Gendern, um jeden Preis

Das ist gelinde ausgedrückt.

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… oder wir sind alle Forumsende.

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Große Freude für IPhone- oder IPad-Besitzer: Mit dem Update auf iOS 15 hält dort auch das Gendern Einzug und kann auch nicht abgeschaltet werden (außer man wählt eine andere Systemsprache). Auch Siri soll künftig ihre Nutzer mit Genderhicksern begeistern.
https://www.tag24.de/technik/apple/iphones-gendern-jetzt-aendern-kann-man-das-nicht-https-www-stuttgarter-nachrichten-de-inhalt-ios-15-gendern-ausscha-2135604
Die Methoden, dieses Murksdeutsch durchzusetzen, orientieren sich immer mehr an der bewährten Vorgehensweise “Friss oder stirb!”.

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Nein, ich bin eine Forumianerin :smiley:

Übel, übel …

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Ebenfalls übel. Ich verzichte aufs Update.

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Die werden eine andere Möglichkeit finden!
Bisher sieht es auf Linux noch nicht so aus, als ob bald gegendert werden muss. Ich hoffe, dass sich der gesunde Menschenverstand durchsetzt, und stattdessen eine wahre Gleichberechtigung aller Geschlechter durchsetzt, auch für die, die sich irgendwo zwischen Mann und Frau oder ganz anders einordnen! Das würde bei vielen aber ein Umdenken erfordern: Taten statt Floskeln! Siehe auch:

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Und auf alle künftigen auch?

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, weshalb gendern hier so ein Thema ist. Es ist durch Studien bewiesen, dass Sprache das Denken verändert. Gendersensible Sprache ist doch also per se nichts Schlechtes, sondern etwas Gutes. Die aktive Nutzung von Gendersprache soll Gleichberechtigung in der Gesellschaft hörbar machen. Sie ermöglicht es uns, Minderheiten respektvoll anzusprechen. Was ist daran schlimm?
Es ist relativ neu, ja. Daher kommt es natürlich auch zu Fehlern und kuriosen Wortbildungen, die sich erst mal fremd anhören, aber ich finde das Jäger:innenschnitzel z.B. sehr charmant, denn es zeigt, dass sich der/die Wirt:in Gedanken macht und sich nicht vor dem Wandel der Zeit verschließt, sondern offen gegenüber Neuem ist und dass in diesem Restaurant jeder Willkommen ist, ob männlich, weiblich oder divers.
Man kann natürlich immer schimpfen über Dinge, die sich verändern. Doch wenn etwas an der Zeit ist, sich zu wandeln, dann kann man das nicht aufhalten und in diesem Fall finde ich das gut so. Ich versuche zu gendern, aber es ist noch nicht ganz in meinem Kopf angekommen, wodurch ich es immer wieder mal vergesse oder eben auch Fehler mache.
Das Nervigste für mich an der ganzen Debatte um gendersensible Sprache ist, dass sich viele Menschen immer darüber aufregen und es als unnütz abwerten. Das Sprachgefühl wird sich sicherlich mit der Zeit verändern und Gendersprache wird ganz normal werden und ich wüsste nicht, wem das schaden soll? Also für mich kein Grund, das immer mieszumachen.

Genau das soll gendern anregen. Wieso glaubt man, dass sich alles von selbst fügen wird? Das hat es in der Vergangenheit auch nicht. Wenn ich sehe, dass mitten in Europa gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht anerkannt werden, dass Frauen in ihrem Recht beschnitten werden, über ihren eigenen Körper zu bestimmen und gezwungen werden, ein Kind auszutragen, das sie nicht möchten, dann bin ich froh, dass in Deutschland gendern Einzug hält und dass damit vor- und nicht zurückgegangen wird. Ein weiterer Schritt zur Gleichberechtigung.

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Da es ja nun noch einmal zitiert worden ist:

Wir hatten in der Schule (1980er Jahre) eine Lehrerin, ich nenne sie mal Frau Müller (das ist natürlich nicht ihr echter Name), die konnte sich nicht im Geringsten durchsetzen. Wir Schüler sind ihr nach Belieben auf der Nase herumgetanzt. Und es war üblich, von ihr als »das Müller« zu sprechen: Das Müller ist im Anmarsch, es scheint heute wieder mal schlecht gelaunt zu sein.

