Gute Literatur - Neue Erkenntnisse

Was ist gute (=unterhaltsame) Literatur? Ich lese gerade ein in meinen Augen grottenschlechtes Buch und frage mich, was mich an dem Buch wenig bis gar nicht unterhält.
Beantwortung einer Frage vorab: Warum liest du das Buch zu Ende, wenn es dir nicht gefällt? Weil ich schlechte Beispiele als lehrreich empfinde und aus diesem Grund nie ein Buch weglege, es sei denn, es funktioniert für mich wirklich gar nicht.
Nun zur eigentlich Erkenntnis.
Es gibt in unserem geliebten pap-Forum immer wieder Diskussionen, was denn nun besser ist: Ein Buch mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern sowie Fehlern in der Interpunktion mit einer herausragenden Geschichte (also inhaltlich umwerfend) oder ein Buch, das grammatikalisch korrekt und formal auf der Höhe ist, dafür aber schlecht erzählt ist. Ideal wäre es natürlich, wenn beides stimmen würde. Doch Perfektionismus ist erstrebenswert, aber ein perfektes Ergebnis nie bis fast nie erreichbar, behaupte ich einfach mal.
Das Buch, das ich gerade lese und dermaßen schlecht finde, dass ich mich auf das Ende freue, damit ich endlich fertig bin, ist sub-optimal gesetzt und die wörtliche Rede wird mit den altmodischen Anführungstrichen unten/oben eingerahmt. Macht weiter nichts. Habe ich sonstige Fehler gefunden? Nein. Die Satzzeichen stimmen. Es fehlt kein Wort. Es ist kein Buchstabe zu viel. Die Kommas sind richtig gesetzt, etc. Sollte etwas doch nicht stimmen, fällt es tatsächlich nicht auf.
Aber. Die Geschichte ist unglaubwürdig. Die Dialoge sind platt. Die Geschichte spielt im Ruhrpott und die Charaktere sind mit allen Klischees behangen, die man sich nur vorstellen kann. Leider wirkt das nicht authentisch sondern kommt „doof“ rüber. Der Humor (der vermutlich auflockern soll) ist aufgesetzt, sofern überhaupt vorhanden. Es wird viel zu viel erklärt, vor allem Dinge, die eh jeder weiß oder für sich selbst sprechen. Wenn ich jemanden teere und federe, ist eigentlich klar, dass ich ihn teere und federe, es sein denn, ich würde das im übertragenen Sinne meinen …
Meine neue Erkenntnis - Lieber ein paar Fehler machen (natürlich nicht grob viele), hier und da vielleicht ein paar stilistische Stölperchen machen und einen unterhaltsamen Inhalt liefern. Das haucht einem Buch deutlich mehr Leben ein als ein fehlerfreies Werk, bei dessen Inhalt man sich fragt „na und?“
Was meint ihr?

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Meiner Ansicht nach gibt es dafür keine Entschuldigung. Ein Buch zu verkaufen, das voller Grammatikfehler ist, steht für mich auf derselben Stufe wie nach dem Fitnessstudio ungewaschen und schweißstinkend in öffentlichen Verkehrsmitteln zu sitzen: einfach nur respektlos den Mitmenschen gegenüber, die das dann aushalten müssen.

Dachte ich bisher auch immer. Aber bei dem o. g. Buch trifft das nicht zu. Es ist inhaltlich schlecht. Also der Inhalt von der Idee her eigentlich auch nicht. Es ist einfach schlecht erzählt (siehe teeren und federn) und unglaubwürdig. Es geht schon damit los, dass zwei junge Leute mit einer Autowerkstatt professionellen Kleinkriminellen einen Koffer mit 2 Millionen Euro abknöpfen wollen. Einfach so. Weil einer von denen auf dem Klo ein Gespräch mitgehört hat. Ich sehe mir gerade übrigens eben „Blues Brothers“ an. Auch die Geschichte ist unglaubwürdig, macht durch die Erzählweise jedoch Spaß.

Ich denke, man kann Inhalt und korrekte Grammatik eines Buches nicht miteinander vergleichen.

Inhaltlich kann es sein, dass sich jemand wirklich angestrengt hat, jahrelang am Buch gearbeitet und sein Bestes gegeben hat, und trotzdem ist das Ergebnis vielleicht schwach, weil das Talent zum Geschichtenerzählen nicht groß ist.

