Gliederung

Als Neueinsteiger bei Papyrus vermisse ich einen guten Gliederung-Mode.

Von WORD bin ich es gewohnt, bei längeren Texten erstmal kreativ “draufloszuschreiben”. Das sind dann die wichtigsten Stichworte, Sätze, Themen, Gliederungspunkte etc.

Wenn meine “kreativen Impulse” fürs erste verebben, dann gehe ich hin und sortiere alles. Verschiebe die Sätze bzw. den Text auf die verschiedenen Gliederungsebenen und versuche eine Struktur hinzukriegen.

Bei Papyrus sehe ich dazu lediglich unter

Dokument >> Verzeichnisse >> Inhaltsverzeichnis

eine grobe Annäherung an die WORD Funktionalität. Gibt es überhaupt eine “Gliederungs-Funktion”? Eine solche erscheint mir sehr wichtig, kann diese jedoch nicht finden.

Wie machen das andere Autoren, wenn Sie einen längeren Text erstmal gliedern wollen??

Danke.

Werner

Ähm - so mächtig wie die Inhaltsübersicht von Papyrus ist keine andere Textverarbeitung …

Was genau soll denn wie erreicht werden - wenn ich wüsste, was gewünscht ist, dann könnte ich (oder andere) auch konkreter helfen?

Danke für die schnelle Antwort.

Also folgendes soll erreicht werden (Ich dachte das wäre schon aus meinem obigen Beitrag klar geworden, ich versuch’s noch Mal):

Wenn ich einen längeren Text anfange, dann beginne ich routinemäßig mit einer “Kreativ-Phase”:

Alles was mir einfällt schreibe ich hemmungslos runter, also:

grobe Überschriften,

Textfragmente

Ideen

Gliederungspunkte

usw.

Alle diese “Gliederungspunkte” sind jetzt auf Gliederungsebene 1.

Im 2. Schritt beginnt das “organisieren”: Ich mache aus dieser einen Gliederungsebene eine tiefer gegliederte, mit mehr Struktur, kann aber jederzeit zwischen den verschiedenen Gliederungsebenen hin und her wechseln (nur die Hauptpunkte sehen oder einsteigen in die Unterpunkte, “auf- und zuklappen”). Könnte anders ausgedrückt so aussehen:

  1. Hauptpunkt

  2. Hauptpunkt

2.1. Unterpunkt

2.1.1. Weiterer Unterpunkt

  1. Hauptpunkt

usw.

Das wird auch als “Outline” bezeichnet. So etwas kann z. B. “One Note” von MS sehr gut. WORD halt in der “Gliederungsfunktion”. Man kann also seinen Text wunderbar gliedern, strukturieren, verschieben (drag and drop).

Wie geht so was in Papyrus ??

Werner

Hallo Werner,

über Absatzformatvorlagen, kann man Abschnitte seines Dokuments schnell verschiedenen Gliederungsebenen zuordnen. Hilfreich sind hier u.U. auch die diskontinulierlichen Blöcke. Du kannst also gleich mehrere, nicht zusammenhängende Absätze durch Doppelklick hinter den Absatz markieren und in einem Rutsch einer bestimmten Gliederungsebene zuordnen.

Mit STRG+ALT+G (oder im Menü “Dokument”) ruft man dann die Inhaltsübersicht auf. Hier lässt sich mit einem einfachen Mausklick zu den einzelnen Punkten der Gliederung springen. Ein Doppelklick markiert gleich den Gliederungspunkt sowie ggf. alle untergeordneten Punkte.

Einmal markiert, lassen sich die Absätze im Dokument - nicht jedoch in der Inhaltsübersicht! - mit der Maus per Drag & Drop verschieben.

Hier sehe ich noch Verbesserungspotenzial. Es wäre toll, wenn sich (wie in MS Word) entweder gleich in der Inhaltsübersicht verschiedene Gliederungsebenen markieren und auch dort an eine andere Stelle verschieben (kopieren) ließen, oder wenn man aus dem Dokument einen markierten Bereich in die Inhaltsübersicht ziehen könnte. Im letzten Fall müsste man unterscheiden: Ziehe ich komplette Hierarchieebenen in die Inhaltsübersicht, werden sie auch im Dokument vor den entsprechenden Gliederungspunkt eingefügt. Ziehe ich nur einen (oder mehrere) Absätze in die Inhaltsübersicht, so werden sie an den letzten Absatz innerhalb der Zielhierarchieebene eingefügt.

