Sali
ich wollte mal fragen wie ihr das bewältigt oder mit umgeht? bei den dingen wo ich schreibe habe ich oft das Problem das ich mich selber vor mir schäme. meistens bei Zehnen die intime sind oder mit Gewalt zu tun haben. zum Schluss kommt ein Text heraus der nur grob beschreibt was geschieht weil es mir zu peinlich ist zu schreiben was im Kopfkino ab geht. doch das ist dann oft unpassend zur Geschichte. wie kann man diese Hemmung umgehen oder loswerden? habt ihr da Strategien oder kennt ihr das Problem nicht?
Ich kenne das Problem bei intimen Szenen. Ich hasse es, diese zu schreiben. Nicht weil ich mich schäme, aber weil ich nie genau weiß: Ist das zu viel? Ich will keines Falls pornorös klingen
Ich gebe es einfach Testlesern. …
Hmmm… da habe ich keinen Tipp. Ich war einfach erstaunt, was für wilde Gedanken ich habe. Dann habe ich sie akzeptiert und inzwischen finde ich, dass wir alle doch genau diese Szenen besonders gern lesen oder? Warum dann nicht auch schreiben? Andere tun es mit Erfolg!
Ich rede jetzt nicht von Porno oder sadistischen Dingen. Aber auch dafür gibts Leser.
genau das meine ich, was ist zu viel und was zu wenig. außerdem hab ich regelmäßig einen roten Kopf bekommen wen ich was geschrieben habe. doch es ist oft schwer einzuschätzen. da auch jemand der es liest oft es nicht sagt das es zu viel oder zu wenig ist da besonders die beiden Themen ein gesellschaftliches tabu sind. selbst wen man einen film zusammen sieht werden die Themen oft außen vor gelassen und wen nur knapp kommentiert.
Ich frage explizit danach. Eine Lektorin hat zu mir gesagt: Deine Szenen sind nicht romantisch genug…Die Testleser wiederum fanden sie gut. Vieles ist einfach auch Geschmacksache. Ich persönlich lese nicht gerne Romane, in denen gefühlt auf jeder zweiten Seite eine Bettszene beschrieben wird. Finde ich mega langweilig irgendwann. Also achte ich darauf, dass es bei meinen Romanen nicht überhandnimmt. Und die Szenen an sich: Einfach nachfragen…ist für mich die Beste Alternative
Sieh Dich in der Rolle des Erzählers. Du bist nicht die handelnde Person.
Scham ist relativ. Ich betrachte z. B. Anatomie organisch, daher nicht schambehaftet. Genauso rede ich mit Leuten über Sexualität.
Ich hab bei meiner letzten Vorsorge mit meiner Urologin nett über die Schwierigkeiten der Hausarztvermittlungsfälle geplaudert. Das muss man erstmal hinbekommen, wenn man einen Ultraschallkopf im Hintern hat.
Warum das geht? Weil wir Distanz zu der Situation haben…
Wenn ich das kann, kannst du es auch…
(ja, ich gebe zu es klingt unfreiwillig komisch).
…das ist komisch .
Ich habe das so gelöst, dass ich bei sich anbahnenden Liebesszenen unauffällig auf den Kamin schwenke und dann abblende.
Ich denke, jeder kann sich das selbst ausmalen, wichtig für die Handlung ist doch in der Regel nur, ob der Sex einvernehmlich, schön und ohne Streit verlief oder es Störungen gab, bspw. durch einen früher zurückkehrenden Ehepartner oder andere Faktoren.
Im Übrigen finde ich solche „Abblendungen“ und vielmehr noch die danach wieder einsetzende Beschreibung höchst spannend. Da kann ich als Autor auch sehr viel vermitteln, ohne konkret geworden zu sein.
Ich schreibe einfach eine Geschichte, mit der ich mich wohlfühle. Die Art von Buch, die ich selber gerne lese. Mein Roman hat keine Gewaltszenen, und die handelnden Personen gehen immer mit Wertschätzung miteinander um.