Aber ein Korrektorat (im Gegensatz zum inhaltlichen Lektorat) ist nicht sehr teuer. Wenn man weiß, dass man große Probleme mit Grammatik hat, dann muss man eben ein Korrektorat bezahlen, bevor man das Buch veröffentlicht. Die Einstellung, dass der Leser ja eine gute Geschichte kauft und sich bei den Fehlern deshalb mal nicht so anstellen soll, finde ich respektlos den Buchkäufern gegenüber.

Nun ja, an erster Stelle (für mich jedenfalls) steht die Geschichte in einem Buch. Wenn ich zuerst mal 50 Seiten lesen muss, bevor die Geschichte wirklich beginnt, lege ich das Buch meist zur Seite. Ich glaube, ihr wisst, was ich meine - man liest und liest in der Hoffnung, dass es jetzt endlich kosgeht. Tut es aber nicht. Jede Menge mehr oder weniger inhaltsleere, aneinandergereihte Sätze, die nirgends hinführen. Füllmaterial eben. Was darüberhinaus gar nicht geht, sind grottenschlechte Übersetzungen - meist aus dem Englischen. Solche Übersetzer - so mein Eindruck - beherrschen weder die Original- noch die Zielsprache.
Aus dem (Lese)-Takt bringen mich auch Dopplungen in Sätzen. Bestes Beispiel dafür ist ein Text, den ich kürzlich gelesen habe, in dem der „Autor“ permanent die Formulierungen „manchmal immer“ oder auch manchmal ständig" benutzt, was soll das heißen?
Aber genug der Kritik, als Schreiber weiß ich, dass gute Formulierungen gar nicht so einfach zu finden sind. Entweder ein Satz bleibt flach und sollte vllt. gestrichen werden oder ein Satz ist dermaßen überfrachtet von - scheinbar - guten Formulierungen, dass man sich beim Lesen nach einigen Worten fragt, was der Autor eigentlich sagen will.

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Ja, bei mir wäre beides ein Ausschlusskriterium. Wenn mir die Geschichte nicht gefällt, gebe ich dem Buch vielleicht auch 50 Seiten lang eine Chance, ehe ich es weglege.
Wenn schon auf den ersten beiden Seiten zehn Grammatikfehler und zehn Rechtschreibfehler sind, werde ich aber kaum 3 Seiten lesen. Wenn sich der Autor nicht die Mühe macht, seiner Geschichte ein Korrektorat zu geben, warum soll ich mir dann als Leser die Mühe machen, mich durch die Fehler zu quälen, um seiner Geschichte eine Chance zu geben?

@Suse ich bewundere dein Durchhaltevermögen. Ein Buch zu lesen, dass an Begeisterung zu wünschen nicht erfüllt, in der Hoffnung es wird auf Seite 245 doch noch besser, Respekt.
Deine daraus resultierenden Erkenntnisse, haben mich zum Nachdenken angeregt.
Wenn der Inhalt oberflächlich dahin plätschert lege ich das Buch zur Seite und suche nach einem anderen Roman.
Für mich ist es dem Leser gegenüber eine schlechte Rechtschreibung und Grammatik respektlos. Ich als Schreiber bin mir bewusst, dass der Leser in seiner Freizeit Unterhaltung sucht. Ihn mit Grotten schlechten und Fehlern behafteten Texten zu " Füttern" zeigt die Wertstellung des Autors seinen Lesern gegenüber.
Ein Korrektoriat ist für mich Grundvoraussetzung. Das Lektorat sehe ich als Bereicherung für für den Autor, als auch für den Leser.
Danke für die Anregung. Das Thema ist für mich als Autor sehr interessant.

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Wahrscheinlich definiert das jeder anders.

Perfektionismus war noch nie erstrebenswert, es sei denn, du bist Seven-of-Nine. Perfektion ist der größte Feind von Produktivität und auch des persönlichen Wohlergehens. So zumindest meine Meinung.

Ein gutes Ergebnis ist erstrebenswert. Das reicht völlig.

Vielleicht ist es einfach ein Buch von jemandem, der wenig Erfahrung hat. Dann kann es richtig schlecht sein, obwohl er sich Mühe gegeben hat.

Da bin ich aber froh, dass ich immer mit dem Auto ins Fitness-Studio fahren muss. Denn ich hab nie Bock, dort zu duschen.

Wenn dir die Geschichte nicht liegt, liegt sie dir halt nicht. Es ist ja auch nicht das Unglaubwürdige, das sie schlecht macht.

Mir fehlt eigentlich immer wieder das Argument, dass jemand NOCH keine Übung hat.

