Um aber auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Ich plane meinen Plot sehr ausführlich, bis in die Kapitelinhalte hinein. Beim Schreiben entwickeln die Charaktere aber gleichwohl ihre Eigendynamik und ringen mir Plan- und Wegänderungen ab. Der projektierte Plot bleibt jedoch in der Regel erhalten, solange ich Herr im Schreibhaus bin
Und jetzt die Frage aller Fragen, Orlando: Wie lange bist du es? Und wie oft?
Meine Erfahrung: Ich trage am Anfang entweder gar keinen Plan mit mir rum, sondern nur die Lust, eine bestimmte Situation auszuformulieren; oder mir steht etwas Vages vor Augen, das ich dann aber nicht “durchplotte” (ich gestehe, dieses Wort überhaupt nicht zu mögen: ‘plotten’), sondern ggf. mit ein paar flüchtigen Zeilen aufs Papier werfe.
Hält der Anfangsflow an – vieles versinkt im Orkus --, formt sich eine (oder eben die knapp projektierte) Geschichte. Dann ist es allerdings immer so, daß ab einem gewissen Stadium der Entwicklung des personellen Portfolios die Story ein Eigenleben gewinnt und mich zwingt, hier und da “umzudenken”, also ggf. einen vage umrissenen Plan über den Haufen zu werfen. Je länger dann der Schreibprozeß anhält, umso klarer zeichnet sich das endgültige Muster ab … was immer von einer gewisser Erleichterung umspült wird, weil die Pferdchen im Personalkarusell endlich einigermaßen an der Leine sind und nicht wild in der Botanik herumhopsen wie anfangs.
Jo. So in etwa. – Zu Beginn fühle ich mich ergo kaum als *Herr im Schreibhaus (*weder im Keller, noch unterm Dach und mittendrin gleich gar nicht :D). Aber es wird dann doch imperialer (für mich), je weiter “das Ding” fortschreitet. Gänzlich habe ichs aber noch nie unter Kontrolle gehabt, bevor nicht die letzte Zeile des Entwurfs fertig war.
Gruß von Palinurus
Um mal wieder auf die eigentliche Frage zurückzukommen:
Die ebenso einfache wie wenig hilfreiche Antwort ist: So oft wie nötig.
Die eigentliche Storyline, also die Quintessenz der Geschichte in einem Satz zusammengedampft, ändert sich bei mir eigentlich fast nie. Ausgestaltung und Details des Plots, ja die ändern sich. Manchmal ergeben sich beim Schreiben von selbst neue Wendungen, Figuren entwickeln ein Eigenleben oder man hat spontan eine Idee, die man unbedingt noch unterbringen möchte, was ggf. einen Rattenschwanz an Anpassungen nach sich zieht - aber das passiert i. d. R. beim Schreiben “along the way”.
Von daher bin ich bei @DuaneHanson: Grobe Rahmenbedingungen festlegen, ein paar Leitplanken festzurren und dann ran ans Schreiben. Schreiben und Plotten beeinflussen sich ständig gegenseitig, von daher sind Anpassungen des Plots ganz normal.
Was mich etwas verwirrt hat, war die Diskrepanz zwischen deiner Frage und deinem Beitrag. Du fragtest nach Plot, schriebst dann aber nur noch über Weltenbau. Das sind m. E. zwei unterschiedliche Dinge. Weltenbau ist eine Rahmenbedingung für den eigentlichen Plot, sozusagen die Bühne, auf der das eigentliche Stück aufgeführt wird. Eine gewisse Detaillierung ist notwendig, eine darüberhinausgehende Detaillierung ist nett und bringt Fleisch an die Knochen, aber irgendwann kann es auch zuviel werden. Wenn du eine zarte Liebesgeschichte zwischen einem Vampir und Brüllhilde der Trollin schreiben willst, ist es vermutlich nicht unbedingt notwendig, sich Gedanken über den §768 des Codex Sanguinis zu machen, der Feinheiten der Strafprozessordnung vor dem Hohen Rat der Vampire regelt, es sei denn, du planst einen dramatischen Showdown vor Gericht.
