Gleiche Zeilenzahl pro Seite versus Witwe

Hallo,
besteht ein Zielkonflikt zwischen gleicher Zeilenzahl und der Vermeidung von Witwe/Hurenkind/Hurensohn? „Witwe“ bedeutet, dass die letzte Zeile eines Absatzes alleine am Anfang einer neuen Seite steht. Dies stört den Lesefluss und die Ästhetik des Textes. Zur Vermeidung der „Witwe“ habe ich unter Dokument ->Layout->Verwaiste Zeilen den Absatz-Seitenumbruch am Seitenanfang auf mindestens zwei zusamengehaltene Seiten gesetzt. Konsequenz: Der Abstand zwischen dem Seitentextende und dem unteren Seitenrand (von 2,5 cm) ist nicht auf jeder Seite gleich groß. Dies stört ebenfalls die Ästhetik des Seiten-Layouts.
Wenn der Absatz-Seitenumbruch am Seitenanfang und am Seitenende auf mindestens 1 gesetzt ist, dann ist der Abstand zwischen dem Seitentextende und dem unteren Seitenrand (von 2,5 cm) annähernd konstant gleich groß.
Oder lässt sich dieser Zielkonflikt auflösen?

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Hallo @GoboFraggle , willkommen im Forum.
Du hast mit Deiner Frage, die meisten hier werden das wissen, sozusagen ein Hobby von mir angesprochen. Auch wenn sich bei manchen Verlagen niemand mehr über verwaiste Zeilen Gedanken macht, bin ich der Meinung, dass dies zu einem gelungenen Layout beiträgt.
Die Automatik geht nur so weit, dass, wie Du beschreibst, die letzte Zeile einer Seite auf die nächste Seite geschoben wird. Hier musst Du ein wenig selbst Hand anlegen. Allerdings halte ich den Aufwand für das damit erzielte Ergebnis unbedingt für sinnvoll. Um den Aufwand abzuschätzen, kann ich Dir sagen, dass ich für ein 700-Seiten-Werk nicht mehr als 2 Stunden brauche, um die verwaisten Zeilen zu verbannen. Außerdem treten auch Sie nicht auf allen Seiten auf.
Um Dir zu erklären, wie Du diese verwaisten Zeilen, so die eingeführte Bezeichnung in Papyrus, verhindern beziehungsweise ausmerzen kannst, möchte ich Dich daran erinnern, dass der Blocksatz eben dadurch zustande kommt, dass die Wortzwischenräume in jeder Zeile ein wenig variiert werden, sie also von Zeile zu Zeile unterschiedlich sind.
Genau dasselbe Prinzip kannst Du anwenden, dass immer genau dieselbe Zahl von Zeilen auf der Seite vorhanden sind. Ich mach’ es hier einmal kurz:

  1. Gehe in das Menü Text → Sperrung … und stelle als Maßeinheit rechts Punkt (1/72 Zoll) ein. und setze beide Haken.
  2. Brauchst Du eine Zeile mehr auf der Seite, suche Dir einen möglichst langen Absatz auf dieser Seite, der möglichst kurz vor Zeilenende endet und markier ihn.
  3. Gib zunächst bei Extra für Leerzeichen eine Zahl zwischen 1 und 3 (ca. 25% der Schrifthöhe in Punkt) ein und klicke auf übernehmen.
  4. Wenn das ausreicht, ist der Absatz danach um eine Zeile länger. Nur die letzte Silbe auf er letzten Absatzzeile sieht auch doof aus! Also ein wenig experimentieren.
  5. Falls dies nicht reichen sollte, kannst Du bei Sperrung (das ist der Abstand zwischen den Buchstaben) einen Wert von bis zu 2,5% der Schriftgröße eingeben. Das wäre bei einer 12 Pt-Schrift ein Wert von 0,3. Größere Werte „fallen beim Lesen in Auge“, sind also unangenehm sichtbar.
  6. Der andere Fall, wenn Du eine Zeile weniger brauchst, setze vor die Zahl ein Minuszeichen. Allerdings fallen zusammengedrängte Buchstaben eher auf. Natürlich brauchst Du hier einen Absatz, der in der letzten Zeile möglichst wenig Buchstaben hat, aber so lang wie möglich ist.

Mit der Zeit wirst Du schnell einschätzen können, wo sich welche Manipulation wahrscheinlich lohnt und wo nicht.
Bist Du selbst der Autor des Textes, kannst Du auch versuchen, durch ein Wort mehr oder weniger die verwaisten Zeilen zu vermeiden. Allerdings sollten diese Arbeiten am Text die letzten sein. Dass Du Dich da von vorn nach hinten durch den Text durcharbeiten solltest, brauche ich wohl nicht weiter zu erwähnen.

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Ein Autor, der nur ein Manuskript abliefern muss, muss sich um verwaiste Zeilen nicht kümmern; da ist es wichtiger, das Normseitenformat einzuhalten.

Wenn man sein Buch dagegen selber gestaltet, ist es was anderes; da ist das ein Aspekt unter vielen, die zu beachten sind, damit am Ende etwas Schönes herauskommt.

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