Neben Cut & Paste kann man übrigens ja auch das Klemmbrett benutzen, um einen Absatz oder einen Bereich neben dem Text “zwischenzuparken” und an anderer Stelle wieder einzufügen.

Bin selbst noch PA-Novize und hoffe, ich habe alles richtig erklärt. Vielleicht hilft Dir dies oder das

Herzlichst

Hi Ralf,

danke für die Antwort.

Ich bin noch zu sehr Anfänger mit Papyrus, um mich damit zurechtzufinden. Aber ich fange jetzt an auszuprobieren.

Nach wie vor finde ich WORD besser (aber ich hoffe natürlich dass sich das ändern wird).

Ich komme einfach noch nicht mit dem “Gliederungsmodus” zurecht.

Bin halt gewohnt, zunächst einmal einfach draufloszuschreiben und danach Ordnung reinzubringen (Gliederungsebenen).

Das kommt mir in Papyrus SEHR kompliziert vor (auch noch nach deiner Beschreibung).

Vielleicht können andere kommentieren, wie sie ein längeres Dokument anfangen zu schreiben bzw. zu gliedern und zu ordnen.

Werner

Hi.

Wer von MS-Word kommt und die Gliederung tatsächlich benutzt hat (die scheint toller, als sie ist), hat zwangsläufig mit Papyrus erst mal Probleme. Denn dort ist in der Inhaltsübersicht zwar grundsätzlich optisch das angeboten, was Word in der Gliederung nach einer wilden „Einklapporgie“ im Text anzeigt. Aber die Funktionalität, die Word dann bietet, fehlt. Also die „Pfeile“, mit denen sich die angewählten Gliederungsebenen sowohl in der Ebene (links/rechts) als auch in der Postition (hoch/runter) organisieren lassen (wer´s nicht kennt, kann sich hier eine Beschreibung ansehen). So trivial das klingt, kann das praktisch sein. Ich für meinen Teil habe aber immer Cut/Copy/Paste vorgezogen, weil ich so den Text direkt vor der Nase hatte. Das „Rumgeschiebe“ in Word habe ich mit der Funktion nie so recht hinbekommen.

Wie aufwendig es wäre, die genannten Pfeile in die Inhaltsübersicht einzubauen, kann ich nicht beurteilen. Ob sich ein Text damit wirklich schneller strukturieren bzw. organisieren lässt, als mit Textmarken und der Zwischenablage, weiß ich nicht. Es wirkt bequemer. Ob es das wirklich ist, darf man mich nicht fragen - denn ich fand das nicht (s.o.).

Als alternative Strategie kann ich für Papyrus folgendes Vorgehen vorstellen:

  • Inhaltsübersicht aufmachen

  • Per Doppelklick den gewünschten Abschnitt markieren (Papyrus springt zum ansehen hin)

  • STRG-X um auszuschneiden

  • „Zielgebiet“ durch Doppelklick in der Inhaltübersicht öffnen (bzw. hoch/runter rollen direkt im Text…)

  • An die genaue Einfügestelle klicken (d.h. Blockmarkierung löschen) und STRG-V

Wirkt erst mal „archaischer“, kommt aber im Ergebnis auf das Selbe heraus, wobei man – meine Meinung – eine erheblich größere Kontrolle über den Text hat und – insbesondere bei größeren „Strecken“ – bestimmt schneller ist, als mit wildem Geklicke auf die Pfeile (denn Word ist kein Rennauto, wenn es in der Gliederung etwas verschiebt…).

Damit der Text „strukturiert“ ist, bedarf es natürlich gleichermaßen Formate wie in Word. Die überschriften/Absätze, die man so braucht, kann man sich auf Tastenbefehle legen (bei mir liegt Ü1 - Ü4 auf STRG-1 … STRG-4, Absatz auf STR-0, und ein paar „Specials“ dazwischen) und so ohne Rumgeklicke die gewünsche Hierarchie direkt mit einem Tastenbefehl einstellen.

