Ich oute mich

Im Prinzip gebe ich Dir recht, Pamina22. Aber man sollte auch erkennen, ab wann man bei einer Partnerschaft auf verbrannter Erde wandelt. Bei massiver Respektlosigkeit - die sich sicherlich nicht nur auf die Schreiberei bezieht - muß man quasi bei Null beginnen. Das muß ersteinmal aufgebaut werden. Elend lange zu hoffen und zu “investieren” halte ich für falsch. Man wird halt nicht jünger.
Es gibt da diesen - ja, etwas blöden - Witz, in dem ein Ehepaar beim Scheidungsanwalt sitzt und sich endgültig trennen will. Sie ist 99 Jahre alt, er 103. Auf die Frage, warum sie sich denn nach einer siebzig Jahre währenden Ehe scheiden lassen wollen, lautet die Antwort: “Aus Rücksicht, Wir wollten warten, bis alle Kinder tot sind.”
Ich bin kein Fachmann, eine geschredderte Ehe ist kein Prädikat, sich zum Familienberater zu befördern. Ich habe es nur schon so oft gesehen, da wird gebastelt und gehofft und gebangt, man stellt Regeln auf, an die sich die Partner dann nicht halten, man will warten, bis die neue Einbauküche endlich abbezahlt ist, man glaubt den immer wieder scheiternden Versprechungen des Partners.
Eine gute Freundin hat sich gerade nach 20 Jahren Ehe getrennt. Sie haben zwei Kinder, die mittlerweile erwachsen sind und auf eigenen Beinen stehen. Und diese Freundin dachte immer, sie müsse dies und das, das sei ihre Pflicht. Nein, das ist es nicht. Und leider ist ihr (Ex) Ehemann, den wir auch gut kennen, ein infantiler Idiot. Sie sagte immer, sie hätte nicht zwei, sondern drei Kinder. Über 20 Jahre gab es immer wieder Aussprachen, in denen der Gatte immer wieder versprach, sich zu ändern. Diese Versprechungen dauerten nie länger als die Haltbarkeit eines ALDI-Joghurts. Jetzt, wo diese Dame endgültig beschlossen hatte, es sei Schluß, scheint es mal länger zu dauern. Und sie fühlt sich völlig verarscht. Es geht also doch? Aber erst, nachdem sie ihn vor vollendete Tatsachen stellte? Und sie weiß genau, würde sie jetzt einlenken, ginge der ganze Scheiß von vorne los. Während ihrer Ehe erschien sie uns immer grau im Gesicht. jetzt strahlt sie wie die Frühlingssonne.
Um das klar zu stellen: Es liegt selten nur an einem Partner, selten beträgt die “Schuld” des Scheiterns zu 100 % bei einem einzigen; meist teilt es sich auf, 50/50, 60/40, whatever. Fakt ist, dass man krank werden kann, ohne es wirklich wahrzunehmen, besonders, wenn man über eine sehr langen Zeitraum immer wieder und wieder und wieder hofft. Wenn es nicht paßt, paßt es nicht, ganz ohne Frage der Schuld. Das Leben ist einfach zu kurz.
P.S.:An die Herren der Schöpfung: Männer sind keine Autos, Frauen sind keine Politessen.:wink:

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Ups! Lieber @narratöör, da ich mich bei meinem Vorschlag mit der Weltreise und dem positiven Verhältnis zur Ehefrau auf ein Zitat eines hier anwesenden Mitglieds bezog, das ich - abgesehen von den Beiträgen hier im Forum - nicht kenne, würde ich mir nie anmaßen, ein Urteil oder auch nur eine Einschätzung über den Zustand seiner Beziehung zu treffen. Jeder muss selbst wissen, welche - sagen wir es mit Loriots Worten - “liebenswerten Besonderheiten” er bei seinem Partner tolerieren kann, selbst wenn das für andere undenkbar erscheint. Und ich denke da lieber positiv und glaube daran, dass die Sache noch nicht so schlecht steht, dass man von “verbrannter Erde” sprechen müsste.

LG
Pamina

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Nein, ich auch nicht. Es war von mir ganz allgemein gehalten, nicht speziell. Ich habe jedoch schon einmal einem Paar geraten, sich zu trennen. Da kannte ich allerdings auch alle Details. Das Leben ist zu kurz für eine belastende Beziehung, egal, auf welche Art man verbandelt ist, Ehepartner, Freunde, Kinder und Eltern - manchmal passt es einfach nicht. Ich zitiere mal Mario Henee, den bestimmt Niemand mehr kennt:
“Lieber allein als gemeinsam einsam!”

