Frage: Wie oft werft ihr euren Plot um?

Moin in die Runde,

ich arbeite seit Monaten (Jahren?) an einem riesigen Worldbuilding-Projekt, dessen Anfänge ich in einer ersten Geschichte festhalten möchte. Es steht schon sehr viel von der Zukunft, aber die Anfänge machen mir Probleme.

Man kann sich in etwa grob an der Darkover-Saga von Marion Zimmer Bradley orientieren, wenn man wissen möchte, worum es geht. :smiley:

  • Raumschiff stürzt auf Planet ab,
  • Menschen verzweifelt,
  • Menschen müssen überleben,
  • Menschen kommen mit Einwohnern des Planeten in Kontakt,
  • Menschen entwickeln Kräfte,
  • Menschen leben weiter und bilden eine neue Zivilisation.

Nur dass ich ein paar ( :rofl: ) Dinge anders machen will.

Und irgendwie kommen wir da zum Problem. Die Grundidee der Welt, mit allem was dazu gehört, habe ich mittlerweile schon dreimal über den Haufen geworfen und anders gemacht.
Wieso?
Ich fand es zu plump, zu unlogisch, zu glatt, zu unspektakulär.

Ich bin ein großer Fan von Patrick Rothfuss’ Kingkiller-Chronicles, besonders im Hinblick auf die Tiefe der Details, der Art und Weise, wie alles „zusammenpasst“ - das habe ich auch jüngst in der Mistborn-Trilogie von Brandon Sanderson wiedergefunden - dieses Gefühl, dass alles passt. Das will ich auch! Und ich bin mit nichts zufrieden, das sich nicht so anfühlt.

Wenn ich dann an meine eigene Arbeit denke, dann bekomme ich schlechte Laune. Mir will einfach nicht das passende Puzzlestück in die Hände fallen und das macht mich wahnsinnig. Ich verbessere meine Idee mit jeder Iteration, das merke ich schon. So kommt auch immer wieder eine „Schicht“ obenauf, die dem ganzen Form gibt.
Ich frage mich nur gerade: wie oft tragt ihr eurem Plot solche Schichten auf? Wie oft nehmt ihr alles auseinander und setzt es neu zusammen?

Sagt mir bitte, dass ich nicht die einzige verzweifelte Seele bin. :thinking:

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Mir ist aufgefallen, dass es dieses Problem im Genre Sience-Fiction und Fantasy sehr, sehr oft gibt. Es gibt hier reihenweise Autoren, die über Jahre an so etwas arbeiten und je kaum zum Schreiben kommen. Sicher ist in diesem Genre der Weltenbau furchtbar wichtig. Aber er hält euch letztlich auch vom Schreiben ab. Also wird auf den ersten großen Wurf hingearbeitet, ohne je wirklich zu schreiben und Übung zu bekommen und sich weiterzuentwickeln.
Beim Schreiben ist Übung aber wichtig. Also Geschichten, Novellen, Romane. Wenn man das kann, wenn einem die Leser zu Füßen liegen, dann ist es Zeit für einen Mehrteiler. Hier aber sehe ich, wie sehr viele Autoren das Pferd von hinten aufzäumen. Alle denken an Harry Potter und dass jemand damit Millionär wurde.
Meine unmaßgebliche Empfehlung lautet also: Bau an deiner Welt und schreibe nebenher zur Übung. Umschmeißen machst du nicht zu oft, denn wenn es hinterher besser ist als es vorher war, hast du alles richtig gemacht.

Ich schreibe gerade einen Roman und habe nach der ersten Hälfte gemerkt, dass ich was ganz anderes schreiben will, als zu Beginn. Ich überlege jetzt seit ein paar Jahren, was ich mit den ersten dreihundert Seiten machen soll. Wie ich sie umbauen kann, dass es das Buch wird, was ich gerne hätte, dass es wird.

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Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen :thumbsup:

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Ich vermute, daß dahinter auch ein strukturelles Problem steckt; dahingehend vielleicht, die bereits bestehenden Angebote an derlei “fiktiven Welten” könnten inzwischen so groß und letztlich schon bis zum Erbrechen oft durchgerödelt sein, daß der Druck für Innovation ganz einfach ins Immense wächst. Wobei mir fraglich bleibt, wozu das GANZE ÜBERHAUPT FROMMEN KÖNNTE. – Aber nuja, das verstehe ich offenbar nicht, weil es mir an hinreichender Affinität zum Genre gebricht …
Den genannten Punkt halte ich gleichwohl nicht für lapidar: Dernn es gilt ja ersichtlich, eine Art Sucht zu befriedigen, nach immer ausgefalleneren, noch nie dagewesenen Effekten und Stukturen – dabei ist dieses Feld per se begrenzt, weil man ja zwangsläufig im Raum des Möglichen (im Sinn S.A. Kripkes) bleiben muß, da sonst keine Konsistenz zu erreichen ist und somit all diese inkonsistenten Welten kollabieren würden, an ihrer eigenen “Unlogik” (Inkonsistenz) und an der Unlust potentieller Leser daran im gleichen Atemzug.

