Leben im Barock

Ich bin neu hier. Erstmal hallo an Alle.
Hier ein Kapitel aus meinem Versuch einen historischen Roman über meine Heimatstadt zu schreiben. Es geht um 2 Waisenkinder und ihr Werdegang zu guten Handwerkern. Als Gesellen müssen sie zur Nachtwache und da gab es ein eisernes Gesetz. Wer einschläft, wird angepinkelt! Viel Spaß beim lesen.

Hans und Daniel bezogen ihren neuen Posten. Sie bewachten jetzt den kleinen Wachturm zwischen dem Böhmischen Tor und der Fleischerbastei. In diesem Turm hatten sie unten ihr Quartier und im oberen Bereich die Wachstube.Ihr neuer Vorgesetzter war ein gemeiner und kleiner Wächter, der sie gerne drangsalierte. Sein Name war Knut. Gerne verriegelte er abends die Tür von außen und ließ sie nicht mal zum pissen raus. Nun waren die Mauern des Turmes so dick, dass man auch nicht aus einer Schießscharte nach draußen pinkeln konnte. Sie waren also eingesperrt. Auch wenn sie an die Tür klopften und bettelten, lachte der Wächter nur und spottete. „Pisst doch in eure Helme. Dann wird es wenigstens schön warm “ In der Nacht setzte sich der alte Kauz, wie sie ihn inzwischen nannten, auf die Treppe zum Eingang. Er lehnte sich an die Tür und schlief den Schlaf der Gerechten. Oft hörten sie ihn leise schnarchen. Da es die ausdrückliche Order gab, einen schlafenden Wachmann anzupinkeln, versuchte Hans es immer wieder. Egal was er auch anstellte, er schaffte nicht über die dicke Mauer nach draußen zu pinkeln. Daniel wusste von Anfang an, der alte Kauz wusste das ganz genau. Aber Hans wollte nicht aufgeben. Es war ihm egal, dass er durch seine eigene Pisse kroch. Er zwängte sich mit dem Oberkörper durch die enge Nische, bis sein Kopf raslugte. Jetzt konnte er den alten Wächter sehen. Der saß vor der Tür und pennte. Hans war wütend. „Ich kippe dem Kauz nen ganzen Eimer Pisse über den Kopf, bei Gott.” ,versprach er Daniel. Der aber antwortete: „Mit Pisse übergießen ist nicht anpinkeln. Das gibt nur Ärger, vergiss es.” Aber Hans wollte nicht klein beigeben. Lange dachte er nach, bis er schließlich sagte: „Ich werde dem Kerl in den Kragen scheißen, das schwöre ich dir. Da, wo ich mit den Schultern durch passe, da passt auch mein Arsch durch.” Daniel kannte seinen Freund zu gut. Das war sein voller Ernst. Er konnte ihn nicht davon abhalten, so was Blödes zu unternehmen. Eigentlich fand er das auch witzig und angemessen. Das könnte zur Legende taugen, dachte er sich. Deshalb fragte er: „Worauf wartest du noch?“ Hans winkte ab. „Nicht heute, ich muss das Ganze richtig vorbereiten. Mit Sauerkraut und Äpfel. Es soll ihm richtig durch die Rüstung laufen.” Daniel konnte sich nicht mehr beherrschen und lachte los bei dem Gedanken daran. Auch Hans kicherte in sich hinein. Der alte Kauz bemerkte nicht, was sich über ihn zusammenbraute. Am Morgen entriegelte er die Tür und ging nach Hause, wie immer. Hans und Daniel gönnten sich eine Mütze voll Schlaf. Am Nachmittag machten sie sich auf den Weg in die Stadt. Hier besorgten sie sich, wie immer, Proviant für die Nacht. Dieses Mal etwas üppiger als sonst. Danach gingen sie beim Hauptmann Körner vorbei. Der war etwas verwundert über diesen Besuch. Aber Hans erklärte ihm, er werde heute Nacht dem Schläfer eine Lektion erteilen. Der Hauptmann dachte über das Anpinkeln nach und versicherte dann, nachts vorbeizuschauen. Er wollte ihnen beistehen, sich aber nicht einmischen. Hans futterte den ganzen Tag wild durcheinander, alles in sich hinein. Immer wieder sagte er zu Daniel. „Bei Gott, der alte Kauz wird heute sowas von vollgeschissen.” Endlich war es soweit, der Abend kam und mit ihm der Wächter. Sie mussten sich bei ihm melden und danach ihren Posten oben im Turm beziehen. Sie hörten genau, wie die Tür verriegelt wurde. Wieder waren sie eingesperrt. Heute allerdings passte es ihnen in den Kram. Auch sie verbarrikadierten die Tür, aber von innen und leise. Jetzt mussten sie aber erstmal ihren Dienst verrichten. Ein großer Teil bestand darin, zu schauen, ob die anderen Posten auf der Mauer auch aufmerksam sind. Wenn beim Böhmischen Tor im Fenster eine Fackel erscheint, dann müssen sie mit Feuerschein antworten. Das gleiche galt für die Fleischerbastei. Hans tappte hin und her. Irgendwann sagte er zu Daniel. „Mich zerreißt es gleich. Wenn der komische Kauz nicht bald pennt, scheiss ich mir epochal in die Hosen.” Kaum hatte er es ausgesprochen,hörten sie es. Der alte Kauz machte sich scheppernd auf der Treppe breit. „Na endlich.” ,stöhnte Hans. Sie mussten trotzdem eine halbe Stunde warten, bis sie ein leises Schnarchen hörten. Hans stellte einen Stuhl vor das kleine rahmenlose Fenster. Dann zog er Schuhe und Hosen aus und stellte sich rücklings auf selbigen. Er stieß sich ab und sprang