Du schreibst, dass du nun schon seit Monaten/Jahren mit dem Weltenbau beschäftigt bist und immer noch nicht zufrieden bist. Hier musst du glaube ich dich auch einmal selbstkritisch hinterfragen. Ist das vielleicht ein raffinierter Trick deines Unterbewusstseins, um dich zur Prokrastination zu verleiten? Niemand kann einem so schön betrügen, wie man selbst. Für’s eigene Gewissen kann man sich ja sagen, dass man sich ja Stunden mit der Story beschäftigt hat - aber unterm Strich bist du keine Seite weiter. Oder bist du vielleicht auch zu perfektionistisch? Manchmal reichen auch 80% um loszulegen, es müssen nicht immer 100% sein. Sonst endest du in 10 Jahren mit einer perfekten Welt, die tot ist und von der nie jemand erfahren hat, weil nie etwas darin passiert ist. Darum muss man irgendwo einen Schlussstrich ziehen und mit dem Schreiben anfangen. Diese Fragen kannst nur du für dich beantworten.
Die Kehrseite der Medaille wären zu häufige Änderungen am Plot oder Weltenbau. Nicht jede Hirnflatulenz, die einem beim Schreiben in den Sinn kommt, ist es wert, die Grenzen des Raum-Zeit-Gefüges deines Romans zu erschüttern. Das ist in jedem Einzelfall abzuwägen, ein Kochrezept dafür gibt es nicht.
Von daher würde ich dir raten, fang erst mal an, über den dramatischen Absturz des Raumschiffs zu schreiben, nach der Bruchlandung und der Erkundung der neuen Welt durch deine Protagonisten werden sich von ganz allein Punkte ergeben, wo du deinen Weltenbau erweitern oder überarbeiten musst.
Hmm. Ich habe da jetzt eine ganze Weile über diese Frage gegrübelt. Bei mir finden eigentlich weniger Änderungen am Plot statt als daran, das Wie zu ändern. Also, ich habe Punkte A und F und Z, die quasi das Skelett bilden, also die Grundstruktur. Wie komme ich nun von A nach F und dann nach Z? Das kann sich mal ändern. Am meisten ändert sich aber, wie ich die Szene schreibe. Also, ich kann die Szene aus Sicht einer Figur schreiben - und merke, es funktioniert nicht. Manchmal funktioniert es nicht, weil ich die falsche Figur gewählt habe. Ein anderes Mal merke ich, dass sie falsch agiert. Z.B. hatte ich einmal eine Dialogszene, da mischte sich eine Figur viel zu sehr ein. Ich trat dann zwei Schritte zurück und überlegte, was ich stattdessen mit ihr machen kann. Ich entschied dann einfach, die Figur als Beobachterin agieren zu lassen, sie sagte kein einziges Wort, ließ die anderen reden und verschwand dann unbeachtet wieder. Und siehe da, die Szene funktionierte. Der Plot blieb der gleiche.
Was den Weltenbau betrifft, so entdecke ich meine Welt mit meinen Figuren zusammen. Dann führe ich z.B. in einer Szene Tiere ein, die diese Welt bevölkern oder einen Landschaftscharakter. Und diese bleiben dann auch bestehen. An so etwas muss man eigentlich nie etwas ändern, weil sich diese Aspekte häufig aus der Geschichte heraus generieren.
Meine Schreibblockaden entstehen immer daraus, dass etwas an der Szene nicht stimmig ist, nicht am Plot. Ich habe mir angeübt, dann einfach wirklich Abstand zur Szene zu nehmen, sie wie einen Diamanten von allen Seiten zu betrachten, ihre Facetten anzusehen und dann einen anderen Ansatz zu wählen.
Die erste Version von Band 1 meiner Geschichte funktionierte nicht, weil Figuren fehlten. Weil viel vom Fleisch fehlte. Das auszuformulieren, größer zu machen, nahm die Hauptänderung meiner Geschichte ein. Am Plot habe ich nie etwas ändern müssen, der ist nach wie vor gleich geblieben.