Somit kommt es zu einem internen (“betriebsbedingten”) logischen Crash, sozusagen, weil das Heil nicht so arg in wirklichen Innovationen auffindbar ist, sondern vielmehr in der auf Ewigkeit gestellten … und damit letztlich langweilig werdenden Variation. Will sagen: Vielen Autoren in diesem Genre mag schwanen, daß sie mit bloßen Variationen nicht reüssieren werden in diesem völlig (in mehreren Hinsichtnahmen) “überschäumten” Markt. Was dann zur Folge hat, daß sie wider alle Vernunft eben doch noch “einen draufsetzen” wollen und dabei letztlich scheitern, weil sie sich dann in labyrinthischen "Weltbau"maßnahmen erschöpfen, die trotz der erhofften Innovation eben doch “wieder bloß” 'ne Variation längst Dagewesenen markieren.

Jo. So in etwa vielleicht.

Gruß von Palinurus

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Mh, ich stimme dir insofern zu, dass man neben dem ganzen Weltenbau trotzdem schreiben muss - was ich auch tue. Ich habe diverse Anfänge und Szenen geschrieben, die sich aber alle über den Haufen werfen, wenn der Grundstein sich verschiebt. Es ist quasi, als würde ich andauernd die Perspektive wechseln um zu sehen, ob es so nicht besser passt als andersrum - und damit meine ich nichtmal zwangsläufig den Weltenbau sondern wirklich das, was meine Charaktere erleben sollen.

Trotz aller Richtigkeit geht deine Antwort daher ein wenig an der eigentlichen Frage vorbei - Die Frage zielte direkt darauf ab, wie oft ihr in der Regel euren Plot überarbeitet, ändert, anpasst, umwerft, neu macht … weniger um das “warum”.

Ich muss zugeben, deinen Text zu lesen erfordert einen gewissen Anspruch - aber durchaus interessant!
Du hast (m)ein Problem des Weltenbaus im Grunde erkannt - man möchte etwas Neues kreieren, etwas, bei dem der Leser nicht von der einen Seite zur nächsten Blättert und sich denkt “Ich wette, die Viecher die auf Bäumen leben und gut mit Bögen umgehen, haben bestimmt noch spitze Ohren” - dabei geht es mir nichtmal darum, etwas zu kreieren, das den Leser total vom Hocker reißt und er sich denkt “DAS hab ich noch NIE gelesen!”, sondern eher “Hm, interessant gelöst und nicht vorhersehbar, wie man es sonst kennt”. Ich möchte also keinesfalls das Rad neu erfinden. Aber auch das ist gar nicht der eigentliche Grund meiner Frage.

Mein Problem fußt sich im Grunde weniger auf das Drumherum sondern Grundentscheidungen, die aber einen sehr großen Einfluss haben. Darauf, wie die Dinge funktionieren, wieso etwas so ist, wie es ist. Nicht, DASS es ist.

Ich habe mein Grundgerüst als Nebeninformation mitgegeben, damit man ein wenig die Reichweite erkennen kann. Auf einer Welt zu stranden kann extrem viel Konfliktpotenzial bieten - man muss nur schauen, für welche man sich letzten Endes entscheidet, welche mehr Potenzial haben als Andere und welcher Weg der Spannendste ist, den man seinem Leser bieten möchte.

Keine Ahnung, ob ich das so verständlich beschrieben habe.
Danke euch für eure Beiträge!

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Ich schreibe um. Regelmäßig. Unregelmäßig. Fast permanent, zumindest am Anfang. Wenn eine Geschichte fortgeschrittener ist, dann immer weniger. Das Umschreiben, oder Neuarrangieren fühlt sich in den langen ersten Phasen immer lebendig und richtig an.
Ein Problem wird es für mich dann, wenn das Ding dreiviertelfertig ist und sich eine von zwei meiner typischen Fallen abzeichnen:

  1. Die Geschichte kann zwar insgesamt so passiert sein, aber nicht in dieser Szenenfolge. Dann beginnt das Schrauben an kausalen Zusammenhängen, manchmal mit Kettenreaktionen von anderen Umstellungen.
  2. Die Geschichte kann zwar in dieser Szenenfolge passiert sein, aber das ist zäh/langatmig/langweilig (oft auch aufgrund von 1., weil ich etwas so oft umgeschrieben oder neu arrangiert habe, dass das Füllmaterial/Erklärungsmaterial die Handlung übertüncht).

Durchplotten von Anfang bis zum Schluss, oder die Schneeflocken-Methode - das könnte ich überhaupt nicht. Der beste Moment der Geschichte war, als ich an dem Punkt angekommen war, wo ich die Erklärung liefern musste, warum eine stark erkärungsbedürftige Situation überhaupt entstehen hatte können. Ich begann den Anfang des Satzes zu tippen und dachte mir, da bin ich aber selbst verdammt gespannt, da brauche ich jetzt aber eine verdammt gute Begründung; während des Tippens hatte ich keine Ahnung, worauf der Satz hinauslief, und irgendetwas aus mir selbst hat dann etwas in die Tasten geklopft, was mich selbst völlig überrascht hat und ich erst einmal tief durchatmen musste, weil ich so schockiert war. Da haben mir meine Finger innerhalb von 20 Sekunden meinen Plot komplett umgedreht. Eine brachiale Erfahrung, dieses Schreiben.