Hi Ralf,

nichts gegen die Maus, aber in einem bestehenden Dokument einen Abschnitt markieren, den rausziehen und in die Inhaltsübersicht einfügen - da gibt es Chaos-Risiko ohne Ende. Denn mit dem Herausnehmen verändert sich die Struktur, die Papyrus (ist deutlich schneller als Word…) sofort anpasst. Dann hast du den Abschnitt „an der Maus hängen“ und musst möglicherweise (bzw. –nach Murphy – auf jeden Fall…) in der Inhaltsübersicht scrollen. Es hat seinen Grund, warum es die Pfeile in Word gibt… (s.o.). Denn auch dort geht das mit dem „Mausschieben“ (innerhalb des Textes, bei Papyrus ginge es „raus aus den Text, rein in die Übersicht, rein in den Text“) gern mal in die Hose. Zumindest ist mir bei „längeren Strecken“ nie gelungen, das sauber in einem Zug hinzubekommen. Genau deshalb habe ich diese Funktion nie ernsthaft verwendet.

Der primäre Unterschied (und imho Anlass der Verwirrung) ist der Umstand, dass Word den Text einklappt und eine Gliederung anzeigt, während bei Papyrus der Text stehen bleibt aber in der Übersicht die Gliederund parallel zu sehen ist. Ich bin da nicht ganz auf Stand, aber soweit ich weiß, gibt es in den neueren Word-Versionen eine vergleichbare Funktion zur Inhaltsübersicht. Wenn „die andere“ besser wäre, hätte MS das vermutlich nicht eingebaut… .

Bei der Gliederungsansicht von Papyrus war ich ein wenig “Geburtshelfer”, und ich erinnere mich, dass Ulli und ich auch über das Thema “Soll man Teile in dieser Gliederung verschieben können?” diskutiert haben. Was, das ist klar, eine schwierige Funktionalität ist.

Es gibt viele Programme, die das anbieten, gerade auch im Bereich Software für Romanautoren. Mit fast allen diesen Programmen habe ich zumindest mal herumgespielt, mit manchen auch ernsthaft gearbeitet, und meine Erfahrung ist, dass man das nicht wirklich oft braucht: Eine Szene an einen anderen Ort zu verschieben. Und wenn man es braucht, dann ist es nicht damit getan, ein Icon in einer Baumstruktur an einen anderen Ort zu versetzen, sondern man muss den Text durchgehen, Anschlüsse verändern, Bezüge überprüfen usw. Das Ganze ähnelt eher einer Organverpflanzung als dem Umsortieren von Karteikasten, will ich damit sagen.

In Papyrus macht man solche “Textverpflanzungen” besser folgendermaßen: man doppelklickt auf die entsprechende Überschrift in der Gliederung, sodass der gesamte zugehörige Text markiert ist, zieht dann die ganze Szene aufs Klemmbrett, sucht anschließend in aller Ruhe nach dem neuen Bestimmungsort und fügt sie dort wieder ein. (Das ist besser als das Ausschneiden mit CMD-X, denn die Zwischenablage ist ein flüchtiger Ort; der würde ich keine ganze Szene anvertrauen!)

Was anderes ist es, wenn man noch in der Entwurfsphase eines Textes ist. Da will man schon mal ein paar Stichworte und Zwischenüberschriften hinwerfen, die anschließend in eine Struktur aus Kapiteln und Unterkapiteln bringen und dann nach und nach mit Inhalt ausfüllen. Das geht auch in Papyrus, aber, wie man zugeben muss, nicht ideal.

Dazu ist die Gliederungsansicht gar nicht nötig. Erster Durchgang: Alles hinschreiben, was einem an Ideen durch den Kopf geht; eine Zeile pro Geistesblitz. Zweiter Durchgang: Alle Absätze markieren und ihnen eine Formatvorlage zuweisen, die sie ins Inhaltsverzeichnis aufnimmt, auf Ebene 3 oder so. Dritter Durchgang: Reihenfolge der Absätze ändern, indem man sie mit ALT-PfeilAuf/ALT-PfeilAb verschiebt. Bei Bedarf kann man Zwischenüberschriften einfügen; man muss ihnen dann eben entsprechende Formatvorlagen zuweisen (Überschrift 1, Überschrift 2). Wenn man diese Formatvorlagen auf Tastenkürzel gelegt hat, geht das alles ohne Maus.

