Phantasy-Autor*innen können hier jetzt mal weglesen…
…aber mal eine Frage an diejenigen von euch, deren Werke in der Gegenwart spielen: Thematisiert ihr die Corona-Krise?
Immerhin dauert die Sache ja schon eineinhalb Jahre an. Also: Tragen eure Protagonisten Masken, checken sich mit Luca-App ein und so weiter?
Für mein aktuelles Projekt habe ich - nicht nur aus diesem Grund - beschlossen, es im Sommer 2019 spielen zu lassen.
Mein aktuelles Projekt spielt vor Corona und wird auch vor Corona enden.
Corona spielt folgtlich überhaupt keine Rolle.
Ich fing vor Corona an, an diesem Projektbeginn zu schreiben.
In meinem aktuellen Projekt ist der “stille Jahreswechsel 2020/21” der Ausgangspunkt. Aber ich will den Leser nicht mit Dingen nerven, die er sowieso schon satthat, auch wenn ich persönlich die Schutzmaßnahmen als notwendig erachte.
Es ist halt immer ein Spagat, einerseits die Wirklichkeit möglichst realistisch abzubilden, andererseits aber auch nicht zu nerven…
Ich habe letztens einen Film gesehen, der offensichtlich im vergangenen Herbst (November 2020) unter Corona-Bedingungen gedreht worden war und auch in der Gegenwart spielen soll, wo man Corona aber komplett ausgeblendet hat. Das fand ich dann unrealistisch.
Aber woher willst du denn wissen, welche Dinge er satthat?
Gut, wenn bestimmte Aspekte wie z.B. der Klimawandel nicht Hauptthema des Romans sind, müssen sie im Roman auch nicht vorkommen. Aber Corona und die Verhaltensmaßnahmen sind so allgegenwärtig, dass ich schwierig fände, das herauszuhalten. Es handelt sich bei Corona gar nicht um ein Thema. Es ist mehr eine Kulisse.
Ähnlich wie Handys. Kann man die aus einem zeitgenössischen Roman raushalten? Oder Autos? (Manchmal nerven die mich auch.) Ich denke, mittlerweile gehört eine Corona-Maske zum Alltag dazu wie die Handtasche einer Frau oder die Brieftasche oder das Handy in der Gesäßtasche einer Jeans. Man erwähnt es so nebenbei und charakterisiert damit die Figuren. Was für eine Maske trägt er/ sie? Gibt auch schöne Gesten. Das Herumzuppeln an der Maske, das Nase-Raushängen-Lassen, das Unter-dem-Kinn-Tragen, wenn man einen Schluck trinkt, das Schnell-Wiederaufsetzen, wenn ein Lehrer durch den Flur geht. Eigentlich doch super, um seine Figuren zu zeichnen, oder?
Geht es in einem Roman darum, den Leser nicht zu nerven, oder authentisches Flair zu schaffen? Ich dachte, in einem zeitgenössischen Roman sollte man die Realität so genau wie möglich abbilden.
Ich glaube, wenn jemand im Jahr 2100 einen historischen Roman verfassen wollte, der 2021 spielt und die Corona-Regeln wegließe, würde man ihm vorwerfen, er hätte schlecht recherchiert …
Also mein Roman spielt auch in der Gegenwart. Aber ich habe Corona ausgeklammert. Es reicht, dass ich das Drama jeden Tag auf Arbeit habe, da möchte ich meine Fantasie nicht noch damit verseuchen. Außerdem geht es in meinem Buch um andere Problematiken, die wichtig sind für den Verlauf der Geschichte und die es viel länger als Corona gibt. Ich möchte deren Gewicht nicht verringern, nur weil diese Krankheit realistisch einen Platz in der Geschichten einnehmen müsste. Darum soll es nicht gehen.
Ich schreibe zwar Urbane Fantasy, aber ist zeitlich nicht spezifiziert. Auch örtlich (noch) nicht fixiert. Und Corona? Die Pisse trinkt eh niemand. Astra, was dagegen?
