Das sehe ich genauso.
Der große Unterschied zu einem künstlerischen Beruf (und dazu zählen Belletristikautoren wohl auch) besteht darin, dass man hier zwischen gut und schlecht wesentlich einfacher unterscheiden kann. Die installierte Leitung funktioniert? Die Abflüsse sind dicht, die Fliesen plan und die Mauern im Lot? Super, alles macht, was es soll, also ist es gut. Tut es das nicht, ist es schlecht.
Bei einem Buch lässt sich das nicht so einfach festmachen (zumindest wenn Orthographie, Grammatik und Interpunktion in Ordnung sind). Da gehen die Meinungen, was gut und was schlecht ist, kilometerweit auseinander.
Fehler gehören ausgemerzt, da bin ich völlig deiner Meinung, aber Literatur hat halt haufenweise mehr Facetten, als nur richtig oder falsch.
Es gibt nicht wenige Menschen, die z.B. 50 shades of grey als Offenbarung betrachten, oder die Kafka zum kotzen finden. Die Liste ist in alle Richtungen beliebig erweiterbar.
Für mich persönlich ist ein gutes Buch eines, was auch hier genau das tut, was es soll: Mich gut unterhalten. Das beinhaltet das ganze Programm von mitreißen, fesseln, überraschen, beeindrucken u.s.w.
Daraus folgt, dass hier jeder einzelne von uns eine eigene, persönliche Liste von Büchern aufstellen könnte, die er/sie besonders gut findet.
Übrigens hält hier auch niemand die Fahne der schlechten Selfpublisher hoch, es gibt mittlerweile auch einige richtig gute.
Mich stört, dass du sie pauschal niedermachst, auch hier lediglich in gut und schlecht unterteilst und das ganze breite Feld der Zwischentöne völlig außen vor lässt.
Um bei deinem Vergleich zu bleiben: Ich würde mir die Haare nicht von einem ahnungslosen Newbie schneiden lassen, ich gehe aber auch nicht zu Sassoon. (= münchner Nobelfriseur)
Mittlerweile gibt es zahlreiche Autoren, die den ‘echten’ Verlagen den Rücken kehren und freiwillig und aus eigener Entscheidung selbst publizieren, weil sie von der oft schon ans ausbeuterische grenzenden Behandlung der Verlage und deren Bevormundung restlos genug haben.
Ein SP, was mich restlos begeistert hat, ist z.B. die Salkurning-Trilogie von Loons Gerringer