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Lieber Lamesch,

vielleicht liegt das grundlegende Problem auch darin, daß das (Getue ums) Außengerödel immense Dimensionen annimmt, aber das, worum es doch eigentlich gehen sollte, nämlich wie darin zu leben sei, dabei auf der Strecke bleibt.

Möglicherweise hieße das Motto also vielleicht: Nicht “nach vorn”, sondern zurück! – Ich denke mal an Klassiker phantastischer Literatur, die es nicht nötig hatten, ausufernden Weltenbau (und so’n Zeuch) zu betreiben, sondern sich darauf konzentrierten, wie absurde Situationen auch unter relativen “Normalbedingungen” auftreten und dann die Protagonisten damit umgehen.

So ein paar Klassiker wären in meinen Augen: Gabriel García Márquez, Jorge Luis Borges, E.A. Poe, E.T.A. Hoffmann, der Marquis de Sade oder auch z.B. Franz Wedekind (denk nur an sein Mine-Haha!); es ließen sich auch Fleur Jaeggi anführen odert tlw. José Saramago usw. Genauso natürlich Gonçalo M. Tavares oder die letzte Schwarte von Raoul Schrott.

Ich meine damit nicht, daß du, wie die meisten augeführten Autoren, ganz auf alternativen “Weltenbau” verzichten müßtest – Schrott etwa hat schon ein gewisses Alternativszenario entwickelt, Borges tut’s manchmal auch; aber es kommt vielleicht weniger drauf an, sich abgedrehtes Zeugs in diesem Belang zu entwickeln, als vielmehr die Absurdität – die Möglichkeit des Extremen und Bizarren – bei den darin hausenden Menschen – in ihrem Zusammen- oder auch Nichtzusammeleben – zu zeigen. Instruktiv dafür auch die Romane Christoph Ransmayrs; insbesondere Morbus Kitahara und Die Letzte Welt, aber auch an der absoluten Extremsituation (wunderbar geschrieben) in Die Schrecken des Eises und der Finsternis kann das studiert werden.

Nur mal so als Anstoß zum Überlegen.

Gruß von Palinurus

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So grob steht meine Welt im Rahmen des Plots. Während des Schreibens musste ich dann immer wieder feststellen, dass etwas fehlt. So Banalitäten wie “wie heisst eigentlich die Stadt am Meer?” Kürzlich fragte mich mein Freund: “Haben die eigentlich Schnee im Winter?” Keine Ahnung! Ist mir im Moment sogar völlig egal. Wird es aber nicht mehr sein, wenn sich die Geschichte in den Winter hinein bewegt!

Ich habe definitiv zu wenig Weltenbau betrieben, bevor ich mit dem Schreiben begonnen habe. Da stolpere ich immer wieder mal drüber. Aber jahrelang an den Hintergründen, der Geographie, den Ethnien und Sprachen, Flora und Fauna herumzutüfteln, dafür hätte ich einfach nicht die Geduld.

Für mich ist die Geschichte das treibende Element. Auch wenn ich einen Plot habe, so geschieht zwischen den einzelnen Hauptszenen so viel, dass ich sozusagen durch die Protagonisten und was sie tun und erleben, etwas über die Welt erfahre. Das schreibe ich dann in ein separates Dokument, um den Überblick zu behalten.

Manchmal, wenn ich unsicher bin, frage ich meine Protagonisten: “Wie ist das eigentlich bei euch?” Ihr könnt gerne lachen, doch das hat mir schon oft weitergeholfen. Die erzählen dann tatsächlich etwas! Manchmal muss ich mir auch erst mal eine Frechheit anhören (bzw. lesen) :slight_smile:

Bisheriges Fazit für mich: Die Grundstruktur der Welt sollte stehen. Der Plot treibt. Die Geschichte bringt die Details. Ob das bis zum Schluss funktioniert, wird sich zeigen.

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So ähnlich arbeite ich bislang auch.

Ich schreibe nicht als Profi, sondern aus Spaß und Freude, manchmal stundenlang am Tag - weil mir das Schreiben oftmals über den gelegentlich tristen/schwierigen Alltag hinweghilft und ich es mag, in meiner eigenen Welt zu versinken.
Ich habe vor Jahren damit begonnen, eine Welt zu erarbeiten, mit der ich heute noch arbeite. Ich mag meine Welt. Aber ich habe mich auch unzählige Male in dem Versuch in ihr verlaufen, sie zu strukturieren und auszubauen. In unzähligen Details, die meiner damaligen Meinung nach unbedingt dazugehörten, obwohl für den Plot gar nicht unbedingt relevant. Irgendwann habe ich die Übersicht verloren und beschlossen, mit dem Grundgerüst zu arbeiten und einfach zu schreiben. Dabei habe ich (da mir keinerlei Abgabetermine, Grenzen oder Ähnliches den Weg versperren) einen für manche Schreiber vielleicht umständlichen Weg eingeschlagen: Statt meinem eigentlichen Projekt mit dem groben Plot, habe ich Kurzgeschichten (ok, manchmal auch etwas mehr, als das) geschrieben und zwar aus Sicht verschiedener Charaktere, die ich mir für mein Buch angelegt habe.
Auf diese Weise hat sich sowohl meine Welt in ihren Details gefestigt, als auch der Hintergrund und das Verständnis für meine Figuren (Was dem Buch absolut zugutekam und es vorangetrieben hat) und zwar ohne, dass ich über logische Zusammenhänge viel nachdenken musste. Und ja, natürlich hat sich auch der Plot für mein Hauptbuch dadurch noch ein wenig geändert - allerdings schien er mir dann schlüssig, nachvollziehbar und passend.

