Kapitelauszug - Die Autopsie

Hallo liebe Leute,

ich wag mich jetzt auch mal raus aus meiner Komfortzone und stell einen längeren Auszug aus meiner Geschichte hier rein. Zu diesem Zeitpunkt haben wir knapp die Hälfte der Handlung hinter uns und gehen ins letzte Drittel. Was ich mich nun nervös frage: Kann man das so lassen? :see_no_evil: Oder rauft man sich die Haare?
Ich hab ein wenig über Autopsien im Mittelalter recherchiert, aber das war dann doch ein Rabbithole in das in nicht reinsteigen wollte. Am Ende ist die Szene nur eine Randnotiz in der ganzen Handlung. Trotzdem wollte ich das ganze plausibel darstellen, ohne allzu vage zu sein. Also, los gehts:

Es ist eng und stickig in dem fensterlosen, kleinen Raum. Die Luft steht schwer, als hätte sie sich in den Mauern festgefressen. Die Wärme der heißen Frühlingstage hängt noch immer in den Steinen, und die Frische der Nacht konnte nicht bis hierher vordringen.
Die Kerzen machen es nicht besser. Ihr rußiges Flackern bringt kaum Licht und Klarheit. Aber ohne sie sehen die Männer und Frauen, die sich gegenseitig auf die Füße treten, gar nichts.
Mikal hat nie verstanden, warum Marter Daniela in einer solchen Kammer arbeiten muss. Für ihre Aufgaben würden sich im Kloster größere Räumlichkeiten finden lassen. Es stehen ja genug leer. Kühle Hallen mit Licht und Luft. Und ihre Dienste nimmt früher oder später jeder in Anspruch. Warum also dieser Verschlag?
Hierher schickt Mikal üblicherweise seine Männer, wenn sie sich beim Üben mit dem Schwert oder nach einem Sturz vom Pferd verletzt haben. Marter Daniela und ihre Helferinnen flicken sie wieder zusammen. Sie tragen auf Brandwunden eine Salbe auf, bandagieren verstauchte Knöchel und richten gar gebrochene Knochen.
In ihrer Arbeit gibt es keinen Zweifel.
Die Frau ist älter als Mikal, aber es ist schwer zu sagen, um wie viel. Manchmal glaubt er, es sind nur wenige Jahre. Aber wenn sie mit ihm redet, tadelt sie ihn wie einen ungestümen Knaben.
Unter ihrem Kopftuch stehen einige graue Strähnen hervor. Die Gesichtszüge straff, die Haut wettergegerbt, ein Hauch von Unnachgiebigkeit um die Mundwinkel. Krähenfüße zeichnen sich um ihre Augen ab, die dadurch nur noch wachsamer und strenger wirken.
Heute aber liegt ein Schatten auf diesem Gesicht. Sie hat ihm etwas zu sagen. Etwas, das schwer in der Luft liegt, zwischen den flackernden Kerzen und den schwitzenden Leibern in der Enge.
Neben ihr stehen zwei ihrer Gesellinnen. Junge Frauen, mit ruhigen Händen und wachsamen Blicken. Ihre Namen sind Mikal entfallen. Oder er hat sie nie gekannt. Aber sie haben ihn schon ein paar Mal behandelt. Neben ihm stehen Ronard sowie die Kirchenritter Radek und Melvin.
Mit Radek und Melvin war Ronard zuvor in der Halle der Läuterung und hat sich von ihnen noch einmal erklären lassen, wie sie das Mädchen gefunden haben.
Wo kamen sie her? Wohin gingen sie? Wo haben sie hingesehen?
Und warum beim Erbauer waren die beiden um diese späte Zeit überhaupt dort unterwegs?
Zufall, meinten sie.
Mikal hat für Zufälle nichts übrig.
Er bedenkt die beiden eines argwöhnischen Blickes und versucht, sich das Wenige ins Gedächtnis zu rufen, das er über sie weiß. Erschreckend wenig dafür, dass sie wohl die dienstältesten Kirchenritter hier in Südveste sind. Ihre Akte ist so leer, dass es schon auffällig wirkt.
