das “gute Gefühl” verhaltenspsychologisch ein “Mehrwert” - und warum auch nicht. Du schreibst ja selbst ganz richtig, narratöör, dass man, würde man nicht so fühlen, es vermutlich nicht getan hätte.
Sprich, Ihr habt beide Recht, sowohl Ralf wie auch Du. Seine Erklärung mindert ja das “Gute” an sich nicht, sondern erklärt es nur.
Manchmal träume ich auch von so einem Ausstieg und einer “Entschleunigung”, aber wahrscheinlich idealisiert man da auch viel. Der Auswanderer in die kanadische Wildnis hat am Ende mit seinem Leben bezahlt und ich denke, ich bin durch unsere gewohnten Komfort auch viel zu verweichlicht. Ich würde das sicher keine drei Tage aushalten. Aber träumen kann man ja.
Ich würde noch Empathie hinzufügen. Vielleicht war man mal in einer ähnlichen Situation und weiß, wie sich der- oder diejenige fühlt.
Oder es geht einfach darum, jemandem eine Freude zu machen.
:)!!!
Hier ist eine ausführliche Buchbeschreibung zu finden: https://blog.clickomania.ch/2022/09/06/andreas-eschbach-freiheitsgeld/
Hoffe, dass ich diesen Link posten durfte.
Wer sich für die brennenden Themen unserer Zeit interessiert, dem empfehle ich diesen Film. Nichts ist mir in letzter Zeit so an die Nieren gegangen …
Ich betrachte das sog. bdingungslose Grundeinkommen sehr kritisch. Mal ganz abgesehen von der Finanzierung.
Die Idee, den Menschen eine Grundsicherung zu geben, damit sie sich anderen, schöneren, wichtigeren Dingen zuwenden können, tolle Sache. D. h. dass ich nur noch drei Tage in die Firma gehe, um mich dem Rest der Woche mit einem Malkurs, dem Erlernen einer neuen Fremdsprache oder meinem neuen Roman widmen könnte. Oder schlicht und edel der Familie. Das hilft bei der Charakterbildung, bei dem Erforschen des Ich, etc. Entwicklung. Meine Miete ist gesichert und nochwas obendrauf. Geil.
Ich fürchte nur, dass diese hehren Ziele nur auf einen Bruchteil der Menschheit zutreffen. Ein großer Teil wird sich fortbilden, um in einem neuen Job mehr Kohle zu bekommen; ein anderer Teil gar nichts tun und der Rest sieht seinen nächsten Sechserpack Astra-Pils als gesichert an. Ich kann nicht nichts tun, ich kann gar nicht anders. Es gibt eine Menge Studien darüber, was mit Menschen geschieht, wenn sie nix zu tun haben, wie z. B. bei Langzeitarbeitslosigkeit, unabhängig von Pech, Selbstverschulden, etc. Die Körperpflege leidet, es wird nichts mehr gekocht, die Kinder werden zu Mahlzeiten in eine Einrichtung outgesourced. Also schlichte Verwahrlosung.
Ich wäre schon zufieden, von dem leben zu können, was mich erfüllt, was z. Zt. nur teilweise der Fall ist. Und bitte real bezahlt, den Umständen entsprechend. Deutschland ist im Vergleich ein wahrhaft schweineteures Land, Strom, Sprit für die Karre, Lohnnebenkosten - da ist Germany ziemlich weit vorn. Na, endlich mal!
Die, die sich in der sozialen Hängematte ausruhen, werden es so oder so tun.
Eine sehr gründliche Buchbesprechung. Das Buch ist auch auf meiner Liste. Vor allem knüpft die Story an die heutigen Probleme und Krisen an und entwickelt sie in einer Utopie weiter bis an die Schmerzgrenze. Das macht neugierig.
(Andreas Eschbach: Freiheitsgeld)
Die Kritik im Spoiler-Bereich vom Ende kann ich nicht teilen, das ist Andreas-typisch sorgsam konstruiert und stimmig. Die “Schmerzgrenze” ist bei Andreas halt selten reißerisch und im Hollywood-Style, sondern teils merkt man erst drei Sätze nach einer besonderen Stelle auf, stockt … und denkt “What …?” Dann liest den Absatz darüber nochmal, gegruselt von den Konsequenzen, was da fein versteckt in einem Nebensatz impliziert wurde.
