Fußnoten im Roman

Hi.

Ich stecke gerade mitten in der Überarbeitung meines lektorierten Textes. Meine Lektorin hat mich an verschiedensten Stellen darauf hingewiesen, das sich hier und da doch etwas mehr Preisgeben soll. Ich fürchte aber immer schnell in eine Art Infodump-Falle zu rutschen. Ich möchte den Leser auch selbst erfundene Begriffe entdecken lassen. Aber ich vertraue natürlich ihrem Professionellen Blick. Nun zu meiner Frage. Was haltet ihr von Fußnoten in einem Roman. Ich fände sie wären ein schneller weg um kurz etwas zu erklären ohne den Text mit Infos zu überschwemmen. Da ich auch aus der Ich Perspektive schreibe kommt es mir seltsam vor über etwas zu erzähle und zu erklären was der Prota ja eigentlich weiß was es ist. Nachteil an einer Fußnote ist, dass der Leser so aus dem Lesefluss gerissen wird und erst unten am Rand nachlesen muss um was es geht.

Grüße Angie

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Sehe ich auch so. Mich würde das abschrecken. Da würde ich denken, ich habe aus Versehen eine wissenschaftliche Abhandlung gekauft. Ich habe so etwas ein- oder zweimal gesehen, da gab es eine einzige Fußnote in einem Roman und die war ein Hinweis auf die Aussprache eines isländischen Namens.
Es ist sehr schwer, dir zu raten, wenn man den Text nicht kennt. Und genau das ist die Kust: den Text natürlich klingen zu lassen, dem Leser etwas zu erklären und gleichzeitig nicht in einen Infodump abzurutschen. Aber vor dem Problem stehen wahrscheinlich alle Schriftsteller.
Hat deine Lektorin dir keinen Tipp gegeben, wie du an der einen oder anderen stelle mehr preisgeben kannst?
Ich weiß ja auch nicht, in welchem Stadium du bist. Wenn du schon solche Rückmeldungen von deiner Lektorin bekommst, ist der Roman wohl kurz vor dem Ende? Sonst hätte ich gesagt, dass es häufig hilft, dem Protagonisten jemanden zur Seite zu stellen, dem er etwas erklären kann. Dann bekommt der Leser es auch gleich erklärt. Aber das geht natürlich nicht immer.
Ohne den Text zu kennen, kann ich leider nicht mehr sagen.
Aber von Fußnoten würde ich dringend abraten.

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Hallo @AngieNoir ,
sofern die Fußnoten die Ausnahme bleiben, ist es aus meiner Sicht durchaus zu vertreten, auch in einem Roman hin und wieder einige zu setzen. Auf jeden Fall ist es die bessere Alternative zu Endnoten, bei denen erst geblättert werden muss. Im Übrigen bist Du damit nicht allein. Fred Vargas benutzte in ihren Taschenbuchausgaben auch einige, aber nicht in jedem ihrer Kriminalromane.
Herzliche Grüße
Berti

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Noch nicht, ich hab es als Frage für den zweiten Durchgang formuliert. Ich hätte es aber gerne generell mal für mich geklärt und eben erfahren was andere darüber denken.

Das ist eine sehr schöne Idee. Leider an meiner “Problemstelle” nicht umsetzbar aber für einander Mal behalte ich das im Hinterkopf. Danke.

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Es wäre tatsächlich exakt eine :slight_smile: Die ich aber ich aber, wenn ich sie vermeiden kann das auch tun werde glaube ich.

Ich liebe Fußnoten!
Im Ernst: Mich stören sie keinesfalls. Sie können sogar ein Stilmittel sein.
Ein Buch wo das sehr gut und witzig umgesetzt ist, ist „Antonio im Wunderland“ von Jan Weiler.

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Oh so toll werden die bei mir sicher nicht :slight_smile:

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Du kennst das Buch?

Nein leider nicht, aber ungeachtet dessen, weiß ich, dass meine Fußnote sicher kein Stilmittel wird :slight_smile:

Ich kenne mehrere Bücher, in denen die Fußnoten eine ungeheure Bereicherung des Textes darstellen, z. B. die Bartimäus-Reihe von Jonathan Stroud und “Jonathan Strange & Mr Norell” von Susanna Clarke. Gerade in letzterem Buch sind die Fußnoten nicht etwa sarkastische Kommentare zur Handlung, sondern ergänzen den Text um Informationen, die man vermutlich als Infodump rausstreichen würde. Ich fand das sehr reizvoll.

Wichtig wäre für mich, dass es
a) nicht ausufert (Frau Clarke hatte eine Fußnote, die ging über anderthalb Seiten, das war dann doch etwas störend beim Lesen mit dem Vor- und Zurückblättern, aber ich habe es natürlich trotzdem gefeiert),
b) sich am besten durch den ganzen Roman zieht, damit es eine Kontinuität gibt und
c) unterhaltsam zu lesen ist. Infodump ist immer anstrengend, auch in einer Fußnote, daher sollte er möglichst ansprechend verpackt werden. Bei Bartimäus war das, wenn ich mich recht entsinne, durch eine große Portion Ironie und Sarkasmus gewährleistet.