Das hatte nichts mit der Frage männlich/weiblich zu tun. Sie war also nicht etwa eine Frau mit besonders maskulinem Auftreten o.ä.
Das war schlicht und einfach eine Beleidigung, eine Herabsetzung: Dieses komische Ding da, dem wir jeglichen Anspruch, eine Autoritätsperson zu sein, abgesprochen haben.

Vielleicht ist das aufgrund dieses Erlebnisses eine ganz persönliche Ansicht, dass ich das Neutrum für Personen strikt ablehne? Für mich kann es kaum etwas Verächtlicheres geben, als Menschen so anzusprechen. Möglicherweise stehe ich damit allein da.

Andererseits: Wie nennen wir das Neutrum auf Deutsch? Sächlich. Wir reden also von einer Sache. Auf jeden Fall von etwas, was man nicht so ernst nehmen muss, wie einen »echten« Menschen. Und ja, in der Tatsache, dass wir »das Fräulein, das Kind, das Tier« sagen, spiegelt sich m.E. durchaus noch diese Haltung; auch wenn wir heutzutage (jedenfalls häufig) eine andere Sicht auf Kinder und Tiere haben – das Fräulein als ernsthafte Anrede ist ja glücklicherweise schon fast vollständig aus der Sprache verschwunden (wird aber bezeichnenderweise gern wieder hervorgeholt, um herablassend über die jeweilige Dame zu sprechen).

Ja, ich selbst tue mich schwer mit dem gendern. Und kann mir auch den Hinweis nicht verkneifen, dass Studien nie etwas beweisen, sondern nur mögliche Erklärungsmodelle liefern (Beweise im eigentlichen Sinne gibt es nur in der Mathematik).

Aber ich schreibe hundertmal lieber von Schüler:innen, als dass ich auf Menschen das Neutrum anwende. Das ist etwas, was ich definitiv nie tun werde.

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Und genau das bezweifle ich, nicht dass es das soll, sondern dass es funktioniert. Das ist für mich das Pferd von hinten aufgezäumt. Es geht doch um Einstellungen und Haltungen. Und die werden durch diktierte Sprache nicht verändert. Das erzeugt vor allem kontraproduktiven Widerstand.
Auch sehe ich darin ein weiteres Mal den Versuch, durch eine Änderung im Aussen (geht ja vergleichsweise einfach) ein tiefer sitzendes, von sehr vielen Faktoren abhängiges komplexes Problem zu lösen. Der Mensch lernt sehr sehr viel über Vorbild und Nachahmung. Vorbild und nachahmenswürdig zu sein ist aber ungleich mühsamer und langwieriger, als sich über Sprachreglungen zu ereifern.

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Tust Du nicht :slight_smile:

Da macht es aber nicht allein! Wenn Chefetagen und Machos das Gendern nur dazu benutzen, die eigenen Interessen durchzusetzen und sich damit ein Alibi verschaffen, geht das am Sinn meilenweit vorbei. Jene denken nicht im Entferntesten daran, die Achtung der Frau als gleichberechtigter Mensch voranzutreiben. Macht und Geld sind hier die Triebfedern! Türkisch und Bulgarisch sollen sprachlich keine verschiedenen Geschlechter haben. Ist dort etwa die Gleichberechtigung besonders weit vorangeschritten?
Im Übrigen ist mit Verordnungen zum Sprachgebrauch nicht viel zu erreichen.

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Sicher kann Sprache das systemische Problem nicht lösen,
aber das heißt doch nicht, dass sich dadurch nicht die Selbstwahrnehmung junger Frauen positiv verändern kann.
Und wenn es nur anstachelt mehr zu wollen, als den “(Chefetagen) Matchos” gefallen würde und dafür einzustehen.
Das wär doch was…

Ich persönlich kann in den meisten Kontexten auf das * verzichten, aber ich will, dass meine Tochter mehr von Ärztinnen hört, von Pilotinnen, Astronautinnen, Ingenieurinnen… idealerweise bis man bei Nennung der eigentlich ja neutral / inkludierend gemeinten Berufsbezeichnung ebenso selbstverständlich eine Frau vor Augen haben kann, wie einen Mann.