Das Mädchen liegt mitsamt der Bahre, auf der sie es hierher gebracht haben, auf Marter Danielas Tisch. Das schummrige Kerzenlicht frisst Schatten in die Wände, tanzt auf dem Tuch, das ihren Körper bedeckt. Ein Leintuch bedeckt ihren Körper und ihr totes Gesicht.
Marter Danielas Gesichtsausdruck verrät, dass sie von Mikals Erscheinen hier nicht erfreut ist. Das war sie in der Nacht auch nicht, als sie mit dem Mädchen auftauchten.
„Hätte das nicht bis morgen warten können?“, hatte sie geknurrt, als sie die enge Holztüre zu ihrer ebenso engen Kammer öffnete. Aber ein Blick auf die Bahre und das Mädchen beendeten ihre Nörgelei.
Jetzt liegt eine tote Schülerin auf ihrem Tisch.
„Ihr könnt Eure Männer rausschicken. Die brauchen wir nicht. Das Mädchen wird schon nicht aufstehen und uns anfallen.“ Ihr Ton ist trocken. Aber Mikal sieht, wie ihr Blick kurz auf den leblosen Körper huscht.
Er deutet seinen Leuten, die kleine Kammer zu verlassen. Er hat nichts dagegen. Es ist hier ohnehin zu eng. Zu stickig. Zu voll von unausgesprochenen Dingen.
Auch Marter Daniela schickt ihre Helferinnen hinaus. „Er auch.“ Ihr Kinn zuckt in Ronards Richtung.
„Ich übernehme oben die Wache“, sagt Ronard.
Mikal nickt ihm zu. Er weiß, welchen Eingang er meint. Dort werden sie sich wieder treffen.
Kaum hat Ronard die Kammer verlassen, zieht Marter Daniela das Leintuch vom Körper des Mädchens. Die Kerzen werfen ihren nackten Leib in fahles Licht. Sie ist jung. Wie alle Schüler des Klosters.
Aber so, wie sie daliegt, wirkt sie kleiner und verletzlicher, als sie ihm vorgekommen wäre, wenn er sie im Kloster irgendwo gesehen hätte.
Zerbrechlich und unschuldig.
Ronard hat ihm ihren Namen genannt, aber Mikal konnte damit nichts anfangen. Jedes Jahr verlassen Dutzende Schüler das Kloster und werden durch neue ersetzt. Gesichter kommen, Gesichter gehen. Namen sind wie Schall und Rauch. Keiner bleibt.
Marter Daniela reißt ihn aus seinen Gedanken. „Sie ist von wo runtergefallen, sagtet Ihr?“
„Von den obersten Balken in der Halle der Läuterung“, erklärt er ihr zum zweiten Mal. „Sie hat sich dort aufgehängt. Wir mussten das Seil durchschlagen. Dann ist sie gefallen.“
Er hätte ihr sagen können, dass Meister Abrosis von einem Sturz ausgeht. Aber das Seil war noch um ihren Hals, als man sie hierher gebracht hatte.
Danielas Blick ist vorwurfsvoll.
Er erwidert ihn regungslos. Auch er hätte es anders lösen wollen, doch manche Dinge lassen sich nicht mehr ändern.
„Das deckt sich mit den Verletzungen hier“, sagt sie schließlich und deutet auf die Knöchel und Unterschenkel. „Seht her.“
Sie greift nach den Beinen des Mädchens und bewegt sie vor Mikals Augen. Die Gliedmaßen sind unnatürlich verrenkt, der Körper übersät mit bläulichen Flecken, als hätte der Tod selbst seine Spuren hinterlassen.
„Hört gut hin“, fordert sie ihn auf.
Dann setzt sie Kraft ein. Ihre Unterarme spannen sich an, die Finger graben sich in kaltes Fleisch. Ein hässliches Knirschen ertönt, ein Geräusch, das tief ins Mark fährt. Mikal spürt, wie sich sein Magen zusammenzieht. Jetzt ist er umso froher, dass er seine Männer hinausgeschickt hat.
