Kritisieren... Wie geht ihr da ran?

Autorennetzwerk aufbauen. In Schreibgruppen in deiner Region gehen. Vielleicht bietet die VHS in dieser Richtung etwas an?

Meine erste Schreibgruppe war eine sehr engagierte Autorengruppe in Lemgo. Leider ist sie aus Altersgründen der Teilnehmer “zerfallen”. Aber ich habe bei den alten Hasen schon Vieles gelernt. Da haben wir auch manchmal Vorträge gehalten über Kurzgeschichten- , Romane- , Gedichte-Schreiben. Oder einfach mal diskutiert, wie ein Exposé aussehen muss. Wir haben unsere Texte vorgelesen und darüber diskutiert. War sehr gut.
Zurück in meiner Heimat Pfalz musste ich mir erst wieder eine Autorengruppe suchen, was nicht ganz einfach war. Mittlerweile bin ich in zwei Schreibgruppen mit verschiedenen Schwerpunkten. Die eine Gruppe hat den Schwerpunkt Fantasy (Phantastik Autoren Speyer). Von uns kommt demnächst eine Anthologie beim Arcanum-Verlag raus.
Die andere Gruppe beschäftigt sich zwar auch mit der eigenen, aber auch mit der Literatur der großen Meister. Da wird dann auch schon mal ein altes Märchen “untersucht” oder auch mal was von Goethe besprochen. Vor Corona haben wir uns intensiv mit Rilke beschäftigt (“Die Feder” in Neustadt). Vorgestern war sogar mal wieder unsere Lesung im offenen Kanal zu sehen. Und es ist schon lustig, wenn dann Leute anrufen: Hey, Vroni, ich hab dich im Fernsehen gesehen. Ja, erst mal war ich erstaunt. Aber naja, halt offener Kanal…

Oder hier ähnlich tickende Autoren finden. :wink:

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Genau so :roll_eyes: … zumal man hier auch gut vorab schauen kann, wie jemand tickt, ob Sympathie besteht und ob man literarisch auf der selben Welle surft :rofl::bowing_man:

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Schade, dass das nur in Englisch ist :frowning:

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Ja das stimmt. Ich weiß nicht, ob es etwas vergleichbares auf Deutsch gibt. Und obwohl ich dachte ich hätte Robert McKees ‚Story‘ recht gut durchgearbeitet, ist da im Vergleich nur sehr wenig bei mir hängen geblieben. Sandersons ‚Stunden‘ sind für mich definitiv gewinnbringender, als eben nur zu lesen. Ein bisschen ist es so, als wäre man auch dabei :wink:

Das ist wohl wahr :slight_smile: Wenn ich dann mal soweit bin, ich gehe von ca. 10 Monaten aus, dann werde ich mich umschauen und mal anfragen. Bis dahin übe ich noch ein bisschen.

Das kann man sicher machen, wenn man schon geübt ist im Schreiben. Aber bei mir ist das alles bislang rein intuitiv, ich schreibe, ohne viel darüber nachzudenken und Grundlagen eigne ich mir momentan erst an. Ich mache viele Fehler, die nicht sein müssten. Wenn ich alleine an meine geliebten Schachtelsätze denke… Die kosten mich ja schon Zeit beim schreiben, weil ich die selbst manchmal drei mal lesen muss, bis es passt… Daher ist ein solides Grundwissen und eine kritische Auseinandersetzung mit dem, was ich da tue, schon wichtig, um mich später nicht an den Korrekturen von unnötigen Fehlern aufzuhalten. Und damit ich nicht irgendwann hinwerfe und denke, dass das jetzt alles so verfahren ist, dass es sowieso nichts mehr wird. Die Tendenz habe ich leider immer wieder mal und dem wirke ich dann lieber gleich entgegen.

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Ich bin nicht geübt im Schreiben, ich habe erst vor 4 Monaten mit meinem allerersten Romanmanuskript angefangen.
Gerade deshalb würde ich jetzt nicht an kreativen Ideen und logischem Handlungsverlauf einerseits und gleichzeitig noch an jedem einzelnen Satzbau andererseits arbeiten. Lieber das Buchprojekt in mehrere einzelne Schritte aufteilen und die sprachlich-grammatikalischen Feinheiten auf eine spätere Fassung verschieben, wenn erstmal der Inhalt im Großen und Ganzen fertig ist.

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Nun - ich arbeite da gerade vollkommen anders!
Ich mache - mit eingeschalteter Änderungsverfolgung - direkt im Text Änderungsvorschläge.
Ich denke, dass das durchaus in manchen Bereichen sinnvoll und nicht unüblich ist.
Aber ich muss dazu sagen: Ich lektoriere den Thriller nur, weil mich das Thema interessiert.
Was mir daran besonders Spaß macht, ist, dass der Autor dabei sehr lernbereit ist.

