Ist das ein Innerer Monolog?

Hallo,

ich habe eine neue Hausaufgabe für meine vhs-Schreibwerkstatt bekommen.
Wir sollen einen Inneren Monolog schreiben. Und jetzt meine Frage: Ist mein nachfolgender Text ein Innerer Monolog geworden? Oder wie würdet ihr diesen Text bezeichnen? Über eine zeitnahe Rückmeldung würde ich mich sehr freuen!

Gruß

Super Girl

Fernando

„Pah, von wegen Auserwählter! Alte Legende? Drachenorakel? Welche Drogen hat die denn genommen? Wie? Willi glaubt das auch noch? Die meinen das ernst? Nicht mit mir!

Ich bin doch nur ein einfacher Musiker! Wie hat die mich genannt? Zauberbarde? Gefällt mir! Okay, so schlimm sind die beiden auch wieder nicht. Zara Zaudernicht? Klingt irgendwie mysteriös. Portalreisen? Ja klar, wer’s glaubt!

Gitarristen-Karriere? Die hab‘ ich tatsächlich Willi zu verdanken! Mich von der Straße geholt? Das hat er in der Tat! Jetzt lacht sie auch noch, die Zauberin! Mensch Willi, was erzählst du auch für Sachen!

Nottinggrad? Was soll das sein? Wie, eine andere Welt? Und diese Drachenartefakte sind echt? Was für verrückte Ideen die doch haben!

Ich soll mitgehen auf die geheime Mission? Und meine Karriere aufgeben? Kommt gar nicht in Frage! Jetzt, wo es so gut läuft im Musik-Geschäft!

Dreizehn Jahre? Ja, so lange ist es her, seit mich Willi an einen bekannten Produzenten vermittelt hat. Jung und dynamisch? Das war ich damals in der Tat. Der Willi hatte schon immer ein Händchen dafür, schnell Freundschaften zu schließen. Und ich? War drogenabhängig, schlief auf der Parkbank und war mit meiner Gitarre ein Niemand. Naja, bis mich Willi entdeckte. Meine Musik? Die hat ihm gefallen. „Weg vom Dreck“ hieß mein erster eigener Song. Hätte nie gedacht, dass der mal berühmt wird. Rockmusiker? Ja, das war damals mein großer Traum!

Schade, dass meine Eltern schon so früh gestorben sind. Sonst hätten sie meine Karriere mitverfolgen können!

Drogen? Von denen bin ich losgekommen, auch ohne Therapie! Willis Angebot in einem angesagten Club zu spielen? Das habe ich angenommen! Der Durchbruch? Oh ja, den habe ich an diesem Abend tatsächlich geschafft! Über 200 Gäste in einem ausverkauften Club. Und dazu meine Musik! Ein Traum, der wahr geworden ist! Von der Straße in die Charts? Das ist meine Lebensgeschichte! Da staunt sie, die Zauberin!

Wie? Genau deswegen soll ich ein Held sein? Das glaube ich kaum! Sofort soll ich mich entscheiden? Für die Mission und gegen die Musik? Die haben ja Vorstellungen! Erlenfels ist mein Zufluchtsort, meine Heimat!

Einen Gefallen? Den soll ich Willi schulden? Naja, wenn man es so betrachtet… einmal kurz mitgehen, kann ja nicht schaden!

Jetzt lacht sie auch noch, die Zauberin! Pah, von wegen Auserwählter! Das glaube ich den beiden trotzdem nicht!“

Hallo SuperGirl! Klar, Du willst möglichst viel erzählen. Ich frage mich, ob man so zu sich selbst spricht bzw. einen inneren Monolog führt. Ist es eine Idee, die Erzählung aufzulockern, Anlässe für Erinnerungen zu schaffen, indem dein „Sprecher“ auf seiner Gitarre seinen ersten Erfolgssong klimpert? Duch die Wohnung wandert und vor dem Foto der Eltern stehenbleibt? Sich eine Zigarette anzündet und den Geruch des Clubs erinnert und wenn die Glut aufleuchtet, denkt „zum Glück nicht mehr der wilde Mist, den ich damals genommen habe“. Ich denke, er sollte auch nicht zu ausführlich sich selbst Fragen stellen und beantworten. Eher würde ich über die o.g. Denkanstöße kommen. Ich freue mich, wenn diese Gedanken helfen. Viel Erfolg!

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Hallo Supergirl,
ja, wenn du die Anführungszeichen vorne und hinten weglässt, dann wäre das ein innerer Monolog, also die Gedanken, die er nicht ausspricht. Mit Anführungszeichen, also als wörtliche Rede, wäre es ein Monolog, kein innerer Monolog.