sozusagen mit dem Arsch voran in die enge Fensternische. Die Landung war hart, reichte aber noch nicht ganz. Blaue Flecken und Schürfwunden waren ihm egal. Deshalb verlangte er von Daniel, ihn weiter rauszuschieben. Der drückte und schob, bis Hans sagte. „Ich kann den kühlen Nachtwind in meiner Ritze spüren.” Einen Augenblick später begann das Gewitter. Unterbrochen von feuchten Fürzen, klatschte ein brauner Regen auf den Wächter nieder. Als erstes hörte man ein fürchterliches Geheul, wie von einem Wolf. Gefolgt von Flüchen und Verwünschungen. Der alte Kauz brüllte. „Ich reiße euch die Ärsche bis zu den Schultern auf, ihr Schweinepriester!” Er rüttelte und zog an der Tür wie von Sinnen, erfolglos. Daniel zog seinen Freund wieder in die Wachstube. Sie purzelten übereinander und konnten vor Lachen nicht aufstehen. Immer neue Flüche erklangen von unten. Nun trommelte der Kauz mit den Fäusten an die Holztür und pöbelte. „Ich bringe euch um, ihr Drecksviecher!” Urplötzlich war es Stille. Die Freunde erschraken und versuchten sich das Lachen zu verkneifen. Von unten erklang eine bekannte Stimme. „Heda, Turmwache! Ihr kommt sofort runter und erstattet Meldung!” Der Hauptmann war gekommen. Das war ihre Rettung. Sie stürzten die Treppe runter und öffneten die Tür. Vor ihnen standen der besudelte Wächter, der Hauptmann und noch ein paar andere Wachen. Alle schauten sehr ernst. Den beiden blieb das Lachen im Halse stecken. Der Hauptmann befahl. „Meldung!” Der Kauz begann zu zetern, „Die haben mich mit Scheisse beworfen!” der Hauptmann trat vor die beiden Freunde und fragte. „Stimmt das?” Hans richtete sich zur vollen Größe auf, schlug die Hacken zusammen und begann zu berichten. „Herr Hauptmann, ich melde, der Wachmann lügt, er schlief wie jeden Abend vor der Tür. Mehrmals habe ich versucht, dem Befehl folgend, ihn anzupissen. Das gelang mir aber nicht. Die Mauern sind zu dick. Um dem Befehl nachzukommen, entschloss ich mich dazu, ihn anzukacken. Hauptmann, ich habe nur meine Pflicht erfüllen wollen. Sogar Verwundungen habe ich mir zugezogen. Wenn sie sehen wollen?” Der Hauptmann winkte angewidert ab. Der alte Kauz widersprach vehement. Nun drehte sich der Hauptmann zum Kauz. Er besah ihn naserümpfend und bemerkte dann scharfsinnig. „Sie wurden also mit Dünnschiss beworfen? Ich nehme an, während sie auf ihrer Streife durch die Böttchergasse waren?” Der Wächter stammelte. „Genauso wars, Herr Hauptmann.” Der zog aber nur eine Augenbraue nach oben und fragte scharf. „Wollen sie das nochmal überdenken? Es gibt schließlich noch einen Zeugen, den ich unter Eid nehmen kann.” Der Kauz senkte seinen Kopf und resignierte. „Dachte ich mir doch!” Der Hauptmann ging wieder zu Hans und sprach so laut, dass alle es hören konnten. „Hervorragende Kampfmoral, ausgezeichnete Strategie! Zurück auf ihren Posten!” und leise zu Hans: „Heute Abend, Bierkrug.” Mit einem militärischen Gruß verabschiedete er sich und ging wieder seine Wege. Die Umstehenden zeigten mit den Fingern auf den beschmierten Wächter, lachten ihn aus und verspotteten ihn. „Knut , du siehst beschissen aus.” ,oder aber. „Ist das Rost auf deinem Helm? Waren noch harmlos.Der wiederum trottete grummelnd davon. Am nächsten Abend gingen die beiden vor ihrem Dienst zum Körner. Der öffnete ihnen und begann herzlich zu lachen. Mit Tränen in den Augen fragte er: „Hans, warum?” Der antwortete mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Der Alte hat uns eingesperrt und Anpissen ging wirklich nicht, hab’s oft probiert.” Der Hauptmann schüttelte lachend den Kopf, „Sowas habe ich noch nicht erlebt. Gehört hab ich schon davon, dass jemand angeschissen wurde, aber mit eigenen Augen gesehen noch nie.” Dann wurde er wieder ernst und sagte nebenbei: „Ihr hättet auch den Geheimgang nehmen können, warum glaubt ihr, hab ich euch diesen Turm zugeteilt?”

Hallo und herzlich Willkommen. Ich versuche mich aktuell auch an einem historischen Roman. Allerdings mit ein paar fantastischen Elementen. Es soll ein Historischer Fantasyroman werden. Viel Spaß hier und auf einen guten Austausch!

Gruß

Super Girl

Zu jeden Kapitel werde ich auch ein bis zwei Grafiken machen.

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Ich finde das Kapitel nicht schlecht. Habe jedoch meine Probleme mit den Schießscharten, so wie sie beschrieben werden sind es Fenster. Schießscharten jedoch sind so schmal, dass man Pfeile durchschießen kann, nicht mehr. Man hat keinen guten Blick auf die Umgebung und man kann sich auch nicht durchquetschen.

Danke für den Hinweis. Werd es ändern.
Das Bild ist im übrigen tatsächlich der besagte kleine Wachturm. Eigenes Foto am Grafiktablett bearbeitet.

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