Kurz gesagt: Ich habe also ebenfalls mit einem Grundgerüst angefangen und sie anschließend durch die Augen meiner Figuren vertieft. Nicht jedermanns Sache, in meinem Fall hat es prima funktioniert. Und ich habe noch einige, neue Charaktere dazugewonnen. Den größten Respekt an alle, denen es gelingt, ihre Welt vollständig zu erarbeiten, bevor sie mit dem Schreiben anfangen (meine Wenigkeit ist für diese Art von Arbeit wohl nicht geschaffen :kissing:)

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Ich verstehe das, ich teile Dein Streben nach Perfektion - aber ich weiß auch, daß ich das nicht erreichen kann. Wir reden hier von zweien der erfolgreichsten Fantasy-Autoren der Welt. Die diese Bücher auch nicht im ersten Versuch mal eben so auf den Markt geworfen haben. Von denen der eine seinen Zyklus seit Jahren nicht fertigschreibt und der andere in seinem berühmten Podcast gerne selber von der “worldbuilder’s disease” spricht, zu der viele Fantasy-Autoren neigen.

Ich ergänze viel. Dieser Tage ist mir ein besserer Plot Twist fürs Ende eingefallen, was bedeutet, daß ich meinen schon geschriebenen Plot Twist in die Tonne kloppen werde. Was ich außerdem gerade mache, ist, die bisherigen gut 400 Seiten als Steinbruch zu nutzen, um daraus ein Buch zu formen. Und da meine ich neben einem intensiven Überarbeiten auch die Überlegung, welche Szene wohin soll, welche Zwischenstücke fehlen. Das beinhaltet notwendigerweise Änderungen, die ich dann einschreiben muß. Aber komplett auseinandernehmen, die ganze Welt und das ganze Buch? Nein. Das mache ich nicht. Nicht aus Faulheit; ich hatte bisher nicht das Gefühl, daß ich es müßte.

Mit Sicherheit nicht! Bei mir liegt es daran, daß mein Plot - im Vergleich jedenfalls zu Rothfuss oder Sanderson - übersichtlicher ist. Da muß ich nicht so viel umschichten. Wenn Du diese Vorbilder hast, dürfte Deiner etwas komplexer sein - dann muß man, denke ich, auch mehr umschichten. Weiß ich noch nicht; jetzt schreibe ich erstmal Buch eins fertig :slight_smile:

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So habe ich es bei meinem Herzprojekt (dankenswerterweise sowieso Urban Fantasy à la Rowling) auch gehalten. Dazu kommt dann das, was Amara auch getan hat – mit einem Ableger des Herzprojekts wurde die Welt nun erweitert, diese Erweiterung umfassen sowohl Personen als auch Magiesystem und … hm, Weltenbau halt, wobei ich bei der Kleidung immer noch auf dem Stand bin, dass es wohl keine Kleeblatt-BHs gibt und Pullover nicht immer ein praktikables Kleidungsstück sind :rofl:

… das sind übrigens die Erfahrungen, die sich auch aus über 10 Jahren Herumdoktoren an einer anderen Fantasyidee ergeben hatten. Als ich da in die xte Neufassung ging, mit neuem Worldbuilding, weil irgendwas nicht gepasst hat, war für mich einfach Ende – ich wollte endlich was in der Hand halten, also umgeschwenkt …

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“Weltenbau und so’n Zeuch” dürfte allerdings genau das sein, wofür viele Fantasy-Leser Fantasy lesen - mich eingeschlossen. Mich reizt eine Geschichte schon durch das bloße Stattfinden in einer gut gestalteten Welt, die es so nicht gibt, mehr, als wenn sie in unserer spielen würde.
Hochklassige Fantasy vereinigt eine überzeugende, neue Welt mit einer Geschichte, die ebenso überzeugend erzählt, wie die Protagonisten damit umgehen.

Um keine Normalbedingungen zu haben, lese ich ja gerade Fantasy…

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Wenn du auch nur einen Moment lang ernsthaft über diese zwei Sätze nachdenken würdest, wäre die logische Konsequenz … ähm … “relativ sicher” (was immer das auch heißen möge!), sie besser möglichst schnell wieder zu löschen!

