HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Hallo zusammen!

Ich habe ein riesiges Problem und hoffe, ihr könnt mir ein paar Tipps dazu geben:

Ich schreibe seit einiger Zeit an einem Roman. Er hat auch gute Fortschritte gemacht.

Leider habe ich nun folgendes Problem:

Bisher habe ich immer abends oder am Wochenende geschrieben. Allerdings ist es jetzt seit über einem Jahr so, dass unsere kleine Tochter abends große Probleme macht und teilweise vor 22:00 nicht ins Bett zu bekommen ist. Meine Frau hat wieder zu arbeiten begonnen und da sie im Hotel beschäftigt ist, ist sie jetzt natürlich hauptsächlich am Wochenende außer Haus. Daher ist nun auch an diesen Tagen nicht mehr die Zeit da, da unser kleiner Wildfang volle Aufmerksamkeit erfordert.

Jetzt steht allerdings auch mein “Hirn” nicht still:

Der aktuelle Roman wächst weiter, die Fortsetzung nimmt Gestalt an, viele viele Ideen für weitere Romane und Kurzgeschichten kommen immer wieder.

Das wird alles in meinen Notizbüchern festgehalten.

Die Ideen sind da und auch mehr oder weniger detailliert festgehalten worden. Allerdings krieg ich es nicht mehr geregelt, diese zu Papier zu bringen.

Wenn die Kleine dann im Bett ist, bin ich meist schlicht zu fertig, mich noch geistig soweit zu sammeln, dass ich weiter schreiben kann.

Ich bin darüber nicht glücklich, da ich meine Geschichten einfach auch erzählen möchte.

Wie läuft denn das bei euch? Habt ihr irgendwelche “Geheimrezepte”?

Wie kann ich es schaffen, dass ich endlich meine Geschichten weiter erzählen kann?

Schon mal vielen vielen Dank im Voraus für eure Hilfe!

Viele Grüße,

Daniel

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Gegen diese verbreitete Krankheit gibt es nur eine wirksame Medizin! Die heißt “Priorisierung retard forte”. Zu Risiken und Nebenwirkung ist da einiges bekannt, muss man aber bei schwerem Krankheitsbefall hinnehmen. :confused:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Damit hab ich schon fast gerechnet…

Aber es hört sich schon etwas “gewagt” an, dass ich das Schreiben über meine Tochter stellen soll… :confused:

Die einzige Lösung, die mir aktuell einfällt, wenn ich nicht warten will, bis sich das mit ihrem Schlafen wieder gegeben hat, wären Nachtschichten.

Aber leider ist es auch so, dass ich nebenbei noch berufstätig bin.

Oh Mann…Das ist echt zum K*****…

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Ich denke nicht, dass du dein Schreiben über deine Tochter stellen solltest. Ich behaupte mal mutig, dass McVail das auch nicht so gemeint hat. Ich denke, es geht eher um Ausnutzung von den wenigen Momenten, die man eben doch noch für sich allein hat. Anstatt eine Stunde TV zu schauen - schreiben. Anstatt eine halbe Stunde zu baden, nur 15 Minuten duschen ect.

Letztlich steht und fällt aber alles mit dem Schlafengehen des Kindes, und da scheint es ja zu hapern. Solche kinder kenne ich aus meinem Umfeld auch. Da gibt es tolle Ratgeber darüber, wie man Kinder ins Bett bekommt. Bei meinen Patenkindern hat das mit einer Übergangszeit (bei Befolgung einer Schritt für Schritt Anleitung) von zwei Monaten super funktioniert. Ich denke, dass du den Hebel dort ansetzen solltest. Dann hast du abends wieder etwas Ruhe.

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Das ist ja nun etwas unfair - Du vergleichst im Argument eine Persönlichkeit mit einer Tätigkeit :scream: (Tochter mit Schreiben). Da muss man ja drüber nachdenken.

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Also ich hatte vor einer Weile einen (heißen) Knoten in der Schilddrüse (Überfunktion). Die Auswirkungen: unter anderem Schlafprobleme. Da ich nicht einschlafen konnte, bin ich irgendwann einfach erst um 1-2 Uhr zu Bett gegangen. Die 1-2/3 Stunden länger aufbleiben habe ich dann mit dem Schreiben verbracht.