„Sie ist schon länger tot“, sagt Daniela. „Die Leichenkälte ist längst eingetreten, die Totenstarre hat sich bereits an mehreren Stellen gefestigt. Ihr könnt sie berühren, wenn Ihr wollt, aber ich verlange es nicht von Euch.“
Er schüttelt den Kopf.
„Sie muss dort schon lange gehangen haben, ehe Eure Männer sie fanden.“
Mikal fragt sich, woher sie das mit solcher Sicherheit sagen kann, doch bevor er danach fragen kann, fährt sie fort.
„Die Beine sind zertrümmert“, sagt sie leise. „Und es gibt nichts, was ich hätte tun können, damit sie jemals wieder gehen könnte. Sie hätte sich auch nicht aufhängen gebraucht. Ein Sprung hätte genügt.“ Sie hebt den Blick, mustert ihn. „Ihr wirkt blass. Es wundert mich, dass Euch das nahegeht. Einen Mann mit dem Streitkolben zu erschlagen, macht Euch schließlich auch nichts aus.“
Mikal erwidert ihren Blick.
Zwischen einem bewaffneten Feind, der ihm ebenso das Leben nehmen würde, und einem toten, dürren Mädchen gibt es einen Unterschied. Einen gewaltigen.
„Niemand verspürt Lust dabei, jemandem das Leben zu nehmen“, sagt er nur.
Daniela sagt nichts darauf, doch ihr Blick spricht Bände. Sie glaubt ihm nicht.
Mikal weiß, dass sie von Kirchenrittern wenig hält, obwohl sie dem gleichen Orden angehört. Und er selbst hat Männer erlebt, die ihre Freude am Töten fanden.
Er will nicht weiter darüber sprechen. „Was ist das?“, fragt er stattdessen und deutet auf die dunklen Verfärbungen auf dem Körper des Mädchens.
Seine Frage dient mehr der Ablenkung als echtem Interesse.
„Das sind nur Totenflecken, keine Kampfspuren, falls Ihr das glaubt“, erklärt sie. „Die Verfärbungen wandern, wenn man die Leiche bewegt oder dreht. Kampfspuren hingegen …“
„Bleiben“, beendet Mikal ihren Satz. Die Erklärung ist logisch.
„Dass das alles gebrochen ist, wundert mich nicht.“ Marter Danielas Stimme ist ruhig, doch ihre Finger tasten über den leblosen Körper mit der Präzision eines Handwerkers, der die Schäden eines Unglücks begutachtet. Sie deutet auf das Becken und einige andere Stellen. „Auch hier sind Brüche zu spüren. Das rührt wohl alles vom Sturz her.“
Sie macht eine knappe Geste, die ihm bedeutet, näher zu kommen. Mikal tritt auf ihre Seite des Tisches.
„Ihr bewegt Euch steif“, bemerkt sie mit einem kaum merklichen Schmunzeln.
„Es ist nur …“ Er zuckt die Schultern. „Ich habe mit Ser Katejan Schwertkampf geübt. Er hat mich an mehreren Stellen empfindlich getroffen.“
„Ihr solltet das endlich bleiben lassen.“ Ihr Tonfall ist trocken, fast beiläufig, aber die Worte treffen ins Schwarze. „Ihr seid Kommandant. Eure Aufgabe ist es zu befehlen, nicht in vorderster Front das Schwert zu schwingen. Jede Woche kommt Ihr hierher und klagt mir vor, dass Euch dies schmerzt und dass Euch jenes zwickt. Und jedes Mal habt Ihr eine neue Ausrede, warum Katejan Eure Verteidigung durchbrochen hat. Es ist keine Ausnahme mehr, wenn es jedes Mal passiert.“
Sie schüttelt den Kopf.
„In einem Jahr, vielleicht in zwei, seid Ihr ihm sowieso unterlegen. Ich kann Euch natürlich etwas von der Salbe geben, die Ihr sonst immer holt. Aber sie nimmt Euch nur den Schmerz, nicht die Schläge.“
„Es geht darum, den Männern ein Vorbild zu sein“, entgegnet er, aber sie hört ihm kaum noch zu.