“Das bloße Stattfinden” einer Geschichte “in einer ‘gut gestalteten Welt’”, samt – denkbar absonderlicher – Kombination mit: “wie die Protagonisten damit umgehen” (die drei komplette gedankliche Wirrnis und Alogizität bezeugenden Terme sind extra für dich markiert), hat schon fast den Charakter einer zitierwürdigen Stilblüte

Wenn Ressentiment – ob nun berechtigt oder nicht – gerade “den Geist verwirrt”, ist es womöglich besser, einfach mal innezuhalten, nachzudenken und vielleicht auch die Finger kurz ruhen zu lassen, statt im Furor so einen Quatsch im Quadrat abzusondern.

Im vorausgegangen Post desjenigen, was von dir zitiert wurde, war u.a. von “inkonsistenten Welten” die Rede, also von** unmöglichen**. Du hast gerade ein Paradebeispiel davon aufpoppen lassen (warum, mag an der o.e. Vermutung liegen oder anderem); denn es ist so, daß Protagonisten [sic] per se und per definitionem nicht “damit umgehen”, sondern in ihr existieren. Was logischerweise heißt, daß ein “bloßes Stattfinden” von irgendeiner Welt niemals möglich sein kann. Tatsachen sind in ihr nur konstatierbar, sofern sie von Wesen bewohnt wird, die zum Konstatieren befähigt sind; ansonsten “findet” eine solche Welt schlicht nicht “statt”, sondern wäre von [sic] “mit ihr umgehenden Protagonisten” nur ausgedacht (also so, als würde bspw. eine Philosophin über eine Mögliche Welt – etwa den Konzepten Lewis’ oder Kripkes folgend – nachdenken).

Nun aber mal in allem Ernst gedanklich durchgespielt, so wie von dir unterstellt könnte es laufen (was natürlich Quark ist, aber den Versuch ist’s ja mal wert), würde notwendig eine Kaskade im** infiniten** (Begründungs-)Regress-Modus ineinander verschachtelter nicht-existierender Welten resultieren, in denen jeweils nur komplett “eingebildete Protagonisten”*** – ständig halluzinierend – “wohnen” würden (der grandiose Unfug solcher Elaborate wie Matrix**** bspw. beruht auf einer solchen infantilen logischen Fehlleistung!), ohne überhaupt (irgerndwo) zu existieren, gleichwohl beständig … ähm … “bloß stattfindende Welten” imaginierend.

Ziemlich neckisch … das. Genaugenommen aber blühender Blödsinn und nicht mal als grottenschlechtester Fantasy-Schund vorstellbar (obwohl … Matrix hat ja selbst unter solchen Auspizien … ähm … Erfolg gehabt … worauf, wie wir seit gestern definitv wissen, ja am Ende sowieso alles hinausläuft. Ergo: vielleicht bleibst du doch besser bei derlei a-logischen und unmöglichen Welten …

***von wem eigentlich?
****und nur, damit keine Mißverständnisse aufkommen: Die Idee von Matrix war bestechend, nur die Umsetzung mies, weil seit Langem bekannt ist – dafür existieren zahlreiche philosophische Argumente und seit ein paar Jahren auch ein Beweis --, daß es Gehirne im Tank eben grundsätzlich nicht geben kann. Es ist unmöglich! Was unmöglich ist, heißt aber modallogisch betrachtet inkonsistent … und markiert mithin Gedankenschrott.

Gute Besserung vom Ressentiment wünscht Palinurus

Hallo Lamesch, deine Situation erinnert mich an meine eigene. Ein paar deiner aufgeführten Stichpunkte der Kurzfassung der Darkover-Saga treffen sogar auf mein Projekt zu, obwohl ich sie nie gelesen habe. Ähnlichkeiten in der Fantasy sind ja nicht unüblich. Rowling und Rothfuss sind meine Lieblingsautoren und ich strebe ebenfalls nach einem Werk, wie es Rothfuss mit Der Name des Windes gelungen ist und betreibe seit Jahren Weltenbau. Was man nicht vergessen darf: Ein Erfolg über Nacht braucht zehn Jahre Vorbereitung. (Dieses Zitat wird, wenn ich nicht irre, Tom Clancy zugeschrieben.) Aber Rothfuss geht es da auch nicht anders. Der dritte Band der Königsmörder-Chronik lässt seit Jahren auf sich warten. Ich tippe mal auf Schreibblockade.