Das Gleiche gilt übrigens auch anders herum: Kindergärtner? Kosmetiker? Vielleicht muss das Gros der Leute irgendwann nicht mehr drüber schmunzeln, wenn Männer angeblich “typisch weibliche” Berufe wählen und kann aufhören deshalb deren Männlichkeit in Frage zu stellen.

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Ein Argument gegen das Gendern ist, dass es wohl einen eklatanten Unterschied zwischen einem Mathematiker und einer Mathematikerin geben muss, wenn das unbedingt zu erwähnen ist. Das finde ich persönlich sehr bedenklich.
Warum muss ich mich Mathematikerin nennen? Bin ich nicht genauso fähig wie ein Mathematiker? Oder ist das wichtig, dass ich in diesem Beruf eine Frau bin?
Ich persönlich fühle mich bei Mathematiker genauso angesprochen. Ich bin meiner Menung nach genauso leistungsstark wie ein männlicher Vertreter meines Berufes.

Es wird immer betont, dass es wichtig wäre, die Frauen zu erwähnen. Aber ich fürchte, viele sehen die Gefahr nicht, was für Konsequenzen das für die Zukunft haben könnte. Wenn sich das wirklich festsetzen sollte in den Köpfen, ist es nur ein kleiner Schritt zwischen Mathematikern und Mathematikerinnen (ich meine jetzt tatsächlich nur die weiblichen) zu unterscheiden. Und das kann nicht Sinn der Sache sein.

Vielmehr fände ich es wichtig, einen Lohnsatz zu definieren, der für JEDEN Mathematiker (und damit meine ich Männlein UND Weiblein) gilt. Wir haben immer noch das Gender-GAP und das nicht zu knapp. Darum kann ich jeden Tag kämpfen (und kann mich oft nicht einmal mit meinen Kollegen austauschen, weil ein Austausch über das Gehalt oft in Firmen verboten ist - und ich das grundlegend nicht mache, um nicht anzuecken). Aber ich kann sehen, dass Frauen im gleichen Beruf und gleicher Leistung statistisch weniger verdienen als Männer. Sobald die weibliche Form für den Beruf fest fixiert ist, wird das noch krasser werden, fürchte ich.

Soooo super, wie diese Genderei immer hochgelobt wird, ist das nicht… Vielmehr ist es Augenwischerei.
Meinetwegen kann alles so bleiben, wenn Frauen für ihre Arbeit genauso bezahlt werden wie Männer. Übrigens habe ich von jemandem aus den neuen Bundesländern erfahren, dass das dort schon lange verankert ist. Nach dessen Aussage ist der Gender-GAP in der ehemaligen DDR viel kleiner als in der ehemaligen BRD (auch heute noch). Und das finde ich sehr interessant. Vor allem frage ich mich, warum das so ist. Da würden mich mal Studien interessieren.

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Irgendwo muss man/frau aber doch anfangen!
Normalerweise muss ich meine Gleichberechtigung nicht betonen, um mich als gleichwertiger Mensch zu fühlen; ich habe den Namen meines Mannes angenommen, einfach weil der schöner ist als mein "Mädchen"name und bin auch kein Alice-Schwarzer-Groupie. Aber folgendes Beispiel hat mich doch zum Nachdenken gebracht:

  1. Ein Vater und sein Sohn haben einen schweren Unfall. Der Vater stirbt, der Sohn wird schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht und muss notoperiert werden. Der Chirurg kommt in den OP und sagt: “Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!”
    Oder 2. eine kleine Übung: Dr. Müller, Vorstand eines Vereins. Schreibt fünf Minuten lang auf, was euch dazu einfällt. Aussehen, Alter, Beruf, Hobbys, Automarke etc.
    Auflösung zu 1. Hand aufs Herz, wer hat nicht zuerst an eine gleichgeschlechtliche Beziehung gedacht? Hatte wirklich irgendjemand sofort das Bild im Kopf, dass damit die Mutter des Jungen gemeint ist?
    Zu 2. Es ist in einer Studie belegt, dass die meisten einen Mann, 40-50, Mercedes oder BMW-Fahrer ect. aufgeschrieben haben. Die wenigstens denken als erstes bei Dr. Müller an eine Frau.
    Und wenn Sprache der Schuhlöffel ist, in neue Schuhe zu schlüpfen, warum nicht? Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Danke, Vanessa, für den Beitrag!

