Ich bin nicht trainiert genug, darin eine Benachteiligung zu entdecken, also sag ich einfach nachträglich nochmal “Danke!!”.
Wieso »widersprechen«? Genau das war doch Aussage meine Postings!
Und mit dem Ursprung meinte ich nicht die persönliche Motivation, sondern den historischen Ursprung. Und dass dieser aus einer Zeit stammt, in der man Frauen tatsächlich nicht viel zugetraut hat, darüber brauchen wir glaube ich nicht zu diskutieren – was wiederum aber auch nicht zwangsläufig heißt, dass Galanterie ursächlich in dieser Sichtweise begründet ist. Ich denke schon, dass da ein Zusammenhang besteht, aber das ist eben nur meine Meinung. Spielt für die heutige Zeit auch nur eine untergeordnete Rolle, denn dass Handlungen im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel erfahren, ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches.
Die Maskulin-Singular-Form kann bei vielen Substantiven generisch (i.S.v. geschlechtsneutral) verwendet werden. Das Problem ist, dass die Interpretation vom Kontext abhängt und dieser oft nicht eindeutig ist. Oder nicht berücksichtigt wird. Sodass eine weiblich gemeinte Person als männlich missverstanden wird.
Genau Letzteres scheint bei deinem Kommentar der Fall zu sein, denn im Kontext der Geschichte ist “der Chirurg” ja gerade generisch gemeint: Wenn der Vater tot ist, muss der Chirurg (mit großer Wahrscheinlichkeit) die Mutter sein. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Das kann ich toppen. Das bisher Irrwitzigste, was ich gelesen habe, war ein Spiegel-Artikel, in dem zur Beweisführung, dass Frauen im Alter benachteiligt sind, folgende verwegene These herangezogen wurde:
[INDENT]*Aber sie sind in den letzten Lebensjahren häufiger arm, häufiger krank und leben häufiger allein, auch weil männliche Partner früher sterben.
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/altersforschung-aeltere-maenner-haben-es-besser-als-aeltere-frauen-a-b8d89aed-45ca-43d8-96f8-c262768b574f **[/INDENT]
Die bösen Männer sterben also mit Absicht früher, nur um Frauen zu benachteiligen.
Muss irgendwas mit meinem Bio-Studium zu tun haben - ich sehe Galanterie wenn schon nicht aus innewohnender Höflichkeit, dann eher evolutionsbiologisch begründet.
Man will die Dame nicht im Stillen herabwürdigen (auch früher nicht), sondern beeindrucken.
Mir ist übrigens auch schon von einer Frau in den Mantel geholfen worden, gut möglich (ich müsste mal nachfragen) sogar aus diesem von mir oben vermuteten Grunde, und wenn das der Grund war, dann war es erfolgreich (ich habe sie geheiratet ).
Leider ist das genau das, was ich in vielen Beiträgen, die gegen Gendern sind, vermisse. Mehr “Nachdenklich und Respekt” für die “andere Seite”, dafür weniger Emotionen, damit wäre der Diskussion tatsächlich sehr, sehr geholfen!
Außerdem ist der Grad zwischen humorvollem Überspitzen und etwas ins Lächerliche ziehen, ein sehr schmaler. Besonders in der geschriebenen Sprache geht das gerne nach hinten los.
Das verkehrt tatsächlich die Realität (und natürlich auch, was ich schrieb).
Beiträge “gegen das Gendern” sind tatsächlich im Regelfalle - hier insbesondere, wo Ulli darüber wacht, dass keiner zu unsachlich wird - für die Beibehaltung des status quo und dafür, eine sprechbare Sprache (absichtlich doppelt gemoppelt) zu erhalten, und nicht verletzend.
Schon gar nicht ist davon auszugehen, dass Beiträge gegen das Gendern etwa auf irgendeine Weise emotional sexistisch eingestellt wären, antifeminin oder frauenverachtend. (Zumal viele der Gender-Kritiker hier weiblich sind wie ich.)
Die akademisch “von oben verordnete” Genderei ist doch, was erst einmal pur aus Emotionen geboren ist und letztlich an allen Ecken und Enden Belege vermissen lässt, dass eine gegenderte Kunstsprache in irgendeiner Weise dadurch gerechtfertigt wäre, dass sie einer Benachteiligung des weiblichen Geschlechts entgegenwirken würde.
