Ist zu böse, oder?

Vermutlich sollte ich das nicht posten, vermutlich lösche ich es morgen wieder. Zerreißt es gerne. Sorry, dass ich es poste. Es ist spät, Weihnachten war lang. Ich bin müde.
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Er schmatzt. Er schmatzt und ein Speichelfaden läuft an seinem rechten Mundwinkel hinunter. Zuerst bis zum Kinn, dann, etwas langsamer, seinen Hals entlang bis zu seinem T-Shirt, wo er sich mit den anderen Resten am Kragen absetzt.
Ich möchte es ihm sagen, doch ich weiß er wird wütend, wenn ich das tue. „Serviette“, deute ich mit einer Wischbewegung an.
„Ich bin noch nicht fertig“, mault er und führt das verklebte Glas zum Mund. „In der Palz trinke mer Woi“, sagt er, zufrieden irgendwie. „Zum Wohl.“
Sein Mund ist kleiner geworden und sein Gesicht wirkt komisch verzogen, seit dem er keine Zähne mehr hat. Wie auf den Grimassenpostkarten der 80er Jahre. Das Lachen der Zahnlosen.
„Und?“, fragt er. Während ich immer Angst hatte, dass Du stirbst, habe ich Angst, dass er es nicht tut. „Und“, klingt es erneut.
„Nichts“, sage ich.
Er nickt.

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Ich finde hier nichts zum Zerreißen.
Nur den kleinen Kritikpunkt, dass ich bei der wörtlichen Rede eine neue Zeile anfangen würde, wenn der Sprecher wechselt. Das liest sich flüssiger.

Dein Text ist kurz und auf den Punkt und sehr beklemmend.
Ich sehe einen Vater vor mir, der nicht für schöne Kindheitserinnerungen gesorgt hat und der die Mutter überlebt hat. Und ein erwachsenes Kind, dass es sich insgeheim umgekehrt gewünscht hätte und dennoch das Pflichtgefühl aufbringt, sich mit dem Mann an einen (Weihnachts)Tisch zu setzen.
Das ist meine Interpretation, mit der ich natürlich völlig daneben liegen kann. Aber jedenfalls hat dein Text mich berührt.

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Ja, ist böse. Sehr böse.
Hähähä. :smiling_imp: (Ich mag böse )
Und ein toller Text ist es obendrein.

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Es ist böse, aber gut.

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Das Böse ist in unserer Gesellschaft das Normale geworden.

Da ist nichts Böses in Deiner Geschichte.

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Das ist nirgendwo „böse“. Das ist eindrücklich, traurig - und authentisch.

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Es ist authentisch, aber halt auch kein ‚schöner Text‘ im Sinne. „Gut, dass ich ihn gelesen habe“ :wink: aber im Zusammenhang z.b als Teil einer größeren Handlung durchaus ok.

Hatte das lange Weihnachten mit der Story zu tun?

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Danke, ja, das ist eine guter Punkt, das werd ich ändern. Vorrangig hier, oder?

Blockzitat „In der Palz trinke mer Woi“, sagt er, zufrieden irgendwie. „Zum Wohl.“

Weil ich da selbst hänge, weil er sich zuprosten soll aber man das nicht versteht. :joy:

Und Danke :heart:

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Danke Euch, das ist ganz lieb und freut mich.

@Tapio Nein, schön ist er nicht, da hast Du recht. :sweat_smile: Mit längeren Handlungen hab ich noch etwas Probleme…, vielleicht irgendwann (aber dann vielleicht doch was Erfreulicheres?) Zum Rest - ich verweigere die Aussage :wink:

Das lässt recht viel Interprätationsspielraum. Auf jeden Fall scheint da jemand mit jemandem am Tisch zu sitzen, den sie nicht ausstehen kann, als geradezu abstossend beschreibt.

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Ich vermute Ehefrau und Ehemann…Tochter, Vater könnte auch sein

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hmm, da passt das aber irgenwie nicht:

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Wenn er dement ist?

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Du schreibst, du hast Probleme mit längeren Texten??? Ich muss dir leider :wink: sagen, dass was du geschrieben hast, ist die die eigentliche Schwierigkeit/Kunst beim Schreiben. In so kurzen Sätzen, so Vieles zu sagen und solche Emotionen zu erzeugen, ist nicht einfach. Das kann man sich nicht ausdenken. Das muss man erleben/fühlen und dann richtig formulieren können. Der Text ist richtig gut. Und ja, man denkt, darf man das? Natürlich, darf man das. Die Gedanken sind frei.

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Hm, muss ich kurz drüber nachdenken. Also ich lese das schon so, dass er selbst das „Zum Wohl.“ ausspricht. Gerade weil es ja nicht in einer neuen Zeile steht. Ob er sich selbst oder der anderen Person dabei zuprostet, ist natürlich nicht völlig klar. Das tut dem Text aber keinen Abbruch. Er lässt ja auch sonst viel Interpretationsspielraum.
Ich hätte bei „Ich bin noch nicht fertig“ eine neue Zeile angefangen. Und dann am Ende bei „Nichts“

Aber das sind ja echt Kleinigkeiten. Dein Text gefällt mir wirklich. Nur wenige Sätze, in denen aber so viel mitschwingt. Allein in diesem „Nichts“ am Ende. Das muss man erst mal hinkriegen. :+1:

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Ich finde das auch richtig stark und die Überarbeitung (das Einfügen der Zeilenumbrüche) hat dem Text sehr gut getan.
Ich würde gerne mehr lesen von dir!

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Der letzte lange Satz in deinem Text könnte zu deiner Fragestellung in der
Überschrift geführt haben.

Ein innerer Konflikt, zwei gegensätzliche Gedanken, zwei verschiedene Positionen.
Wobei ein Gedanke wie eine unaussprechliche Wahrheit klingt.
Ich fand deine Zeilen jedenfalls authentisch, mir hat der Text gefallen.

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Vage und sagt doch so viel.

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Ein eindringlicher Text! Du hast Weihnachten offenbar sehr gut überstanden!

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Das ist sehr sehr lieb von Euch.

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