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Ertappt! Ich habe tatsächlich gestaunt, wie das funktionieren soll.

Insofern musste ich darüber nachdenken, was mir an der weiblichen Berufsbezeichnung nicht gefällt. Und ich bin zu folgendem Schluss gekommen:
Solange ich allgemein über einen Beruf spreche, möge es bitte egal sein, ob es sich dabei um einem Mann oder um einer Frau handelt. Es geht hier ausschließlich um die Berufsbezeichnung und da ist das Geschlecht herzlich wurscht. Also kann ich es auch beim Mathematiker lassen. Übrigens ist das im Englischen auch so. Teacher = Lehrer. Und das gilt für alle. Niemand jammert dort, dass es bei einer Frau teacheress heißen müsste.
Habe ich es aber konkret mit einem Individuum zu tun, bei dem es jetzt gerade wichtig ist, welches Geschlecht vertreten wird, kann ich natürlich auch von einem männlichen oder weiblichen Vertreter erzählen (wie im vorgeführten Fall). Aber dies zur Regel zu machen?
Wenn jemand sagt “Um diese Verletzung muss sich ein Chirurg kümmern”, dann ist das für mich selbstverständlich, dass damit sowohl ein Mann als auch eine Frau gemeint sein kann, weil es sich lediglich um die Berufsbezeichnung handelt. Ich muss hier nicht ein verhustetes “Chriurg:in” hören, um das zu verstehen.

Ach, da fällt mir noch etwas ein: das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun.
Bei einer Aussage gibt es immer 4 Inhalte, die ich vermittle und empfange.

  1. die sachliche Information
  2. eine Aussage, die ich über mich selbst treffe
  3. eine Aussage, die ich über den anderen treffe
  4. eine Aufforderung, was der andere mit meiner Aussage anfangen soll

Wenn jemand dieses neue Gendervariante für den allgemeinen Fall benutzt heißt das für mich:

  1. es ist sowohl Mann als auch Frau gemeint
  2. die aussendende Person ist besonders aufgeschlossen dem Neuen gegenüber und tut dies auch lautstark kund (das kann man aber auch auf zwei verschiedene Arten verstehen: entweder findet man das toll, weil es dem Zeitgeist entspricht, oder man findet es “überheblich/übertrieben/besserwisserisch” dem anderen gegenüber)
  3. die aussendende Person ist der Ansicht, dass ihr Gegenüber es nicht verstehen wird, wenn sie nur von der männlichen Form redet, weil dieser dann nur an Männer denkt (was für mich eine Unterstellung bedeutet, denn ich sehe in der allgemeinen männlichen Version nur die Berufsbezeichnung per se und nicht nur eine Gruppe männlicher Vertreter).
  4. die aussendende Person will, dass diese Form der Bezeichnung in den Alltagsgebrauch übernommen wird.