Und meinen Stil kann ich ihm dabei nicht aufdrücken:

  1. Er entscheidet über die Vorschläge
  2. Ich bin Sachtextautor
  3. Papyrus ist mir dabei eine große Hilfe mit Rechtschreibanalyse, Stilanalyse und Lesbarkeitsanalyse. Und ich beachte was in der Hilfe zur Stilanalyse & Co. steht: Es sind Hilfsmittel, den Blick zu lenken und zu schulen! Das zu beachten lohnt sich.
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Ich empfinde das was @Sumsa, @AndreasE sagen, für mich als sehr passend.

Ich finde den Gedanken super, dass der Autor nicht selber entscheiden, sondern selber überlegen muss, wie er das Problem lösen will. Und ob er es überhaupt als Problem sieht. Ich glaube, dass einen das weiter bringt auf seinem Weg.

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In dem Fall bin ich zum einen überzeugt, dass vielen Erstlings"romane" zu schmalen Büchlein zusammenschrumpfen. Dazu kommt: Hier und in anderen Foren sind manche Erstfassungen von solcher Qualität, dass viele Leser schon nach wenigen Seiten “satt” sind. Somit würde diese Romanfassungen nie zu Ende gelesen werden und dazu eine Unendlichkeit von Überarbeitungen, quasi ein Neuschreiben erfordern. Deshalb läuft bei mir die Stilanalyse vom ersten Wort an mit, während die Lesbarkeits-Einschätzung nur zu max. 1% in meine Arbeit einfließt.

Ich muss gestehen, dass ich Stilanalyse und Lesbarkeitseinschätzung eigentlich immer auslasse. Jedes Mal, wenn ich die anmache, drehe ich durch. :laughing:
Ich korrigiere ziemlich viel, während des Schreibens und danach, eigentlich fast jedes Mal, wenn ich am aktuellen Text arbeite. Ist ein Kapitel abgeschlossen, kommt die Vorlese-Phase. Einmal durch Edge, was schon bei falschen Fällen, fehlenden Wörtern etc. echt hilfreich ist. Aber Wiederholungen und unrunde Formulierungen merke ich lustigerweise nur, wenn ich selber vorlese. Da habe ich einen sehr geduldigen Freund, der sich das abends vor dem Schlafengehen ab und zu anhört. :heart_eyes:
Und dann habe ich meine Schreibgruppe, bestehend aus zwei Kolleginnen, die ebenso schreiben. Die kriegen jedes Kapitel nacheinander und wir sprechen das durch. Da kommen dann so Sachen wie: „Die Figur verhält sich nicht logisch“ oder „An der Stelle wäre es passender, wenn…“ oder „Das habe ich nicht verstanden, wie er hier darauf kommt. Das kam so noch nicht raus.“ Das ist für mich unglaublich hilfreich, weil da manche Fehler, vor allem inhaltliche, schon im Keim erstickt werden. Und die Versionen, die sie vorschlagen, sind eigentlich immer besser als das, was ich mir überlegt hatte. Außerdem schaffen sie es oft, an genau einer Stelle, wo ich beim Schreiben dachte: „Njaaaaaaa… wer weiß. Irgendwie ist das noch nicht so ganz… Ach, ich lass das jetzt so.“ sagen: „Nope, da musst du noch mal ran.“ Und wenn ich ehrlich bin, verlasse ich mich auch ein Stück weit drauf, dass sie das tun.

Wenn ich dann mal Teil 1 abgeschlossen habe, wird es eine „richtige“ Runde mit Testlesern geben. Also andere Leute, die eher Leser als Autoren sind. Und die kriegen natürlich alles am Stück. Aber ich bin total froh, dass ich mit Hilfe meiner Schreibgruppe dann schon etwas abliefern kann, das gründlich gegengelesen wurde und als Text an sich „funktioniert“.
Ach so, und natürlich läuft das vice versa. Also, ich gehe natürlich auch ihre Texte durch, was wirklich Spaß macht, da sie beide vollkommen unterschiedlich ticken und die Texte dementsprechend auch ganz anders sind.
Das allerbeste dabei ist aber, dass mich allein das Wissen, dass wir alle zwei Wochen Termin haben, unheimlich motiviert, auch wirklich was abzuliefern.

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Schon mal jemand automatisierte Stilanalyse und Lesbarkeitseinschätzung von Bestsellern und Klassikern gemacht? Geht über Google Lens ja verhältnismäßig schnell, die Texte aus Print herauszukopieren. Sicher für die ein oder andere Überraschung gut.

