"Du willst wirklich nicht mit? Wegen dem Laden? " Der Satz ist grammatikalisch falsch. Papyrus meckert das auch an.
„Du willst wirklich nicht mit? Wegen des Ladens?“ So wäre es richtig. Aber so redet nun mal kaum noch jemand.
Wie schreibt man es am besten im Roman. So wie es wirklich gesprochen wird, oder so, wie es die wunderbare deutsche Grammatik gerne hätte?
Wie macht ihr das?
Haha, sry, aber es kommt wohl aufs Umfeld an. „Wegen dem“ würde niemand sagen, den ich näher kenne.
„Ey, kommste echt nich? Wegen Laden oder was allda?“ Geht natürlich auch.
Am Ende musst du authentisch im Bezug auf deine handelnden Figuren bleiben. Wörtliche Rede folgt deren Sozialisation.
Ich würde nicht die Dialoge „echter Menschen“ kopieren. Dialoge geschrieben, klingen ohnehin nie so, wie die Realität gesprochen. Das wäre nämlich häufig ziemlich langweilig, sind unsere Gespräche voller unvollständiger Sätze und Vielzahl von Kalibrierinformationen.
Dialoge in Texten sind oft angereichert mit Konflikten oder Spannungen.
Ich z.b versuche „Würde Hilfsverb Konstruktionen“ zu vermeiden und mehr auf Konjunktiv 2 setzen. Kaum einer redet so, aber es liest sich gut. (Wer möchte in jedem dritten Satz „würde“ lesen wollen?) Auch Einfärbungen (wie die anderen es angedeutet haben) nutze ich gerne, dass heißt, man bekommt einen Eindruck wer mit einem redet, anhand der Worte die er nutzt.
Ich finde, man sollte die Dialoge schon der Realität anpassen. Natürlich sollte man dabei nicht übertreiben, zum Beispiel mit Dialekten, wenn es dann nachher kein Mensch mehr versteht.
Der goldene Mittelweg ist wieder gefragt. Grammatikalisch alles korrekt wiederzugeben, kann unglaubwürdig wirken.
Ganz einfach so, wie es der Charakter glaubwürdig sagt. Sein Bildungsstand, seine Sozialisierung, sein gesamter Idiolekt.
Da dürfen auch Schimpfwörter und Tabubegriffe fallen. Der Genitiv ist da nur ein kleines Problem. Wenn Du mir eine Figur verkaufen willst, belüg mich so, dass ich nicht merke, dass sie nicht echt ist.
Lass doch mal Leo (Rassist und Frauenhasser) herausfinden, dass seine Schwester jetzt mit Ben (schwarzer Amerikaner) ausgeht und schreibe einen Streit zwischen den beiden.
Grammatik & Wortwahl sind dann das geringste Problem. Die eigene Hemmschwelle ist es da eher.
Ich finde, die glaubwürdigste Variante ist:
„Gedenkt Ihr Euch denn wahrlich nicht anzuschließen? Ist es etwa jenes Gemäuers wegen, Laden wohl genannt, dass Ihr zurückbleibet?“
Ich hatte die Frage oben als erster ernsthaft beantwortet, nämlich auf das Beachten der Sozialisation der sprechenden Figur hingewiesen. Nachdem das Thema jetzt meiner Meinung nach von vielen Kommentatoren hinreichen korrekt beantwortet war, erlaubte ich mir einen Scherz, der auch als solcher durchaus zu erkennen war, denke ich. Eine Gemeinheit war nicht beabsichtigt und ich kann ehrlich gesagt auch keine erkennen.
Ich komme mir nicht vera… vor. Im Gegenteil. Ich finde seine Ausführung gut, weil er mit einer völlig übertriebenen Formulierung mir klar gemacht hat, dass ich den Leser weder bilden, noch belehren will, sondern einfach und klar so schreibe, wie den „normalen“ Leuten der Mund gewachsen ist.
Willst du lebendig schreiben, lass den Genitiv ganz weg oder fast ganz. Zur Übung kannst du in einem aktuellen Text einmal alle Genitive durch andere passende Formulierungen ersetzen. Schau dir den Text in ein paar Wochen wieder an und du wirst gar nichts vermissen. Die meisten Leser interessiert nicht, ob du den Genitiv ordentlich beherrschst, sondern ob du eine spannende Geschichte packend erzählen kannst.
Ich selbst meide den Genitiv wie der Teufel das Weihwasser, denn er zeigt einem nur an, dass man es gerne verklausuliert und umständlich mag. Niemals war der Genitiv so verbreitet wie heute. Stefans Auto oder Ulrikes Urlaub, ja, da lasse ich ihn gelten aber sonst? Ich meide ihn wie die Pest und im Dialog gleich dreimal.
In wörtlicher Rede so, wie die Figur sich halt normalerweise ausdrückt.
Wenn du es sagst …
Ich meine, wenn ein Erzähltext den Genitiv in einer Tour ignoriert, zeigt es in erster Linie, dass der Autor sich damit nicht so richtig auskennt.
Ist ja möglicherweise mal wieder Geschmackssache, aber bei Formulierungen wie ‚Der Regenschirm von dem Mann‘ sträubt sich bei mir alles. Wieso ist das richtige ‚Der Regenschirm des Mannes‘ verklausuliert oder umständlich?
Weil es tausendundeinen Weg gibt, es interessanter zu formulieren.
Der Mann trug den pinken Regenschirm seiner Tochter, ohne daran zu denken, wie er auf andere wirkte.
Der Mann rannte über den Platz. Sein Regenschirm war längst nach hinten geklappt, doch er merkte es gar nicht.
Wenn du Bezüge herstellen musst, ist das umständlich. Man kann so gut wie jeden Genitiv ersetzen, ohne dass er einem fehlt. Zu viele Bezüge innerhalb von einem Text (eines Textes) machen den Text sperrig und umständlich.