Gendern, um jeden Preis

Wer sich mal damit beschäftigt hat, wie sich Sprache auf Heranwachsende bis ins Erwachsenenalter auswirkt, wird die Thematik (hoffentlich) mit anderen Augen sehen. (Wer kennt diesen tollen Test, bei dem man 10 Kinder einen Arzt malen lässt? Kein Kind wird eine Ärztin malen. Genau darum geht es. Für mich zumindest. Um das und um nichts anderes.) Deshalb ist es für mich seit meiner Erzieher*innenausbildung selbstverständlich zumindest im Umgang mit Kindern zu gendern. Und wer das gerade nicht lesen konnte, sorry, aber der sollte das vermutlich noch etwas üben. Nein, ich gendere im allgemeinen Sprachgebrauch auch nicht alles, hauptsächlich, weil ich damit auch nicht aufgewachsen bin und nicht daran denke. Aber auf der Arbeit ist es normal und ich stolpere mittlerweile tatsächlich über Wörter wie Ärzteverbund oder sowas, weil mir tatsächlich beim einfachen drüberlesen auffällt, dass da was “fehlt”. Alles seine Sache der Gewohnheit. Ich habe hier dreijährige die perfekt gendern können, also besonders schwierig scheint es nicht zu sein. Deshalb fühle ich mich nicht diskriminiert, wenn ich nicht mit “liebe Gäste und Gästinnen” angesprochen werde. Aber wer von mir persönlich spricht, spricht bitte trotzdem von einer Schriftstellerin und nicht von einem Schriftsteller.

3 „Gefällt mir“

Klar, gibt dann 'ne 5,5 statt 'ner 6.

In der Oberstufe musste ich nach vorne kommen und den Zitronensäurezyklus an die Tafel malen. Konnte ich nur äußerst rudimentär. Bei der Lehrerin musste man immer eine Selbsteinschätzung abgeben.
Ich: 6, was sonst? Ich kann es ja nicht.
Sie: Soooo schlecht war es nun auch wieder nicht. Sie bekommen eine 5-.

Genau deshalb fände ich es ja gut, einen neutralen Begriff für beide Geschlechter einzuführen, wie Phettberg das macht. Und im Englischen ist das auch so. Teacher hat keine weibliche Form. Und nein, das liegt nicht nur an der englischen Sprachhistorie. Es gibt nämlich auch in England eine Genderbewegung und die betont gerade, dass es richtig und gerecht ist, das Geschlecht nicht in den Vordergrund zu stellen. Und vor allem, das biologische Geschlecht nicht mit dem grammatischen zu verwechseln.
Was sollen die Kinder denn zeichnen, wenn man sie bittet, ein Mädchen zu zeichnen? Ein geschlechtsloses, menschenähnliches Ding, weil es “das” Mädchen heißt? Eben. Biologie und Grammatik sind zwei verschiedene Dinge.

Also, liebe Schriftstellis, haltet die Ohren steif und krempelt die Ärmel hoch!

6 „Gefällt mir“

In diesem Fall habe ich Punkte verteilt - aber auch die anderen Aspekte waren nicht wirklich gut. Kein Quellenverzeichnis, keine Fußnoten, keine Zusammenfassung, keine Einleitung - und z.T. völlig vom Thema abgewichen. Na ja, das Interesse an Biologie ist nicht so groß bei uns.

Ich glaube, das hätte noch mehr Gegenstimmen als das Gendern… wäre aber natürlich eine Idee :wink:
Ist aber glaube ich schon im englischen einfacher, weil man die Artikel nicht anpassen muss. Im Schwedischen gibt es das glaube ich auch, aber keine Ahnung, wie die Artikel da sind. Im Deutschen ist das einfach viel komplizierter was Neues zu nehmen. Und einfach das grammatikalisch männliche zu nehmen ist einfach zu “männlich behaftet”, das ist ja das Problem. Jeder weiß, dass ein Tisch nicht wirklich männlich ist. Ein Arzt aber schon. Wer auch immer sich das mal ausgedacht hat, hat einfach nicht so weit gedacht und weil es eben schon ewig so ist wir Menschen Gewohnheitstiere sind, lassen wir es halt so…
Wenn ich sage “Zeichnet Ärzte und Ärztinnen”, käme beides. Bei einem neutralen Begriff auch. Bei “zeichnet ein Mädchen” wahrscheinlich sich selbst oder die Freundin.