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Lieber @narratöör, ich würde Dir vollkommen zustimmen, wenn es sich eben nicht um ein Mitglied hier aus dem Forum gehandelt hätte. Dann hätte der mir womöglich (zu Recht) eins auf die Pudelmütze gehauen.

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Ja, klar, mir doch auch. Aber das war - wie bereits erwähnt - ganz allgemein gehalten, nicht speziell auf den verehrten Kollegen. Allerdings ist die Aussage “Dein blödes Buch” schon echt starker Tobak. Und das soll etwas heißen, ich bin Raucher. Es sieht ja auch nicht jeder so wie ich. Eine langjährige Freundin von mir war mit einem der größten Flaschen aus der Gemeinde liiert, Alkoholiker, Vollidiot mit einem IQ von geschätzten siebzig. Um eine Banane zu schälen sollte das reichen. Sie stritten sich wie die Kesselflicker. Auf meine Frage hin, wieso sie sich denn nicht trennt, wenn sie doch so leidet, sagte sie “Er kann so toll tanzen!”
Wie gesagt, jeder wie er will, jeder macht sich seine eigene Hölle oder seinen eigenen Himmel, jeder setzt seine Prämissen anders. Und wenn man starke Diskrepanzen wegtanzen kann - bitteschön. Ich bin ein schlechter Tänzer und das ist bereits extrem untertrieben, das ginge bei mir also nicht.
Aber ich bin ja nicht der Papst.

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Dann wärst Du wahrscheinlich Single. Und dass der Papst tanzen können muss, ist mir neu … :rofl:

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Angesichts der Lage in der katholischen Kirche wäre ich da nicht so sicher.
Außerdem spricht man ja auch vom Gebrauchtwagen-Papst oder vom Küchen-Papst. Verehrte Pamina22, das ist eine Redewendung.
Aber ich nehme das mal als Witz…

Ich wollte auch gerade schreiben, dass ich nicht finde, dass es bei einem Hobby so etwas wie verschwendete Lebenszeit ist. Solange das einem Freude bringt, hat es doch seine Daseinsberechtigung.

@narratöör Du wirst ja nicht nur gesehen, indem du Lesungen machst. Ich habe noch kaum jemals einen Autoren in einer Lesung gesehen. Sowas kann auch nach hinten losgehen, wenn man es einfach nicht kann. Ich muss auch an Patrick Süskind denken: 20 Mio. Exemplare verkauft, keine Lesungen, keine Fotos im Internet. Der Mann ist ein Geist und dennoch wird er gelesen. Warum? Weil er anders promotet wird, weil das Buch einfach genial ist. Also, Lesungen sind nicht alles.

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Das hat auch eine Freundin von mir mal gesagt und sich dann scheiden lassen.

:thumbsup:
Man muss allerdings auch aufpassen, dass man nicht alles andere zur Seite schiebt und nur noch sein Hobby lebt, und Job und Familienleben darunter leidet. Aber es findet sich sicher ein Kompromiss, mit dem alle leben können. Zumindest sollte es so sein.

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„Meiner“ hat seine Hobbys und ich hab meine, und ich versuche meine Schreibzeit dahingehend zu planen, dass er auch grade beschäftigt ist. Das heißt also nicht ausgerechnet an einem Abend, an dem wir uns eigentlich gemeinsam was vorgenommen hatten. Das wäre etwas kontraproduktiv. :kissing:

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Staatsanwältin in Frankfurt: Silke Schönfleisch-Backofen
Die ist zwar inzwischen durch die Presse sehr bekannt und wenn sie etwas Juristisches schreibt, dann sicher unter dem Namen. Aber bei einem Roman könnte ich mir schon vorstellen, dass manche Namen “abtörnend” wirken. Ich hatte eine Weile herumüberlegt und werde unter meinem normalen Namen veröffentlichen (weiß nur noch nicht wie präsent der Co-Autor mit aufs Cover soll/muss/darf/möchte) oder ob der nur in der Titelei genannt wird - da muss ich mal schauen, ob ich was dazu finde.

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Ein Deutschlehrer aus meiner Jugend: Herr Butterbrodt-Huhn.