Ich fand’s sehr gelungen.
Liebe Violette,
das klingt nach einem Buch, das die Welt dringend braucht. Hut ab vor deinem Mut, so lange ohne Geld zu leben, wie du es in Südfrankreich getan hast.
Aus verschiedenen Gründen muss ich im Alltag mit wenig Geld auskommen, was mir manchmal besser, manchmal schlechter gelingt. Auch wenn mein Bedürfnis nach Sicherheit nicht erfüllt ist, hat mir mein genügsames Leben Kostbarkeiten geschenkt: Ich kann mich viel besser als früher über Kleinigkeiten freuen, wie z. B. über ein volles Fach mit Gemüse im Kühlschrank oder den Luxus, mir neben den Auleihen aus der Bücherheit hin und wieder ein Buch zu kaufen, in dem ich rumkritzeln kann.
Allerdings glaube ich, dass ein Leben ohne oder mit wenig Geld erfüllender wäre, wenn ich mich freiwillig dafür entscheiden würde, im Wissen, dass ich über Reserven verfüge, die mich zur Not über Wasser halten.
Würdest du sagen, dass es in Südfrankreich ähnlich leicht sein kann, ohne Geld zu leben wie in Deutschland? Ich bin auch gespannt, zu erfahren, ob es ein Sicherheitspolster gab.
Ich habe Interesse and deinem Buch und freue mich darauf, von deinen Erfahrungen zu lesen. Ich glaube nämlich, dass deine probierte Lebensweise dir verhalf, die Welt und die Facetten unseres Menschseins in einem neuen Licht zu erleben.
Wie sagte Schopenhauer einmal? “Lesen ist das Denken mit einem anderen Kopf”. Das kann zutiefst bereichernd sein.
Spannend, dass du zu deinem Thema auch einen Kurs ins Leben rufen möchtest.
Liebe Grüße
Sebastian
Die liebe @Violette hat sich seit Erstellung ihres Beitrages am 18.08.2022 nicht mehr eingeloggt. Vermutlich hat sie jemand anderen gefunden, der “für ein himmlisches Schatzkästchen” (siehe ihren Blog) ihre Arbeit erledigt.
Darüberhinaus hat sie nicht ohne Geld gelebt, sie hat von dem Geld anderer Leute gelebt. In dieser Form als neues Gesellschaftsideal wohl nicht geeignet.
Ich bin ziemlich sicher, dass die meisten Menschen auf vieles verzichten können. Aber es ist wohl oft eine Frage des Alters, zu erkennen, was macht nicht braucht. So in der Art “Ballast abwerfen, um an Höhe zu gewinnen.” Junge Menschen wollen sich auch ausprobieren, das kostet. Kinder kosten unendlich viel Geld. Und wenn ich mich hier auf der Insel umsehe, definieren sich sehr viele Menschen, unabhängig vom Alter, über Besitz. Den Porsche Cayenne nennt man hier bereits Inselgolf, fährt quasi jeder Maurer. Porsche ist generell viel vertreten, in allen Formen, bei einem Rolls Royce schaut man kaum noch hin, Oldtimer, naja, nix besonderes. Und die Hütten! Laut einem Immobilienmakler, der ein Buch über die Insel geschrieben hat - nein, noch nicht gelesen - neue Dekadenz Kampen: Wenn man die Sauna im Keller einschaltet, um den Merinowollpullover zu trocknen.
Meine Frau und ich brauchen immer weniger. Gut essen und trinken ist uns sehr wichtig, totes Fresschen aus der Dose ist vollkommen verbannt. Und es gibt ein paar wenige Hobbies, die kaum Geld kosten. Und wir wohnen sehr ruhig beinahe mitten in der Natur. Bis in die Salzwiesen sind es nur 50 Meter, dahinter beginnt das Meer. Und das wars in groben Zügen. Aber auch das muss bezahlt werden.
Ich weiss nicht, ob das von Mut zeugt. Ich stelle mir eher vor, dass die Beziehung des Nehmenden und Gebenden zunehmend belastet ist. Kommste abends nach Hause und da sitzt einer/eine, die dein Geld ausgibt, den Kühlschrank leerfuttert und sich vor meiner Glotze breit macht. Okay, ich bin komisch, hör ich öfter. Ich denke aber auch, dass zwischen diesen beiden Parteien, die kaum unterschiedlicher sein können, ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, in dem der Nehmende vielleicht öfter mal seine Klappe hält, wenn ihm/ihr etwas nicht passt. Der andere zahlt ja, da sollte man sich zurückhalten. Nicht?