Einem weiblichen Menschen wurde in der Sprache erst nach Heirat ein geschlechtsspezifischer Artikel gewidmet: Die Frau.
Ansonsten: das Weib, das Mädchen oder, noch schlimmer, das Fräulein. Möchte schon sehen,welcher Shitstorm sich über jemanden ergießen würde, der es wagte, das Herrlein zu formulieren. :wink:

1 „Gefällt mir“

Das Herrchen gibts ja schon xD könnte man übernehmen. Sag ich jetzt immer wenn jemand unverheiratet ist :thumbsup::rofl:

1 „Gefällt mir“

Das mußte ich gerade googlen, um meine Vermutung zu bestätigen: Offenbar handelt es sich um biologisch als Frau geborene Menschen, also um *sex *in Abgrenzung zu gender. Entsprechend habe ich auch nur Artikel gefunden, wo es schwerpunktmäßig um Transmenschen geht; etwas zu Corona und dessen Risiken nicht - ich freue mich über einen Link, damit ich die Quelle einschätzen kann.

Gähn…

Noch mal gähn…

Genau. Und Ärzte sind arrogant, Lehrer faul (drei Monate Ferien!), Politiker korrupt, Polizisten auch, Anwälte verlogen, …

Wer sowas wie Erzieherinnenausbildung schreibt, sollte nochmals einen Deutsch-Grundkurs Grammatik besuchen. Es ist genau die hier formulierte moralische Arroganz, die diese ganzen Genderaktivisten so unglaublich nervig macht.
Gegen “Ärzte und Ärztinnen” ist ja nichts einzuwenden, aber Ärzt_innen, ÄrztInnen, Ärzt
innen, Ärzt:innen oder gesprochen Ärzt(hicks)innen ist eine Sprachverhunzung und grammatikalischer Unfug.

7 „Gefällt mir“

Sprache verändert sich und zwar schon immer. Dass wir Sprache inzwischen aufschreiben ändert daran nichts. Ich habe auch schon oft gehört, dass eingedeutschte Worte aus dem Englischen als “Sprachverhunzung” bezeichnet werden, hauptsächlich von Menschen jenseits der etwas älteren Generation, die damit eben nicht aufgewachsen sind. Es ist schlichtweg Unfug. Jede Person, die sich mit Sprache beschäftigt, wird dir bestätigen können, das Sprache und Schriftsprache sich immerzu wandelt. Tut mir leid, dass das für dich arrogant rüberkommt, aber das habe ich bereits in der 7. Klasse gelernt (Wandelbare Sprache, nicht Arroganz :wink: ). Deshalb ist es für mich nur logisch und ich sehe es ehrlich gesagt als Bereicherung, egal ob Denglisch, Gendern oder sonstige Wortschöpfungen. Dadurch entsteht immer etwas Neues, das ist doch das Tolle. Beim Dialekt regt sich doch auch keiner auf, obwohl es grammatikalisch falsch ist. Hier regt sich jeder auf wenn ich darauf hinweise, dass es “als” und nicht “wie” heißt, weil das wäre ja Dialekt und damit richtig - letztendlich hat man es aber einfach immer schon so gemacht. (Und nein, hier weiß praktisch niemand wie es richtig geht.)

Und solange es keine eindeutig richtige Formuliere zum gendern gibt, kannst du ja die für dich passende frei wählen. Wenn dir Arzt und Ärztinnen besser gefällt, dann nimm doch die. Ich finde Ärztinnen sowohl schön zu, als auch schön zu schreiben und zu sprechen. Und, ja, ich behaupte, dass wer befähigt ist, “Arzt und Ärztinnen” zu lesen, auch "Ärztinnen" lesen kann. Und wer es nicht schreiben/sprechen kann, der lässt es eben. Wenn das meine Dreijährigen Kita-Kinder können, können das sicher auch Erwachsene noch lernen.

1 „Gefällt mir“

Wer Freude daran hat, in einem Text ständig über dieses Schluckauf-Sternchen zu stolpern, bitteschön. Ich frage mich nur, wie sollen Kinder, denen man das jetzt so beibringt, ein Gefühl für einen augenfreundlichen, gut lesbaren Text entwickeln, wenn viele Wörter durch Sternchen, Unterstriche, Klammern oder weißdergeierwasnochalles zerpflückt werden.
Wenn ich zwei Seiten Text voll von diesen Gender-Kürzeln lese, hab ich anschließend Augenflimmern.
Klar verändert sich die Sprache, aber so langsam sind wir soweit, dass wir vor lauter political correctness bald keinen ‘normalen’ Satz mehr veröffentlichen dürfen, weil sich ja immer irgendwer angegriffen, übersehen oder diskriminiert fühlen könnte.

Die ganze Genderei ist darüber hinaus zumindest in meinen Augen der blanke Hohn.
Schaut mal, liebe Frauen (sorry, menstruierende Menschen), was wir alles für euch tun. Wir sorgen dafür, dass euch auch wirklich jeder zur Kenntnis nimmt und es bald keinerlei Berufsbezeichnung mehr geben wird, die euch außen vor lässt oder in irgendeiner Form diskriminiert. Das begreifen mittlerweile sogar schon dreijährige Kinder, ist es nicht toll?

