Klappentext für Mystery-Krimi

Hallo,
ich teile das Schicksal vieler Hobby-Autoren und verzweifle regelmäßig am Entwurf eines Klappentextes.
Da ich gesehen habe, das hier bereits in gleicher Sache um Hilfe gebeten wurde, versuche ich es auch mal.
Es würde mich freuen, wenn der ein oder andere die Zeit findet, meinen Klappentext zu lesen und seine Meinung dazu abgibt.
Danke im Voraus!

Hier der Text:
Drei Monate sind seit der Ermordung von Hauptkommissars Thomas Steyns achtjähriger Tochter Rieke vergangen, ohne das der Täter ermittelt werden konnte.
Mit einer Mischung aus Alkohol und Schlafmitteln bekämpft Steyn die wiederkehrenden Albträume. Seine Arbeit bei der frankfurter Mordkommission kann er kaum noch bewältigen.
Kurz vor seinem totalen Zusammenbruch ereignet sich ein außergewöhnlicher Mordfall, der sein Interesse weckt. Je tiefer Steyn in den Fall einsteigt, umso seltsamer erscheint er ihm.
Plötzlich geschieht etwas, womit er kaum noch gerechnet hat. Für das Verbrechen an seiner Tochter wurde ein Tatverdächtiger ermittelt.
Der Haken ist nur, er ist es selbst.

Ein Mystery-Krimi

Hallo JensB,

gut finde ich den Cliffhanger, dass Steyn selbst der Täter sein soll. Aber bei Klappentexten bin ich kein Freund von, bitte verzeihe den Ausdruck, Geschwafel. Du hast nur wenige Augenblicke, um den Leser zu fesseln. Deshalb bevorzuge ich im Klappentext klare kurze Sätze. Alle Informationen, die du im Roman selbst unterbringen kannst, würde ich weglassen (Alter der Tochter, wie lange ist die Ermordung schon her, den bevorstehenden Zusammenbruch usw.).

Hier ein schnell zusammengezimmerter Text:

Rieke ist tot! Das Kind von Hauptkommissar Steyn wurde brutal ermordet. Die Untersuchungen der Kollegen verlaufen im Sande und Steyn ertränkt seine Albträume in Alkohol. Dann geschieht ein weiterer Mord, der die Ermittler auf eine heiße Spur führt. Das Problem ist nur, Steyn selbst soll der Mörder seiner Tochter sein.

Gruß
ThAchi

Ist auch meine Meinung, ein ebenfalls sorry auch nur ansatzweise geschwafelter Klappentext ist tödlich. Da drängt sich - jedenfalls bei mir - sofort die Befürchtung auf, wie schlimm das dann erst in der Story wird.
Klappentext kurz und knackig, daß man ganz grob weiß, worums geht, dann ein ‘Teaser’, dass der potenzielle Leser unbedingt Näheres wissen will (ist hier bei dir der Kommissar als möglicher Täter). Mehr würde ich gar nicht schreiben.

Ich hab hier ThAchis Vorschlag als Ausgangsbasis genommen (hoffe, das ist ok?), den finde ich schon sehr gut, und noch ein bißchen dran gefeilt. Läßt sich sicher auch noch weiter bearbeiten:

**Rieke ist tot! Das Kind von Hauptkommissar Steyn wurde brutal ermordet, der Täter nie gefaßt. Steyn ertränkt seine Albträume in Alkohol. Erst als sich völlig unerwartet eine neue Wendung ergibt, wird er aus seiner Lethargie gerissen. Denn plötzlich soll Steyn selbst der Mörder seiner Tochter sein …
**
P.S: Sachen haben einen Haken, keinen Harken :wink:

Danke für die schnellen Antworten.
Eigentlich weiß ich wie es geht. Trotzdem stehe ich jedesmal wie ein Ochs vorm Berg.
Ich glaube, es liegt daran, das ich das Reißerische nicht mag. Aber genau das braucht ein Klappentext natürlich. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.
Ich werde den Text ein straffen. Danke für den Anstoß.

@Yoro
Das mit dem Harken habe ich korrigiert. :slight_smile:

Ich möchte den Ansatz von ThAchi noch etwas ergänzen. Aber ich frage mich, warum der Hauptkommissar Alpträume hat? Ich würde eher von einem untröstlichen Schmerz sprechen.

Die achtjährige Rieke ist tot. Brutal ermordet wurde die Tochter von Hauptkommissar Steyn.
Den Fall können seine Kollegen nicht erfolgreich zum Abschluss bringen, und Steyn versucht den Schmerz über den unsäglichen Verlust im Alkohol zu ertränken.
Ein weiterer Mord reißt ihn aus seiner Lethargie. Die Untersuchungen nehmen unerwartete Wendungen und dann steht Steyn plötzlich selbst unter Mordverdacht, als Mörder an seiner eigenen Tochter.

Dann lies das Buch! :smiley:

Genau das habe ich mich auch gefragt. Warum sollte der Kommissar Albträume haben? Aber soll nicht genau das der Klappentext machen? Neugier auf den Inhalt wecken? Deswegen habe ich es drin gelassen.

