Der für mich schlimmste Antagonist wäre einer, der scheinbar komplett grundlos und empathielos quält, ein entmenschtes Unwesen, wie der Entführer in dem Film „Spurlos verschwunden“ (NL 1988).
Du liegst falsch. Wenn selbst Al Pacino diesen „einfachen Schurken“ so darstellen konnte, was denkst du wohl, wie das Original sein muss? Al Pacino ist gut, aber bestenfalls ein Abziehbild. Und nein, das ist keine Bewunderung für den Teufel, ganz bestimmt nicht.
Die Tatsache, dass er anscheinend dauernd unterschätzt wird, macht einen Schurken umso gefährlicher. Da fällt mir einer ein: Keyser Söze / Roger „Verbal“ Kint
Und Figuren, die Gary Oldman spielte. Z. B. den korrupten Polizisten in „Léon, der Profi“
Karl Olsberg hat die eine oder andere „böse“ KI im Angebot. Kein Öl ins Feuer, aber ich las zuletzt, dass auch diese als Bösewicht erwähnt wurde.
Ich denke auch, ein neutraler Bösewicht wäre schlimmer als ein chaotischer Bösewicht oder gar ein „rechtschaffener“ Bösewicht
Anm. d. Red: „rechtschaffen“ ist leider schlecht übersetzt, weil „Lawfull“ eigentlich meint: „Jemand, der sich an (seine) Regeln hält“. So gesehen ist z. B. ein Mafiaboss Rechtschaffen - Böse, weil er zwar das Gesetz nicht achtet, wohl aber seine eigenen Regeln.
Beispiele:
Neutral / Böse: Teufel
Chaotisch / Böse: Joker
Rechtschaffen / Böse: Mafiaboss
Mit dem Wort „Bösewicht“ kann ich selber nicht so viel anfangen, weil
das Wort auf mich einengend wirkt. Dracula ist ja kein Wicht, da kommt eher Renfield als Befehlsempfänger in Betracht.
Schaut man sich die Verfilmung von Francis Ford Coppola an, wird eine andere Interpretation von Dracula, als bei Stoker, sichtbar. Der zeitliche Verlauf ändert also die Sicht auf das Böse.
Ähnliches gilt für den Teufel. Zwischen dem Lichtbringer, dem Typen der irgendwelche Verträge im Mittelalter abschloß und Al Pacino liegen doch einige Welten.
Wenn ich das Wort „Böse“ richtig ernst nehme, dann ist es die Grundlage des Bösen, nach außen „gut“ zu erscheinen und schlicht zu behaupten, dass es nicht exisitiert. Das Böse wird erst im Vergangenen sichtbar, weil es sich durch Täuschung perfekt verschleiert. Wenn man so will. wäre Ripley, erfunden von Patricia Highsmith der perfekte Böse_wicht. Wobei das Wort Wicht eben nicht passt.
Bei einem bösen Charakter fällt mir Stephen King „in einer kleinen Stadt“ ein, wo auch eine Interpretation des Teufels eine Rolle spielt, der gerade durch seine Geschenke das Böse in den Menschen hervorbringt.
Für mich hat Kevin Spacey ein paar geniale Typnen verkörpert, die man oberflächlich der Gattung Bösewichter zuordnen könnte.
In „house of cards“ , „die üblichen Verdächtigen“ oder „sieben“.
Wobei es jeweils absolut unterschiedliche Typen waren. Vom Politiker bis zum Serienmörder.
Richtig böse, was dann auch eine gewisse Form von Intelligenz vorraussetzt, ist für mich beispielsweise Livia Drusilla, die Ehefrau von Augustus. Da läuft mir schon ein Schauer über den Rücken, wenn ich
ein Pilzgericht esse.
Willkommen bei uns @Mianders . Deine Gedanken über „das Böse“ finde ich sehr interessant, wenngleich mir bei dem Wort „Bösewicht“ sofort ein kleiner grüner Kaktus in den Sinn kommt.
Eine interessante (wenngleich auch nicht mehr neue) Betrachtung über das Thema beschreibt Konrad Lorenz in seinem Buch „Das sogenannte Böse“ und ver-rückt damit einiges im Schubladendenken.
Dank für den Willkommensgruß @Gschichtldrucker!
Ja, das sehe ich auch so. . Beim Wort Bösewicht empfinde ich es auch als eine Reduzierung….auf etwas kleines Stacheliges. „Das sogenannte Böse“ von Lorenz müsste bei mir noch rumstehen. Zu meiner Schande habe ich es nur teilweise gelesen. Sollte ich nachholen. Aber zuerst werde ich mich in Arno Gruen „der Wahnsinn der Normalität“ vertiefen.
Der Teufel entwickelt sich jedoch nicht. Er ist fies und bleibt fies. Die Gelegenheit, bei denen er nicht fies ist, dienen der Verführung - also letztendlich doch eine fiese Masche.
