Gott oder Goll


23 H

Goll; ohne tt

Im Gasthof Kreuz gab es die besten Kuddeln im Dorf. Er war Metzgermeister. Die Metzgerei neben der Kneipe. Optimale Konstellation.
Der Stammtisch. Reichlich besetzt. Die Alten und die nicht so Alten. Das Viertele Roten. Im Kreis abgestellt. Der Tisch war rund. Die Gespräche liefen über Kreuz.
Der Goll war alt. Der Bull war sieben Jahre nicht so alt.
Der Goll erhob die Stimme: „Mache zwei Striche durch die letzten Buchstaben meines Namens!“
Der Wirt schrie vom Tresen: „Gott!“
„Über die achtzig drüber!“, sagte Goll.
„Bin sechs Jahre drunter. Als hätte ich die Latte beim Hochsprung gerissen!“, sagte Bull. Lachender Tisch. Beißender Qualm. Die Augen tränten. Lachen und Qualm.
Essensgeruch. Frisches Essen.
„Als Hauptkommissar in Pension. Vor einunddreissig Jahren!“
Goll zog an seiner Zigarre. Husten.
„Hab sie alle gefasst!“
„Tellerschnitzel unpaniert mit Soße und Brot!“, rief der Wirt. Am Nachbartisch ein junger Bursche. Gehörte nicht zum Stamm. War kein Stammhalter. Goll musste husten.
„Der Gott des 42. Reviers!“, sagte Goll. Die anderen räusperten sich. Schluckten verlegen, rauchten. Nippten an den Gläsern.
Die Lichter von draußen. Ein Schwung kam in die Gaststube. Mehrere Männer. Grüßend und lachend. Ins Nebenzimmer verschwindend. Schiebetür.
„Die Dorfmusiker!“, sagte Goll. Hob die Hand zum Gruß.
„Die saufen jetzt die Noten in die richtige Reihenfolge!“
Lachen und Bestellungen. Biere aus Weizen. Schnitzel, Kuddeln. Der Wirt hatte das Lächeln. War ihm eingeschnitten. Er zog den Hahn.
Am Stammtisch Viertele. Roten zumeist. Zigarren. Aus dem Nebenzimmer lautes reden.
„Musiker sind stets zu beobachten!“, sagte Goll. Der Mann über achtzig. Alle nickten.
Der junge Mann vertilgte sein Tellerschnitzel mit Soße und Brot. Frisches Brot. Gebacken vom Wirt.
Der junge Mann nickte nicht.
„Goll der Gott! Sagten die, die damals in der Stadt waren. Ich habe sie alle erwischt!“
Der Junge bestellte ein Weizenbier. Ein zweites Weizenbier. Er hatte bereits ein Weizenbier getrunken.
Vom Parkplatz die Scheinwerfer der Autos. Vom Parkplatz in die Stube geworfen. Neue oder alte Autos. Neue oder alte Gäste. Das Licht, kegelförmig.
„Ich musste lediglich am Tatort erscheinen!“, sagte Goll.
„Da ist er, sagte die anderen. Da kommt unser Gott!“, sagte Goll und er hob die linke Hand. Das bedeutete ein Viertele Rot, und zwar jetzt. Der Wirt nickte. Goll senkte die Hand auf den Tisch.
„Entschlossenheit!“, sagte Goll.
„Entschlossenheit ist das A und O!“
Die Wände der Gaststätte waren verholzt. Alt verholzt. Der Geruch der letzten achtzig Jahre hatte sich in den Wänden verfangen. Geschlachtetes Fleisch. Aus der Schlachterei. Die Küche. Der Suff. Der Qualm. Der Geruch aus der Küche, am Klo vorbei. Alles nahmen die Wände auf.
Die blonden Haare des Jungen.
„Die sollten arbeiten wie früher. Ja, wie früher, ja, wie zu meiner Zeit!“, sagte Goll.
Der Junge wischte seine Haare aus der Stirn. Blonde Haare. Lange blonde Haare. Das Realitätsverflimmern einer ganzen Generation.
Im Nebenzimmer die Musik. Dorfmusiker ohne Instrumente. Sie redeten. Die schütteten Bier nach. Himbeergeist. Jeder Ton wurde ertränkt. Danach klang alles besser.
Der Gott des 42. Reviers zahlte auf den Pfennig genau.
„Ade Goll!“, sagte der Wirt. Den Zapfhahn in der einen Hand und die andere zum Gruß.