Die Schlusssätze von Yoro und Theophilos finde ich übrigens viel besser als meinen.

Gruß
ThAchi

Danke für eure Beiträge.

@Theophilos
Ich denke schon, das einem so ein Verlust Alpträume bescheren kann. Schließlich haben genug Menschen Alpträume ohne das es dafür einen besonderen Anlass gibt.
Aber ich habe das Wort ohnehin gestrichen, weil es für den Klappentext keine besondere Bedeutung hat.

Außerdem habe ich den Cliffhanger am Ende geändert. Er ist sicher gut, nimmt aber doch zuviel von der Story vorweg. Das ganze soll eher eine Überraschung sein :slight_smile:

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Also in dem Original-Klappentext sind zu viele Informationen, die den Leser (noch) nicht interessieren - wie etwa, dass 3 Monate vergangen sind, oder dass er in Frankfurt arbeitet. Das mit den Alpträumen finde ich wichtig, da es das Interesse des Lesers weckt.
Am spannendsten war natürlich der Cliffhanger, dass er selbst der Hauptverdächtige in dem Mordfall ist.
Wenn das aber noch nicht verraten werden soll, könnte man es vielleicht so machen (nur als Vorschlag):

Rieke ist tot! Hauptkommissar Steyns kleine Tochter wurde brutal ermordet und der Täter wurde nie gefasst. Seither ist Steyn ein emotionales Wrack, das seine Albträume in Alkohol ertränkt. Eine plötzliche Wendung in dem Mordfall reißt den Hauptkommissar aber aus seiner Lethargie und lässt ihn an allem zweifeln, was er zu kennen geglaubt hat - allem voran sich selbst …

Ich finde diese Abfolge eigentlich ziemlich gut, was mir nicht gefällt ist die Bezeichnung "außergewöhnlicher Mordfall* und plötzlich geschieht etwas

Warum ist der Mordfall außergewöhnlich? Was ist das “etwas” das passiert und ist es wirklich plötzlich? Plötzlich ist für mich so schwammig. So zufällig. Als gäbe es eigentlich keinen echten Grund und es gibt immer einen Grund.

So, ich versuche jetzt mit einer anderen Version.
Das er selber unter Mordverdacht gerät hat mir doch etwas zu viel verraten.
Mir ist natürlich klar, das ihr nicht beurteilen könnt, ob der Klappentext zur Geschichte passt. Wie auch. Ihr kennt sie ja nicht.
Es geht mir nur um die Wirkung.

@NinaW
“außergewöhnlich” soll bedeuten, das es sich nicht um einen “alltäglichen” Mordfall handelt. In den meisten Fällen ähneln die sich doch sehr. Zum Beispiel, was das Motiv oder die Tatausführung angeht.

Hier die neue Version (jetzt ohne Tatverdacht gegen meinen Helden):

Rieke ist tot. Ermordet. Der Täter wurde nie gefasst.
Seit dem gewaltsamen Tod seiner Tochter, bekämpft Hauptkommissar Thomas Steyn seine Schmerzen mit Alkohol und Schlafmitteln.
Erst ein außergewöhnlicher Mordfall reißt ihn aus seiner Lethargie.
Ein Mann ohne Vergangenheit wurde mit einer seltenen Waffe getötet.
Steyn ermittelt und kommt einem jahrhundertealten Rätsel auf der Spur.
Einem Rätsel, das Hoffnung verspricht.
Grund genug um dafür zu töten.
Auch für Steyn?

Ein Mystery-Krimi

Gefällt mir deutlich besser.

Jetzt noch etwas zu folgendem.

Man könnte hier eventuell den Aufhänger auf das Drama setzen, dass auch die Familie eines Hauptkommissars nicht vor unaufgeklärten Morden gefeit ist? Das würde seine Albträume quasi erklären, selbst wenn es einen noch triftigeren Grund dafür gibt.

Ich kenne genügend Klappentexte, die nicht zur Geschichte passen. Oder umgekehrt.
Was mich stört, ist die Formulierung, dass durch einen neuen Mordfall der Ermittler plötzlich in Verdacht gerät, Mörder der eigenen Tochter zu sein. Das ist, ohne einen erklärenden-verbindenden Halbsatz, abtörnend und hat mich schon in der ersten hier vorgestellten Version sofort abspringen lassen.
Wenn, dann würde ich eine Formulierung wählen, wie “ein weiterer Mord bringt auch neue Spuren im Fall von Steyns Tochter” oder so ähnlich.
Noch ein Wort zu “außergewöhnlicher Mordfall”: Jeder Mord ist außergewöhnlich, sonst hätten Morde keinen derart hohen Stellenwert im öffentlichen Interesse und bei Autoren. Es gibt brutale Morde, oder man verübt sie gefühllos, gnadenlos, grausam, Menschen verachtend, kaltblütig, gewissenlos, kannibalisch, skrupellos, niederträchtig, verroht - aber “außergewöhnlich” habe ich im Zusammenhang mit Tötungsdelikten sofort aus meinem Sprachschatz gestrichen.