Aktuell nicht, aber wenn es um Geschichten geht, die 2020/2021 spielen, wird man da nicht drumherum kommen. Ich gehe davon aus, dass künftig auch mehr Romane erscheinen werden, in denen Corona und die Schutzmaßnahmen zumindest en passant erwähnt werden, einfach weil es zum neuen Alltag gehört. Bisher gibt es noch nicht so viele, weil viele Romane eine entsprechende Vorlaufzeit benötigen und die initiale Idee und der Plot vielleicht vor 3 Jahren entstanden.
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass es in den nächsten Jahren einen Boom von Erzählungen über Pandemien und ihre Konsequenzen sowie Klimakatastrophenthriller geben wird, weil diese Themen gerade so omnipräsent sind.
Ich muss ehrlich sagen, dass mich so ein Thema eher abschrecken würde, das Buch zu kaufen. Wenn ich lese, möchte ich der Realität ein wenig entfliehen. Ich finde viel interessanter, welche Problematiken zwischen Protagonisten und Antagonisten entstehen als das, womit man in der Realität ständig konfrontiert wird.
Zur Zeit schreibe ich an etwas, dass im Herbst 2017 spielt. Da bin ich ganz froh, dass ich Corona dort ignorieren kann. Allerdings plane ich mehrere Teile, die Chronologisch aufeinander aufbauen und daher wird in einem der nächsten Bände Corona auch Thema werden, wenn auch nur als zwangsläufige Alltagsroutine.
Allerdings werde ich vielleicht besser noch ein Vorwort in mein Buch einfügen, um nicht als Coronaleugner verschrien zu werden.
Die Handlung spielt in den Jahren 2021/2022. Es kommen Szenen vor, die in der Realität aufgrund der Coronapandemie so nicht möglich gewesen wären. Ich möchte daher darauf hinweisen, dass die Geschichte in einer realitätsnahen, alternativen Welt spielt, in welcher der Virus nicht ausgebrochen ist. Im Buch soll der Fokus auf anderen Themen liegen, die ebenso einer Plattform bedürfen. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass Corona in der Realität nicht zu unterschätzen ist. Ich arbeite selbst im Einzelhandel und habe täglich mit den Restriktionen zu tun. Tragen Sie bitte weiterhin Masken und halten Sie Abstand.
Willst du denn explizit diese Jahre im Buch nennen? Gibt es Bezüge im Buch, die genau diese Jahre erfordern? Sonst einfach nicht erwähnen. Technik und Weltbild waren kurz vor Corona nicht viel anders als heute (und vermutlich wird es auch kurz danach nicht grundlegend anders sein).
Ohne Jahresangabe sehe ich gar kein Problem.
Na ja, ich habe zum Beispiel ein paar Rückblenden, bei denen ich viel gerechnet habe, das logisch alles zusammenpasst. Es gibt Bezüge auf Feiertage, die auf bestimmte Tage gefallen sind. Ich habe auf Schulferien geachtet usw. Ich müsste selbst die Geburtsdaten meiner Protagonisten neu überdenken. Also es wäre nicht damit getan, einfach alles ein paar Jahre zurückzusetzen.
Ich muss zugeben, dass ich bei der Buchidee nicht einmal daran gedacht habe, dass ich Corona mit einfließen lassen müsste. Ich war froh, dass ich da mal nicht dran denken musste. Bin erst durch den Thread jetzt darauf aufmerksam geworden.
Streng genommen müsstest du dann auch ins Vorwort schreiben, dass du kein Terrorist bist und kein religiöser Extremist und kein …
Alles Dinge, die uns (leider) im täglichen Leben begleiten.
Mein heiterer Liebesroman spielt im Sommer 2020, so wie der Sommer hätte sein können, wenn es nie Corona gegeben hätte.
Das thematisiere ich aber nie. Es existiert einfach kein Corona und keinerlei Hinweise darauf.