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Das Hauptproblem ist - denke ich - dass wir zwei kleine Kinder haben, die seit nunmehr 5 Jahren wirklich sehr anstrengend sind und quasi ständiger Aufsicht bedürfen. Wenn also einer sich mit den Kids beschäftigt, dann macht der andere was im Haushalt - aber eben nur halb so effektiv als würden beide anpacken. Deshalb ist quasi jede ruhige Minute (wenn die Kids mal Mittagschlaf machen bspw.) und man sich dann hinsetzt um ein Buch zu lesen, in ihren Augen absolute Zeitverschwendung, weil man in der Zeit ja was sinnvolleres machen könnte/müsste. Die einzige “Me-Time” die ich quasi hätte, wäre wenn beide Kinder abends schlafen und die Frau auch schläft. Dann ist es aber meistens fast Mitternacht und meine eigenen Energiereserven sind am Ende. Und Frühschreiben ist zwar auch reizvoll, aber dann brauche ich Kaffee (Kaffeemaschine = laut) und wenn ich in die Tastatur haue, dann ist das auch nicht unbedingt leise - ergo wacht dann ein Kind auf und die Nacht ist frühzeitig vorbei, kann man den gesamten Tag in die Mülltonne hauen.

Deshalb hoffe ich zwingend auf Besserung, wenn die Jungs mal so groß sind, dass sie sich selbst beschäftigen können oder zu Freunden gehen wollen (hörst du Corona! - wehe dir!) und damit etwas Ruhe einkehrt. Deshalb steht ja auch mein 10 Jahresplan - spätestens 2031/32 sollte ich doch wenigstens mal Band I auf den Weg gebracht haben.

Ja frag mich mal … für mich ist es im Moment auch sehr schrecklich und ich weiß halt, dass sie vor 6 Jahren noch das genaue Gegenteil war, da hatte sie noch Hobbies und Zeit zu tun was sie wollte.

Ganz ehrlich - alle ihre Hobbies liegen brach. Nur Arbeit, Kinder, Haushalt und das jeden Tag. Und egal wie sehr ich darauf dränge, dass sie auch mal was mit ihren Mädels unternehmen soll (Hallo Corona! FU!) oder, dass ich ihr die Kinder abnehme und ein paar Stunden mit denen Weg bin … weißt du was sie dann macht, statt die Zeit für sich zu nutzen - sie macht dann noch mehr Hausarbeit, so Sachen, die man besser machen kann, wenn niemand daheim ist, wie feucht wischen oder Fenster putzen oder whatever.

Also => 10 Jahre :wink:

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Deine Liebe zu ihr muss sehr groß sein. Ich würde durchdrehen, aber wenn du sie liebst, ist alles halb so wild, selbst, wenn es momentan stört.

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Aber man braucht doch Auszeiten - zum Durchhalten. Simplify your life …
Ich schreibe meistens morgens, aber ich muss keine Rücksicht auf jemanden nehmen. Mein Hund schnarcht so laut, dass das Haus wackelt …
Aber Du könntest doch Lösungen finden, z.B. Schreiben auf Papier und dies später in die Tastatur hauen, Kaffee am Vorabend in der Thermoskanne … Da gibt es sicher Möglichkeiten. Wo ein Wille ist …

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Ja, irgendwann gewöhnt man sich an aufgewärmten Kaffee aus der Mikrowelle :confused::slight_smile:
(ebenfalls Fraktion “Zu viel Reallife”)

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Ja, das kommt mir bekannt vor. Ich hatte drei Mädchen, einen Resthof mit gut 30 Tieren und 4000 qm Grundstück plus zwei Hektar Weide für die Pferde, zwei Jobs, einen Antiquitätenladen auf dem Hof, den ich betreute und eine Ehefrau, die in der Nachtwache einer Klinik arbeitete. Es gab leider auch keine Großeltern, die hätten einspringen können, oder eben keine, denen ich meine kleinen Weiber anvertraut hätte; meine Schwiegereltern waren zwei pädagogische Saurier, die damals noch glaubten, es sei beinahe alles mit Kaltwassergüssen und Melkfett zu regeln. Aus dieser Zeit - verdammt lange her - stammen nur Fragmente meines damals vor sich hindümpelnden Autorentums, das diesen Namen kaum verdiente. Erst gut 20 Jahre später bin ich auf diese Fragmente gestoßen, mußte sie aktualisieren - schon weil es damals keine Handys gab, und, und, und - und daraus ist irgendwann ein Buch geworden. Und ein schlechtes dazu. Aber es war ein Anfang. Du kannst versuchen, Dir Notizen zu machen, die Du später verwenden kannst.
Zu Deinem Trost: Es dauert keine 15 Jahre, bis die lieben Kleinen aus dem gröbsten raus sind, das geht schneller, als Du denkst. Manchmal fast zu schnell. Mit acht, neun, zehn Jahren spätestens beginnen sie bereits, eigene Wege zu gehen. Dann sind Freunde und Schulkameraden sehr wichtig und es bleibt sehr viel mehr Zeit für Euch beide. Das darf man ja auch nicht vergessen - mit den Kindern leidet auch die Beziehung.
Ich liiiiebe meine Töchter, aber unbestritten - sie kosteten definitiv Kraft. Zum Teil heute noch, oder aber die Enkel.