Es wird nicht gesagt “lasst uns mal darüber nachdenken”, sondern im Wesentlichen wird behauptet und das auch noch als unverrückbar “richtig” hingestellt - wenn das keine emotionale Herangehensweise mit Mangel an Respekt vor der anderen Seite - oder auch nur einer Wissenschaftlichkeit - ist …
Wir sollten allerdings nun, wenn wir überhaupt weiterreden wollten, diese “Humor-beleidigt-mich” Meta-Ebene wieder verlassen und eben zu unemotionaler, faktenbasierter Sachlichkeit zurückkehren. Auf entspannterer Ebene.
Dass eine Gender-Kritik, auch wenn sie humorvoll vorgetragen wird, weder verletzend noch gar frauenverachtend wäre, ja dass im Gegenteil die Behauptung dafür nicht sehr höflich ist, sollte ausreichend dargelegt sein.
Das mit dem Türe aufhalten kommt wohl aus einer Zeit, in der Damen Reifröcke trugen und beim besten Willen nicht in der Lage waren, Türen zu öffnen. Hätte, wenn das so stimmt, also mit heute herzlich wenig zu tun.
Für mich ist das mit dem Türe aufhalten, Tasche tragen, Mantel hineinhelfen usw. sehr ähnlich wie mit dem Gebrauch von Sprache. Nicht die Handlung, nicht die Wortwahl allein ist es was ich ausdrücke, es ist die Haltung aus der heraus ich handle oder spreche. Diese kleinen Gefälligkeiten können sehr wohl, und im meinem Falle sind sie das, ein Ausdruck von Aufmerksamkeit und Respekt sein. Damit dieses zu erkennen ist, braucht es gerade bei der Sprache, mehr als die bloßen Worte. Körperhaltung, Blickkontakt, Mimik, Tonfall, Betonung und was nicht noch alles.
Jeder, der schon versucht hat, eine Meinungsverschiedenheit schriftlich, womöglich noch per Kurznachricht, zu bereinigen, wird schon sehr enttäuschende Erfahrungen gemacht haben. (Der Thread hier ist m.E. ein hervorragendes Beispiel dafür) Soviel zur „eindeutigen“ Macht von geschriebenen Worten. Und ist die Kränkung erst einmal geschehen, ja dann…
Irgendwer schrieb, es ginge wohl um Sichtbarkeit beim Thema Gendern. Ich wage zu behaupten, es geht vor allem um das Gesehen und Wahrgenommen werden. Ein sehr nachvollziehbarer und wichtiger Wunsch aus meiner Sicht. Ob das über Gendern gelingt, bezweifle ich sehr.
Gerechtigkeit und Gleichheit als Ziel von Gendern. Über Gerechtigkeit wie gleicher Lohn für gleiche Arbeit etc. wurde schon geschrieben und ich glaube da gibt es große Übereinstimmung. Gleichheit finde ich da viel schwieriger. Ich bin gottfroh, das Frauen und Männer nicht gleich sind. Wie wäre das langweilig auf dieser Welt. Spannung entsteht durch Polarität. Sie ist Teil der Lebensenergie, meiner Lebensenergie.
Und: Wer sich aus Prinzip die Türe nicht aufhalten lassen will, bringt sich halt möglicherweise auch um eine kleine wertschätzende Aufmerksamkeit. Eigentlich schade, oder?
Waren Emotionen der Grund? Wo kann ich das nachlesen?
Was wäre denn sonst eine Erklärung fürs Gendern?
Es bleiben nur Emotionen aus dem Bauch heraus als Grund für ein “Machen wir einfach mal, weil es *gut *und *richtig *ist”.
Gendern ist “en vogue” und passt in einen gewissen Zeitgeist.
Es gab weder eine wissenschaftlich fundierte noch gar eine demokratische Legitimation. Demokratie wird bei Zeitgeist-“Innovationen” immer nur dann bemüht, wenn’s in den Kram passt.
Es spricht Bände, dass kein Gendern-Befürworter mal eine Abstimmung fordert - weil jeder weiß, wie das ausginge.
https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/was-gendern-bringt-und-was-nicht/
Mal ein Link, zu einem Artikel von Quarks, den ich allgemein angenehm unaufgeregt finde, der auf Pros (inkl. nicht emotionaler Studien) und Contras eingeht. Vor allem die Ergebnisse der Experimente mit den Schulkindern finde ich spannend, (<- das klingt ja mal sowas von falsch!) und auch ein bisschen verstörend.