Netter wäre es natürlich, man könnte Absätze ein- und ausrücken, wie es in Outlinern üblich ist (meist mit TAB/Shift-TAB), und die würden dann automatisch zu Überschriften der entsprechenden Hierarchiestufe. Das geht in Papyrus nicht, und wie schwierig es wäre, so etwas zu implementieren (nicht nur ins Programm, sondern auch ins Konzept!), weiß ich nicht.

Wie wäre es, wenn Papyrus von Haus aus spezielle Formatvorlagen mitbringen würde, worin Hierarchiestufe, Einrückung usw. hinterlegt werden, um eine solche Anfgangsgliederung zu erstelllen. Ich hab das bisher auch mit den Überschriften gemacht, auf die Idee, dafür neue Vorlagen anzulegen, bin ich bisher noch nicht gekommen. :roll_eyes:

Das Verschieben von Szenen in der Gliederungsansicht hab ich bisher nicht vermisst, da ich höchstens innerhalb einer Szene Abschnitte verschiebe. Dafür ist das Klemmbrett optimal eingerichtet.

Das ist ja nun überhaupt kein Problem.

Sagt mir mal, was Ihr da haben wollen würdet, dann mache ich die einfach …

Oder Ihr … Oder sonstwer … Ist ja leicht zu tun (daher haben wir das bisher auch nicht).

Verschieben von Kapiteln in der Inhaltsübersicht steht auf der ToDo.

Also ich habe das Verschieben von “Szenen” schon zigmal vermisst. Ich vermute Fachbücher sind da einfach eine andere Sache. Es geht darum Zusammmenhänge didaktisch sinnvoll zu gliedern. Zumindest mir geht es da oft so, dass ich feststelle ein bestimmter Abschnitt muss irgendwo anders hin.

In einem Roman wird man wohl auch kaum Kapitel, Unterkapitel und Teilabschnitte gliedern. Da entsteht der Bedarf an Umgliederungen einfach schonmal nicht. In Papyrus muss ich jedoch immer den beschriebenen umständlichen Weg gehen, wenn ich mal in meinem 200 Seiten Papyrus-Dokument 5.4.11 vor 5.4.7 setzen möchte. Manchmal liegen zwischen den Bereichen einige dutzend Seiten, sodaß es durchaus Zeit kostet wieder die passende Stelle zu finden. Mittlerweile behelfe ich mir sogar mit Zoomstufe 25% und der “6 Seiten”-Darstellung. Dabei könnte es so einfach sein.

Ein Drag&Drop in der Inhaltsübersicht, dass technisch nichts anderes macht als man bisher mit Doppelklick auf Gliederungspunkt und ziehen der markierten Region an neue Stelle erreichen kann, wäre wirklich praktisch.

Grüße,

Jochen

Exactly!

Also diese Funktionalität (Drag und Drop von Textteilen aus der Inhaltsübersicht) wäre sicher SEHR wünschenswert. Auch bei mir kommt es oft vor, dass ich ein Kapitel (oder Teile davon) woanders hin verschieben muss. Das geht in WORD mit Drag und Drop recht einfach. Einen eleganten Weg, dies mit Papyrus zu tun, habe ich nicht gefunden. Papyrus will sich doch wohl nicht nachsagen lassen, dass es hinter WORD herhinkt :smirk:

Werner

Hallo 18Werner!

Ein Programm, selbst ein gutes, ist weitgehen statisch, deine persönliche Arbeitsweise dagegen ist flexibel und wandelbar. Wenn du nun eine Weile mit einem bestimmten Programm arbeitest, dann passt sich deine Arbeitsweise an die Möglichkeiten an, die das Programm für dich bereitstellt. Diese routinierte, eingefahrene Arbeitsweise lässt sich aber natürlich nicht einfach auf ein anderes Programm, das anders funktioniert, übertragen.

Es bringt dir nichts zu fragen “Wie kann ich das, was ich soundso in Word gemacht habe, genauso in Papyrus machen?”, denn darauf gibt es eh keine befriedigende Antwort. Die Frage ist: Was für eine Arbeitsweise ist für dich persönlich am angenehmsten und am produktivsten, und wie kannst du das in Papyrus verwirklichen?

