Bei der Gliederungsansicht von Papyrus war ich ein wenig “Geburtshelfer”, und ich erinnere mich, dass Ulli und ich auch über das Thema “Soll man Teile in dieser Gliederung verschieben können?” diskutiert haben. Was, das ist klar, eine schwierige Funktionalität ist.
Es gibt viele Programme, die das anbieten, gerade auch im Bereich Software für Romanautoren. Mit fast allen diesen Programmen habe ich zumindest mal herumgespielt, mit manchen auch ernsthaft gearbeitet, und meine Erfahrung ist, dass man das nicht wirklich oft braucht: Eine Szene an einen anderen Ort zu verschieben. Und wenn man es braucht, dann ist es nicht damit getan, ein Icon in einer Baumstruktur an einen anderen Ort zu versetzen, sondern man muss den Text durchgehen, Anschlüsse verändern, Bezüge überprüfen usw. Das Ganze ähnelt eher einer Organverpflanzung als dem Umsortieren von Karteikasten, will ich damit sagen.
In Papyrus macht man solche “Textverpflanzungen” besser folgendermaßen: man doppelklickt auf die entsprechende Überschrift in der Gliederung, sodass der gesamte zugehörige Text markiert ist, zieht dann die ganze Szene aufs Klemmbrett, sucht anschließend in aller Ruhe nach dem neuen Bestimmungsort und fügt sie dort wieder ein. (Das ist besser als das Ausschneiden mit CMD-X, denn die Zwischenablage ist ein flüchtiger Ort; der würde ich keine ganze Szene anvertrauen!)
Was anderes ist es, wenn man noch in der Entwurfsphase eines Textes ist. Da will man schon mal ein paar Stichworte und Zwischenüberschriften hinwerfen, die anschließend in eine Struktur aus Kapiteln und Unterkapiteln bringen und dann nach und nach mit Inhalt ausfüllen. Das geht auch in Papyrus, aber, wie man zugeben muss, nicht ideal.
Dazu ist die Gliederungsansicht gar nicht nötig. Erster Durchgang: Alles hinschreiben, was einem an Ideen durch den Kopf geht; eine Zeile pro Geistesblitz. Zweiter Durchgang: Alle Absätze markieren und ihnen eine Formatvorlage zuweisen, die sie ins Inhaltsverzeichnis aufnimmt, auf Ebene 3 oder so. Dritter Durchgang: Reihenfolge der Absätze ändern, indem man sie mit ALT-PfeilAuf/ALT-PfeilAb verschiebt. Bei Bedarf kann man Zwischenüberschriften einfügen; man muss ihnen dann eben entsprechende Formatvorlagen zuweisen (Überschrift 1, Überschrift 2). Wenn man diese Formatvorlagen auf Tastenkürzel gelegt hat, geht das alles ohne Maus.
Netter wäre es natürlich, man könnte Absätze ein- und ausrücken, wie es in Outlinern üblich ist (meist mit TAB/Shift-TAB), und die würden dann automatisch zu Überschriften der entsprechenden Hierarchiestufe. Das geht in Papyrus nicht, und wie schwierig es wäre, so etwas zu implementieren (nicht nur ins Programm, sondern auch ins Konzept!), weiß ich nicht.