Kriegsgeschichten

Hallo zusammen,

ich bin gerade bei einem meiner Teile, wo es unter anderem um einen Protagonisten geht, der im Krieg war und dadurch unter PTBS leidet.
Ich habe mir einige Kriegsfilme angesehen. Viele. Sehr, sehr viele …
Allerdings begreife ich nicht, wie man blindlings Befehle befolgen kann, mit dem Wissen, dass man dabei draufgeht. Kann mir das einer erklären? Ich verstehe es nämlich überhaupt nicht.
Wem ist damit geholfen, sich selbst zu opfern?

Wie dem auch sei, hier ein Ausschnitt an dem, wo ich gerade dran bin.
Vielleicht könnt ihr mir sagen, ob die Richtung stimmt:

Wir saßen in einem Truppentransporter und ließen uns zum Einsatzort fahren.
Die Stimmung war gedrückt und jeder hing seinen Gedanken nach.
Der Wagen wackelte und wir alle hielten unser Sturmgewehr fest in der Hand. Zur Sicherheit, welche trügerisch war, denn Sicherheit gab es hier keine.
Ich sah zu meinen Kameraden. Miles zückte ein Foto seiner Familie und küsste es, bevor er es wieder in die Brusttasche steckte.
Skyler drehte ununterbrochen seinen Ehering, hielt seine Waffe aber fest an die Brust gedrückt.
Es war unser fünfter Einsatz in der Armee und normalerweise vermied ich es, mich mit den Leuten zu sehr anzufreunden. Zu viele hatte ich schon fallen gesehen und ich hatte anfangs lange gebraucht, um das zu verarbeiten.
Dennoch wollte ich mehr erreichen als das hier. Blindlings Befehle irgend eines Trottels befolgen. Nein. Ich wollte meine eigene Einheit und auf diese weitaus besser aufpassen, als unsere Vorgesetzten. Am liebsten bei den NAVY SEALs. Doch dort kamen nur die Besten rein. Also Arsch zusammenkneifen und durchhalten.
An manchen Tagen kam es mir vor, als würden wir wie Vieh zur Schlachtbank geführt werden.
Und für was? Um einen dämlichen Hügel einzunehmen. Als wenn es nicht genug geben würde. Nein. „Das ist ein strategisch guter Knotenpunkt“, wurde uns eingetrichtert.
Mein Vorschlag: Grabt einen Tunnel unter dem verdammten Ding und platziert ein paar schöne Bomben. BUM. Fertig.
Mal ehrlich. Als wenn es nicht möglich wäre, so einen blöden Hügel zu umgehen und hinterrücks anzugreifen.
Oder ihn mit ein paar gut platzierten Bomben vom Flugzeug aus weg zu bomben.

Bin gespannt auf eure Meinungen!

LG Tessley

11 x “und” in diesem kurzen Absatz ist mir persönlich zu viel.

Hiervon würde ich mir mehr wünschen. Zumal danach ja kommt, warum er sich nicht näher mit den Kameraden anfreunden möchte. Zwei kurze Beispiele finde ich in diesem Zusammenhang recht dünn.

Diese Begründung reicht mir nicht aus. Vermutlich hängt das mit deiner persönlichen Einstellung zusammen, die ich übrigens teile. Ich würde mir an deiner Stelle überlegen, warum Leute trotz Allem in den Krieg ziehen.

Diese Frage müsstest du dir unbedingt beantworten (lassen), damit du den blauen Teil besser ausbauen kannst.
Gründe, die es geben könnte:

  • Man war in der Schule eine null und möchte es jetzt den anderen “zeigen”.
  • Man möchte sich selbst beweisen, dass man kein Schwächling ist.
  • Man möchte ernst genommen werden.
  • Man fühlt sich stark, will ein Held werden.
  • Man lehnt sich gegen die Eltern auf.
  • Aus Stolz.
  • Aus Vaterlandsliebe.
  • Aus “Ehrfurcht” vor der Regierung / den Machthabenden.
  • Weil man meint jemanden etwas schuldig zu sein, das man im Zivilleben nicht finden / erreichen kann.
  • etc.
    Ich habe einen Cousin, der als Kind nichts anderes als Krieg gespielt hat. Der war immer schon davon begeistert. Er ist als Erwachsener freiwillig nach Afghanistan gegangen, der Vater war schon Berufssoldat … Leider kann ich meinen Cousin nicht nach der Faszination Krieg befragen, weil ich seit meinen Kindheitstagen keinen Kontakt mehr zu ihm habe, aber vielleicht kennen die anderen Forianer auch welche, die die Sinnlosigkeit des Krieges mit anderen Augen sehen.

Hiermit hättest du dir selbst schon einen Hinweis gegeben. Dein Protagonist meint, es besser zu wissen.

Ich glaube, wenn du diese Punkte mit berücksichtigst, wird das Ganze “schwungvoller”. Mein Interesse ist mit diesem kurzen Absatz aus den vorgenannten Gründen noch nicht geweckt.