Hm.
Ich persönlich sehe keinen Bedarf, die allgemeine Version einer Berufsbezeichnung künstlich zu verändern. Wie gesagt, es gibt meiner Ansicht nach viel dringlichere Baustellen in dieser Richtung. Was nützt mir das Juhu-ich-gehöre-jetzt-zu-den-Mathematiker:innen, wenn ich dann doch nicht das gleiche Gehalt wie mein männlicher Vertreter bekomme?
Dieser künstliche Druck, der auf die Allgemeinheit ausgeübt wird, kann durchaus auch zu innerem Widerstand (vielleicht gegen immerfort zeternden “Kampfemanzen”) bei bestimmten Menschen führen, dass allgemein überhaupt nicht mehr auf andere Forderungen geachtet werden möchte. Ich habe heute von einem Bekannten erfahren, dass er der Meinung ist, dass die Grünen und die Linke deshalb so schlecht abgeschnitten haben, weil sie sich mit dem Genderthema zu weit aus dem Fenster gelehnt haben (und bezüglich der Grünen war er ziemlich sauer deswegen). Hm, könnte was dran sein. Hatte ich so nicht auf dem Schirm, aber ist durchaus denkbar. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, das Klima an die erste Stelle der Wichtigkeit zu setzen?
Für mich ist das Gender-Thema ein gefundenes Fressen für all diejenigen, die von wirklich brennend wichtigen Themen ablenken wollen. Und auf wen fällt es zurück? Auf uns Frauen, weil wir “uns” so unverhältnismäßig für das brachiale Ändern der deutschen Sprache in den Ring begeben. Aber eigentlich stehe ich nicht dahinter, mache es nur, um nicht anzuecken, nicht, weil ich davon überzeugt bin.

Wenn ich also gendere, sind meine 4 Aussagen etwa so:

  1. es ist sowohl Mann als auch Frau gemeint
  2. ich finde es nicht gut zu gendern, aber ich tu es, damit ich keinen Shitstorm abbekomme
  3. ich weiß, dass viele Empfänger meiner Nachricht kämpferisch unterwegs sind, und ich möchte ihnen keine Breitseite geben
  4. mein Aufruf? Lasst mich bitte mit dem ganzen Genderkrams in Ruhe.

Und ja, öffentlich gendere ich.
Eigentlich ist das traurig. Und das macht mein Lebensgefühl nicht unbedingt besser. Das sag ich als Frau.

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Das Prinzip “Teile und herrsche”!

Der erste Satz ist richtig. Daher wurde schon mehrfach von Diktaturen verschiedener Couleur versucht, Sprachregelungen aufzustellen. Der zweite Satz allerdings ist eine reine Behauptung. Sprache ist ein Werkzeug, mehr nicht. Es kann zum Guten oder Schlechten verwendet werden. Du kannst ein Messer benutzen, um ein Brot zu schmieren oder jemanden umzubringen. Sagt das jetzt irgendetwas über das Messer aus?

Auch das ist eine Behauptung. Und ich wundere mich in dem Fall immer über die inkonsistente Argumentation, die vorrangig aus der feministischen Ecke kommt. Es wird beklagt, dass Frauen nicht sichtbar sind in der Sprache und nicht nur mitgemeint werden wollen, daher muss nun überall ein “-innen” angehängt werden. Gleichzeitig propagieren die Gleichen aber, dass alle anderen Minderheiten (LGBTIQ+) mit einem Doppelpunkt, Sternchen oder Unterstrich mitgemeint sind. Double standards, anyone?
Der zweite Punkt, der mich am respektvollen Umgang zweifeln lässt, ist die rigide Übertonung weiblicher Formen auf Kosten aller anderer. Die einen werden mit einem Alibisternchen abgespeist, die männliche Form wird auf die weibliche zurechtgestutzt. Beispiel Ärzt:innen. Was sind denn bitte “Ärzt”? Auch akustisch wird es so gehandhabt. Beim schnellen Sprechen geht diese Kunstpause vor dem -innen oft unter und es ist nur die weibliche Form zu hören. Da beschleicht mich schon der Verdacht, dass es nicht um das hehre Ziel der Gleichberechtigung und des respektvollen Umgangs geht, sondern um Revanche für tatsächliche und gefühlte Benachteiligungen der Vergangenheit. Der Ansicht kann man ja durchaus sein und auch dafür kämpfen, aber dann soll man das auch ehrlich benennen. Diese Heuchelei ist mir zuwider.