Ja, wie lange bin ich Herr im Schreibhaus? Ich mache es an einem Beispiel fest, lieber @Palinurus.
Vor kurzem las ich eine Reportage in der Zeitschrift Mare. Es ging um die Situation Grönlands, das mit Voranschreiten des Klimawandels zunehmend in den Fokus der Welt rückt — als Quelle Seltener Erden und anderer bei der Gewinnung hoch umweltschädlicher Rohstoffe. Tagelang gingen mir die Bilder und die Beschreibungen nicht aus dem Kopf. Daraus entwickelte sich die Grundidee für einen Roman, einen Umwelt-Thriller, der im arktischen Eis spielt.
Ich entwickelte den Protagonisten, Antagonisten und ein breites Set von Figuren. All dies und bis dahin aktiv, geplant und als Herr im Schreibhaus.
Aus den Figuren, den involvierten Mächten mit ihren geopolitischen Interessen und einem Protagonisten, der als Halb-Inuit ethnisch, sozial und funktional zwischen allen Stühlen sitzt, setzte sich fast zwangsläufig ein komplexer Plot zusammen — um ökonomische Gier, politische Ränkespiele, Sabotage, Mord und die Geschichte (Heldenreise) einer identitären Selbstfindung. Man beachte das „setzte sich zusammen“. Denn ab hier war ich nicht mehr Herr im Schreibhaus, sondern eher Beobachter. Die Figuren nahmen Gestalt an und Beziehungen zueinander auf. Innerhalb weniger Tage stand der Plot (bei mir üblicherweise in Form ausformulierter Kapitelinhalte) und ich konnte mit dem Niederschreiben einer Geschichte beginnen, die ich bereits vollständig im Kopf hatte. Das ist der Punkt, an dem ich derzeit stehe, nun wieder als Herr meiner Zeilen. Wohlwissend, dass der Flow des Schreibprozesses mich an Gestade spülen mag, die ich mir in der Phase der Plotentwicklung — Du magst es Leitplanken nennen — nicht explizit vorgestellt habe.
Um es zusammenzufassen: Meine erzählerische Welt beginnt als Wille und Vorstellung, bis sie schließlich das Laufen lernt und mich mit sich zieht.
Hört sich mächtig interessant an …
mfg os|<ar
Genau das habe ich - in mehreren Versionen. Und immer gemerkt, dass ich grundlegende Dinge anders machen möchte, was auch erste Erfahrungen und technische Gegebenheiten umwirft.
Aber mal am Rande: da schaut man ein paar Tage nicht ins Forum und puff - der Thread explodiert.
Danke für eure ganzen Beiträge. Ich weiß, dass Fantasy an sich kein sehr einfaches Thema ist, beziehungsweise man es sich selbst schwer machen kann. Aber die Diskussion ist vielleicht in einem eigenen Thread besser aufgehoben, sofern noch Diskussionsbedarf besteht.
Danke auch für den ganzen Input zum Thema - es beruhigt mich, dass ich durchaus nicht die Einzige bin. Und Weltenbau ist natürlich etwas, das nicht von Heute auf Morgen geht. Das ist mir durchaus bewusst und klar.
Hier ging es mir gerade ja um die Details, um die Kernpunkte. Wie das Magiesystem funktioniert oder nicht funktioniert. Welche Rassen und Wesen es gibt und wo. Wie die Welt genau aussieht. Wie sie entstanden ist. Wie alles zusammenhängt. Ohne solche grundlegenden Dinge kann man nicht viel weiterplanen. Im Grunde fange ich immer wieder von vorne an, ändere Details ab, passe andere Dinge an, merke, dass es so doch nicht funktioniert und überlege mir etwas Neues.
Aber man sagt ja auch, dass jeder Fehlschlag ein Schritt nach vorn ist. Daher sehe ich jeden dieser Fehltritte durchaus als Verbesserung an.
Hallo Lamesch,
ich finde auch, du machst dir viel zu viele Gedanken.
Meistens reicht ein grober Aufbau der Welt vollkommen aus.