Für meinen Geschmack gibt es ein paar Erklärungen zuviel, die einfach nur als Info dastehen.
Zum Beispiel: „Weg vom Dreck“ hieß mein erster eigener Song.
Würde das jemand mit diesen Worten denken?
Vielleicht eher: Wie hieß nochmal mein erster eigener Song? Ach ja, „Weg vom Dreck“. Das ist ja schon ewig her.

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Ja, das wäre ein innerer Monolog. Allerdings (sorry) kein besonders guter. Schlichtweg, weil die Struktur nicht einem Monolog entspricht. Ich würde weg von dem überfrachteten Schema a) „Begriff: Frage“ und dann b) „innere Antwort“. Das ist eher ein Frage-Antwort-Spielchen, das ein vorheriges Gespräch zusammenfasst, interpretiert, aber nicht monologisiert.
Ich verstehe den inneren Monolog eher als einen inneren homogenen Gedankenfluss. Lies Dir doch mal ein paar Beispiele für gelungene innere Monologe durch und vergleiche dies mit der Struktur, die Du hier nutzt. Das wird Dir sicherlich helfen.

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Danke für das Feedback!

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Aber als einseitiger Dialog könnte man es so stehen lassen. Oder?

Terry Pratchet schreibt nette innere Monologe, die werden bei ihm kursiv gesetzt, wie seine Betonungen. Durcheinander kommt man da nicht, obwohl häufig in Ratgebern vor der Verwendung des Kursiven gewarnt wird.

Beispiel Pratchet aus seinem Buch „Trucker“:


Nur wenige Zentimeter trennten ihn von dem Reifen, der jetzt ein schwarzer Schatten war, und ständig hämmerte das gräßliche Wummern auf ihn ein.

Ich habe keine Angst, dachte er. Dies ist viel schlimmer als alles andere, womit ich jemals fertig werden mußte, und ich fürchte mich nicht davor. Etwas so Schreckliches läßt gar keine Furcht zu.

Er fühlte sich wie in einem kleinen warmen Kokon, fern von Wind und Lärm. Ich sterbe, fuhr es ihm durch den Sinn. Ich muß mein Leben für das Ding opfern, das uns nie geholfen hat, nie irgendeinen Nutzen hatte. Ja, jetzt ist es soweit, jetzt komme ich in den Himmel. Torrit hat oft erzählt, was passiert, wenn man stirbt. Ich frage mich, ob er recht hat. Schade, daß man sterben muß, um es herauszufinden. Jahrelang habe ich jeden Abend den Himmel beobachtet, ohne dort oben auch nur einen Nom zu sehen…

Aber es spielte gar keine Rolle. Es betraf Masklin überhaupt nicht mehr.


(Quelle: Terry Pratchet: Trucker, Heyne 1988)

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Ein Dialog braucht zwei (oder mehr) Personen, die sich beim Sprechen abwechseln.

Wenn nur eine Person spricht und den Zuhörern einen langen Vortrag hält, wäre das ein Monolog.

Bei einem inneren Monolog spricht niemand, das sind nur stille Gedanken, die über eine längere Passage zusammenhängen.

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Genau, so hatte ich das in meinem Roman auch gemacht, aber meine Lektorin hat gemeint „ Nein, nein, nein, das ist ganz schlechter Stil! Nur deine Gedichte am Ende der Kapitel sollten kursiv sein“ :woozy_face:

Ist wohl wieder so eine Stilfrage, würde ich vermuten, allerdings habe ich auch den Fehler gemacht, das billigste Lektorat Deutschlands zu wählen. Hat alleine drei Reklamation gebraucht, dass keine Tippfehler mehr drin waren. Und selbst danach, war noch ein ultra peinlicher Wortdreher drin.

Vielleicht ist die Lektion auch „Geiz ist Gift“, aber zumindest meine ersten Leser, die nicht aus dem Bekanntenkreis kommen, scheinen zum Glück zufrieden zu sein. Ich hoffe mal das beste :+1:

Ich vermute, hier sollte eine Art Selbstreflektion entstehen? Kritisch, naiv oder verträumt?
Da Monologe auch Kommunikationsarten darstellen (ob nun ein Betrunkener „Dummtüch“ murmelt, was nur er verstehen kann oder ein Intellektueller, eine Philosophin in sich sinniert oder eine Schachspielerin Strategien in sich spricht… Selbst lebhaftes „für“ und „wider“ kann man mit sich selbst gedanklich monologisieren, oder?
Da würde ich glatt behaupten: Entweder als indirekte Rede oder als Rede!