Mittlerweile ist das Problem behoben, die Angewohnheit, später zu Bett zu gehen, habe ich jedoch beibehalten. Ist schön ruhig zu der Zeit, keiner stört mich. Da kann man gut schreiben. Okay, der Kampf mit der Müdigkeit bleibt. Aber das Schreiben macht mir Spaß, also findet eine Entlohnung statt.

Ich überlegte auch schon immer, ob ich nicht so etwas schreiben sollte wie: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg … :laughing:

Ich wusste genau, dann hätte ich meinen Job an den Nagel hängen können und hätte plötzlich viel mehr Zeit zum Schreiben. Leider ist mir da jemand zuvor gekommen, deshalb muss ich nun weiter überlegen.

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Ich wollte dich in keinster Weise irgendwie angreifen. :scream: Sollte es den Eindruck gemacht haben, so entschuldige ich mich aufrichtig. :astonished:

Ich bin ja wirklich froh, um jeden Ratschlag, der mir da gegeben wird.

Ich denke, ich hab dich wohl nur etwas falsch verstanden.

Das „priorisieren“ hab ich auf meine Tochter bezogen, da das Problem mit ihr und Bettchen ja der Hauptaufhänger in meinem Post war.

Bitte entschuldige nochmal.

Hmmm…

Es wird wohl darauf rauslaufen, dass eine Synthese aus McVails Priorisierung und den Anregungen von Rabenvogel die Lösung sein wird.

Wie schreibt Andreas Eschbach auf seiner Homepage: „Hören Sie auf, Zeitung zu lesen. Das ist die sinnloseste Beschäftigung.“ (sinngemäß).

Habt ihr vielleicht noch irgendwelche anderen Tipps, wie man kostbare Minuten im Tagesverlauf freischaufeln kann?

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

He, he, da gibt es gar nichts zu entschuldigen!! Und viel weniger fühle ich mich angegriffen.

Ich wollte nur den Finger auf einen oft gemachten Argumentationsfehler legen. Wenn Du mich fragen würdest, ob Du lieber Deiner Tochter ein Märchen erzählen sollst oder selbst eins schreiben … ich würde ohne nachzudenken sagen: „Erzähl ihr eines!“ Zwei Tätigkeiten. Beispiele weniger sinnvoller Tätigkeiten wirst Du selbst kennen. Und dann kann die Entscheidung anders ausfallen!

Eine Tochter ist natürlich total wichtig - Du aber auch! Und da geht dann im Kleinkram die Sache mit dem Priorisieren los. Näheres zum Thema findest Du übrigens auch hier. 'tschuldigung, bisschen Werbung muss auch sein :smiley: .

Wenn solche Probleme dem eigenen Wohlbefinden entgegenstehen - und so klang Dein Posting, dann ist eine gnadenlose Bestandsaufnahme notwendig. Und dabei Menschen nicht gegen Tätigkeiten :roll_eyes: aufwiegen, das verschafft keine Klarheit. Das wollte ich nur zart andeuten :).

Und mit dem ‚zart‘ hat das wohl nicht geklappt, geht mir häufiger so.

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Na da bin ich aber froh, dass ich hier keine Wunden geschlagen hab. schwitz

Bei näherer Reflexion ist mir klar, worauf du raus wolltest.

Du hast natürlich recht. Tätigkeiten mit Personen vergleichen hinkt auf mindestens acht Beinen (und ich spreche jetzt nicht von Spinnen!!! :laughing: ).

Den Wink hab ich verstanden. Das mit der Eigenwerbung ist auch vollkommen in Ordnung. Und für mich ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl. Mein Vater war bzw. ist von Burn-out betroffen.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Vielen vielen Dank! Auch wenn das „zart“ nicht 100% geklappt hat. :smiley:

Du hast mir auf jeden Fall auch für meinen Lebensweg was mitgegeben.

Und ja, langsam macht es mich schon etwas fertig, dass ich schon so lange nicht mehr schreiben konnte. Das hast du schon richtig rausgelesen. :slight_smile:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Zwei Anmerkungen:

Erstens das geht vorüber. Kinder werden sehr, sehr, sehr schnell groß. Wenn man später mal zurückschaut, kommt einem diese Phase, in der sie „klein und anstrengend“ sind, vor wie ein Wimpernschlag. Und meistens fragt man sich, ob man sie nicht mehr hätte genießen sollen, anstatt sie schwer zu finden. Das hilft einem zwar nicht unbedingt viel, wenn man mitten drin steckt (die ersten drei Monate, wenn sie NUR quengeln und schreien und nur Sekundenschlaf auf dem Arm machen, kommen einem eher vor wie 300 Jahre), aber es ist ein Gesichtspunkt, den man hier nicht unberücksichtigt lassen sollte.