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Hi,

:rofl: Ja, das ist die Grundschrift. Wäre mir sicher bei der Überarbeitung aufgefallen.
Habe den Absatz ja erst vor einer halben Stunde geschrieben. Ich bin jemand der erst immer alles runterschreibt und dann korrigiert, umschreibt ect.
Wollte nur wissen, ob die Richtung stimmt.

Kann ich verstehen. Hatte auch überlegt, einige andere Kameraden noch reinzubringen. Weiß aber nicht, ob es dann zu viel wird, weil es am Ende eher ein Traum, bzw. eine Erinnerung an das Vergangene ist. Das Ganze wird noch umschwenken und in eine eher blutige Richtung gehen.
Erinnerungen halt, von dem der Betreffende aufwacht.

Die Grundeinstellung, warum Leute in den Krieg ziehen kann ich mir denken:
Um andere zu schützen.
Sie kämpfen, damit wir das nicht müssen.

Dennoch begreife ich nicht, wie jemand mitten in ein Feld reinläuft mit dem Wissen, er wird da zur offensichtlichen Zielscheibe und abgeknallt. Nur weil es jemand befielt.
Haben die keinen Selbsterhaltungstrieb mehr oder wird denen das bei der Ausbildung ausgetrieben?

LG Tessley

@Suse hat ja schon einige Gründe aufgezählt.
Generell würde ich sagen, weil Menschen irrational sind. In vielen Fällen glauben sie an etwas, dass “larger than life” ist, sei es Ehre, Gottes Wille, Rache, Wunsch nach Anerkennung. Oder auch Angst. Angst vor dem, was mit ihnen und ihren Familien geschieht, wenn der böse, dämonisierte Feind gewinnt. Oder die Konsequenzen bei Befehlsverweigerung. Wenn jemand definitiv bei Fahnenflucht erschossen wird, aber nur eine 30%ige Chance besteht, dass er überlebt, bietet das genug Motivation, solchen Befehlen Folge zu leisten - und es ist aus Sicht des Betroffenen sogar zwingend logisch.
Vergiss auch nicht die Macht der Indoktrination. Wenn dir jahrelang eingetrichtert wird, “auserwählt” zu sein, unbesiegbar oder für das “Gute” zu kämpfen, tauchen solche Gedanken im Radar deines Bewusstseins vielleicht nicht mal mehr als kurze Blips auf.

Zu deinem Textausschnitt:
Es wirkt auf mich rein deskriptiv-distanziert, wie aus der Sicht eines neutralen Beobachters, nicht wie aus der Sicht von jemandem, der gerade in diesem Truck sitzt, eine Scheißangst hat, weil er vielleicht gleich draufgeht, dessen Magen sich nervös zusammenzieht, schwitzt wie ein Schwein und diese Angst mit seinem Frust über “die da oben” überspielt. Wenn das die Absicht war, es so distanziert zu schreiben, fein. Wenn der Leser sich fühlen soll, als würde er es miterleben, dann hast du noch zu tun.

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Diese Frage zu beantworten, wäre ein eigenes Buch wert. Ich kann das auch nicht nachvollziehen. Ich verstehe aber sowieso nicht, warum nicht alle Jungs meines Jahrgangs den Wehrdienst verweigert haben.

Ach so! Sag das doch gleich.

Glaube ich eher nicht. Es reicht zu jedem einen oder zwei Sätze zu schreiben. Weitere Personen finde ich mehr oder weniger notwendig.

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Hi Tessley!

Ich weiß nicht, wo du genau hin willst, worum es in deiner posttraumatischen Story genau geht, aber dieser Textausschnitt schreit nach dem Präsens. Dazu ein paar “und” weniger, gleich wird alles aktiver, unmittelbarer.

Alternative:

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Hallo Tessley,

habe gerade erst deinen zweiten Post gelesen. Wenn es ein Traum ist oder eine Erinnerungssequenz, passen moraltheologische oder philosophische Betrachtungen m. E. nicht recht dazu. Da ist er in der Situation, zusammengepfercht mit anderen in diesem Truppentransporter und fragt sich, was wohl gleich passieren wird, vielleicht noch ein Gedanke, warum er es für nötig hält, den bösen Feind umzubringen aber nicht, warum Menschen freiwillig in den Tod gehen oder was er alles einmal besser machen wird, wenn er erst einmal eine eigene Einheit kommandiert.

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Generell sehe ich das anders. Vielleicht hast du Recht, vielleicht nicht. Dafür ist der Ausschnitt viel zu kurz, um das zu beurteilen.

Hi,

danke @Manuela K.
Macht Sinn, da es ja eine Erinnerung/ein Traum, und er ja mitten im Geschehen ist.

Hm… ich weiß nicht. Wenn er sich genau diese Gedanken damals gemacht hat, finde ich das nicht abwegig.
Viele sitzen in solchen Situationen, wo die Gedanken einfach wild durch die Gegend schweifen. Warum sitze ich hier? Was mache ich hier? Wozu das Ganze? Wo will ich hin? Sind die Entscheidungen richtig, die von oben getroffen werden?
Klar ist so eine Situation angespannt, aber viele denken nicht darüber nach, was unmittelbar bevorsteht, weil sie sonst verrückt werden würden vor Angst.
Und vergiss nicht, es ist sein fünfter Einsatz, also ist er kein Neuling mehr. Eine gewisse Routine greift auch da.
Angespannt sein ja. Aber nicht mehr panisch, wie bei dem allerersten Einsatz.