Wie die Städte hinterher aussehen, kannst du wunderbar noch beim Schreiben selbst erarbeiten.
Dann siehst du sofort auch, ob es momentan da reinpasst. Egal ob du mehr Spannung oder Ruhe brauchst. Dementsprechend gestaltest du die Stadt, in der sich deine Protagonisten gerade befinden.
Die meisten Ideen kommen erst beim Schreiben, das kann ich dir versichern.
Ich habe auch in einigen Bändern einer Reihe etwas reingebracht, was noch von vor zig Bändern offen war und das Rätzel quasi erst dann aufgelöst. Das war nicht geplant, doch es passte perfekt und fügt sich so in das Ganze zusammen, so dass es am Ende rund ist.
Die meisten Dinge geschehen durch Zufall und entstehen vollkommen ungeplant beim Schreiben. Denn es passt ganz einfach. Und zwar genau in dem Moment.
Mit der vielen Planerei wirfst du dich nur selbst aus dem Konzept.
Oder hast du mittlerweile gar kein Konzept mehr, so oft, wie du umgeplant hast?
Verlier dich nicht selbst, sondern lass es fließen.
Fang an, denk dich in deine Charaktere hinein und warte ab, wie es sich entwickelt.
LG Tessley
Also was das Magiesystem betrifft, so kann eine Welt auch über einen Magiekern verfügen. (Zum Beispiel) Wo die Leute zugriff darauf haben und diese für sich dann nutzen können.
Rassen und Wesen können beim Schreiben selber noch erschaffen werden. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Wie die Welt entstanden ist … Ist das wirklich wichtig? Ich finde diese Information vollkommen überflüssig.
Sie ist halt da. Eine Fantasiewelt. Punkt.
Wie alles zusammenhängt: Vielleicht sind einige Rassen von anderen abhängig? Ansonsten würde mir da auch der Kontext fehlen.
Es gibt eben Rassen, die Magie beherrschen, andere vielleicht nicht. Vielleicht gibt es noch andere Kreaturen … Warum muss man wissen, wie sie entstanden sind? Sie sind eben da.
Du versucht mit wissenschaftlicher Logik aus unserer jetzigen Weltsicht eine reine Fantasiewelt zu erklären.
Das funktioniert nicht und ist auch überflüssig.
Fantasyleser wissen um eine magische Welt. Es spielt keine Rolle, wie sie so geworden ist.
Es sind die Figuren und die Story selber, die sie in den Bann reißen sollen.
Das solltest du nie vergessen.
LG Tessley
Ich denke es ist ein Problem bei umfangreichen Werken. Aber es liegt sicher nicht nur an Fantasy obgleich es sich da eher ansiedelt, weil es einfach so umfangreich ist.
Das Umplotten kennt sicherlich jeder. Jetzt plane ich im voraus gründlich, so dass es dann stimmig ist. Allerdings habe ich auch noch keine Familiensaga oder Fantasy geschrieben. In den normalen Werken ist die Welt meistens überschaubar und stellt damit sag ich mal ganz plump, keinen wirklichen Vergleich dar. Ich denke irgendwann kommt man in der Fantasy nur noch mit einer guten Strukur weiter oder man versinkt im Chaos:ROFL:
Weltenbau in allen Details kann schon Spass machen. Aber ist es wirklich nötig?
In Geschichten, die in der Realität spielen, wird ja auch nicht die ganze Evolution der Erde beschrieben. Da wird das beschrieben, was für die Geschichte nötig ist. Der Rest ist wumpe.
Könnte sie, ja. Passt aber überhaupt nicht zu dem, was ich vorhabe. Die Magie ist limitiert, folgt festen Regeln und um die festzulegen und zu verstehen, muss ich zumindest im Groben wissen, wie sie funktioniert bzw. funktionieren könnte. Um einer “Natur” zu folgen, muss diese erstmal geschaffen oder zumindest definiert werden.
Das soll kein nächster Herr der Ringe werden - ich mache mir bereits einige Jahre Gedanken über diese Welt, entwickle hier und dort daran. Ich möchte sie eines Tages für Pen&Paper-Runden nutzen. Und ich möchte Geschichten darüber erzählen.