Zweitens die Bedeutung der zur Verfügung stehenden Zeit (in Stunden oder Minuten gemessen) wird in der Regel überschätzt. John Grisham z.B. hatte einen Rund-um-die-Uhr-Job als Anwalt und sagte sich, „wenn ich morgens statt um fünf Uhr dreißig schon um fünf Uhr im Büro bin, schaffe ich es vielleicht, eine halbe Stunde an meinem Roman zu arbeiten“. Und so hat er gemacht, drei Jahre lang. Dann war der erste Roman fertig und - floppte. Also machte er es noch einmal drei Jahre lang. Der zweite Roman floppte, wie wir wissen, dann nicht mehr …

Ich meine, der beste Rat, den man in dieser Situation geben kann, besteht aus drei Teilen:

Teil eins - relaxen. Nächstes Jahr um diese Zeit wird das mit dem schwierigen Zubettgehen längst kein Thema mehr sein.

Teil zwei genießen. So klein wird Deine Tochter nie wieder sein.

Teil drei Messlatte niedrig hängen. Nicht nach den „ungestörten freien, nur dem Schreiben gewidmeten Abenden“ streben, sondern nach, sagen wir, 30 Minuten pro Tag. Und lieber versuchen, das Beste aus dieser Zeit zu machen. Und wenn es nur zehn Zeilen werden: das sind immerhin zehn Zeilen, die es sonst nicht geben würde.

Und da muss man auch ein bisschen an seinen Gewohnheiten und Impulsen arbeiten. Es ist ein verständlicher Impuls, sich spät abends zu sagen, „boah, bin ich fertig“, und sich dann einfach nur noch mit 'nem wohlverdienten Bier vor die Glotze zu werfen. Aber man kann auch lernen, so einem Impuls zu widerstehen und sich erst noch mal eine halbe Stunde an den Schreibtisch zu setzen. Es ist eine Frage der Gewohnheit - und der Entschlossenheit, vor allem. Als ich damals (lange her) meine Firma gegründet habe: Das war, wie mein Partner und ich zu witzeln pflegten, ein „Halbtagsjob“, weil wir nämlich mindestens von morgens neun bis abends neun im Büro waren, meistens länger. Die erste Zeit bin ich auch heimgekommen und hab mich nur noch abgelegt. Aber dann begann mir das Schreiben zu fehlen, und so ging ich dazu über, abends, wenn ich um zehn, halb elf nach Hause kam, mich erst (noch im Anzug, nur die Krawatte wurde ausgezogen) eine Weile an den Computer zu setzen und zu schreiben. Und das ging nach einer Weile erstaunlich gut, ja, es war sogar eine viel bessere Möglichkeit, die kribbelige Hektik des Tages zu ventilieren, als es die Glotze gewesen war (damals hatte ich noch so ein Ding) ab in die Finger, in die Tastatur, in den Text mit der Energie! So entstand mein zweiter Roman „Solarstation“. Der einzige Roman, den ich im Anzug geschrieben habe :laughing:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Ich habe bei mir festgestellt, dass ich nicht nur Zeit, sondern auch Muße zum Schreiben benötige. Kling wohl banal, ist aber ganz schön hart - nämlich dann, wenn ich Zeit hätte, aber aus dem Hirn nichts Inspirierendes entspringt. Da sitze ich dann und es kommt nur erzwungenes Gebabbel. Das ergibt dann eine halbe Seite vielleicht, die ich dann später wieder lösche.

Und dann gibt es Zeiten, zu denen ist es genau umgekehrt. Ich kann dann gar nicht so schnell schreiben, wie die Gedanken strömen.