Ihre Aufmerksamkeit gilt wieder der Leiche. Sie greift nach den dunklen Haaren des Mädchens, legt sie beiseite, sodass ihr Hals frei liegt, und deutet auf die dunklen Striemen, die sich dort in die Haut gegraben haben.
„Die stammen vom Seil, das sie stranguliert hat“, sagt Mikal.
Marter Daniela hebt den Kopf des Mädchens leicht an, fährt mit den Fingern über ihr Genick. Ihre Stirn legt sich in Falten. „Ja und nein“, murmelt sie.
Er hebt die Brauen.
„Was soll das heißen?“
„Die meisten denken bei einer Strangulation daran, dass jemand erstickt. Oft bricht das Seil auch das Genick. In ihrem Fall …“ Sie übt leichten Druck aus. „Nichts. Keine Fraktur.“
Mikal runzelt die Stirn.
„Sie wird ja wohl kaum dort oben verhungert sein“, meint er schneidend. „Wenn ihr Genick nicht gebrochen ist, muss sie erstickt sein. Anders ist es ja wohl kaum möglich.“
Daniela hebt den Blick. „Und trotzdem glaube ich nicht, dass sie erstickt ist.“
Bevor er nachfragen kann, greift sie nach den Händen des Mädchens, hebt sie an und dreht sie in den flackernden Kerzenschein.
„Seht Euch die Finger an. Besonders die Handflächen.“
Mikal mustert die leblosen Hände.
„Schaut auch unter ihre Fingernägel“, sagt sie leise.
Mikal tut, was sie ihm gesagt hat, wenn auch mit wachsender Gereiztheit. Er hat kaum geschlafen, seine Nerven liegen blank, und für diese dummen Spielchen hat er keinen Kopf. Warum sagt sie ihm nicht einfach, was los ist?
Weil sie will, dass du von selbst draufkommst, du Ochse.
„Keine Schwielen“, murmelt er schließlich, leise zweifelnd.
Marter Daniela nickt ihm anerkennend zu. „Und jetzt schaut noch einmal auf ihren Hals. Dort, wo das Seil war. Aber lasst die Striemen außer Acht.“
Er beugt sich über die Leiche, betrachtet den toten, blassen Hals. Seine Stirn legt sich in Falten.
„Keine Kratzer …“ Seine Stimme klingt nun ernster. „Sie muss langsam und qualvoll erstickt sein, aber sie hat nicht dagegen angekämpft.“
Er greift nach einer ihrer Hände, dreht sie ins Licht. Das flackernde Kerzenlicht taucht die schmalen Finger in einen rötlichen Schein. Mikal beugt sich noch näher, so nah, dass die leblosen Finger fast sein Gesicht berühren.
„Sie scheint nicht gegen das Seil um ihren Hals gekämpft zu haben“, wiederholt er fester. Der Gedanke sickert langsam in sein Bewusstsein. „Keine Schwielen. Keine Risse. Und ich glaube auch nichts unter den Fingernägeln zu sehen.“
„Und auch keinen abgebrochenen Fingernagel“, ergänzt Marter Daniela zufrieden. „Nicht einen einzigen. Aber das würde man doch erwarten, nicht wahr? Dass auch jemand, der sich erhängt, am Ende um sein Leben kämpft. Völlig unbewusst. Oder weil im letzten Augenblick doch noch die Erkenntnis einsetzt, dass man nicht sterben will.“
Ihr Blick ruht auf ihm, scharf und durchdringend.
„So wie sich einer Eurer Gegner die Därme in den aufgeschlitzten Bauch stopft, selbst wenn es noch so sinnlos ist. Oder sich den halb durchtrennten Hals zuhält, obwohl es nichts mehr nützt.“
Mikal sieht sie kurz an. Die beiläufige Grausamkeit ihrer Worte überrascht ihn doch.
„Habt Ihr schon viele Gehängte untersucht?“, fragt er, aufrichtig interessiert.
Sie zuckt kaum merklich mit den Schultern.