Es geht also keineswegs nur darum, was ein Leser interessant findet und was nicht und was ich zum Schreiben brauche. Mir geht es um ein Herzensprojekt, das über das Schreiben hinausgeht. Dennoch ist die Erzählung des Ganzen die Naht, die alles zusammenhält und die logischen Zusammenhänge definiert, festigt, darstellt.
Für diese Story im Besonderen ist es wichtig, ja. Weil es einen direkten Bezug zum “Jetzt” hat. Und weil es - besonders im Zusammenhang zwischen Science Fiction und Fantasy - auch einen halbwegs plausiblen Zusammenhang haben soll. “Sie ist halt da” ist für DIESES Projekt schlichtweg nicht zufriedenstellend.
Ich will definitiv keine wissenschaftliche Arbeit daraus machen (da fehlt mir schlichtweg zu viel Wissen), aber ich will mir darüber im Klaren sein, was passiert, damit ein Planet ist, wie er ist. Das fängt ja schon bei Kleinigkeiten wie dem Mapmaking an. Wo entstehen Gebirge, wo können keine sein? Wie fließen Flüsse? Natürlich kann man sich das einfach mit einer wegwerfenden Handbewegung und “Magie halt” erklären, aber ich finde es persönlich nicht zufriedenstellend. Weil es eben nicht reine Fantasy ist - andernfalls hätte ich dir zugestimmt.
Wieso die Welt von World of Warcraft so ist, wie sie ist, ist mir im Grunde auch schnuppe.
Mit dem Sci-Fi-Hintergrund und dem Wissen, das die Menschen haben, die dort stranden und dem, was sie vorfinden, ist das was Anderes.
Für die Erzählung ja.
Zum Verständnis von dem, was ich erzählen MÖCHTE, hat es einen gewissen Stellenwert. Wir waren ja auch in der Schule und haben Dinge über Physik gelernt. Deswegen müssen wir in realistischen Büchern ja nicht beschrieben, wieso ein Auto mit 70 km/h keinen Bremsweg von 3 Zentimetern hat und die Frau umfährt. Es reicht zu sagen, dass es so ist.
Wenn der Bremsweg dann doch 3 km/h beträgt, sind wir dem Leser dann aber doch eine Erklärung schuldig. Für jemanden, der keine Ahnung von Physik hat ist eine Antwort wie “ist halt so” oder “ist halt Physik” genauso wenig hilfreich, als wenn ich einem Menschen zu erklären versuche, wieso die Hobbits nicht einfach mit den Adlern zum Schicksalsberg geflogen sind und sich die Rennerei gespart haben.
So ähnlich sehe ich das eben auch beim Entwickeln von Welten.
Dass man dem Leser in realistischen Geschichten nicht alles erklären muss, ist ein Vorteil. Aber auch in der Realität gibt es viele Dinge, die der durchschnittliche Leser nicht weiss. Dieses Wissen muss man dann so in den Text einarbeiten, dass es ihm nebenbei untergejubelt wird. Dasselbe kannnst Du auch in Fantasygeschichten machen. Ich schrieb ja, dass man alles Nötige in die Geschichte einbaut. Diese Wissensvermittlung sollte immer kurzgehalten werden und nicht in Vorträge ausarten.
Sehr richtig und so auch nie bestritten.
Definitiv: Ja!
Ich arbeite selbst an einem Fantasy-Epos. Und es muss innherhalb der (selbst gesetzten) Grenzen alles, was der Prämisse folgt, in sich erklärbar sein. Da ein Buch nur dann in sich stimmig ist, wenn in jedem Satz die Prämisse bewiesen wird, sollte folglich auch alles erklärbar sein.
