Wenn es stimmt, bin ich entsetzt.
Allerdings kenne ich das in anderem Zusammenhang aus persönlicher Erfahrung. Leider sogar von der Tochter einer Bekannten. Die Bekannte wollte sich für den gemeinsamen Urlaub mit ihrer Tochter einen neuen Badeanzug kaufen. Die Tochter: „Was willst du denn noch mit einem neuen Badeanzug?“
Es stimmt leider. Zumindest klang die Kollegin sehr glaubwürdig und noch immer verletzt. Und ja, es gibt Leute, für die bist du tot, wenn du die 40 überschritten hast.
Ähnliches las ich schon häufiger. Allein die Tatsache, dass Wettbewerbe meist „junge Talente“ fördern wollen, spricht gegen Debüts unserer Altersklasse. Verlage bevorzugen ‚formbares Material‘, dass, einmal auf Spur gebracht, das liefert, was sich gut verkaufen lässt.
Die Motivationsschere zwischen Schreibenden und Verlegern klafft mit zunehmendem Alter immer weiter auseinander. Auf dem umkämpften Buch-Markt gewinnt der Vorausschauende, der, der den Zeitgeschmack bedient. Einmal mehr sind Ältere ausgemustert, es sei denn, sie liefern schon Jahrzehnte verlässlich Bestseller und haben einen guten Namen in der Branche.
Zeitgeschmack ist das eine, eine bereits bestehende, gut laufende Bekanntheit in Social Media das andere. Und mal ganz ehrlich: Wer über 35/40 ist bereit, jeden Tag, teilweise mehrfach, auf den unterschiedlichsten Plattformen zu posten, sein Gesicht für TikTok und Reels in die Kamera zu halten, vielleicht auch noch auf Twitch und dem totgeglaubten YouTube zu streamen?
Das liest man immer häufiger in Ausschreibungen: Bitte SocialMedia und Follower angeben.
Ich kann rasant schreiben, wenn es sein muss und den Zeitgeist treffen, absolut. Und ich habe Accounts auf etlichen Plattformen. Aber Selfmarketing ist nichts für mich, das Gesicht in die Kamera halten absolut undenkbar. Daher poste ich viel zu wenig und unregelmäßig. Damit bin ich bei vielen Ausschreibungen auch raus. Ist für mich aber okay.
Montag Morgen, der Regen fällt und ich habe schon keinen Bock mehr.
Aber seinen wir mal ehrlich, dreißig Jahre jünger, wie hoch wären die Chancen gewesen bei einem Verlag unterzukommen?
Hier läuft ein Thread zum Thema Exposé und @nolimit war so nett ein Formular einzustellen von einem Verlag der Krimis verlegt. Spätestens bei der Frage: Warum haben Sie dieses Buch geschrieben und kein anderes?, war mir klar. Du kommst hier nett rein, du kommst hier nett rein… Das singen sie im Verlag in Dauerschleife.
Es sei denn, du bist prominent. Dann läufst du so durch bis zur Veröffentlichung. Ich kenne ein bisschen den Schauspieler Charly Hübner, ein sehr netter Mensch. Der hat ein Buch geschrieben, da schüttelt man nur mit dem Kopf. Das war eine Ansammlung von weinseeligen Kurzmanuskripten, meine Meinung. Aber der Name machts und es wird in allen Buchhandlungen verkauft. Ich freue mich für ihn.
Mich ärgert auch, wie @Heather schrieb, dass bei Wettbewerben nur nach jungen Talenten gesucht wird. Dazu kann ich nur sagen, dann eben nicht. Selber Schuld. Der Buchmarkt wandelt sich und Selfpublishing wird immer stärker. Was wollen wir? Ruhm und Ehre? Oder Bücher selbst schreiben und stolz darauf sein?