Was den Weltenbau betrifft: bei mir ändern sich im Laufe der Zeit immer wieder kleinere Dinge wie Ortsnamen und die Geschichte und Beschreibung von Völkern, die ich untereinander austausche, wie artverwandte Wesen wie Elfen/Elben, Sidhe, Tuatha, Fae, aber das Grundprinzip der Welt bleibt erhalten: eine mittelalterliche Fantasywelt mit einem, selbst für das Genre, überdurchschnittlich großen Pulk an fiktiven Geschöpfen aus der klassischen Fantasy und Mythologie. Fantasy, in denen Magie nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt und hauptsächlich Menschen auftreten wie bei Das Lied von Eis und Feuer (dass ich sehr gut finde, besonders die Umsetzung als Game of Thrones) möchte ich nicht schreiben. Es entspricht nicht meiner Vorstellung von einer Fantasywelt, wie ich sie erschaffen möchte. Da nehme ich lieber weniger Leser in Kauf und schreibe was mir gefällt, als etwas zu schreiben, dass es der Allgemeinheit Recht macht. In dieser Welt steckt unheimlich viel Recherche, bezüglich des Mittelalters, der nordischen Mythologie und der allgemein verfügbaren Fantasywesen, auf die kein Autor einen Anspruch erhebt. (Notiz am Rande: Balrog z.B. ist rechtlich geschützt, nicht aber ein Feuerstier mit anderer Bezeichnung, auch der Hobbit ist geschützt, nicht aber der Halbling). Auch der Hauptprotagonist und der Roman, mit dem ich die Welt veröffentlichen will, hat sich bereits geändert, auch wenn die anderen Handlungsstränge weiter in der Welt existieren. Tatsächlich plane ich sogar noch weiter, nämlich nicht wie andere Fantasyautoren für jeden Roman eine neue Welt zu erschaffen, sondern möglichst alle meine künftigen Fantasy-Romane in dieser Welt spielen zu lassen und das auch teilweise in unterschiedlichen Epochen, was natürlich die Voraussetzung mit sich bringt, dass ich mir darüber klar werde, welchen Zeitraum das Mittelalter bei mir hat und wann Schießpulver eingeführt wird und das Zeitalter der Seeräuber mit Kanonen beginnt, und wann die Raumfahrt beginnt (vielleicht zum zweiten Mal, da es früher schon mal ein Weltensterben gab?). Ich gebe zu, dass ist eine Menge an Mehrarbeit, aber mich ärgert es auch ein wenig, wenn ich sehe, dass andere Autoren ständig neue Welten erfinden statt ihren vorigen treu zu bleiben und immer nur eine halbfertige Karte mitliefern. (Okay, auch Mittelerde scheint nicht völlig aufgedeckt, aber Tolkien hatte damals auch weniger Möglichkeiten als wir Inspiration zu sammeln und sich kreativ mit einem Karten-Programm auszutoben.)
Ein solch ambitioniertes Projekt artet zum Lebenswerk aus, dass Jahrzehnte in Anspruch nehmen kann (und in meinem Fall wird). Nur möchte ich eigentlich möglichst bald auch ein Buch verkaufen.

Was ich dir daher empfehlen möchte und was mein eigener Plan ist:

  • Bringe einen Roman zum Abschluss, ob dieser nun am Anfang der Geschichte deiner Welt spielt, mitten drin oder am Ende, spielt keine Rolle, er kann auch der Auftakt deiner Haupt- oder einer Nebenreihe sein, hauptsache, er ist in sich vollendet und schlüssig. Und achte sehr streng darauf, dass du alles, was du in diesem Roman in Bezug auf deine Welt erwähnst, in künftigen Werken über diese Welt auch beibehalten willst, nicht dass du Gefahr läufst, etwas ändern zu wollen, es aber nicht mehr kannst, weil die Welt bereits erfahren hat, dass das Königreich im Norden Buxdehude und nicht Arschkalt heißt. Gleiches gilt für die Regeln der Magie in deiner Welt. Entwickel ein Konzept, dass du beibehalten kannst und erfinde nicht wie Brandon Sanderson, was er meines Wissens nach tut, immer wieder ein neues. Und wenn doch, erkläre plausibel, warum sich das System der Magie gewandelt hat. Falls dir doch Fehler unterlaufen, versuche die Änderung immer zu begründen. Königreich Buxdehude ist gefallen und der neue Herrscher stammt aus dem Geschlecht Kalt und hat es daher in Arschkalt umbenannt, du verstehst schon, was ich meine. Wenn du Weltenbau betreibst erfindest du eine Welt mit zigtausend Jahren Geschichte und diese haben bei allen großen Weltenbauern, ob nun Tolkien oder Videospielmacher, großzügige Lücken. Zwischen dem zweiten und dritten Ringkrieg liegen rund tausend Jahre. Gollum trug den Ring allein 500 Jahre, wer weiß, was der noch alles erlebt hat und welche Ort er besucht hat, die nie erwähnt wurden? Dadurch konnten Vidoespielmacher in Schatten des Krieges einiges hinzufügen, in dem sie das mangelnde Wissen mit neuem füllten und mit dem alten verknüften, dass Tolkien hinterließ. So entstanden Geschichten, die Tolkien nie selbst erdacht hat, so ähnlich ist es teils auch bei den Hobbitfilmen gelaufen, wenn es sich dabei auch um eine Interpretation vorhandenen Stoffs handelt z.b. die Liebschaft zwischen dem Zwerg und der Elbe, kommt im Buch nicht vor.
  • Wenn der vorige Vorschlag nicht klappt, schreibe einen Einzelroman, vielleicht in einem anderen Fantasy Untergenre (z.B. Urban Fantasy, dass in der modernen Welt angesiedelt ist) oder einem ganz anderen Genre, eine Geschichte, die dir Spaß macht, aber keine 10 Jahre Weltenbau voraussetzt und die sich baldmöglichst publizieren lässt. Vielleicht einen Sciencefiction-Roman, der auf breites Fachwisssen verzichtet und einfach eine Reise durchs All schildert, wie bei Die lange Reise zu einem kleinen zornigen Planeten von Becky Chambers. Fantasy und Scienceficiton sind eng miteinander verzahnt. Damit kannst du vielleicht etwas Geld verdienen, um dich weitere Jahre dem Weltenbau zu widmen.

