Ideenfindung Dystopie

Hallo liebe Leute!

Ich bin auf eure Hilfe angewiesen: Ich habe seit Jahren eine Idee bezüglich eines dystopischen Romans - Anfang und Ende ist schon durchdacht, allerdings fehlt mir der „Mittelteil“ etwas. Quasi dieses Element „Darum wird der Leser das Buch zu Ende lesen“.

Verglichen mit Panem fehlt mir die Arena. Die Hungerspiele. Einfach diese Herausforderung wo jede Person weiß „Das ist DAS Event schlechthin gerade im Buch“.

Kurz zum Setting:

Die Dystopie spielt in ferner Zukunft. Jeder Mensch hat mit 25 Jahren (bis dahin ist Schulpflicht) die Möglichkeit sich „Klassifizieren“ zu lassen, sprich: Man bekommt sein genetisch vorbestimmtes Todesdatum mitgeteilt (das geht aufgrund diverser Biopsien, Blutabnahmen etc.). Aufgrund dieses Ratings wird man in die Kategorie A bis E eingeteilt. A ist besonders gut, man hat gute Gene, man lebt lange - E bedeutet, dass man bald stirbt, da Krebserkrankungen etc. vorprogrammiert sind.

Der Nachteil des Ganzen: Die Ratings werden veröffentlicht und jeder weiß, in welche Kategorie du klassifiziert wurdest. Leute mit einem A-Rating bekommen Zugang zu Medizin, besseren Jobs, verdienen auch doppelt so viel Geld wie Personen mit einem E-Rating. Alles ist natürlich verstaatlicht, alles ist digital, der Staat überwacht alles - eine klassische Dystopie einfach. Menschen mit einem E-Rating bekommen Beruhigungsmittel und Schmerzmittel als einzige Therapiemaßnahme und wissen, dass sie in wenigen Wochen/Monaten/Jahren sterben werden (psychisch betrachtet eigentlich eine Katastrophe). Gemäß dem Motto „Warum sollst du eine teure Chemotherapie bekommen, wenn deine Gene sowieso so schlecht sind und dich die nächste Krankheit bald einholt“. Ziel der Gesellschaft ist es, dass man „schwache Gene“ ausrottet und nur gute Gene sich fortpflanzen. Versicherungsgesellschaften können Risikoprämien und Beiträge besser kalkulieren, die Fluktuation in diversen Arbeitsbranchen ist schwindend gering, Kreditzinsen sind kauf vorhanden da das Ausfallrisiko so gut wie nicht gegeben ist - es hat wirtschaftlich hauptsächlich nur Vorteile.

Der Hauptcharakter befindet sich gerade im Abschlussjahr und ist sich unsicher, ob er sich Klassifizieren lassen soll oder nicht. Zwang gibt es keinen, allerdings ist es nicht gerne gesehen, wenn man sich nicht raten lässt. Die Schwester des Hauptcharakters hat ein E-Rating und lebt nicht mehr lange. Er bekommt live mit, was für eine Auswirkung auf die (geringe) Lebensdauer ein schlechtes Rating hat.

Anfang und Ende ist schon alles durchdacht für den 1. Teil (und auch schon für den 2. Teil), allerdings fehlt mir wie gesagt der Mittelteil. Einfach diese „Herausforderung“, die der Protagonist bestreiten muss. Eine dystopische Welt wie oben beschrieben find ich mega spannend, aber ohne irgendein Event wird es nicht reichen eine Geschichte drumherum zu bauen.

Habt ihr evtl. Tipps und Input für mich?

Liebe Grüße,
Dominik

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Ein Untergrundsystem, dass die Menschen behandelt, die ein E Rating haben und versucht ihnen zu helfen, ein Untergrundsystem, dass die Ratings „hackt“ (ggf. durch gestolenes Blut, Hautzellen…) um den „Auszurottenden“ ein B bis C Rating zu verschaffen und ihnen somit den Zugang zu medizinischer Versorgung zu beschaffen… am vielleicht wirklich Unter Grund mit Zugangscode und allem…
(Insgesamt auf alle Fälle eine spannende Idee, die Du da hast… )

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Daraus könnte in einem Nebenschauplatz ein Konflikt zwischen Bruder und Schwester entstehen, weil die Schwester den Untergrund kennt / mit drin hängt/ unterstützt, er das bisher nicht wusste und entsetzt ist. Er ist dagegen, möchte gleichzeitig aber auch, dass seine Schwester nicht sterben muss.

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Eine kriminelle Gruppe, die falsche Ratings verkauft, damit die Käufer bessere Versorgung erhalten und dadurch tatsächlich länger leben.