LG Tessley

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Allerdings hätte ich dazu noch eine Frage:
Wäre das nicht verwirrend, wenn ich die Träume in Präsenz schreiben würde?
Alles andere schreibe ich immer in Präteritum. Würde das auch ungerne ändern, weil das sonst innerhalb der Reihe ausbrechen würde.
Einige Absätze oder Kapitel so zu schreiben, wäre vielleicht ja nicht schlimm. Aber das ganze Buch? Nöp.
Passt das denn oder verwirrt das nur mehr?

LG Tessley

Kann man machen. Why not? Ich weiß nicht, wie dein Plot konstruiert ist, wäre vielleicht reizvoll, die Träume in Präsens darzustellen. Grundsätzlich geht das.

Uh, posttraumatische Belastungsstörungen sind ein heftiges Thema.

Wie schon erwähnt wurde…
Nun ja, für sehr lange Zeit war das „Nicht-tun“ eine hervorragende Option zu 100% einen Kopf kürzer gemacht zu werden und das Tun zumindest eine Chance auf Leben… :wink: Gehorsamsverweigerung (geläufiger Befehlsverweigerung) war wie Desertation lange ein Grund gehängt oder erschossen zu werden. :unamused: Und es ist auch heute noch eine Straftat.

Klar ist das Teil der Ausbildung: Befehlen zu folgen ist in der Ausnahmesituation (die irgendwie jeder Einsatz ist) elementar. Da ist kein Platz für persönliche Einschätzungen und Zögern oder Individualismus. Und Zusammenhalt ist überlebenswichtig.
Direkt im Gefecht ist das mehr als „Gruppenzwang“, da geht es den meisten wohl doch ums Kollektiv - nicht die Daheim, sondern die einzelnen Soldaten, ganz real um Freunde im Trupp.

Hier mal ein sehr gutes Video zum Thema PTSD-Auslöser - Vergleich historisch und in der neuesten Neuzeit. (Achtung! Englisch)

https://www.youtube.com/watch?v=zViyZGmBhvs

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Das Gegenteil hat ein US-Präsident aus der jüngsten Vergangenheit “bewiesen”.

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Ehrlich gesagt hab ich (meistens) ein Problem mit Settings und diversen Strukturen weitab der Heimat, die man (meistens) nicht genau oder (meistens) aus Hollywood-Filmen oder vom Lesen und Hörensagen kennt.
Schreib über das, was du kennst. Nur das liest sich authentisch. Alles andere ist (meistens) Fanfiction. :wink:

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Hustet in Fantasy

:smiley:

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Fantasy ist reine Erfindung, da geht fast alles. Von den Kreaturen bis hin zu den fiktiven Welten. Was es relativ bequem macht. Zur Not hilft Zauberkraft oder es geschieht ein Wunder. :wink:

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Hallo Vanessa,

das wird sie ja nicht. Da hast du was falsch verstanden.
Meine vorangegangene Frage darauf, warum Leute blind Befehle befolgen, obwohl sie wissen, dass sie draufgehen, bezog sich auf einen Film, der nach einer wahren Begebenheit aufgebaut war.
(Frag mich nur nicht mehr, wie der heißt.)
Da kämpften sie um einen Hügel, der mit versteckten Maschinengewehren verteidigt wurde. Der Kommandant hat die Leute da rauf gejagt, obwohl er wusste, es ist zwecklos. Nur der Sturheit wegen.
Da verstehe ich eben nicht, warum die Leute das mit sich machen lassen. Sehen ihre Kameraden einen nach dem anderen fallen und stürmen trotzdem in den Tod.

LG Tessley

Das klingt nach „Der schmale Grat“ von Terrence Malick :thumbsup: Tatsächlich einer der besten Antikriegsfilme und vielleicht der philosophischste.

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Ich knüpfe daran nur vage an: Ich bin echt ungern die Pissnelke, die wieder von der „zweiten Leserschaft“ anfängt, aber es gibt sie eben. Neben Nichtbetroffenen existieren auch die Betroffenen. Je weiter ich von einem Thema selbst weg bin, desto weniger kann ich denen gerecht werden und hier geht es immerhin um Trauma.

Bevor jemand schreit „künstlerische Freiheit“: Das heißt nicht man soll sich mit solchen Themen nicht auseinandersetzen, es muss finde ich nur wirklich **sehr **reflektiert passieren.

Wer mehr dazu will: Hier ein sehr fundiertes Video zum Thema. [Achtung! Englisch]

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Sagt Dir der Begriff Survivor’s Guilt etwas? Ein sehr häufiger Auslöser von PTSD. Der Betroffene, den ich kenne hat solche Sätze gesagt wie: “Ich wünschte es hätte mich mit ihnen zerrissen!” oder “Tot sein wäre besser als damit zu leben.”

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