Ein weiterer Tipp: Falls du es noch nicht getan hast, setzte dich in Puncto Plotten mit dem Monomythos/der Heldenreise auseinander:
Die Odyssee der Drehbuchschreiber, Romanautoren und Dramatiker: Mythologische Grundmuster für Schriftsteller
Vogler, Christopher
Alternativ dessen Inspirationsquelle:
Der Heros in tausend Gestalten (insel taschenbuch)
Campbell, Joseph

Das hilft zwar nicht eine Hintergrundgeschichte für eine Welt zu entwerfen, aber für die Roman(reihen) die darin spielen.

Um auf deine Anfänge zu sprechen zu kommen: Ich habe mehrere Versionen entworfen, wie der Beginn der Menschheit in meiner Welt aussah, wie die Magie in die Welt kam, etc. Wenn du dich nicht festlegen kannst, lass den Anfang erst einmal weg. Beginne nicht im Jahr 0, sondern im Jahr 3500. Bis dahin können ganze Imperien gefallen und Völker ausgerottet worden, religiöse Kulte entstanden und in Vergessenheit geraten sein, die Geschichte, die sich die Menschen, über die Entstehung der Welt erzählten, kann sich durch neue (z.B. kirchliche) Institutionen geändert haben. Tolkien hat im Silmarillion die Reise der Elben nach Mittelerde beschrieben und auch die Götter auftreten lassen, das ist okay, kann man lesen, aber im Buch der verschollenen Geschichten 1 und 2 geht er auf die Entstehung der Welt durch den Obergott (glaub er wird so ähnlich wie im Nordischen der Gott Odin als Allvater bezeichnet, hab es vor Jahrzehnten gelesen) und dass ist dermaßen langweilig, anödend, und zutiefst unlesbar, wie es Tolkien nicht würdig war, dass man es vielleicht gar nicht hätte veröffentlichen sollen, vielleicht auch deshalb, weil sie von seinem Sohn veröffentlicht wurden… Aber es zeigt auf, dass eine Fantasywelt für sehr viele Leser und Zuschauer funktionert, die keine Ahnung von den Valar haben, die nicht wissen, dass Gandalf nicht nur ein Zauberer, sondern eine Art Gesandter der Götter ist. Es funktioniert. Schlicht und einfach.

Man kann es auch kryptisch angehen. In der Videospielwelt Thedas von Dragon Age weiß man, dass am Anfang die Magier etwas gemacht haben, durch das der Vorhang zwischen dem Nichts und der Welt zerriss und Gott die Dämonen über die Welt brachte, weil die Magier zu arrogant waren oder so ähnlich, zumindest dachte man am Anfang der Reihe so, mittlerweile hat es sich so entwickelt, dass das Nichts von Magiern erschaffen wurde. Jedenfalls hat die Kirche die Magier bereits vor Jahrhunderten vor der Haupthandlung der Spiele für unzurechnungsfähig erklärt und versucht sie weltweit einzusperren und zu bewachen, was den zentralen Konflikt in der Videospielreihe ausmacht. Dass es nicht nur den einen Gott „den Erbauer“ (der vielleicht doch nicht existiert, weil er nicht als Figur auftritt?) und dessen Kirche, sondern auch noch andere alte Götter gibt, wusste man bereits durch Statuen und Myhten, dass diese aber unter den Menschen bzw. Elfen wandeln, erfährt man erst im dritten Spiel bzw. dessen Addon.

Mach dir also keinen Kopf, wenn es mit dem Urknall nicht klappt. Wir Menschen wissen bis heute nicht ob die Theorie vom Urknall stimmt und was außerhalb des Raumes liegt, und welchen Sinn unsere Existenz hat oder das überhaupt etwas existiert, sei es ein Tier, ein Stein oder mathematische Gesetze. Und zu meinem Leidwesen ist auch Gott nicht restlos widerlegt. Alle Möglichkeiten sind offen. Wir könnten auch nur in einer Simulation existieren oder unser Bewusstsein nicht mehr als das Betriebssystem eines biologischen Roboters sein. Die Menschen, die in deiner Welt leben, wissen das mit großer Sicherheit auch nicht. Also lass sie darüber spekulieren und auch Götterstatuen aus Stein hauen, aber gieß selbst nicht alles in Stein.

Hoffe, diese Tipps helfen dir bei deinem Weltenbau weiter.

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/signed!