Du hast schon erzählt, dass du am Anfang der Arbeit erstmal alles runterschreibst was dir so einfällt, völlig ungeordnet einfach drauflos. Was genau willst du im zweiten Schritt mit diesem “Rohmaterial” machen? Versuchst du, aus Textklumpen “Cluster” zu bilden, die dann als Rohbau für Kapitel dienen? Oder dient dir das Rohmaterial quasi als Inspiration für die Gliederung der fertigen Arbeit, und du schreibst die eigentlichen Kapitel erst, wenn du eine erste Gliederung als “Skelett” hast? Versuch, eine allgemeinere Fragestellung zu finden, dann helfen dir die Tips der anderen User bestimmt eher weiter.

Hallo Sebastian,

also das nenne ich doch mal eine gute Antwort. Ich gebe dir völlig recht. WORD habe ich auch nur deswegen erwähnt, weil ich (wie die meisten wohl) von daher komme und auch noch damit arbeite.

Zum “Text”: Ja, bei längeren Texten schreibe ich erst mal wild drauflos, alles was mir einfällt, weitgehend ungeordnet. Stichwörter, Fragmente, kurze Sätze.

Im zweiten oder dritten Durchgang wird dann alles in eine vorläufige GLIEDERUNG gepackt: Überschriften, Hauptpunkte, Unterpunkte, Reihenfolge etc. Am Ende habe ich dann ein vorläufiges Gerüst (als Gliederung oder Struktur), wie das Werk insgesamt strukturiert sein soll. Ich kann danach mit dem eigentlichen Text anfangen, bzw. was in welches Kapitel gehört.

Gerade am Anfang wird aber noch viel “hin- und hergeschoben” (Überschriften, Hauptpunkte, Unterpunkte, einschl. Text). Das Schöne ist: Ich kann ständig zwischen “Adler und Mausblick” wählen, d. h. mir das Gesamtwerk als Gliederung ansehen, aber auch sofort an einer bestimmten Stelle in die Tiefe gehen und dort etwas hinschreiben oder verschieben. Gerade dieser ständige Wechsel macht es für mich sehr produktiv, da ich so das “Gesamtwerk” immer im Auge habe.

Das geht mit WORD ganz gut, so würde ich es gerne auch in Zukunft mit Papyrus machen. Bin aber gerne bereit, mich auf neue Ideen einzulassen.

Werner

Da würde ich zunächst mal raten, mit dem Klemmbrett zu experimentieren. Die Fragmente des “rohen” Textes aufs Klemmbrett ziehen, dort anordnen (frei!! Das kann WORD nicht!) und von da wieder in den Text zurückschieben. Wenn sich kleine Textteile zu einem größeren Ganzen zusammengefunden haben, das (erst mal zumindest) so blieben wird, kann man besagtes Ganzes wieder aufs Klemmbrett ziehen und mit anderen Textteilen in Beziehung setzen. Und so weiter.

Die Verschiebbarkeit innerhalb einer Outline, die WORD und andere bieten, ist ja bereits eine Struktur - die ursprünglichste Art und Weise, mit Notizen und Fragmenten zu arbeiten, ist die, den Text zu zerschneiden (so richtig physisch, mit Schere oder Messer! Hat das schon mal jemand der Anwesenden gemacht? So sind “Die Haarteppichknüpfer” entstanden!) und die Teile vor sich auf der Tischplatte anzuordnen, zu gruppieren, in Reihen und Cluster zu legen usw.

Wobei das hier kein Statement gegen eine Verschiebbarkeit von Textteilen innerhalb der Gliederung sein soll. Das hat auch seine Berechtigung, wird, wie dieser Thread zeigt, sehr gewünscht (dass das bei Sachtexten eine größere Rolle spielt, leuchtet ein) und steht ja wohl auch schon auf der ToDo-Liste an prominenter Stelle.

Mit den Zetteln auf der Tischplatte hat AndreasE einen guten Punkt, und einen schönen Denkansatz. Schreibt du bei deinem Rohmaterial eigentlich auch Sachen auf, die eher ins Detail gehen, wie z.B. Formulierungen für Schlüsselsätze, oder Dinge, die du erwähnen möchtest, die aber nicht für ein ganzes Kapitel ausschlaggebend sind? Dann wäre es vielleicht hilfreich, solche Sachen erstmal auszusortieren, um beim Entwerfen der Gliederung mehr Übersicht zu haben.