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Wie gut, dass ich mich nie daran gewöhnt habe. Bis heute habe ich keinen Schluck Kaffee getrunken … Mir ist schon der Geruch “too much”.

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Meine erste Klavierlehrerin hatte fünf Kinder. Ihr Mann war Dirigent, Chorleiter, unser Kirchenorganist und Lehrer für Musik und Erdkunde. Sie hat den ganzen Tag unterrichtet und abends auch noch oft Konzerte gegeben (und zwar richtig schwere Sachen - Bach-Oratorien, Schubert-Liederabende und sowas - also keine Sachen, die man mal so nebenbei vom Blatt runterhaut).
Wenn ich mich recht entsinne, hatte sie ein- oder zweimal die Woche eine Haushaltshilfe, aber das war’s auch schon.
Irgendwann, als sie schon längst Uroma war, sagte sie mal zu mir: “Wir haben unsere Kinder so erzogen, dass die Älteren auf die Jüngeren aufpassen”. Wie die beiden das geschafft haben, Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen, nötigt mir trotzdem bis heute Bewunderung ab.

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@Endstille, ich lese und fühle und sympathisiere mit Dir. Fast alles, was Du beschreibst, hatte oder habe ich. Ich würde trotzdem auf das Schreiben nicht verzichten und mit Thermoskanne und neuer flüsterleiser Tastatur den nächsten Versucht starten.
Kleine Kinder sind das Beste und das Schrecklichste zugleich, was einem passieren. Ich kenne das Warten, bis das Kind endlich eingeschlafen, um endlich mal in Ruhe arbeiten zu können; ich sehe die vielen Zeichentrick-DVDs noch vor mir, die ich im Supermarkt in die Hand gedrückt bekam und gerechnet habe: 9,99 Euro = 1,5 Stunden Arbeitsmöglichkeit für mich = gekauft; ich erinnere mich an meine Verblüffung, als ich mir einen ganzen halben (!) Samstagvormittag für das Transkribieren freischaufeln konnte und auf dem Diktiergerät gesungene Botschaften meines Nachwuchs fand. Ich kenne Deine Arbeitssituation nicht, ich hatte den Kleinkinderwahnsinn parallel mit selbständiger Tätigkeit, was Vorteile und Nachteile hatte. Es hat nichts an der Menge geändert, die ich in allen Lebensbereichen insgesamt arbeiten musste, aber ich konnte mir wenigstens einteilen, wie ich das Übermaß an Arbeit verteile und recht bald begonnen, alles in Grobkategorien einzuteilen zwischen “Deppenarbeit, bei der es vollkommen wurscht ist, ob jemand alle 30 Sekunden Papapapapapa brüllt” und “Nur in absoluter Stille schaffbar und wenn ich zwei mal nur den Hauch einer Störung wittere, ist der ganze Tag gelaufen”.
Schreiben ist halt schwierig, das braucht bei mir diese völlige innere Offenheit und Unbedrängtheit von jeglicher Außenwelt und das kann ich nur in heiligen Tagesrandzeiten unterbringen, oder wenn ich meine Bürotür für zwei Stunden mit offiziellem Sanktus schließen kann und “weg” bin (wo auch immer mich die dann vermuten, darum meine Heimlichschreiberei). Aber Korrekturlesen geht ganz gut auch neben der Familie (heimlich), oder Recherchieren (heimlich) oder Landkarten studieren (auch offiziell, aber man lässt mich gewähren, weil man mich in der Familienurlaubsplanung wähnt). Ich habe aber auch am Wochenende schon meine Kinder ins Büro mitgenommen (halb-heimlich), um zuerst das nachzuarbeiten, was ich in unter der Woche nicht geschafft habe, und dann mit ihnen auf den großen Monitoren zu gamen. Und ich wische den Staub in der Wohnung und putze das Klo und denke mir dabei, die Zeugenbefragung in der nächsten Szene wird für den Kommissar aber besonders herausfordernd, weil beim armen Hausmann so viele lärmende Kinder im Hintergrund sind.
So - dummerweise, schönerweise - so ist eben das Leben.

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