Man, was habe ich ein Glück! Gehöre nicht zu den Auszumusternden, da ich erst Ende der Woche 64 werde . Die Chancen sind deshalb riesig, den BOD Schreibwettbewerb habe ich damit quasi en passant schon so gut wie gewonnen. Tor und Tür stehen mir diese Woche noch offen! Let’s go. Äh, oder heisst es Let it be? (herrje, das soll in meinem Alter noch einer verstehen). Ein Tor ist, wer…
Vollkommen richtig, ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium. Die Entwicklung scheint dahin zu laufen, dass den Autoren alles aufgebürdet wird: Sie sollen einen perfekten, gut verkäuflichen Stoff liefern, möglichst schon mit durchlaufenem Lektorat und Korrektorat (auf eigene Kosten natürlich), sollen eine Fan-Bubble (gemessen in Followern) mitbringen, sich selbst vermarkten, für Lesungen und Messepräsenzen zur Verfügung stehen, damit ein Verlag mit minimiertem Risiko den Vorabdruck organisiert, ein Cover liefert und seinen Namen für das Marketing zur Verfügung stellt.
Mir geht es ähnlich und ich werde auch das Posten künftig drastisch runterfahren. Gegen einen unsinnigen Algorithmus zu arbeiten erinnert mich an Don Quichotes Windmühlenkampf. Ich übe mich im Erkennen, eine „kleine radikale Minderheit“ zu sein, mit dem Ziel, die grenzenlose Freiheit darin zu finden. Schreiben, was ich will. Ohne Korsett. Ich bin einfach nicht markttauglich.
Ich sehe das nicht so.
Das Schöne am Schreiben ist, dass man das sein Leben lang machen kann - solange der Geist mithilft. Als ich 20 war und eifrig meine Exposés einreichte, wollte die auch keiner haben. Denn so jung ist man unbeständig, vielleicht kommt Job & Familie dazwischen? Verlage sind wie Firmen, nur weil einer Nein sagt - sagt nicht der Markt nein. Als Autor überlege ich auch immer, welchen Lebensweg haben die Leute hinter sich, die in einem Verlag arbeiten. Das war sicher auch nicht ‚der ideale Weg‘, sondern häufig eine Sammlung aus Lebenskünstlern.
Was ich mir vorstellen könnte ist, dass sich Autoren mit höheren Alter nicht mehr so auf der Nase herumtanzen lassen und deshalb als „etwas schwieriger zu händeln“ gelten. Aber letzendlich werden sie das Buch von jedem verkaufen, sofern sie in der Lage sind über ihre eigenen Hürden zu blicken.
@EffEss Es ist Montag und ich konnte wegen dem Regen meinen Chef zu homeoffice überrreden. Dadurch muss ich nicht Pendeln und konnte schon meine 450 Wörter Ration schreiben
Wenn einer Fragt "Wieso haben sie dieses und kein anderes Buch geschrieben, kann ich sagen: "Oh, ich ‚habe‘ andere Bücher geschrieben. Interessiert? "
Ein Verlag der sich nur auf ein Geschlecht spezialisiert, wirkt eh etwas militant. Dass er dann noch Leute mit eigener Meinung ablehnt, erscheint mir nicht so abwegig.
Ja, das ist der Lauf der Welt. Bist du bekannt (durch was auch immer) kannst du den größten Mist schreiben, dein (oder ein anderer) Verlag wird es rausbringen. Ist auch der Grund, weshalb ich mich für SP entschieden habe. Ich habe absolut keinen Bock darauf, 99 Exposes zu schreiben und am Ende 111 Absagen zu kassieren. Ich muss nicht vom Schreiben leben, es ist und bleibt ein Hobby. PUNKT!!
Ich habe es nie wieder versucht mit Exposés. Aber die Absagen mit Anfang 20, haben mich fast vom „Schreiben weggebracht“ Ich bin den Selfpluplishing extrem dankbar, dass sie das veröffentlichen unserer Werke „so leicht“ ermöglichen und ich freu mich wie ein Kullerkeks, wenn ein „Unbekannter“ mein Buch kauft
Die Frage, warum wir überhaupt so erpicht darauf sind, ein Verlagsangebot zu ergattern, sollte ehrlich und selbstkritisch beantwortet werden. Die treibende Kraft ist, so vermute ich, nicht der finanzielle Aspekt!