Ansonsten „mach ich mal den Neri“ und höre auch wieder auf meine innere Stimme,…
@Asches - ein hübscher Artikel, danke für einen unaufgeregten Beitrag.
Wobei leider dennoch auch nicht alle Referenzen und Studien erkenntnistheoretischen Ansprüchen genügen. In manchen der vom Quarks-Artikel zitierten Studien wurde vorn hineingesteckt, was hinten herauskommen sollte. Das ist leider die Crux der pseudowissenschaftlichen Gender-Befürworter, die erkenntnistheoretisch ausgebildeten Wissenschaftlern immer wieder aufstößt (in der einen Studie bspw. die Auswahl der Testsätze, ebenso, dass 20 Vorleser genommen wurden anstatt einer Computerstimme, etc. pp.).
Derlei Unsauberkeiten sind ärgerlich und schaden “der Sache” mehr, als dass echte Ergebnisse Interesse wecken könnten, leider im Sinne Deines Footers von Marie von Ebner-Eschenbach.
Wichtiger aber ist: Der Quarks-Artikel zielt im Kern auf eine echte (!) Gleichbehandlung von Frauen und Männern ab. Kaum auf “Gendersprech”.
Etwas, das ich voll und ganz unterstütze, und wo ich denke und hoffe, dass wir uns hier alle einig sind!
Überall, wo wir weiblichen Wesen sprachlich “untergehen” könnten, sollten wir auch per Bezeichnungs-Doppelung genannt sein. Eben als “Geschäftsführer und Geschäftsführerin”, wie im Quarks-Artikel-Beispiel.
Das ist ebenso gerechte, präzise und auch angenehm lesbare wie auch sprechbare Sprache. Win-Win.
Und diese echte gleichbehandelnde Sprachgerechtigkeit hat nix mit Sternchen oder Doppelpunkten zu tun, die in die Unlesbarkeit führen, das spielt im Artikel ja am Rande eine Rolle, und das auch noch bei den Negativpunkten.
Interessanterweise geht die Diskussion im englischen Sprachraum in die entgegengesetzte Richtung. Dort werden geschlechtsbezogene Berufsbezeichnungen wie z. B. actress als geschlechtsbetonend, abwertend und sexistisch gewertet und sollen bei beiden Geschlechtern durch die einheitliche Bezeichnung actor ersetzt werden. Auch bei uns wurde jahrelang propagiert, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, nun aber folgt die Kehrtwende. Man könnte nun argumentieren, dass wir mit dem generischen Maskulinum im Deutschen schon den Zustand hatten, den man jetzt im Englischen anzustreben versucht. Wieder so ein Punkt, der mich glauben lässt, dass es hier um Veränderung der Veränderung Willen geht. The grass is always greener on the other side. Das generische Maskulinum umfasst alle Personen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion, etc. (das gilt übrigens auch für das im Deutschen ebenfalls existierende generische Femininum (Personen, Fachkräfte), das in der ganzen Diskussion merkwürdigerweise keine Rolle spielt, jedenfalls habe ich noch nichts von Personen:ern gelesen).
Warum wird nun ausgerechnet das Merkmal Geschlecht herausgegriffen und überbetont? Müssen wir morgen Lehrer:†innen schreiben, weil wir christliches farbiges Lehrpersonal sichtbarer machen wollen? Wo endet das Ganze?
@Vanessa: Du schreibst sinngemäß, dass du mit deiner Wortwahl und dem Gendern vermeiden möchtest, jemanden zu verletzen. Das ist deine Meinung, die sei dir auch unbenommen und ein hehres Anliegen. Das setzt aber eine gewisse Uniformität der Menschen voraus, nämlich dass alle Menschen sich von den gleichen Dingen beleidigt fühlen. Das ist nicht der Fall. Die einen werden es toll finden, den meisten wird es egal sein, andere werden es negativ sehen. @Zauberfrau hat es in einem anderen Beitrag angesprochen, dass sie Mathematiker ist und nicht als Mathematikerin bezeichnet werden will. Wie willst du ihren Wunsch sprachlich respektieren? Was ist mit dem Gendersternchen in Texten und den Schwierigkeiten, die sich für Sehbehinderte ergeben? Nimm diese Kunstpause, den unsäglichen Glottisschlag: Wenn ich ein Stotterer wäre, würde ich das als Lustigmachen empfinden. Was ist mit deren Empfindungen? Oder gilt da „Das Wohl der vielen wiegt schwerer als das Wohl von einzelnen“?