Kenne ich. Allerdings ist der erste Text für mich, da tobe ich mich aus. Irgendwann müssen ja auch die dunkelsten Fantasien gassi geführt werden. Warum sollte ich mich über meine Gedanken erst schämen, wenn sie auf dem Papier stehen und nicht schon vorher?
Der wirklich schlimmen Kram, vom Stil oder Inhalt, verbanne ich in den Giftschrank, könnte ja sein, dass das mal irgendwan Mainstream wird, den Rest lasse ich an Testleser.
Je nach Testleser wird es bejubelt oder in der Luft zerrissen. Ich mache einen Mittelding draus und gut ist.
Und mal ehrlich: Wer hatte nicht schon im Kopfkino Szenen, die in die Kategorie „Zum Glück sind die Gedanken frei und werden nicht bestraft“ fallen.
Sind zwei wichtige Themen, also geschickt und zeiteffizient kombiniert.
Aber dauert die Untersuchung echt so lange bei dir? Das sind bei mir einmal im Jahr vielleicht fünf Minuten, Ultraschall der Nieren, Blase und Prostata und die DRU. Mit Vorgespräch dauert das ganze maximal ne viertel Stunde. Ich weiche vom Thema ab oder auch nicht, es geht ja im schambehaftete Themen.
Und wenn ich mir die Statistiken so anschaue, sollten in viel mehr Büchern Männer zu Krebsvorsorge gehen. Challenge accepted: Ich baue das Thema in mein aktuelles Buch ein.
Immer wenn es spannend wird, zeigt du einen Kamin. Ich stelle mir das lustig vor, wo bei dir in den Texten plötzlich überall Kamine auftauchen.
coole Antwort auch wen ich jetzt schon wieder roten Kopf hab. hüsteln aber ja auch wen ich bei eurer Unterhaltung grinsen muss ist es schon hart an der grenze zu ist mir peinlich ich arbeite zwar daran und im beruf ist es kein Tema deswegen wunder ich mich das es beim schreiben so ein großes Tema bei mir ist.
Die Idee finde ich so witzig, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Giggel hier vor mich hin…
Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich Szenen nach einiger Zeit erneut lese. Oft leide ich mit meinen Charakteren und erst dann wird mir klar, dass ich das geschrieben habe.
Aber ich lass das trotzdem so, denn es hatte einen Grund, dass ich es so geschrieben habe. Vielleicht war ich einfach in schlechter Stimmung, wütend oder traurig. Jedenfalls steckt so viel Gefühl in der Geschichte, auch wenn es manchmal keine angenehmen oder befremdliche Emotionen sind.
Man sollte sich nicht dafür schämen müssen was man geschrieben hat, denn man hat es in dem Moment so gefühlt. Das bedeutet aber nicht, dass man das Gefühl ist und es genau so nocheinmal schreiben würde.
Sie liegen im weißen Sand am Strand einer einsamen Insel, er nimmt sie in die Arme und sie sieht - zack - einen Kamin.
Ich kann nicht mehr.
Genau so hatte ich es im Kopf. Irgendwo in der Pampa auf dem Rücksitz eines Ford… Kamin und Feuerwerk…
Ich muss unbedingt in meiner Seitenwindaktion einen Kamin einbauen!
Und ich warte auf den Kommentar: „Nett, aber zu viel Sex!“
das stimmt… ist mir auch schon öfter unter gekommen vor allem das ich mich wirklich fragen musste wann ich das geschrieben habe und wie ich doch hüsteln so tiefsinnig zb. sein konnte. auch auf die andern beiden Themen bezogen ist es mir schon unter gekommen. Dennoch kommt dieses dumme Gefühl auf und muss mich effektive zwingen es so stehen zu lassen weil es eben zur Geschichte gehört und - weiß nicht wie ich es besser ausdrücken soll- zu mir.
Jetzt reisst euch aber zusammen ihr zwei. Das Wort Kamin kann man in einem Hörbuch ja auch mal missverstehen.