„Nein“, gibt sie unumwunden zu. „Ich kenne Beschreibungen von jenen, deren Genick gebrochen ist. Und ich habe zwei Männer gesehen, die erhängt wurden. Ihre Beine haben wild in der Luft gezappelt. Am Ende kämpft man so oder so um sein Leben.“ Ihre Stimme wird einen Hauch leiser. „Sie beide sind qualvoll erstickt. Und ihre Finger haben sich am Seil blutig gekratzt.“
Mikal hört ihr zu, einerseits fasziniert, andererseits mit einem tiefen Widerwillen. Der Gedanke, dass es Menschen gibt, die freiwillig ihr Leben beenden, ist ihm fremd und zuwider.
Jedes Leben ist heilig, so minder es auch erscheinen mag, sprach einst der Heilige Veridian.
Der Blick, den Marter Daniela ihm nun schenkt, könnte kaum kälter sein. Mikals Magen zieht sich zusammen, als hätte sich eine Faust um ihn geschlossen. Er ahnt, was jetzt kommt.
„Ich sage Euch nur, was ich weiß“, erklärt sie. „Den Rest müsst Ihr Euch selbst zusammenreimen. Ich bin nicht hier, um Vermutungen anzustellen, klar?“
Ihre Augenbrauen ziehen sich fragend nach oben. Mikal nickt.
„Die Striemen um ihren Hals stammen vom Seil, ja. Aber es hat ihr weder das Genick gebrochen, noch ihr die Luft abgeschnürt.“ Sie hält kurz inne, als wolle sie sicherstellen, dass er ihr wirklich folgt. „Das Mädchen war ziemlich sicher schon tot, ehe das Seil um ihren Hals gelegt wurde.“
Sie dreht den Kopf des Mädchens zur Seite. In der trüben Kammer wirkt ihre Bewegung beinahe rituell. Mikals Blick fällt auf den Hinterkopf der Toten. Getrocknetes Blut.
„Kommt das vom Sturz?“, fragt er, auch wenn er die Antwort bereits fürchtet.
Marter Daniela schüttelt sogleich den Kopf. „Ich denke nicht, wenngleich ich es nicht ganz ausschließen will. Aber dazu ist das Loch in ihrem Kopf zu tief.“
Ihre Finger gleiten über die Wunde, tasten nach den Rändern des Einschlags.
„Wenn Ihr mich fragt, wurde ihr mit einem spitzen Gegenstand – vielleicht einem Pickel – der Schädel eingeschlagen. Ob sie sofort gestorben ist? Schwer zu sagen. Vielleicht hat man sie zuerst bewusstlos geschlagen und dann etwas Spitzes in ihren Kopf gerammt.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Jedenfalls sieht es so aus.“
Mikal beugt sich über die Leiche. „Woher wisst Ihr, dass es ein spitzer Gegenstand gewesen sein muss?“
„Die Knochensplitter sind tief eingedrungen, ich habe gewiss nicht alle gefunden.“ Ihr Ton ist ruhig, sachlich, ohne jede Spur von Unsicherheit. „Das schafft man mit einer stumpfen Waffe nicht.“
Mikal richtet sich langsam auf. „Meister Abrosis glaubt, dass die Seele des Mädchens korrumpiert wurde.“
Allein bei diesen Worten scheint die Kammer noch düsterer zu werden. Die Kerzenflammen flackern, der Luftzug fühlt sich kühler an.
Marter Daniela schnaubt leise, hält aber sofort wieder inne. Dann hebt sie den Blick, sieht ihn direkt an.
„Die Seele mag begehrte Beute sein, ja. Der Unsichtbare Feind giert nach ihr, streckt seine tastenden Finger aus. Er fängt die Menschen in ein Gespinst aus Lug, Betrug und Versprechungen.“ Sie neigt den Kopf leicht zur Seite. „Aber er schlägt ihnen nicht den Schädel ein. Und tote Mädchen erhängen sich nicht von selbst.“
Sie wischt sich die Hände an einem Tuch ab. Ihre Bewegung ist langsam, bedächtig.
„Und jetzt lasst mich allein. Ich muss das Mädchen für ihre Letzte Reise vorbereiten.“