Druck erzeugt Gegendruck. Man bekommt diesen Neusprech ungefragt überall aufgedrückt. Im Fernsehen, in den Zeitungen. Wenn ab morgen alle Medien nur noch mit friesischem Platt oder breitestem Sächsisch arbeiten würden, würdest du nicht auch etwas dagegen sagen?
Lies auch mal einen Artikel von Genderbefürwortern und die Kommentarspalten dazu. Regelmäßig werden Gendergegner - gerne ohne auf ein Argument einzugehen - dort pauschal als reaktionär, Macho, “letzte Zuckung des Patriarchats”, rechts, “alter, weißer Mann”, Ewiggestrig, “ein Problem, das sich bald biologisch löst”, Fortschrittsverhinderer, usw. diffamiert. Respektvoller Umgang at it’s best.
Hier werden Partikularinteressen zu allgemeingültigen Standards erhoben. Man hatte sich irgendwann einmal auf eine Standardform der Sprache geeinigt, damit sich alle verstehen. Früher haben sich manchmal Dörfer, die keine zwanzig Kilometer auseinanderlagen, kaum verstanden. Privat und im entsprechenden Umfeld, kann ja jeder sprechen, wie er will, aber bitte nicht in der Standardsprache von oben herab herummurksen. Zuhause kann ich ja gerne über “Elowe” reden (@Zauberfrau: Du müsstest das verstehen können ;)), aber in einer Zeitung gelesen, müsste ich auch überlegen, bis ich verstehe, dass damit Ölofen gemeint ist. Das gleiche gilt für Fachjargon (z. B. medizinisch) oder gruppenbezogene Sprachkonventionen (Jugendsprache, Rollenspielfans). Von daher halte ich gegenderte Sprache für unästhetisch, ineffizient, da sie die zu transportierenden Informationen verzerrt und aufbläht und auch wenig wirksam, was ihr angebliches Ziel angeht.
Bei dem Thema Gleichberechtigung rennst du bei mir offene Türen ein, dafür bin ich auch, aber ich frage mich, was gendern dazu beiträgt.
Es ist für mich Sprachenvoodoo, ein symbolischer Akt, der konkret aber nichts bewirkt. Oder um sich selbst moralisch überlegen und generell besser zu fühlen. In etwa so, wenn ich das dritte Stück Sahnetorte verschlinge und dann den Kellner frage: “Haben Sie auch Süßstoff für meinen Kaffee? Ich ernähre mich nämlich bewusst.”
Hätte man all die Zeit, Nerven und Geldsummen, die das Gendern verschlungen hat, tatsächlich in Gleichberechtigung gesteckt (Schule, Bildung, Ehe für alle, Lohn- und Steuergerechtigkeit, Anerkennung von Erziehungsleistungen, etc. pp.), wären wir heute weiter.

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Da kann ich Dir nur zustimmen @anon37238882 !
Ich möchte das erweitern: Wenn sich Mann und Frau auch die Hausarbeit gerecht teilen, wäre schon viel geschehen! Aber das ist für Männer wohl meist unbequem und bringt auch Meinungsverschiedenheiten in eine Partnerschaft/Ehe, beispielsweise: “Wann ist eine Fensterscheibe sauber?”. Ein wenig Spielraum müssten sich die Partner da wohl zugestehen.

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Du hast es auf den Punkt gebracht @anon37238882 .

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@RalfG volle Zustimmung!

Es ist auch ein Unterschied, ob Sprache sich verändert, was ein natürlicher, allmählicher und organischer Vorgang ist. Etwas völlig anderes ist es, wenn Sprache wie in diesem Fall aktiv und gewollt verändert, also den Leuten aufgezwungen wird. Ich nehme mal an, ihr habt alle irgendwann Orwells 1984 gelesen?

Mal davon abgesehen, dass es dämlich klingt und geschrieben saublöd aussieht, finde ich diese Genderei auch nicht so ganz ungefährlich. Es ist eine wundervolle Augenwischerei, die uns vorgaukelt, hey Frauen, endlich wird was für euch getan, es geht voran und ihr seid jetzt völlig gleichberechtigt.
Was denn, ihr wollt auch noch gleiche Bezahlung und in der Führungsetage mitreden? Also nee, ihr Weiber seid aber auch nie zufrieden …

In meinen Augen ist die Genderei eine großartige Alibifunktion, die nicht etwa die bestehende Problematik verdeutlicht, sondern von ihr ablenkt. Man kann ganz wunderbar darüber diskutieren, wie die jeweils gegenderte Form eines Begriffes auszusehen hat und darüber die wirklich wichtigen Dinge aus den Augen verlieren.

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