Ein Doppelklick hinters Ende eines Absatzes markiert ihn, per Drag & Drop wird daraus eine Notiz auf dem Klemmbrett. Nochmal Drag & Drop und das ganze wandert zurück aufs virtuelle Papier. Dazu musst du die Notiz übrigens weder vorher anklicken, markieren noch sonst irgendwas, du kannst direkt reinklicken und rüberziehen. Probier das, und generell das Verschieben von Textblöcken per drag & drop, ruhig mal ein bischen aus, auch wenn es eine simple Funktion ist, die du eh schon lange kennst - ich für meinen Teil hatte in Word immer Hemmungen, irgendwas einfach per drag & drop zu machen, weil ich immer Angst hatte, es käme dann alles durcheinander.

Wenn du dich erstmal eingewöhnt hast, wirst du es vielleicht auch als Verbesserung empfinden, dass du die Inhaltsübersicht in Papyrus seperat neben dem Text angezeigt bekommst. Du hast also auf der einen Seite das Dokument, wo du schauen kannst, ob sich deine Ideen sinnvoll auf deine provisorischen Kapitelüberschriften verteilen lassen, und auf der anderen Seite die Inhaltsübersicht, wo du schauen kannst, ob die Gliederung ein schlüssiges Ganzes ergibt - und das kannst du dann in Ruhe aufeinander abstimmen, ohne zwischendurch irgendwie die Darstellung wechseln zu müssen.

Was mir in Papyrus auch viel leichter von der Hand geht, ist die Arbeit mit Formatvorlagen. Was da für dich vielleicht nützlich wäre, das wär eine Formatvorlage für Überschriften, die immer am Seitenanfang positioniert werden. Die könntest du bei der ersten groben Einteilung verwenden, so dass du dann z.B. an der Einleitung rumeditieren kannst, ohne dass dir der Mittel- und Schlussteil verrutschen.

Die entsprechende Einstellung heisst “Position” und findet sich im Dialog “Formatvorlagen” unter “spez. Absatzformate…”.

Ich denke es ist wichtig hier unterschiedliche Anwendungsfälle zu betrachten. Einerseits soll durch Gliederungen der kreative Prozess unterstützt werden, andererseits bieten Gliederungen einen Überblick über ein bestehendes (größeres) Manuskript.

Ich finde Gliederungen zur kreativen Unterstützung eher schädlich denn nützlich. Als Mensch neigt man dazu, alles in fixe eindeutige Monohierarchien organisieren zu wollen, obwohl die menschliche Kreativität ein hoch-assoziativer Vorgang ist. Die unzähligen Outline-Tools sind ein deutliches Zeichen dafür, dass dieser Ansatz zwar eine beliebte, wenn auch nutzlose Lösung darstellen. Mindmaps sind übrigens auch bloß bunte Outlines mit Bildchen, da sie auch lediglich strikte Monohierarchien beschreiben.

Die geschnittenen Karteikarten auf dem Tisch sind nicht monohierarchisch angeordnet. Durch die zweidimensionale, freie Anordnung kann man sich beliebige (Teil)hierarchien schaffen. Die Nähe zwischen zwei Kärtchen kann z. B. eine weitere Dimension ausmachen (z. B. thematisch/szenisch verwandt). Man kann auch Kärtchen stapeln, verschiedene Farben benutzen und vieles mehr. Das Papyrus Klemmbrett ist nichts anderes als die digitale Simulation dieses Werkzeugs. Für mich würde deshalb das Ausblenden der Textansicht (per Tastendruck), also z. B. ein Vollbild-Klemmbrett mehr Sinn machen als sämtliche Outline oder Mindmap-Tools.

Richtig genial wäre es, wenn das Klemmbrett eine beliebig scroll- und zoom-bare Fläche wäre, bei welcher man bestimmte Scroll- und Zoomeinstellungen mit seinen Szenen verknüpfen könnte. Einfach beschrieben: Während ich an Szene A arbeite, habe ich mein Klemmbrett in einen Bereich links oben hereingezommt. Bei Szene D dann in einem Bereich unten rechts. Ich kann mir stets einen Gesamtüberblick verschaffen aber innerhalb der jeweiligen Szene ist mein Klemmbrett mit allen entsprechenden Notizen auf Abruf.