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Irgendwie hört sich der Plot aber gar nicht nach Dystopie an, sondern wie ne Doku über das, was jetzt gerade in unseren Landen abläuft.
Zwei weitere Assoziationen drängen sich mir auf: die eine zu Soylent Green, das ja ein SF-Klassiker ist, die andere zu 2030 - Aufstand der Alten, einen semidokumentarischen Spielfilm des ZDF von 2007 zum Thema Überalterung der Gesellschaft. (Ich hab den vor 20 Jahren oft meine Studys zur Diskussion gegeben). Darin führt einer seinen Ein-Mann-Krieg gegen die Pharmafirma, die selbst noch mit Sterbenden Geld macht. Als er scheitert führt eine findige Reporterin die Guerilla weiter.
Ja, da bin Ich voll bei @HannahK: Mach nen Actionthriller draus, keine blödsinnigen Hunger-Games. Ein kleiner Cyber-War gegen die Versicherungsbonzen, das macht was her!

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Dazu könnte man noch „Logan’s Run“ benennen. Es gibt dort keine alten Menschen. Mit 30 Jahren müssen sie zur sogenannten „Erneuerung“, was jedoch nichts anderes als Mord durch die „Regierung“ ist.
Doch all diese Beispiele passen nicht so hundertprozentig zu IG-Schwimmis Idee. Er möchte ja etwas ganz Neues mit seiner Geschichte schaffen.
Aber vielleicht wäre es zur Inspiration ja tatsächlich helfen, die hier angesprochenen Geschichten mal zu durchforsten auf der Suche nach „Sub“-Ideen.

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Ich find es erstaunlich wie wenig ich allgemein zu diesem Thema weiß. :melting_face:

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Um sie Spannung aufrecht zu erhalten, müsste schon ein Zwang her zur Klassifizierung. Eine Ausweglosigkeit, die von Kindesbeinen an klar ist. Ein Ritual am Ende der Schulzeit und dann…

Mein Vorschlag: damit die Vermischung von Kategorien verhindert werden kann, muss eine strickte Sortierung von Genen erfolgen. Wenn alle frei herumlaufen, kann es ja nicht verhindert werden. Vielleicht noch ein bisschen Romeo und Julia und dann eine Heldenreise. Untergrund ist gut. Alles wird aufgedeckt…

Edit: mit Sortierung meine ich, wo die Menschen dann untergebracht sind

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So ähnlich würde ich es einfließen lassen. Bestimmte Restaurants sind nur für Menschen mit höheren Ratings vorgesehen, Menschen mit D- oder E-Rating können in Social Media kaum etwas posten bzw. können mit „höheren“ nicht von selbst kommunizieren oder deren Beiträge lesen (umgekehrt aber schon) etc. Eine ganz strikte Trennung habe ich eigentlich nicht vorgesehen, darüber denke ich aber auch einmal nach. Danke für den Input! :slight_smile:

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Das Aufdecken einer Verschwörung, indem sich das System, bzw. bestimmte Leute dem Rating bedienen, um Konkurrenten loszuwerden oder geliebten Menschen zu helfen.
Also „gefakte“ Ratings versus Whistleblower.

Eine "Revolution der „Nicht-Gerateten“, die blutig/ oder ggf. durch politische Mittel ihren Lauf nimmt.

Eine Krankheit, Wetterphänomen, Massensterben oder ein anderes weltweit auftretendes Problem, dem man nur gemeinsam begegnen kann und dass alle, auch die schlecht Gerateten erfordert.

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In deiner Idee schwingt auch ein wenig von Aldous Huxleys schöner neuer Welt mit.

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Das war meine erste Assoziation. :+1::grinning:
Aber es gibt ganz viele Variationen des Themas.
In time
Paradise (netflix)
The Forever war
Youth
Cocoon (!)
Wir werden jung sein

Die dystopische Welt ist jedoch nur ein Vehikel. Ich finde es schwierig Dir hilfreich eine Story anzubieten. Falsche Reihenfolge meiner Meinung nach.
Erst die Story, dann das Setting. Du kannst die Schatzinsel oder Tom Sawyer in Mittelerde oder im Star Wars setting schreiben. Es bleibt der Plot im Vordergrund, nicht die Welt.
Es gibt Hunderte von klassischen Plots…

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„Eigentlich gibt es in der Literatur nur zwei Themen: Die Liebe und den Tod. Alles andere ist Mumpitz.“ (Marcel Reich-Ranitzky)

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Liegt noch auf meinem SuB. 1984 hab ich gelesen, Schöne neue Welt noch immer nicht. :melting_face:

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Ich habe es gerade erst gelesen. Im Original. Ist wirklich gut.