In (Fantasy-)Gerschichten stört es mich extrem, wenn irgendetwas nicht zum Rest der Welt passt oder für den Schluss hinzuerdacht wird (weil’s sonst nicht funktioniert - so gelesen bei Rowlings Harry Potter: Als die Heiligtümer des Todes auftauchten, war ich raus. Die Dinger hat sie nur gebraucht, um zu einem Ende zu kommen. “Deus ex machina” in Reinform! Hätte sie die schon im ersten Band erwähnt, wäre es okay gewesen. Ein Grund, warum ich die Bände meiner Geschichte erst dann veröffentliche, wenn ich ausnahmslos alle geschrieben habe).
Vielleicht verwende ich mal die Malerei als Metapher: Wenn ich mich entschließe, in Öl zu malen, dann fange ich nicht in einer Ecke mit der Aquarellmalerei an und in der anderen Ecke - weil ich gerade Lust drauf habe oder ich das in Öl nicht malen kann - mit Holzschnitt. Natürlich kann man das auch machen, weil es experimentell und phantasievoll ist. Ob es aber gefällt, ist die andere Sache, schließlich erwartet der Betrachter ein Ölbild.
Und so ähnlich verhält es sich auch im Weltenbau.
Bücher, die zusammenhangslos und ohne Struktur über irgendwelche “aus der Luft tropfenden Einfälle” fabulieren, lege ich so schnell wie möglich wieder weg. Und ich denke nicht, dass ich die einzige Fantasy-Leserin bin, der es so geht. Ein bisschen Arbeit sollte sich der Autor schon machen.
Liebe Grüße,
Vroni
Herzallerliebste @Zauberfrau ,
ich schätze deine Meinung, deinen Einfallsreichtum und Deine akribische Arbeit. Mag sein das Du mit der Theorie richtig liegst.
Mir hätte es nichts gebracht wenn ich im ersten Teil gewusst hätte das es sowas gibt. Auch den zweiten hätte es nicht bereichert. Vielmehr denke ich das dann eben jene der Red Hering gewesen wären, welcher sich durch die Bände zieht. Und es ist doch blöde zu wissen wenn man im 2/3 des Buches weiß wie der Fiesling, über den man noch so gut wie nichts weiß umzulegen ist.
Es ist ja so das Harry immer mehr und mehr herausfindet, bzw. ihm gesagt wird, damit sein Gehirn nicht schmilzt?
Jetzt bitte nicht denken ich sei ein HP Fan, oder Verteidiger von JK. Ich habe schon weitaus schlechtere und letzte Teile gelesen. Und da schrie schon das ganze Buch nach „Oh mein Gott ich muss fertig werden.“ Am schlimmsten habe ich den letzten Band von P.V. Brett in Erinnerung. Das war echt schade. Und ich war dann auch froh als es vorbei war. Rabenschatten 3, war auch nur eine Aneinanderreihung von Schlachten und ein durchpreschen damit man sagen kann Trilogie, check.
Das ist meine Sichtweise. Sicherlich wenn es zu zusammenhanglos wird, ist es unschön. Aber Chaos und ein wenig Patchwork kann ich mit leben. Und arbeite ich auch mit. Wobei ich versuche es gut einzustricken. (Und das dauert )
Bester @Lusmore ,
alles gut. Hab mir schon gedacht, dass ich für meinen Spruch einen auf die Mütze bekomme…
**
Es war ja vor allen Dingen Rowlings Problem, dass sie ihre Buchvögelchen so schnell hat fliegen lassen, bevor die Nachfolger überhaupt aus dem Ei geschlüpft waren. Vielleicht hat sie in Band 5 tatsächlich gemerkt: Oh Mist, die Heiligtümer bräuchte ich eigentlich schon von Anfang an. Nichts wäre leichter gewesen, als zu erklären, dass sich um den tollen Tarnumhang ein Mysterium rankt. Aber eigentlich geht das auch nicht, denn die Geschichte von den Heiligtümern ist zu märchenhaft, als dass es nicht jeder in HP’s Welt kennen würde. Und dann taucht da ein Tarnumhang auf, der superselten ist??? Hmmmm… Nein, die Geschichte hat da echt ein Loch nach meiner Ansicht (auweia, ich will hier wirklich KEINE Diskussion heraufbeschwören, dazu ist mir HP zu unwichtig).
Ganz genau!