Das ist richtig. Als Bösewicht in einem Buch taugt er also nicht wirklich. Daher ist natürlich auch Sauron, so sehr ich HdR liebe, nicht als „personaler“ Bösewicht geeignet. Er ähnelt eher einer Naturgewalt. Den Tornado oder die Tsunamiwelle kümmert es auch nicht, was mit wem passiert, die sind noch nicht mal „böse“, trotzdem können Sie eine Art „Antagonist“ sein. Ein Hindernis.
Wenn es also ein persönliches Gegenüber sein soll, das dem Helden ins Handwerk pfuscht, sind solche Mächte wohl wirklich ungeeignet.
Zumindest wäre man von seinem Handeln nicht sonderlich überrascht.
Das Spannende an Al Pacino in „Im Auftrag des Teufels“ ist, dass man zunächst nicht weiß, dass Luzifer persönlich einen Staranwalt kreiert.
Das mag ein wenig peinlich sein und es ist auch leider keine Papierperson… aber „Black Jack“ Randall aus der Serie „Outlander“ ist für mich so fies, dass ich die Szenen mit ihm teilweise überspringe, weil sie mich nachhaltig mitnehmen. Den armen Schauspieler Tobias Menzies (gerade ergoogelt) hat es mir völlig verdorben - er könnte den Weihnachtsmann mimen und ich würde ihm nicht ein wohlwollendes „Ho, ho, ho!“ abnehmen. Es spricht möglicherweise auch für seine schauspielerische Leistung oder was ich darin sehe: den ultimativen Oberfiesling.
Der Idealfall. Wenn uns das mit den Buchstaben auch gelingt, …
Ich habe mal versucht, ob ich in der Lage wäre, eine Person zu beschreiben, die wie Black Jack ist. Ich bin gescheitert - es war mir wirklich körperlich unangenehm. Mir ist völlig unklar, wie ich so einen Charakter erzeugen sollte, weil ich es förmlich nicht aushalte, mich in diese Betrachtung der Welt zu versetzen. Vermutlich bin ich eine krasse Weichflöte und muss damit einfach leben.
Macht nix.
Das ist eine ziemlich gute Frage und obwohl ich jetzt lange darüber gesessen bin, tu ich mir mit der Antwort schwer.
In den Werken von H.P. Lovecraft finde ich dieses Ungreifbare, das alles verschlingende Etwas gut gelungen. Aber das entspricht auch mehr der Idee der Naturgewalt als Bösewicht. Hier funktioniert es meiner Meinung nach auch besser, als in Star Wars. Das Imperium würde so viel Potential bieten, aber am Ende ist sein einziger Daseinszweck in der Geschichte nur, dass es abgrundtief böse ist. Und aus. Mehr ist da nicht. Das finde ich schade.
Irgendwo hab ich einmal gelesen, dass ein guter Bösewicht dann funktioniert, wenn man als Leser seine Ambitionen nachvollziehen kann, dass man sich in ihn hineinversetzen kann. Der Antagonist ist aus seiner Sicht, der Protagonist seiner Geschichte. Das versuche ich mir bei meinen „Bösewichten“ hinter die Ohren zu schreiben.
Und daher war es bei mir Jaime. Mann, wie hab ich diesen Mann gehasst. Abgrundtief. Und am Ende habe ich immer mehr mit ihm mitgelitten, hab verstehen können, warum und wieso er manche Sachen machte (auch wenn ich nichts davon gut fand). Leider, sorry @Yoro , war mir Cersei in der Hinsicht zu platt.
Aber ja, wen habe ich tatsächlich gehasst? Wo ich froh gewesen wäre, innerlich aufgejubelt hätt, wenn der Charakter das Zeitliche segnet?
Draco Malfoy
„Das Böse“ als solches gibt es sicher, aber ich beginne zunehmend mehr daran zu zweifeln, ob es den (absoluten und ewigen) Oberfiesling als solchen überhaupt gibt, in der Realität wie im Roman selbst.
Die Antagonisten in meiner Geschichte (und ihre Modelle aus der Realität) ändern sich in dessen Verlauf zumindest sehr. Da ist der Chef der Rockerbande, der gerne mal Schlüsselbeine zertrümmert, aber sich weigert, Kokain zu verticken. Seine sadistische Schwester, die meine Heldin vor den Nazis rettet, der SS-Offizier, dessen Asozialität auf seine Erlebnisse als Kind zurückzuführen ist, und vor allem der wirklich fiese Klassenlehrer der Kids, dessen Sohn bei einem Unfall starb.