Aus zwei wichtigen Gründen konnte ich die Geschichte nicht 2019 spielen lassen, deshalb ist die Geschichte nun einfach ein bisschen fiktiver geworden.
Ob das den Lesern später auffallen wird, weiß ich nicht. Die Jahreszahl erwähne ich absichtlich nie, aber aus mindestens zwanzig Hinweisen (Daten der Sommerferien in dem Bundesland, Mondphase, die Jahreslosung wird zitiert, der 1. August ist ein Samstag, die Heldin war im Jahr 2002 18 Jahre jünger, usw.) könnte man sie sich erschließen. Aber Leser von heiteren Liebesromanen werden wohl nicht ernsthaft die Fakten recherchieren. Und wenn doch, dann ist abgesehen von Sch…ß-Corona alles stimmig.
Da brauche ich nur die Ohren offenzuhalten! Dauernd wird darüber (ja, immer von denselben) geklagt, dass sie unter der Maske keine Luft bekommen, und andere regen mich auf, dass sie die Nase nicht bedecken, was ich als stillen Protest werte, auch wenn diese offenbar nichts verstanden haben.
Die Corona-Krise fällt bei mir ja nicht unter den Tisch, aber ich schreibe auch nicht auf jeder Seite, dass sich die Akteure die Maske aufsetzen oder über die Maßnahmen jammern. Und Silvester 2020/21 war mit dem Böller- und Feierverbot etwas ganz Besonderes und in diese Nacht hinein landet ein unidentifiziertes Objekt …
Ich hatte sogar 2019 einen Corona-Roman auf der Pfanne, eine Art Krimi-Satire. Oder so. Mit den steigenden Opferzahlen habe ich das jedoch wieder verworfen. Da gab es dann nichts mehr zu lachen. Ich spare Corona tutti completto aus. Allerdings spielen meine Romane meist in einer unbestimmten Zeit. Ja, es gibt Handys und PCs, aber darüber hinaus gibt es keine konkreten Anhaltspunkte, die ein spezielles Jahr Zeit festmachen. Ich sehe das ähnlich wie die verehrte Goeseline.
Dito!!!
Es lief neulich im Tiwi ein Krimi aus dem Jahr 2021, deutsch. Die Maskenpflicht und Pipapo, Hände desinfizieren fand statt, aber mit einer völlig anderen Begründung. Die Polizeistation würde renoviert werden und wegen des ganzen Staubes - Asbest, Asbest! - im Gebäude müßten alle Masken tragen. In der Arrestzelle galt das nicht, hier war eine Hochleistungsfilteranlage eingebaut, wie der Herr Kommissar ausdrücklich betonte, und alle Verdächtigen könnten die Masken abnehmen. Ein ziemlicher Scheiß. Es war zwar recht humorvoll verpackt, kam aber künstlich rüber.
So weit isses also schon.
Aber das habe ich schon bemerkt, bzw. beobachte das schon die ganze Zeit. Ich will hier keinen Corona-Talk eröffnen, ich denke, das gehört woanders hin.
Im wahren Leben sieht das natürlich anders aus. Vor Corona bekam man auf die simple Frage “Wie gehts?” im schlimmsten Falle die bezaubernd genaue Beschreibung einer Gallen-OP in allen seinen schillernden Details.
Heute bekommt man die Corona-Lage, eine Einschätzung dazu, eine Impfmeinung, massive Kritik an diesem und jenem Entscheider und dergl. frei Haus. Wenn man das noch in einer story mit einbeziehen sollte, kommt man wahrscheinlich auf ca. 600 Seiten. Von denen gut 270 auf Corona gehen. Dann doch eher nicht.
Das steht bei mir völlig außer Konkurrenz, denn ohne das gibt es überhaupt keinen Roman. Das würde ich nie und nimmer mit der Kulisse und den Details eines Settings vergleichen. Zwischen den Konflikten zwischen Pro- und Antagonist und der Frage, ob Corona-Masken erwähnt werden, gibt es überhaupt keine Konkurrenz.