Nächstens. Der Platz. Goll. Leer.
„Wo bleibt der?“, die Gruppe grummelte und schlotzte und qualmte.
„Der Goll ist zuhause angekommen!“, sagte der Wirt.
„Denkt Euch zwei Strich durch die letzten Buchstaben!“
„Wann?“
„Heute Morgen!“
„Es war sonnig heute Morgen!“
„Ja, und warm!“
Der Junge saß in der Bahn in die Stadt. Zweiter Klasse. Bügelverschluss am Bier. Der Zug hatte eine ruhige Fahrt.
„Ich werde ihn einholen!“, sagte, der sechs Jahre unter den achtzig lag. „Ja, ich hole ihn ein!“

Eine Frage: Warum hast Du den Text doppelt eingestellt, einmal hier und einmal im Thread „Es ist immer keine Zeit“? (Mit Verlinkung hierher)

Eine Anmerkung: Im letzten Absatz komme ich nicht mehr ganz hinterher.

Oder ist dieses „Denkt euch zwei Strich […]“ einfach nur ein Einruf und das „Wann?“ bezieht sich auf das davor?

Habe versucht einen Text zu löschen. Bin aber zu doof! Vielleicht ein kleiner Tipp!
Die Striche machen aus Goll Gott und sollen darstellen, dass der Goll verstorben ist. Eben bei Gott! Naja … vielleicht ein wenig weit hergeholt.

Ich habe leider noch nie versucht, einen Text zu löschen. Bei den „normalen“ Kommentaren/Beiträgen gibt es ja dieses kleine Mülleimersymbol, womit man löschen kann, aber ob das für einen Thread begründende Beiträge auch geht, weiß ich nicht. Falls Du den Text aber nur ausbessern wolltest, wäre es sicherlich möglich, über das Stiftsymbol zu bearbeiten. Ansonsten müsste man die Moderatoren fragen

Also, das mit den beiden Strichen hane ich verstanden. Auch das Goll tot ist.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich das andere alles verstehe …
Goll wurde umgebracht, oder? Von dem Jungen? Und Bull ist jetzt hinter ihm her?
Warum wurde er gekillt? Eine Sache aus der Vergangenheit, oder?
Grüße von Wiesokrates

Aus welchem Grund soll Goll umgebracht worden sein? Er war alt. Einfach nur alt! Goll ist tot!!

Hm, okay.
Dann kapiere ich die Geschichte irgendwie nicht. Egal. Auf jedem Fall schön, dass Du sie mit uns geteilt hast.
Liebe Grüße Wiesokrates

Da Du die Geschichte nicht kapiert hast, sollte es am Ende Deiner Kritik lauten: „Danke, dass Du sie mit mir geteilt hast!“ Mit uns geteilt würde bedeuten, dass Du für alle anderen sprichst! Ich denke, der ein oder andere wird sich die Mühe machen und Verständnis für die kleine Geschichte aufbringen!

Au contraire.
Du hast die Geschichte allen (Forumsnutzern) zur Verfügung gestellt, damit ist „mit uns geteilt“ richtig. Ob man für diese Geschichte (und solche Kommentare) Verständnis aufbringt, ist eine vollkommen andere Frage.

Vollkommen richtig! LG

Ich weiß gar nicht, warum Du so unwirsch reagierst.
Mir gefällt die Geschichte.
Ich habe sie einfach anders oder falsch interpretiert.
Ist das jetzt so schlimm?
Liebe Grüße Sylvia

Ich hatte nicht vor unwirsch zu reagieren. Sollte das bei Dir so angekommen sein, tut es mir wirklich leid. Warum sollte ich unwirsch zu einem Menschen sein, den ich nicht kenne? Also, ganz liebe Grüße Hans

Schon gut, vielleicht bin ich zu empfindlich.
Auch liebe Grüße Sylvia