Aber auch „die Guten“ haben ihre bösen Seiten: Der Bibliothekar, der die Kinder benutzt um an seinen Feinde ranzukommen, die Geliebte meiner Erzählerin, die sie mit ihrem Ex betrügt, der Held der keine Probleme hat, den gewalttätigen Vater seines besten Freundes foltern zu lassen…
Manchmal fürchte ich mich vor dem, was da noch alles in meinem Kopf herumwabert.
das finde ich jetzt interessant. Gerade Cersei fand ich nicht einfach nur böse um des Bösen willens, sie verfolgt vielmehr eiskalt ihre Interessen und plättet dabei völlig rücksichtslos und folgerichtig alles und jeden, der dabei im Weg steht. Dazu kommt noch ein überaus rachsüchtiges Wesen, eine Beleidigung kann gar nicht klein genug sein, dass man sie nicht grausamst rächen müsste. Schließlich ihre ungesunde Beziehung zu ihrem Zwillingsbruder, die nicht viel mit Liebe zu tun hatte, sondern vielmehr den Egoismus der beiden perfekt widerspiegelt, plus ihre Besessenheit von ihrem Sohn Geoffrey (auch ein prachtvolles Hassobjekt), eine weitere Form von völlig falsch verstandener Liebe.
Das alles ist schwer zu verstehen, folgt aber bestimmten Mustern, die man zwar erkennen, aber nur schwer nachvollziehen kann.
Cersei und Jaime würde ich als die Antagonisten der ganzen Geschichte betrachten, ohne die beiden würde der gesamte Plot nicht laufen und sie sind auch nicht beliebig austauschbar.
Ich gebe dir aber recht, Jaime hat mehr Facetten als Cersei und auch ein paar halbwegs sympathische Eigenschaften, trotzdem würde ich seine Schwester nicht als platt bezeichnen.
Oh mein Gott, Joffrey hatte ich ja schon fast vergessen Nach den ganzen emotionalen Magenhieben war sein Tod eine richtige Wohltat. Noch irgendwas, was den Leser leiden gelassen hätte, hätte ich kaum mehr durchgestanden. Das war bei mir schon ein wenig ein Balanceakt.
Aber es ist eh gut, wenn jeder Geschichten oder Charaktere anders wahrnimmt. So kann man wenigstens drüber reden und sich auch mal in die Haare kriegen
Na ja, ich bin ja mal gespannt, wer in 20 Jahren rückblickend als Oberfiesling betrachtet wird. Und heute noch als als Guter durch die Gegend läuft. Das Mysterium des Bösen, ist ja, dass es vorgibt, nicht zu existieren. Mit der richtigen Tarnkappe ist es dann so gut wie unsichtbar. Und sogar möglicherweise nach außen eine strahlende Erscheinung.
Hat etwas von einer ansteckenden Krankheit, einem nur schwer zu erkennenden Virus. Die Oberfieslinge
bei der Hexenverbrennung waren ja überzeugt, für das Gute, zu kämpfen. Da reichte als Initialzündung
schon so ein Machwerk wie der Hexenhammer aus. Nicht auszuschließen, dass dieser Mechanismus
heute noch genauso vorhanden ist. Ich bin mir sogar ganz sicher. Nur eben in einer anderen Form.
Das eigentlich Böse bei der Hexenverbrennung war neben den grausamen Foltermethoden und
den Hinrichtungen doch auch, dass man an das Vermögen der Betroffenen ran wollte. Das ist
in meinen Augen dann schon mehr als diabolisch und irgendwie auch ein Mosaikstück aus dem Zusammenwirken von Psychopathie, Hysterie und einfacher Gier. Ich sehe im Bösen eher eine kollektive Kraft, wo der Oberfiesling nur „eine“ Rolle im gesamten Stück spielt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Vom Zeitgeist und seinem moralischen Gepäck, was öfters die Gleise wechselt, mal ganz zu schweigen.
Schlimmer noch als Cersei fand ich ihren Sohn Geoffrey.
Besonders abstoßend fand ich seine Freude/ Lust daran, andere seelisch und körperlich zu quälen. Und er war ein Feigling, „wie er im Buche steht“. Auch dass war überaus widerwärtig. Ich war geradezu erleichtert, als er endlich starb und sehr einverstanden, dass er es auf elendige Weise tat.
Ein besonders boshafter Charakter ist für mich jemand, der kein Mitgefühl/Scham empfindet, der Lust/Freude am Leid anderer hat, der seine Niedertracht genau plant und sich absolut im Klaren ist, was er da tut. Gewalt gegen Schwächere (Tiere, Kinder), sich selbst und seine eigenen Ziele und Wünsche über alles Andere zu stellen, der sich nimmt, was er will und sich nicht um die Folgen kehrt, der Angst und Schrecken verbreitet…
Ist der Koyote eigentlich böse, weil er permanent versucht den Roadrunner („Meep. Meeep.“) zu sprengen, erschießen, erschlagen…?