Ich kopiere und paste mir aktuell “Über das Schreiben” von Sol Stein zusammen, weil das Buch schon auseinanderbröselt. Und erst jetzt, in WORD, fallen mir so einige Dinge auf, z.B. der inflationäre Gebrauch von “im Allgemeinen”. :smiley:

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Meine Lesbarkeitsanalyse (selbst “geproggt”) der ersten Tafel des Gilgamesch-Epos → http://bibelarbeit.info/gilgamesch_c.php
Übersicht / Einleitung → http://bibelarbeit.info/test.php

Die Texte kannst Du ja mal mit der Stilanalyse checken :wink:

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Ich mache beides auch erst ganz zum Schluss an. Die Stilanalyse habe ich jetzt auch nur bei Absätzen genutzt, bei denen ich mir nicht sicher war, ob es gut klingt. Da war es dann auch hilfreich. Aber warum sollte ich einen, in meinen Ohren gut klingenden Absatz, von einem Computer überprüfen lassen, ob er gut klingt?

Das versuche ich gerade selber zu entwicklen, dass ich mir selber sage “Nope, …” Und Geschichten erst als fertig anzusehen, wenn ich wirklich glaube, dass sie fertig sind. Diesen Bruder Leichtfuß kenne ich nämlich auch.

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Klar, das große Ziel ist, das irgendwann auch allein zu können.
Im Moment habe ich für mich beschlossen, dass es okay ist, wenn ich dafür Unterstützung brauche. Ist schließlich mein erstes richtiges Buch. Da sind ein paar “Stützräder” ganz gut. :wink:
Das blöde ist auch, dass dieses gewisse Unbehagen an bestimmten Stellen bei mir noch eher so im Hinterkopf bleibt. Vielleicht versuche ich beim nächsten Kapitel mal, es in den Vorderkopf zu holen, damit ich was damit anfangen kann. :smiley:
Ich werde berichten!

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Ganz einfach: Weil Du als Autor für Deine stilistischen Schwächen i.d.R. betriebsblind bist :stuck_out_tongue: :wink:
Der Computer / Algorithmus aber meckert ohne Ansehen der Person gnadenlos an.
Du kannst damit einfach überprüfen, ob das noch besser geht oder ob das so sein soll wie es ist.
Ist viel Arbeit, aber beim Lektorieren lohnt sich das Werkzeug für mich deutlich!

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Und letzten Endes braucht es ja auch keinen Ganz-oder-gar-nicht-Ansatz. Man entscheidet selbst, wo man der Software-Analyse Zugeständnisse macht und wo nicht. Allein schon eine Anzeige von Wortdubletten stelle ich mir als sehr erleichternd vor. Da bleibt das Hirn frisch für mehr Kreativarbeit.

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Das ist richtig und mit der Zeit formt es den Stil, die Aufmerksamkeit und den angewandten Wortschatz, denn ich hasse Wortwiederholungen.
Die Lesbarkeitseinschätzung ist ein Anpassungs-Algorithmus, nicht mehr. Durch diesen könnte ein sehr eigener, sehr guter Stil eines weniger selbstbewussten Autors zerstört werden.

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Dem Neuling könnte auch ein Klavier auf den Kopf fallen. In meinen Augen, sorry, ist das ein den echt gegebenen Sinn falsch konterkarierendes Totschlagargument.

Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass der heranwachsende Autor, wenn sein Text knallrot ist, zum Nachdenken angeregt wird und sein Stil dadurch über eine lange Phase eine dramatische Verbesserung erfährt.
Bis er dann irgendwann so gut wird, dass er erkennt, wann er auch mal einen knallroten Absatz stehen lassen sollte.

In meiner täglichen Arbeit als Lektor merke ich, dass gerade junge Autoren zu 99% an Kritik wachsen und besser werden. In Vorstufen kommt die aus Papyrus Autor (was ich für meine Schäfchen zur Pflicht mache), in Stufe 2 kommt sie von mir.

Erst einmal sollte man eine logische Basis für Erkenntnisse aufbauen, ehe man sich über Einprozenter unterhält, wenn man Sinn und Unsinn einer Kritikfunktion beurteilt.

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Letztendlich ist es jedem freigestellt, sich von einem Computerprogramm sagen zu lassen: Hey, Dein Text liest sich wie eine Gebrauchsanweisung" Oder “Gratuliere, Du hast die neue Toffifee-Werbung verfasst.”

… oder von seinem Lektor. Oder seiner Mutter. Ich hatte versucht, mit etwas Logik auf eine Einschätzung der Sinnhaftigkeit zurückzukommen, statt immer nur ohne ratio zu relativieren, denn das bringt nichts.

Im Gegensatz zur Lesbarkeitseinschätzung von Papyrus - die hilft.

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Und woher weiß ich, wann das der Fall ist? :slight_smile: Dass ich wirklich so gut bin und es mir nicht nur einbilde?

Was ist damit gemeint?

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