Gerade arbeite ich ein Kapitel von mir um:
Herbst in den Bergen. Ich habe einen verletzten 12-jährigen Jungen, der sich mit seinem Hund über einen Gebirgspass schleppt. In Version 1 schien die Sonne und die Verletzungen taten nicht wirklich weh. Huppsdiedupps, ist er über den Pass gegangen und hat einen mysteriösen Unbekannten in einer Hütte angetroffen, wo er niemanden erwartete.
Beim Überarbeiten dachte ich: Doof. Es ist Herbst. Und da ist auch mal Scheißwetter. Und weil man ja seinen Protas das Leben nicht zu leicht machen sollte, schneit’s halt im Pass. Und nicht nur so’n bisschen. Dann habe ich den Schmerzpegel von der Verletzung noch ein bisschen hochgeschraubt und war dann wirklich froh, dass da noch der große Hundibutz dabei war, der mein angeschlagenes Jungchen ab und zu mal stützen kann. Denn glatt isses ja auch noch mit dem Schnee. Ja. Dann triff mal auf die unbekannte Person - erschöpft, durchgefroren und vor Schmerzen schon ganz blöd in der Birne. Die Szene gefällt mir jetzt viel besser als vorher. Aber den Anschluss zu dem lockeren Dialog, den ich in Version 1 aus den Fingern geschüttelt habe, den krieg ich garantiert nicht mehr hin.
Fazit: Es reichen ein paar kleine Stellschräubchen, die einen Plot schon total verändern können. Im Moment kämpfe ich. Und - genau! - das dauert!
Liebe Grüße,
Vroni
Ha, ich denke genauso! Und ich dachte schon, ich sei mit meinem Spleen allein auf der Welt. (Vielen Dank für diese Enthüllung.)
Ich habe das bei Harry Potter an vielen Stellen so empfunden. Ron ist doof, weil er in Band 3 annimmt, Sirius Black sei vielleicht nach Hogwarts hineinappariert. Hermine erklärt ihm mehrfach - auch in den Folgebänden - dass das aufgrund der Schutzzauber um die Schule nicht möglich sei. In Band 6 und 7 erfahren wir dann, dass Elfenmagie anders ist und Elfen durchaus von und nach Hogwarts apparieren können. Beim Apparieren kann man sogar jemanden mitnehmen. Dann war Rons Idee in Band 3 gar nicht so doof. Die Freunde hätten nur annehmen müssen, dass ihm ein Elf geholfen haben könnte. Vielleicht hätte der sich hinterher selbst bestrafen müssen, aber es wäre möglich gewesen.
Die Heiligtümer haben mich nicht so gestört; eher die Tatsache, dass sie den letzten Band nur aus Harrys Perspektive erzählt hat. Percy Weasleys Einsicht, er habe sich falsch verhalten, kommt mir viel eher wie Deus ex machina vor. Und dass eine so wichtige Figur wie Remus Lupin stirbt, ohne dass der Leser das miterlebt, finde ich auch nicht passend.
LG
Pamina
@Pamina22 : Die Tode im letzten Potter Band kamen mir allesamt sehr unmotiviert vor. Der von Lupin hat mich noch mit am meisten gestört, weil ich die Figur sehr mochte.
@Zauberfrau : Ja und ich arbeite gerade an meinem Band 3 und habe da einfach mal einen Kontinuitätsfehler eingebaut. Die Figuren sind plötzlich viel jünger. Was also tun? Band 2 abändern, wo ich sie eingeführt habe - kann ich ja, weil noch nicht veröffentlich Oder die Geschichte in Band 3 abändern, damit es wieder passt?
Ich habe es bisher immer als toll empfunden, nachträglich noch Hinweise einzubauen, die ich vorher nicht hatte, um damit einen Bogen zu meinen anderen Bänden zu spannen. Aber diesen Luxus können sich Autoren wie Rowling nicht leisten. Der Verlag verlangt die Bände und will sie veröffentlichen. Ich schreibe ja nur in meinem Kämmerlein und niemand interessiert es, wann ich Band 1 veröffentliche.