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Ein Meister der humoristischen Fußnote war Sir Terry Pratchett in seinen Scheibenwelt-Romanen.

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Den kenne ich tatsächlich und hab ihn mir geholt eben weil jemand die Fußnoten erwähnte, hab ich total verdrängt. Habe es glaube ich nicht gelesen weil das mit dem Fußnoten irgendwie auf meinem Kindle nicht funktionierte.

Gerade noch mal nachgeschaut: Bei Amazon wird in der Leseprobe der Kindle-Version tatsächlich zwar die Fußnote im Text angezeigt (also die reine Ziffer), der Inhalt fehlt aber. Das ist natürlich oberblöd, wenn Fußnoten im EBook nicht funktionieren und wäre für mich, je nachdem, ob ich ins SP gehen möchte oder nicht, definitiv ein Grund, allgemein auf Fußnoten zu verzichten.

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Das ist ein richtig gutes Argument! Ich fand das sehr schade, da ja gerade die Fußnoten so gelobt wurden. Ich denke man kann das sicher lösen aber wenn ich dem Problem aus dem Weg gehen kann werde ich auf jeden Fall versuchen die Fußnote zu umgehen. Der Tipp von Pamina hat mich auf eine Idee gebracht die ich versuchen möchte.

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Leseprobe nach Möglichkeit ans Gerät (also den Kindle etc.) schicken lassen, dann auf die Zahl “touchen” - im Idealfall öffnet sich eine eigene Seite mit dem Inhalt des Verweises und man kann von dort auch bequem wieder an die Lesestelle im Text zurückspringen.

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:thumbsup:

Ich mag Fußnoten wirklich gern, aber letztlich waren sie nicht der Grund, warum ich die Bartimäus-Reihe oder „Jonathan Strange“ so gern gelesen habe. Es waren einfach verdammt gute Bücher. Die Fußnoten waren die Dreingabe, eine (wirklich nette und witzige) Spielerei. Die Romane hätten auch ohne sie hervorragend funktioniert.

@Stolpervogel

Würde das auch bei selbst erstellten EBooks (z. B. mit Papyrus) funktionieren? Das wäre dann wiederum ziemlich cool.

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Das kann daran liegen, dass Fußnoten im E-Book Endnoten sind und daher in der Leseprobe fehlen. (Fußnoten i.e.S. sind ja am Fuß der Seite, E-Books haben ja aber keine fest definierten Seiten.) Nur so eine Vermutung.

Ja, das funktioniert, davon kann man sich schnell überzeugen.

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Da brauchen wir keine Angst haben: Für überlange Fußnoten soll Papyrus Autor nicht geeignet sein.

Ich habe zwar einen Tolino, aber da werden Fußnoten am Ende des Kapitels angezeigt. Möglich, dass es beim Kindle genauso ist. Andererseits hast Du recht: Am Ende des Kapitels ist es als Stilmittel genauso blöd!

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Bei Bartimäus funktionieren sie so gut, weil sie aus seiner Sicht und in seiner Ausdrucksweise gehalten sind. So wird man als Leser nicht aus dem Lesefluss gerissen und bekommt trotzdem ein paar Informationen. Soweit ich mich erinnere, wären die meisten davon zum Verständnis gar nicht nötig gewesen, aber so raffiniert als Stilmittel eingesetzt hat es schon etwas Geniales.
Ansonsten bin ich in Romanen bei Fußnoten sehr skeptisch. Wenn man wirklich etwas nachschauen möchte, kann man das schnell und unkompliziert per Google machen, und in einem Fantasywerk sollte irgendwann innerhalb der Handlung erklärt werden, worum es sich bei XYZ handelt.
Ich bin ja der Meinung, eine Geschichte muss verständlich sein, ohne dass man zusätzliche Erklärungen benötigt. So Sachen wie ein Glossar, ein Dramatis Personae oder eben Fußnoten sind für mich eine nette Zugabe, mehr aber auch nicht. Aber das ist mal wieder Geschmackssache.

@Angie, kannst du uns nicht im Lesezirkel die betreffende Szene einkopieren? Bei einem konkreten Beispiel kann man sich viel mehr darunter vorstellen und möglicherweise auch die eine oder andere brauchbare Idee beisteuern.

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Wenn du es nicht erwähnt hättest, hätte ich das getan. Ein absolutes Highlight war die Erklärung der “New-Yorker-Sekunde”. Ich weiß leider nicht mehr, in welchem Roman, aber das war eine Fußnote, die sich eingeprägt hat.