Der Schalter dafür scheint mir im unbewussten Wollen zu liegen. Aber Schopenhauer sagte es ja schon: Nicht jeder kann wollen, was er will. Wenn ich länger gedanklich am Buch-Thema bleibe scheint sich die Welt mit ihren Ablenkungen jedoch abzuschwächen und nach 1-2 Stunden kann es sein, dass ich wieder voll auf dem Inspirations-Trip bin. Es sieht so aus, als ob sich dieses unbewusste Wollen lenken ließe. Und dann hängt es natürlich an der Priorität, die du der Sache gibst und wohl auch daran, wieviele geistige Baustellen du hast. Firma - Arbeit - Kinder - Ehe - etc. etc. pp. Wohl dem, der da umschalten kann!! Und wohl dem, der sich voll sammeln kann auf ein Thema!!

Gruß

Michael

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Die Geschichte von John Grisham hab ich doch schon mal an anderer Stelle im Internet gelesen. :smiley:

An gleicher Stelle hab ich mir auch schon den einen oder anderen Ratschlag bzw. virtuellen Tritt in den Allerwertesten geholt.

Vielen Dank für die tolle Rubrik „Übers Schreiben“ (aber das nur nebenbei).

Es ist wirklich interessant, aber ich denke, der dreiteilige Rat ist genau das, was den Nagel auf den Kopf trifft. Und zwar in jeder Beziehung. Ich werde das in jedem Fall beherzigen. :slight_smile:

Gott sei Dank, ist mein Job nur vereinzelt als „Halbtagsjob“ zu bezeichnen. Aber auf alle Fälle werd ich versuchen, die Energie, die der unittelbare Feierabend nach sich zieht, entsprechend zu kanalisieren.

In der Glotze läuft ja eh nur noch Mist und Alkohol trink ich auch so gut wie keinen. :cool:

Was ich in jedem Fall aber abstellen muss, ist die Einstellung, dass es sich ja sowieso nicht lohnt, nur wegen ein paar Zeilen / Minuten, sich an den PC zu setzen. Da hast du vollkommen recht.

Die 30 Minuten sind jetzt das erste Ziel.

Vielen Dank!

Grüße,

Daniel

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Als wenn das Autoren vom Schreiben abgehalten hätte … Hemingway und Bukowski fallen mir da als erste ein, von Poe gar nicht zu reden :wink:

Was jetzt natürlich nicht dazu anhalten soll, beim oder zum Schreiben einen zu heben :wink:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Das war jetzt eigentlich auf das von Andreas angesprochene “Feierabendbierchen” vor der Glotze bezogen. :smiley:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Ach sooo … O:slight_smile:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Ein “Tastaturrotwein” ist einem “Vor-der-Glotze-Bierchen” entschieden vorzuziehen :wink:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Aber bitte dringend in einem gewissen Abstand der Objekte :laughing: .

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Machen wir aus dem “Rot” ein “Weiß”, dann bin ich dabei! :cool:

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

Hallo Daniel,

ich habe ein ähnliches Problem mit der Zeit. Bei mit kommt aber noch eine meiner Eigenarten hinzu: eine halbe Stunde hier freischaufeln und eine halbe Stunde dort, hefen nicht. Ganz im Gegenteil, für mich wäre das kontraproduktiv.

Bevor ich mich geistig wieder ganz und gar mit dem Roman “synchronisiert” habe und wieder im “flow” bin, brauche ich einfach Zeit. Zeit um wieder “hinabzusteigen”, um die letzten Zeilen oder sogar Kapitel zu lesen. Zeit um die Charaktere wieder zu fühlen. Und zwar grundsätzlich nach einer längeren Pause. Und damit ist die halbe Stunde meist schon lange vorbei. Alles was ich “mal eben schnell zwischendurch” schaffe, ist Müll über den ich mich später ärgere. Da hilft nur geduldiges Warten auf bessere Zeiten.

Aber einen kleinen Tipp habe ich: ich weis nicht wie alt deine Tochter ist, aber zum allabendlichen Vorlesen eignet sich dein Roman wunderbar.

Gruß

Ralf

Aw: HILFE!!! Ich brauche wieder Zeit zum Schreiben!

@roalf Das “Synchronisieren” geht sicher leichter, wenn Du die Zeiten zwischen den Schreibtätigkeiten kürzer hältst. Für alle vierzehn Tage braucht man natürlich einiges, um wieder rein zu kommen. Aber jeden Tag etwas - da kommt die halbe Stunde wieder ins Spiel. Für Flow reicht die halbe Stunde natürlich nicht, aber es gibt viele Möglichkeiten der Befassung mit dem Roman, auch in Bewegung und nicht am Platze.