Wenn ich Musik mache, kann ich schon mit zwei Akkorden nen Hit schreiben. Das ist beim Schreiben deutlich schwerer. Und man selbst hat bei seinen Texten nicht immer einen Zugang dazu, ob sie nun gut sind oder nicht. Es ist ja gerade das Problem, dass man sein Zeug gut findet, obwohl es schlecht ist.

Da „schlecht“ in der Musik ja aber auch keine belastbare Dimension ist, wird das beim Schreiben ähnlich sein. Hab gerade gelesen, dass sich Helene Fischer beim letzten Konzert ne blutige Nase geholt hat. Beeindruckende Frau, unglaubliche Bühnenpräsenz. Aber die Musik – boaah :frowning:

Vielleicht scheitert das daran, dass derjenige selbst das nicht weiß.

Außerdem frage ich mich, warum ich für etwas bezahlen soll, dessen Kosten ich wahrscheinlich kaum wieder hereinholen werde. Ich weiß, dass das niemand hören will. Aber ein Produkt kann nur so gut sein, wie das Geld, das es einspielt.

Ich verstehe jeden, der eben zur Veröffentlichung keinen vierstelligen Betrag für einen Lekor und einen Korrektor vorschießen will. Ob das eine gute Entwicklung ist, ist eine andere Sache. Man muss dann eben reinlesen, ob das Buch den eigenen Ansprüchen genügt. Wird ja niemand gezwungen, etwas zu kaufen und die ersten Seiten werden schnell offenbaren, ob jemand einigermaßen das trifft, was man sich so wünscht.

Davon abgesehen hab ich vor einigen Jahren mal einen Haufen alte Klassikerversionen zu Centpreisen bei Amazon gekauft. Die verwendeten Worte, die wir heute nicht mehr verwenden. Die Rechtschreibung war veraltet. Zwei Bücher hatten noch TH, wo wir heute T schreiben. Beim Graf von Monte Christo steht konsequent „er versetzte“ und kein einziges Mal „er antwortete“.

Ich hab mich da überall durchgeballert. Und wenn ich irgendwo die Lust verloren habe, dann nicht wegen kreativ-veralteter Kommasetzung oder nicht vorhandener Rechtschreibung.

Das wäre für mich eher ein belastbares Argument. Dass ich schon am Anfang die Lust verliere. Auch ein Anfängerfehler. Aber wenns mich schon am Anfang nicht reinzieht, wann soll es denn sonst tun?

Nein. Die wollen einfach Geld verdienen. Qualität ist denen egal. Die arbeiten auch nicht nach deinen Maßstäben. Hab gerade ein Video gesehen, wo jemand einen Video-Beamer aus China für 10 Euro gekauft und getestet hat. Das ist Schrott, man weiß auch, dass es Schrott ist und dieser Schrott ist nicht dazu da, Qualitätsmaßstäbe zu setzen.

Das sind so Dinge, die einem als Autor auffallen. Ich weiß nicht, ob das alle so sehr stört.

Wir haben gerade eine Werbekampagne laufen wo auf einem der Plakate eine Frau mit langen Fingernägeln eine E-Gitarre hält und mit ihren Fingernägeln einen unsinnigen Griff greift. Meinen Chef, der selbst in einer Band E-Gitarre spielt, stört das nicht. Ich dagegen sehe nichts anderes, als diese langen Fingernägel und den verkackten Griff. Geht gar nicht. Da sind wir wohl alle verschieden.

Das weiß man idealerweise als Autor. Ob man es als Anfänger-Autor so weiß und auch so erkennen kann, ist eine andere Sache.

Für 50 Seiten muss mich dann aber irgendetwas daran sehr interessieren.

Siehst du, und ich würde weiterlesen, wenn in mir das Geschriebene irgendwas auslöst.

Ich hab wohl eh ein gespaltenes Verhältnis zur deutschen Rechtschreibung (von der ich mir einbilde, dass ich sie beherrsche). In meinen Augen ist das unlogischer Scheiß, bei dem wir uns von vielem trennen sollten.

Ich würde die Kommaregeln konsequent vereinfachen und vielen Unsinn optional machen. Warum heißt es „gefangen genommen“. Ich will das zusammenschreiben dürfen. Würde niemandem wehtun.