Möchte man sich als Programmdesigner richtig ausspinnen, dann würde ich in diesem Klemmbrett ermöglichen, dass man die Notizzettel mit gespannten “Schnüren” (assoziativen Verbindungen) verknüpfen kann. Diese Verbindungen können unterschiedliche Typen haben: Der Notizzettel für “Peter” ist dann mit “kennt” verbunden mit dem Notizzettel für “Hans”. In einem Suchfenster mit drei Feldern Quelle, Verbindung, Ziel kann ich dann z. B. in der Quelle eingeben “Peter” und in der Verbindung “kennt” - das Ergebnis ist dann wohl u. a. der Notizzettel für Hans.

Für eine Gliederungsübersicht bietet Papyrus die “Inhaltsübersicht” - der Adlerblick für große Dokumente. Die Erweiterungen um Statistik und Auflistung von Autolinks ist absolut innovativ und genau richtig. Gerade letztere Funktion (Autolinks) erlaubt einem sehr schnell zu prüfen, wo man einen Begriff das erste mal benutzt und ob man vorher noch eine Definition unterbringen sollte. Ich benutze keine “Charakterdatenbank” sondern einen “Wissenspool” - was nur ein anderer (Sachautoren)-Name für dasselbe technische Ding ist. Für mich wären hier noch vor allem zwei Dinge wünschenswert: Drag&Drop in der Inhaltsübersicht (wie erklärt) und die Möglichkeit Kapitel und Unterkapitel im Haupttext auszublenden, um mich nur auf jene Abschnitte beschränken zu können mit welchen ich mich gerade befassen möchte. Viele Code-Editoren ermöglichen dieses Aus- und Einklappen von Code-Abschnitten. Der Vorteil ist, dass man sich in den gerade relevanten Abschnitten per Scrollbar schneller bewegen kann und man nicht durch andere Bereiche abgelenkt wird.

soweit,

Jochen

@Jochen:

So ein Vollbild-Klemmbrett kannst Du dir leicht selbst in Papyrus basteln, wenn auch nicht so komfortabel, wie Du es beschrieben hast.

Einfach ein Papierformat mit Höhe und Breite 2mm anlegen, dann “verschwindet” das Papier und Du hast die gesamte Fläche für Deine Notizzettel zur Verfügung.

Dabei musst Du aber beachten, dass die Ansicht nicht zentriert ist, da Papyrus bei zentrierter Ansicht die linke Klemmbrettfläche nicht nutzen kann. Der Bug stört aber in der Normalansicht nicht.

Was dann übrigens wieder so etwas wie Mindmaps wären … :smirk:

Sowas ist aber geplant. Eine Art „Mindmaps plus“. Mal sehen, wir grübeln noch.

Das ist eine Funktionalität, die z.B. in dem Programm “Tinderbox” (Mac) zur Verfügung steht. Da arbeitet man nur mit “Notes”, die man miteinander verbinden kann, die Verbindungen können Bezeichnungen kriegen, abgesucht werden usw.

Klingt alles super, aber tatsächlich erweist sich das in der Praxis (für mich zumindest) als nicht halb so nützlich, wie es klingt. Letzten Endes steckt man viel Arbeit in eine Darstellung, die man auf einem Blatt Papier in einem Bruchteil der Zeit realisiert hätte. Ja, klar, eine Zeichnung auf Papier ist nicht mehr änderbar - aber bei einem komplexen Geflecht aus Notizzetteln und Verbindungen usw. überlegst Du Dir jede Änderung auch! Weil das in karpaltunnelsyndromverdächtig viel Mausschieberei ausartet…

Was ich tatsächlich gerne hätte, wäre die Möglichkeit, einen Pfeil von einem Notizzettel zu einem anderen zu ziehen (der dem anderen Notizzettel natürlich auch stets folgt, versteht sich), und das nicht nur auf dem Klemmbrett, sondern auch auf dem Blatt. Damit könnte man Plots entwickeln nach dem Motto, “wenn das geschieht, muss danach jenes geschehen” - und damit wär’s dann auch gut. Wenn ich damit an einem Punkt wäre, dass ich sage, so funktioniert es, dann würde ich das Blatt einfach ausdrucken, neben die Tastatur legen und das Exposé danach schreiben.