In einem anderen Zusammenhang habe ich schon mal geschrieben, dass du als Sender einer Information nie bestimmen kannst, wie deine Botschaft ankommt. Der vermeintlich harmlose Satz „Ich hab mir Rosen für den Garten gekauft“ kann für jemanden, der in seiner Kindheit ein traumatisches Erlebnis mit Rosen hatte, sehr verletzend sein und dich als rücksichtslose Person erscheinen lassen. Mit dem Anspruch niemanden verletzen zu wollen anzutreten, würde in letzter Konsequenz bedeuten, gar nicht mehr zu kommunizieren.
Das Gendern hat m. M. n. durch die Art der Einführung und die moralische Abwertung Andersdenkender zu diesem Thema der Sache der Gleichberechtigung und Inklusion einen Bärendienst erwiesen. Durch die Vehemenz und Penetranz der Einführung lehnen mittlerweile 70-75% das Gendern ab und weil bei vielen Gendern und Identitätspolitik vermischt wird, ist auch die Ablehnung für die eigentlichen Anliegen wie bspw. Aufwertung Carearbeit, Abbau Homophobie, Rassismusbekämpfung, um nur einige zu nennen, gestiegen.
All dies und die bereits genannten Gründe folgenlose Symbolpolitik, Ästhetik, Effizienz, Einführung von oben herab, etc. bringen mich zu dem Schluss, Gendern abzulehnen.
Da du dich an der weiteren Diskussion nicht mehr beteiligen willst, möchte ich dir auf jeden Fall für deinen Ursprungsbeitrag danken, der diese m. E. sehr fruchtbare und beleidigungsfreie Diskussion ausgelöst hat, auch wenn wir am Ende nicht alle übereinstimmen.
Let’s agree to disagree.
Was ebenfalls als sehr verletzend wahrgenommen werden kann…
… und das (“gar nicht mehr zu kommunizieren”) geht auch nicht lt. Watzlawik.
Irgendwie muss man sich äußern und am besten so, dass es jeder versteht.
Einsame Insel. Auf jedes Boot schießen, das sich nähern will. Das wäre dann das Optimum an Rücksichtnahme!
Oder eingraben. Es gibt diverse Tierarten, die das praktizieren und auch das ist dann wiederum Kommunikation. Aber nicht so brutal wie bei @AndreasE
Ja, damit kann ich sehr gut leben. Soll es jeder so machen wie er/sie vertreten kann.
Um nichts anderes ging es mir und, wenn ich die anderen pro-gendern-Beiträge richtig verstanden habe, auch diesen.
Spannend. Hast du Quellen dazu, wo ich das vertiefen kann?
Insgesamt ziehe ich für mich das Fazit: Inhaltlich sind die Unterschiede hier gar nicht so groß. Nur eine praktikable Form der in der Sprache sichtbaren Gleichberechtigung ist noch nicht gefunden.
Das funktioniert auch anders herum. Als ich vor ein paar Wochen einem Kollegen, der vollbepackt die Treppe hoch musste, meine Hilfe anbot, bekam ich nur ein entrüstetes “Nein, das kann ich allein!” als Antwort. Ich durfte ihm erst ein Stockwerk höher die Tür öffnen, weil er das dann ohne Hände doch nicht hinbekam.
Diese Erfahrung deckt sich interessanterweise mit der Aussage von Gail Carriger in* The Heroine’s Journey, *dass in der typischen Heldenreise das Bitten um Hilfe als Schwäche betrachtet wird. Womit wir wieder bei unserer Verantwortung als Autoren sind (Hobby und professionell). Die Botschaften, die wir zwischen den Zeilen senden, dürfen nicht unterschätzt werden.
Gestern habe ich im Perry Rhodan Heft 3130 einen schönen Satz gelesen, der in vielen Zusammenhängen passt und, so denke ich, auch hier:
„Man muss sich ja nicht unbedingt einig sein, um Vernunft walten zu lassen.“