Für mich wäre es der Mut zur Selbsterniedrigung, sorry, ich kanns nicht anders ausdrücken. Ich mach mir nen Lenz, den jemand anders bezahlt, weil ich keinen Bock habe. Wie begründe ich das? Du bist blöd genug, weil du in der Mühle steckst, aber ich bin schlauer, und ich brauche einen Blöden, damit ich der Schlaue sein, und diesem System den Rücken zukehren kann? Wenn wir alle so schlau sind, bricht dieses seltsame Gebilde in sich zusammen.
Versteht mich nicht falsch: Es gibt eine Menge Menschen, die unsere Hilfe brauchen, und die die Gesellschaft tragen kann und muss. Diese Mesnchen meine ich selbstverständlich nicht. Aber ich denke, das das klar ist.
Ist das Problem wirklich, dass weniger gut betuchte Menschen dank eines BGE ihre Erwerbstätigkeit einschränken (oder ggf. sogar ganz aufgeben), obwohl man den 1,63 Millionen Millionären (deren Sixpack Astra ja auch gesichert ist) offensichtlich zutraut, schon irgendeine sinnvolle Betätigung zu finden?
[FONT=-apple-system]
Ist es wirklich schlimmer, genug Geld zum (Über)leben zu haben, als so viel Geld zu haben, dass man nicht mehr weiß wohin damit? Klar, Inselgolf ist auch nicht geil, aber Gott bewahre, dass der Lagerlogistiker bei Amazon plötzlich selbst entscheidet, ob und wann er Pakete packen geht.
Es gibt so viele Leute, die dank Aktien, Immobilien oder Erbe schon ein (häufig nicht einmal selbst erwirtschaftetes) BGE haben. Nicht selten sind das aber auch diejenigen, die sich nicht vorstellen können, dass „diese Leute“, die aktuell 40 Stunden die Woche zu irgendeinem möglicherweise sogar sinnlosen Job rennen, in der Lage wären, etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anzufangen, wenn sie plötzlich auch eine Grundsicherung hätten.
@RalfG, das ist natürlich ein Unterschied. Wenn es ein Tauschen, ein Geben und nehmen, ein minimalistischer Lebensstil wäre, wäre das eine bereichernde Erfahrung. Wenn es so ist, wie du es beschrieben hast, gebe ich zu, dass meine Begeisterung voreilig war.
Dem stimme ich zu. Ich habe den Roman jetzt gelesen. Durchweg stimmig und bis zum Epilog voller Spannung und Überraschung. Eine Utopie, die leider im Rahmen des Möglichen liegt und verdammt nachdenklich macht.
In meinem nächsten Roman, wenn ich meinen Thriller endlich fertig habe, wird es auch kein Geld oder Zahlungsmittel mehr geben.
Geld wurde einst als ein universelles Tauschmittel erfunden, das einen bestimmten Wert hatte, und war damals ein Riesenfortschritt. Allerdings ist Geld, nicht erst seit heute, ein völlig wertloses Konstrukt, das aus dem Nichts einfach erschaffen/ gedruckt wird. Bsp: 480Mrd. für die Banken 2018, einfach mal so, ohne jeden Gegenwert herausgeworfen. 100 Mrd. für die Rüstung und und und.
Zurück zum tgl. Leben: Z.Z brauchen wir dieses Tauschmittel noch, aber nur, weil das ganze System nur so funktioniert. Bin gespannt, wie sich meine Zahlungsmittellose Gesellschaft im Roman gestalten lässt.
Es gibt schon lange einige verschiedene Tauschhandelsformen, wie den GoTaler z.B., die aber letztlich nur eine andere Form von Geld darstellten und allesamt wieder verschwunden sind.
Wenn man nicht als Selbstversorger autark lebt, was praktisch nur temporär möglich ist, bis man Hilfe von außen (Arzt zB) braucht, hängen wir alle in dem System des wertlosen Geldes fest.
Ich finde es aber gut, zB in dem Buch, dran zu erinnern, dass da etwas sehr im Argen liegt und man über Alternativen nachdenken sollte.