Wenns nicht einen Grund dazu gibt. Ich lese gerade den Fantasyroman meines allerersten Testlesers. Kann es sein, dass das Ding inzischen seit den Neunzigern 12 Teile hat. Fast nur gute Bewertungen bei Amazon. Es sei spannend. Ich warte noch auf die Spannung und ahne, dass der Volksmund darunter was anderes verstehen mag als ich. Wenn das Ding jedenfalls 4 Sterne kriegt, muss ich mir um meinen keine Sorgen machen :slight_smile:

Aber ich bleib dran. Interessiert mich halt, was er da geschrieben hat. Und selbst im 1. Band, den man wahrscheinlich schon über 20 Jahre kaufen kann, finde ich relativ viele Fehler und auch Formulierungen und Wortdoppler, die ich bestimmt inzwischen nicht mehr drin hätte.

Ein Buch für 99 Cent zu kaufen, zeigt auch die Wertstellung des Autors in den Augen seiner Leser. Ich werde mein Zeug nicht für 99 Cent verkaufen. Aber wer nichts bezahlen will, soll sich bitte auch nicht über den Müll beschweren, den er dafür bekommt.

Wir leben in einer Zeit, in der man Schrott veröffentlichen kann und in der Schrott auch gelesen wird.

Genauso, wie man auch Schrottmusik machen kann. Ich denke da mal nicht an Helene Fischer, sondern mehr an sowas wie Da, Da, Da von Trio.

Solange es einen Markt gibt, wird es auch gemacht. Daran ist nichts verwerfliches: Wer billig will, krieg auch billig. Schaut in euren Haushalt – wir alle gehören dazu. Meistens wirft man es dann weg und kauft es teuer nochmal. Ich war letztens bei Freunden eingeladen und hab beim Schnippeln fürs Essen geholfen. Wirklich alle Messer waren alt, Schrottqualität und ritze-ratze-stumpf. Damit kannst du nicht mal ne Tomate schneiden. Aber was mich zur Weißglut bringen würde, stecken die weg, als müsste es so sein.

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Das sehe ich völlig anders.
Ich habe das Ziel, mit meinem Buch Schönheit zu erschaffen und den Lesern durch mein Buch ein paar nette Stunden mit guter Laune zu schenken.
Für dieses Ziel wäre ich gerne bereit, 1000 Arbeitsstunden zu investieren und 5000 Euro auszugeben (momentan bin ich schätzungsweise bei 700 Arbeitsstunden, zwei Jahre lang durchschnittlich ca. 2 Stunden täglich, und ca. 300 Euro für Papyrus und Probedrucke). Ich muss mit meinem Buchprojekt kein Geld verdienen, ich möchte mit meinem Buch im Rahmen meiner Möglichkeiten die Welt um etwas Schönes bereichern.

-Edit: Rechnen ist schwer… bei 2 x 365 Tagen mit durchschnittlich 2 Stunden bin ich ja schon ca. 1.400 Arbeitsstunden! … aber wer zählt das schon …

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Du bist ein Idealist. Wahrscheinlich sind wir das fast alle. Ich vielleicht eine Stufe niedriger als du. Aber einen auch nur ansatzweise realistischen Stundenlohn werden wir wohl nicht erzielen. Ist auch ok so. Es gibt viele Bands, die spielen auch nur zum Spaß.

Das ist lobenswert. Aber bei allem Idealismus, solltest du dir bewusst sein, dass sich andere auf deinen Idealismus hin eine goldene Nase verdienen (könnten). Amazon wird bestimmt nicht aus Idealismus dein Buch veröffentlichen wollen.

Das muss dich nicht stören. Aber du solltest es zumindest wissen.

Es freut mich auch, dass du in der finanziellen Situation bist, 5000 Euro ausgeben zu können. Böse Menschen, zu denen ich nicht gehöre, könnten dir nun andere Wege aufzeigen, mit denen du Schönheit schaffen könntest und auf hungernde Kinder verweisen. Aber das wäre fies, weil das Leben eben auch aus Selbstverwirklichung besteht.

So gesehen, habe ich gegen dein Vorhaben nichts einzuwenden. Ich habe allerdings für mich beschlossen, dass ich nicht finanziell etwas Vorschießen werde und das Risiko trage, an dem andere schließlich verdienen. Sieh das aber nicht als Angriff – nur als Statement.

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Also ich habe keine 5.000 € übrig. Ob ich was Schönes erschaffen möchte oder nicht, dürfte mein Bankkonto nicht interessieren.

Ich schon, wobei ich nicht glaube, dass ich Schrott verzapfe.

Meine Aussage war nicht, dass du für 99 Cent nur Schrott bekommst. Meine Aussage war, dass du für 99 Cent nicht erwarten solltest, dass man dir dafür zwingend Qualität bietet.