Der neue Klappentext ist deutlich besser, ich würde nur ein paar kleine Korrekturen vorschlagen:
**
Rieke ist tot. Ermordet. Der Täter wurde nie gefasst.
Seit dem gewaltsamen Mord an seiner Tochter, bekämpft Hauptkommissar Thomas Steyn seinen Schmerz mit Alkohol und Schlafmitteln.
Erst ein außergewöhnlicher Mordfall reißt ihn aus seiner Lethargie.
Ein Mann ohne Vergangenheit wurde mit einer seltenen Waffe getötet. (würde ich streichen)
Steyn ermittelt und kommt einem jahrhundertealten Rätsel auf der Spur.
Einem Rätsel, das Hoffnung verspricht.
Grund genug um dafür zu töten.
Auch für Steyn selbst?**

(Mord an statt Tod hat keine richtige Bewandnis - fand ich hier einfach passender)
Seine Schmerzen klingt sehr physisch. Ich denke, dass es sich um die Trauer um den Verlust handelt? Dann wäre seinen Schmerz (Singular) meiner Meinung nach besser/deutlicher. Den grau markierten Satz würde ich streichen. Das mit der seltenen Waffe ist zwar einerseits ein kleiner Teaser, aber der Text kommt auch ohne diesen Satz gut aus. Für mich klingt der letzte Satz durch das “selbst” irgendwie vollständiger - funktioniert in der ursprünglichen Form aber natürlich auch gut.

Zu dem “außergewöhnlich”: Ich finde, das sollte auf jeden Fall stehenbleiben. Es macht diesen Satz ja erst interessant.
Viele Morde folgen einem Schema. Ich denke nicht, dass sich jeder Mord von dem anderen unterscheidet - höchstens die Hintergrundgeschichte, die zum Motiv führt. Die Art und Weise, wie der Mord durchgeführt wird, ist zwar oft gleich/ähnlich, kann sich aber ggf. schon deutlich von den sonstigen unterscheiden. Ob das auf diese Geschichte zutrifft, muss der Autor natürlich selbst entscheiden.

Außergewöhnlich ist nichtssagend. Als hätte such der Autor nichts spezifisches überlegt. Dass der Mann keine Vergangenheit hat und mit einer seltenen Waffe ermordet wurde, ist viel interessanter.

Warum sollte man außergewöhnlich nicht nutzen dürfen? Warum soll es nichtssagend sein? Wäre es gewöhnlich, würde ich es als nichtssagend empfinden. Bei* außergewöhnlich* denke ich z. B. nicht an Erschießen, Erschlagen oder Erstechen etc., nein es weckt meine Neugier. Wie wurde denn dieser Mord ausgeführt?
Und natürlich hat sich der Autor etwas Spezifisches überlegt. Was dies ist, erfährt man in seinem Roman.
Eher könnte man auf gewaltsam verzichten, da wohl jeder Mord ein gewaltsames Ereignis darstellt.

Ersetzen würde ich:
Erst ein außergewöhnlicher Mordfall reißt ihn aus seiner Lethargie.
Erst ein außergewöhnlicher Mordfall, begangen mit einer seltenen Waffe, reißt ihn aus seiner Lethargie.

weil es schlicht und einfach platt ist und nichts aussagt. Meine Begründung habe ich weiter oben ziemlich ausführlich dargelegt. Grundsätzlich sollte jeder Autor, oder der, der sich dafür hält, eine große Unwortliste bei sich haben.
Wobei “außergewöhnlich” nicht per se ein Unwort ist, sondern es kommt auf den Zusammenhang an. Für mich ist ein “außergewöhnlicher Mord” ein weißer Schimmel.

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außergewöhnlich ist in der Tat kein »außergewöhnliches« Wort. Gib es mal in Papyrus ein, und Du bekommst 149 zum Teil sehr aussagekräftige Synonyme, die vielleicht treffender, sprich»außergewöhnlicher" sind.;):slight_smile:

Ich bin ja kein großer Schreiberling … ist vielleicht einfach “ungewöhnlich” gemeint?

Ich denke mal, ein Mord ist immer gewaltsam.

Ich frage mich, warum für Steyn ein Rätsel, das Hoffnung verspricht, Grund sein sollte zu töten?
Das wirkt auf mich unlogisch, irgendwie ohne inneren Zusammenhang. Das würde mich von diesem Buch eher Abstand nehmen lassen.

Nun, dann sei es so. Wenn es schlicht und einfach platt ist, dann erlaubt mir meine subjektive Meinung zu dem Wort.

Stimmt, und gebe ich eines der aussagekräftigen Synonyme ein, dann wird mir u.a. auch außergewöhnlich angeboten.

Meine bisherige Erfahrung lehrte mich meine Klappentexte nur mit wenigen Figuren arbeiten zu lassen. Ich versuche sie leicht verständlich zu machen, und ihnen eine klare Botschaft zu geben.

P.S.
Ein platter und schlichter Werbetext für den Buchverkauf ist nicht immer schlecht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, einige „falsche“ Klappentexte verkaufen Bücher besser als seriöse Texte.