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Danke für das teilen. Ich kaufe die jedes Wort ab👍

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Äh? Das klingt für mich wie: Plantur 39, für die Frau ab 40 mit Dyslexie. :smiley:
Knapp die Hälfte: 45%. Letztes Drittel ab: 67%. Dazwischen: Raumkrümmung?

So, nach dem Klugscheißen (Sorry, Sternzeichen: Schlaumeise) lese ich nun auch gerne die Geschichte.

SCNR

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Die hälfte der Handlung muss nicht der hälfte des Textes entsprechen.

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Kluger Hinweis. Danke. Hab ich nicht bedacht.

Ich habe ab der Szene an sich nichts auszusetzen.
Überrascht bis irritiert bin ich, dass Du im Präsens schreibst. Das macht es nicht immer einfach, Vorzeitigkeit oder Irrealis zu nutzen.

Zu kommentieren hätte ich nur einige wenige Stellen, doch das hat bei weitem nichts mit Haare raufen zu tun; eher mit Ideen oder Vorschlägen.

Ich war voll in der Szene drin, konnte mir Raum, Personen und die Beklemmung durch die Obduktion gut vorstellen. Es war flüssig und stimmungsvoll.
:+1:

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Freut mich zu hören :+1:

Ja, ich drück mich manchmal absolut umständlich aus :rofl:

Danke! Das hört sich toll an!
Deine Vorschläge würden mich interessieren, aber fühl dich zu nix gezwungen.

Ja. Inzwischen bin ich so tief drinnen, dass ich da auch nicht mehr rauskomme.

Klar. Schick ich Dir per PN.

Der Anfang gefällt mir sehr gut, dann fängst du aber an, zu viele unwichtige Informationen einzuweben und kommst dabei vom Hundertsten ins Tausendste.
Das drückt einmal sehr aufs Tempo, zum anderen fühlt es sich irgendwie ‚zerfasert‘ an, so als ob man Mühe hätte, einem Gedanken klar zu folgen.
Und das, worum es in dieser Szene eigentlich geht, die Todesursache einer jungen Frau, verliert dadurch an Bedeutung, geht in alledem etwas unter, weil so vieles andere, was damit verknüpft ist, erwähnt wird und zu beachten ist.
Auf mich wirkt die Szene zwar stimmungsvoll, aber auch etwas überladen, so als ob hier eine Menge noch mit hineingequetscht und dabei zu viel gewollt wurde.

Ein paar Kleinigkeiten könnte man außerdem noch glattfeilen, ist aber nicht weiter tragisch. Alles in allem würde ich hier versuchen, ob sich das nicht straffen ließe. Das Setting an sich liest sich wirklich spannend und ich denke, es würde damit noch eine Menge gewinnen.
Falls du eine ausführliche Textarbeit möchtest, sag Bescheid.
Ahja, und wie immer gilt: Das hier ist meine rein persönliche Meinung.

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Ich schließe mich Yoro an. Es wirkt ein wenig überladen. Ein bisschen straffen und es ist perfekt

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Ich finde Grade die detailreichen Beschreibungen geben der Story Raum für Kopfkino. Sie verstärken wunderbar die Szene.