Wir schreiben öffentlich (egal, ob professionell oder als Hobby, über Verlag oder SP), weil wir gelesen werden wollen. Wir suchen die Bestätigung, ja, Anerkennung, und daran ist nichts falsch! Wäre das nicht so, hätten wir alle einen gigantischen Stapel Romanleichen im Schreibtisch vergraben. Aber wir wollen, dass die Dinger leben, die Fantasie von Lesern beflügeln, sie entspannen lassen oder wollen sie auf- und anregen. Und Verlagsbücher finden nun einmal aufgrund des Marketings ein breiteres Publikum als unsere selbstverlegten Exemplare.
Doch auch das ist nicht in Stein gemeißelt und kann sich schnell ändern. Womöglich sind wir die letzten Schreiberlinge der Werke mit dem Siegel „human authored“ (ich finde allerdings, das Emblem sollten die ‚KI authored‘ tragen – ein anderes Thema).
Ja. Und das betrachte ich als extrem schlechten Stil. Aus meiner Sicht gehört es sich, dass man auf eine Nachricht antwortet. Die „Ausrede“ der meisten Verlage, dass man täglich Zillionen von Exposes bekäme, lasse ich nicht gelten.
Natürlich ist das schlechter Stil und eine Gemeinheit, weil man auf die Weise ewig wartet, statt sich umzuorientieren, wenn man weiß, woran man ist. Wenn jemand Macht hat, zeigt er halt seinen Charakter.
Die Ausrede ist übrigens gar nicht die Anzahl der Einsendungen (schließlich könnte man Absagen nach Entscheidung automatisch auf Knopfdruck senden) sondern die Behauptung, Autoren würden bei Rückmeldungen dann das Diskutieren anfangen. Das ist natürlich Fadenscheinig, denn man könnte dann ja einfach auf die „ja aber“ Mails der Autoren nicht mehr antworten aber trotzdem erstmal sauber eine Absage schicken.
Gehört für mich auch zum ‚Kleinen Unternehmens-1x1‘, unabhängig von der Branche. Selbige erwarten von uns schließlich auch das Abarbeiten eines enormen Forderungskataloges, teils sogar ziemlich pampig formuliert. Niemand schätzt das Gefühl, in die Rolle des unterwürfigen Bittstellers gepresst zu werden, dessen Anfragen mit „Entschuldigen Sie bitte meine unverschämte Störung, aber ich möchte Ihnen gerne mein Buch vorstellen“ beginnen. Selbst eine vorgenerierte Standardabsage à la „passt nicht in unser Verlagsprogramm“ wäre für Suchende hilfreich, denn angeblich schätzen die Herrschaften es auch nicht, wenn gleich mehrere Anfragen auch an andere Verlage unterwegs sind. Leider werden die wenigsten von uns jedoch alt wie Methusalem. (Und Alte wollen sie ohnehin nicht.)
So ist es. Am besten beginnt das Verlagsanschreiben so:
„Glorreicher Verlag, hier meine untertänigstes Flehen, mich in ihr Programm aufzunehmen. Ich bin 20 Jahre alt und verspreche, dass Sie mich die nächsten 50 Jahre auspressen können, bis ich keinen Gewinn mehr bringe. Ich bringe eine Million Follower in Social Media mit und werde alle Werbearbeit übernehmen und gelobe, meine Texte immer an den gerade angesagtesten Trends zu orientieren und immer wieder neue Aufgüsse bereits erfolgreicher Titel zu schreiben, bis der nächste Trend mehr einbringt. Verfügen Sie über mich!“
Wenn ich’s recht bedenke, werde ich das vielleicht nächstes Mal wirklich so schreiben, haha. Nur um mal zu sehen, was passiert.