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„Würden Sie kurz mal mein Bier halten, Herr Ranitzky?“ (Pippi Langstrumpf) :joy:

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„Meine Ehe mit Herrn Reich-Ranitzky wurde in der Hölle geschlossen, eine Scheidung ist nicht vorgesehen.“ (Günter Grass)

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Es gibt ja schon Geschichten, die ähnlich ticken. Divergent - die Bestimmung. Dort werden Menschen anhand genetischer Marker einer Fraktion zugeordnet. Protagonistin ist „unbestimmt“, dass bedeutet „ausgestoßen“, aber in Warheit „sie kann alles sein.“

Oder der Anime Psychopass, bei dem permanent die psychologische Belastung der Bevölkerung analysiert und anhand eines Farbcodes und Zahlenwert von 0 (fromme Göttin) bis 500 (praktisch ein Dämon) abgelesen werden kann. Steigt der psychopass, erscheinen automatisch Therapietermine oder Medikamenterezepte im Mailkasten, bis irgendwann später die Polizei kommt.
Die Waffen der Polizei funktionieren bei Leuten mit niedrigen Psychopass nicht, die Geschichte erzählt die Story einer Polizeieinheit, die einen Mörder sucht, der das System betrügt und einen Psychopass von 0 hat, während er tötet.

Zu deiner Story. Zuerst Hintergrund. Die Frage müsste sein, was passiert, wenn man sich nicht Klassifizieren lässt? Kann man dann auch ein normales Leben führen? Gibt es „untergrund klassifizierungen“? Kann man Werte fälschen?

Da du eine Welt, aber noch keine Story hast, wäre eine Schreibübung möglich: „Ein Schulfest/Party, bei dem alle über ihre Zukunftspläne spekulieren.“ Vielleicht ist der Protagonist in die Klassenstreberin verliebt, die trotz edler Familie dann überraschend als E klassifiziert wird und den Mut verliert. Er versucht ihr zu helfen, mit seiner A Klassifizierung, als einziger, der noch zu ihr hält."
(Mehr Slow Love Story oder Drama)

Oder …

Er bekommt irgendwie mit, dass die Klassifizierungen nach Bedarf manipuliert werden. Er will mehr über die Klassifizierung herausfinden und das System zu Fall bringen.
(Mehr Aktion a la „Widerstand“)

Oder …

Er will ein reisender Musiker werden und lernt auf seiner Reise diverse skurile Persönlichkeiten und Lebenswege kennen.
(Eher Psychologisch reflektierend, Drama.)

Sprich die grundlegende Frage, soll die Story mit der Dystopie nur als Kulisse arbeiten (wie bei Walking Death.) oder soll die Dystopie, das System direkt attackiert und entlarvt werden?

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Divergent kenne ich, fand ich jetzt auch nicht so schlecht eigentlich (zumindest den 1. Teil). Psychopass habe ich noch nie gehört, klingt aber eigentlich mega spannend - danke für den Tipp!

Fälschen kann man grundsätzlich nichts, es soll auch nicht wirklich in Richtung Sci-Fi gehen oder so, sondern schon „realistisch“ sein und eher durch wissenschaftliche Aktionen nachvollziehbar sein. Also durch „wissenschaftlich nachvollziehbar“ meine ich, dass man eben anhand von Bluttests einiges feststellen kann und das Todesdatum eben nicht durch die Prophezeihung einer Hellseherin aus der Glaskugel bekommt.

Aber du hast etwas Entscheidendes gesagt, was ich in Worte nie zusammenfassen konnte: Ich habe eine Welt im Kopf, allerdings keine Story. Das trifft es eigentlich ganz gut - danke!

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Das ist aber total in Ordnung. Das ist wie im Computerspiel Cyberpunk 2077. Die Welt steht schon am Anfang des Spiels, aber welche Geschichte der Spieler erlebt, ist noch nicht geschrieben.

So ist es bei dir auch. Eine Welt steht, jetzt ist die Frage „welche Herausforderung erwartet den Protagonisten“. Vielleicht hilft es ein, zwei Szenen zu schreiben, um sich hereinzufinden. Vielleicht entwickelt sich der Konflikt von selbst? :wink:

Ich glaube am Besten kann ein Konflikt aus einer Position gewisser Stärke entstehen (z.b er wäre A), seine Schwester. E. Beste Freunde C. Vielleicht startet auch er den Betrug, indem er die Bluttest mit seinem „optimiert“ :wink: Regierung schickt Sonderermittler, nachdem sein Stadtteil nur noch B Leute hat …

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