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Mir gefällt der Part, und für mich klingt die Szene realistisch, wenn man sich eine mittelalterliche Obduktion vorstellt. Nennt man dann wahrscheinlich anders, oder?
Ich lese sowas gern, daher passt das für mich auch total, dass Du Dir dafür Zeit genommen hast.

Gehört „Marter“ zu Danielas Namen? Dann passt das, wenn Du die Anrede für eine Ranghohe Nonne meinst, schreibt man die „Mater“, denke ich. Ich kenne den Namen Marter nicht, daher erwähne ich das an der Stelle mal.

Ich schreibe Dir noch eine Nachricht zum Thema Durchblutung und Strangulation.

Hier würde ich die Satzstruktur etwas anpassen, „die Luft“, „die Wärme“, „die Kerzen“, finde ich vom Aufbau her sehr ähnlich an dieser Stelle. Sonst störte mich nichts in der Textstelle.

Vielen Dank fürs Teilen

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Oh. Verdammt. Ich glaub das hab ich so oft übernommen, dass es sich für mich schon nach „das gehört so“ angefühlt hat :see_no_evil:

Danke fürs Lesen.

Ich habe mal gelesen, dass …
Gehängten, die am Strang erstickt sind, die Zunge aufgeqollen ist. Die Äderchen in den Augäpfeln platzen(Kifferaugen), dass sieht man aber nur bei gutem Licht. Und die Augen werden zu glubschaugen. Aber das ist für die Geschichte irrelevant, da die Pathologin gründlich ihre Arbeit macht und die Wunde findet

Also das die Gefäße in den Augen platzen ist richtig. Was man bei Erhängung sieht, ist eine sogenannte Hangman’s Fracture. Durch die traumatische Hypertension der HWS kommt es zu einer spezifischen Fraktur - C3 bei dem das Rückenmark geschädigt wird. Was eben zumeist mit dem Tod endet.

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Genickbruch durch fall aus mindestens einem Meter.
Wenn der Delinquent nur am Seil in die höhe gezogen wird erstickt er qualvoll und dann das Bild ist ein anderes

Nein. Das Bild ist kein anderes. Es geht um eine spezifische Fraktur, die immer auftritt, wenn das gesamte Körpergewicht auf die Halswirbelsäule drückt. Die Leute ersticken nicht, durch das Seil, sondern durch den Druck bzw. die Unterbrechung des Rückenmarks zum Atemzentrum

Theoretisch ist auch denkbar, dass der Tod unter Bewusstlosigkeit eintritt, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn abgedrückt wird. In dem Fall ist man relativ schnell ohnmächtig, paar Sekunden.
Das ist mir als dritte Option beim Lesen noch eingefallen.

@Bommel keine Ahnung aber, ob da die Wirbelsäule intakt bleibt. Wahrscheinlich nicht, Gewicht hängt ja dann trotzdem komplett dran?

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Also wenn einer von einer hohen Mauer gestürzt wird, hat es ja noch mehr Wumms auf die Halswirbelsäule, als wenn z. B. nur ein Stuhl hingestellt wird. Die Frage müsste ein Pathologe beantworten. Oder vielleicht kann @michel etwas dazu sagen… Sorry, aber ja. Soweit ich weiß, tritt die Fraktur auch dann auf. So kenne ich es aus der Klinik.

Habe gerade gestern den Western „Hängt ihn höher“ mit Clint Eastwood gesehen. Da wird versucht, ihn zu erhängen, in dem man ihn auf ein Pferd gesetzt hat mit Strick um den Hals. Dann ein Schuss, ein Schreck, ein Galopp. Da bricht kein Genick und er überlebt das Ganze natürlich, denn sonst wäre der Film nach fünf Minuten vorbei. Die haben das doch bestimmt total gut recherchiert in Hollywood damals. :rofl:

Und weils gerade passt ein kleiner Erhardt:
Gibt Pferden hinten man eins drauf,
beschleunigen sie vorn den Lauf.

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