Na super, da hab ich echt was davon und ich fühle mich ja sowas von gewertschätzt! Dass ich als Frau trotzdem und nach wie vor für dieselbe Arbeit weniger verdiene als ein Mann - ja mei, war schon immer so und wird auch so bleiben. Dass viele Spitzenjobs nach wie vor für mich nur über irgendwelche unsägliche ‘Frauenquoten’ zu haben sind und meine Qualifikation offenbar zweitrangig ist - alles Peanuts. Wie ich als Frau Kinder und Job unter einen Hut kriegen soll? Mein Problem, beschwer dich bei der Natur. Und so weiter, aber egal, ich sollte endlich mal zufrieden sein, es wird ja endlich gegendert und voll auf meine Bedürfnisse eingegangen.

10 „Gefällt mir“

Gendern hin, Gendern her! Das eigentliche Anliegen, die Gleichwertigkeit von Frau und Mann, fürchte ich, bleibt auf der Strecke, was weder von Frauen noch von Männern (und allen die sich dazwischen einordnen) hingenommen werden darf. Für manche ist das Gendern dieser Hinsicht schon als Engagement mehr als genug! Die alteingewurzelten, jahrtausendealten Verhaltensweisen sind leider nicht so schnell aufzubrechen, wie es erforderlich wäre …
Mit dem Gendern ist das wie mit den sogenannten Selbstverpflichtungen der Industrie. Es funktioniert nur, wenn es sich ökonomisch lohnt - sonst hat es keine Bedeutung.

4 „Gefällt mir“

@Selle Sprache ändert sich. Du wirst sie nicht ändern. Wirst sehen, die Rolle rückwärts wird kommen. Übrigens, frag doch mal die normalen Leute. Neunzig Prozent wissen nicht einmal, was du da redest. Ihr in eurer Filterblase glaubt, was zu bewirken, ihr seid lächerlich. Suhlt euch in eurer eigenen Soße und glaubt, ihr wärt die Avantgarde. Frag bitte mal normale Menschen, die tippen sich an den Kopp, wenn sie euresgleichen zuhören (müssen).

2 „Gefällt mir“

Toll, im wahrsten Wortsinn, wenn auch mittlerweile zum Januswort erkoren: Tollwut, Tollkirsche, Tollhaus. :wink:
Und was an der fortwährenden Einschleppung völlig überflüssiger Anglizismen “toll” sein soll, will sich mir nicht erschließen.
Wer braucht eine Performance, ein Scoreboard, “die” Pace, (das Tempo) “den” Speed, (die Geschwindigkeit) ein Public viewing, (öffentliche Aufbahrung), ein Monitoring, ein Screening, einen Cable-liner, Waste-watcher, Weight-watcher, first-aid-kit, u.s.w. u.s.f.
Und nahezu täglich kommt was Neues dazu. Das hat nichts mit natürlicher Sprachentwicklung zu tun, sondern ist schlicht Unfug, um nicht zu sagen, Anbiederung; was ich eigentlich meine.
Mein Deutschlehrer pflegte schon vor vielen Jahren zu sagen, wenn jemand nicht in gerader Linie an der Tafel schrieb: Schief klingt Englisch und Englisch ist modern.

5 „Gefällt mir“

Und so schöne alte Wörter wie z.B. “Backfisch” verschwinden. Dabei finde ich, dass die deutsche Sprache so schöne Wortschöpfungen zu bieten hat …

2 „Gefällt mir“

So ist es!
Ich liebe Englisch und trachte ständig danach, es zu verbessern. Aber ich mag keine Vermantschung meiner geliebten Muttersprache. Auf “Neudeutsch”, was für ein idiotischer Begriff, würde das dann wohl Hotchpotch heißen.

2 „Gefällt mir“

Es ist leider so, dass wenn jemand eine feste Meinung hat, sie nicht aufgeben will, egal, was die Argumente beweisen (Mittelalter bis in die Neuzeit: Christentum und Wissenschaft).
Eine eigene Meinung ist das Ignorieren von Fakten (mich selbst eingenommen). Aber wer kann schon alle Fakten hinterfragen?

1 „Gefällt mir“

So schade das Verschwinden (bzw. der schwindende Alltagsgebrauch) alter Sprachschöpfungen im Großen und Ganzen ist, so sehr begrüße ich dann wiederum, dass manche Worte dann ganz zurecht ins Dunkel seliger Vergessenheit abtauchen - und den unsäglich miefigen “Backfisch” werde ich wahrscheinlich am allerwenigsten vermissen…

Es geht mir auch nicht um die Bedeutung, die wahrscheinlich veraltet ist, sondern um den Begriff an sich. Wie die wohl darauf gekommen sind? Back-fisch …