British Book Awards - Prinz Harry Autobiografie für Literaturpreis vorgeschlagen
In der Süddeutschen Zeitung gefunden:
„Zur Begründung hieß es, kein Buch habe sich je schneller verkauft als die Memoiren des Prinzen.“
Bisher hatte ich immer geglaubt, man bekomme so einen Preis für Qualität, für den herausragenden Umgang mit Sprache, für mitreißende Inhalte.
Ich bin wohl mal wieder zu blauäugig.
Dazu dürfte kommen, dass der Herr ein Royal ist, das ist wohl keine Auszeichnung für den - mutmaßlichen - Autor sondern eher für den, der die Preise verleiht. Ist doch IMHO bei allen Autoren so.
Je renommierter ein Preis ist, umso häufiger finden sich bereits bekannte oder auch schon anderweitig ausgezeichnete Autoren auf der Gewinnerliste - wieder IMHO.
Nimm’ beispielhaft den Pulitzer - ich bin nicht sicher, ob Woodward und Bernstein den gewonnen hätten, wenn sie nicht für die Washington Post geschrieben hätten, sondern für für das (beispielhaft) Bad Uracher Tagblatt.
Ich nicht. Der Typ interessiert mich nicht. Aber es wurde vom Auszeichnungskommittee ja extra auf den Grund hingewiesen und der bezieht sich allein auf die Verkaufszahlen und die Geschwindigkeit, mit der das Buch millionfach verkauf wurde, wenn ich der Süddeutschen Zeitung Glauben schenke.
Interessant wäre es doch, wer den Preis bekommt. Geschrieben hat das Buch J.R. Moehringer, ich habe damals Tender Bars von ihm gelesen, hat mir sehr gut gefallen. Sind die Formulierungen von ihm, oder von Harry? Müssten nicht beide den Preis bekommen? Ich denke, dass es zahlreiche Gespräche gab, die eigentliche Schreibarbeit aber bei Moehringer lag. Zählt die Leistung des Ghostwriters?
Tja… die Begründung stärkt nur mein Desinteresse. Die meisten Preisverleihungen betrachte ich als kommerzielle Aktion. Werbung für Drehbuch, Buch, Verlag, Schauspieler, Studios… egal, Hauptsache man wird gesehen, gehört, gelesen. Und offenbar gibt es genug Menschen, die etwas nur dann kaufen, weil eine Auszeichnung draufgeklebt wurde. Da bin ich dann raus.
Jetzt frage ich mich, ob beim deutschen Selfpublishing-Buchpreis wohl auch die Verkaufszahlen in die Vorauswahl mit eingeflossen sind?
Dass die Jury für die Vorauswahl nicht 1300 Bücher durchlesen konnte, ist ja klar.
Ich hatte vor Monaten mal die Vermutung geäußert, dass vielleicht nur von außen, nach Covergestaltung und Klappentext, entschieden würde, wer es in die Longlist schafft.
Allerdings finde ich persönlich das Cover von Susanne Kowalskys „Das Neutralistenfundament“ gelungener als das von E. V. Rings „Maschinenmacht Eins“. Tja, das eine ist bei Amazon nur auf Bestseller-Rang 940.824, das andere auf Rang 145.083. Ob die Jury für die Vorauswahl wohl die Ränge gegoogelt hatte? (Jetzt kann man ja leider nicht mehr nachgucken, wie die Ränge vor der Bekanntgabe waren. Logisch, dass nach der Bekanntgabe der Longlist die Ränge der Gewinner gestiegen sind.)
Preise sind wohl eher in der Regel als in der Ausnahme entweder: politisch motiviert, so gewählt, dass die Prominenz des Empfangenden auf die des Verteilenden abfärben soll oder dem kommerziellen Erfolg nachlaufend. Es wird wohl auch eher kein Indy-Film den Oscar für den besten Film bekommen und kein Self-Publisher den Literatur-Nobelpreis.
Wer vergibt den Preis?
„Die British Book Awards oder Nibbies sind Literaturpreise für die besten britischen Schriftsteller und ihre Werke, die von The Bookseller verwaltet werden.“
Für was wird der Preis vergeben?
„Es bestätigt, verbindet und belebt die Welt des Lesens, indem es die Autoren und Illustratoren vorstellt, die unsere Herzen und unsere Fantasie angeregt haben, und die Industrie hinter den Kulissen, die sie den Lesern zugänglich gemacht hat. Es ist eine Demonstration der Kreativität, Stärke, Leidenschaft und Macht, die möglich sind, wenn sich eine ganze Branche zusammenschließt, um Leser mit Geschichten zu verbinden. Es zelebriert vor allem die enge Verbindung zwischen den Büchern, ihren Machern und ihrem Publikum.“
(Google-Translator)
Es handelt sich somit nicht um einen Förderpreis oder einen Preis für die höchstmögliche literarische Qualität eines Werks.
Ist wie mit dem Oscar: ein reiner Industriepreis. Da kann das Werk sogar schon mal Mist sein – kein Problem, wenn es sich gut verkauft hat. Denn merke: 1 Millionen Fliegen sagen, Sch…ße schmeckt gut! Dann muss es ja wahr sein!
stimmt sicher in der Regel - aber das kommt schon vor. French Connection z.B. war ein „Indie“-Film und hat gleich fünfmal abgeräumt. U.a. als bester Film. Gibt noch mehrere prominente Beispiele - Pulp Fiction war auch ein sog. Independent-Film - aber da steckten natürlich jeweils durchaus prominente Hochkaräter dahinter, keine „No-Names“, was sicher eher die Regel sein dürfte bei Independent-Filmen.
„Die Auszeichnung geht an Autoren, die sich durch ihre Arbeit um die deutsche Literatur verdient gemacht haben.“
Schaut man sich die Preisträger seit 1951 an, wird man den Entscheidungen der Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Recht in ihren Entscheidungen geben. Da wurde Qualität belohnt, nicht Kommerz.