Ich handhabe das ähnlich wie du Suse.
Ein Buch kann gut oder schlecht sein (in der Handlung oder deren Beschreibung), ich werde immer versuchen es zu Ende zu lesen. Wenn es mir zu viel wird, lese ich quer, um schneller durch zu kommen.
Aber ich denke auch, dass wir als Autoren eben nicht nur von den „Guten“ lernen können. Sondern auch von den „Schlechten“. Was gefällt mit nicht? Und warum? Ist es stilistisch? Ist es die Unglaubwürdigkeit des Plots? Fragen, bei denen ich hoffe, dass sie bei den Lesern meiner Geschichten nicht auch aufkommen.

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…, wenn ich das so gemacht hätte, dann wäre - Der Herr der Ringe - im Regal vermodert.
Und wenn das passiert wäre, hätte ich nie diese fantastische Welt kennen gelernt.
Durch unseren „Zeitgeist“ sind wir zu sehr gewohnt, dass die Handlung in einem Buch sofort einen Knaller haben muss. Wir geben der Geschichte keine Zeit mehr zur Entfaltung.

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Schon verstanden. Ich meinte jedoch, dass nicht alles schlecht sein muss, was billig ist.

Korrektorat kostet weit weniger als Lektorat. Meine dreißigsekündige Internetrecherche ergab, dass das schon ab 2 € pro Normseite zu bekommen ist. Wobei die arbeitsintensiven Fälle, in denen der Autor echte Probleme mit Grammatik hat, sicherlich teurer sind, aber vermutlich noch im dreistelligen Bereich für ein Buch, denke ich.

Textaufgabe:

Ein Autor möchte 2023 Band 1 seiner Fantasygeschichte veröffentlichen. Die Geschichte hat etwa 300 Buchseiten, was 405 Normseiten entspricht.

Er lässt ein Korrektorat zu 2 Euro pro Normseite machen. Weil der Autor ein guter Mensch ist, verkauft er seine E-Books für 99 Cent.

Wie viele Exemplare muss der Autor verkaufen, wenn er sich als Belohnung für die lange Arbeit einen Schokobecher in der nahe gelegenen Eisdiele für 6,50 Euro kaufen möchte.

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Ja, mag sein. Mein erster Roman umfasst 548 Normseiten, wären also rund 1.100 Euronen für das Korrektorat, vermutlich eher mehr. Also Minimum 500 verkaufte Ebooks oder mindestens 1.100 verkaufte Printausgaben um allein diese Investition rauszubekommen. Solche Verkaufszahlen werde ich als unbekannter Neuling eher nicht erreichen.

Ja, vielleicht, aber 50 Seiten sind ja nun nicht gerade sofort. Irgendetwas sollte schon passieren, das mich als Leser bei der Stange hält

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Gegenfrage:
Ein unbekannter Autor veröffentlicht seinen ersten Roman (Band 1 einer entstehenden Fantasy-Reihe) im Selfpublishing für 14 Euro. In der zweiseitigen Leseprobe, die er veröffentlicht, sind fünf Rechtschreibfehler und acht Grammatikfehler.
Wie viele Interessenten werden diese Leseprobe anschauen und danach 14 Euro für das Buch ausgeben?

Auch mit Korrektorat und Lektorat wird niemand 14 Euro für einen unbekannten Autor ausgeben.

Dem wirkt der unbekannte Autor ja entgegen, indem er sein Buch für 99 Cent verkauft. Und ich sage es dir ganz offen: Für 99 Cent hätte ich kein schlechtes Gewissen, jemandem minderwertige Qualität anzudrehen. Er hat ja schon in der Leseprobe gesehen, dass es das ist.

Ich glaube allerdings auch – und da bin ich nicht auf der Linie vieler anderer Autoren –, dass das Thema Rechtschreibung für viele ein wirklich großes Thema ist. Ich behaupte, ein nicht unerheblicher Teil der Leserschaft legt darauf keinen Wert – vielleicht auch, weil sie selbst gar nicht wissen, wie etwas richtig geschrieben wird.

Ach so: Update: Ich finde es schon wünschenswert, ein möglichst fehlerfreies Buch anzubieten. Ich stelle nur die Frage, warum alle daran verdienen sollen, nur ich nicht. Denn natürlich soll ich ja auch noch mein Cover erstellen lassen, damit es professionell aussieht.

Kein Korrektorat machen zu lassen, bedeutet nicht, dass alles voller Fehler ist. Wenn du dich damit immer beschäftigt hast, immer Fehler verbessert hast, vielleicht auch noch Freunde hast, die mal drüberlesen, kannst du durchaus eine ordentliche Qualität anbieten.

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