Es entspricht nicht Deiner Vorstellung von dem, was Du schreiben möchtest: okay. Daß man es mit weniger Rassen der Allgemeinheit mehr recht macht - hm.
Ich kenne Fantasy-Leser, die mögen nur in Deinem Sinne ausgefeilte Welten; anderen ist das zu viel. Manche, so wie ich, lesen beides gerne. Ich bewundere Menschen, die solche Welten entwerfen können! Ich kann das (noch) nicht, doch mein nächstes Projekt, das schon in meinem Hinterkopf schwirrt und das ich ständig aktiv nach hinten drängen muß, damit es nicht zum next shiny thing wird, wird auch so eines werden.
Meine aktuelle Geschichte ist eine mit fast nur Menschen. Magie durchdringt diese Welt, spielt in meiner Geschichte eine Hauptrolle, aber nicht in der Welt. Ich schreibe diese Geschichte allerdings nicht, weil ich glaube, damit die Allgemeinheit eher anzusprechen (von der es doch sehr fraglich ist, ob ihr die Geschichte jemals zugänglich sein wird). Ich schreibe sie, weil ich diese Geschichte im Kopf habe und sie erzählen möchte.

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Hahaha! Der war gut! Sehr gut sogar, lieber Flixiflix! YMMD!

Das nun halte ich für ein Gerücht! Tolkien kannte sich aus, was mythologische Strukturen angeht. Er war Profi auf diesem Gebiet und das merkt man seinen Stories auch an.
Gucke ich auf … ähm … “nachahmende Elaborate” (um es mal euphemistisch auszudrücken), sehe ich jede Menge Dilettantismus bis hin zur absoluten Sülze. Und meine Vermutung dazu ist: Gerade was du hervorzukehren suchst – vermeintlich mehr Möglichkeit zur Inspiration --, ist in Wirklichkeit als genaues Gegenteil zu klassifizieren. Denn wer sich ein bißchen auskennt im Metier, kann ja nur staunen, wieviel unsäglicher Müll und dummes, verschwurbeltes Zeugs das Netz (in seinen vermeintlich “unendlichen Weiten”) durchfurcht und offenbar vollkommen unkritisch aufgesaugt wird, um dann in Gestalt der o.g. unsäglichen Elaborate einer nicht minder unkritischen Leserschaft zum Fraß vorgeworfen zu werden. Nicht selten passieren da geradezu haarsträubende Dinge!

Um das mal auf den Punkt zu bringen: Mythologie ist ein durchweg ernstes und äußerste Konzentration erforderndes Geschäft! Es sind diverse Voraussetzungen erforderlich, um dabei keinen Quark mit Soße zu produzieren, sondern Vernünftiges (das dann trotzdem unterhaltsam sein kann). Wozu etwa ein Minimum komparatistischer Kompetenz zählt, die Fähigkeit zum analytischen Denken und dann v.a. natürlich die eigene Kenntnis der je in Anspruch genommenen Quellen samt dazugehöriger vernunftgeleiteter Kommentare (i.d. R. also aus dem wiss. Sektor).
Mit Spekulations- und merkbefreiter Kombinationswut hat das alles jedenfalls nichts zu tun!

Was einem stattdessen in etlichen Elaborten begegnet, ist oft die besinnungslose Ausbeutung von obskuren Tertiär- und Quartär"quellen", welche selbst offenbar weitgehend besinnungslos zusammengestoppelt wurden.

Und nun die Rückwärtsrolle: Leute wie Tolkien beherrschten den Stoff aus eigenen Forschungen und **kompetenter *Auseinandersetzung mit dem Material. Deswegen haben sie gute Stories abgeliefert, die längst zum klassischen Repertoire zählen!
Guckt man nun
von daher kommend *auf all das, was im Wust stump-phantasieloser Nachäffungsattitude heute daraus geworden ist, bei dem Menschen wie Tolkien mal innovative Vorreiter waren, fällt es nicht schwer, das obige Intro (welches heute meinen Tag rettete ob seines unsagbar genre-entlarvenden Witzes), als maßlose Untertreibung eines elenden Mißstandes im Genre auszuweisen: Es wird variiert, schlecht verhüllt nachgeäfft und je nach kurzfristigem … ähm … “Erfolg” abgekupfert, daß die Schwarte knackt und es “eine Art ist” … mit dem Resultat, daß alles einander immer … ähm … “ähnlicher wird” und der Markt unter der bleiernenen Masse millionenfacher Neu-Auf- und Abgüsse implodiert.

Wäre vielleicht Innehalten – wenigstens kurz – und mal drauf Reflektieren, was das eigentlich für ein Irrwitz ist, 'ne Alternative? Nö! Klar nich: Denn “Weltenbricolage” macht jaaaaaaaa soooooo viiiiiiiel Spaß … auch wenn es realistisch betrachtet in der Branche nichts Neues mehr unter der Sonne geben kann, weil alles Denkbare längst schon bis zum Erbrechen ausgelutscht wurde. Jedenfalls im weiten Feld der dilettantischen, merkbefreiten Spekulationen und unreflektierten Zusammenstückelungen – während man bei konzentrierter Auseinandersetzung, also bei vernunftgeleiteter Durchdringung des mythologischen Stoffs natürlich immer noch viele Schätze heben und für die Literatur fruchtbar machen könnte, aber gewiß nicht auf jenem Niveau, von dem jetzt hier mal kurz die Rede war.

Und nein: das da …

… figuriert gewiß nicht unter “konzentrierter Auseinandersetzung”, obgleich solche Anführungen natürlich noch immer besser sind als das völlig Verschwurbelte, was dazu im Netz und anderswo kursiert.

Gruß von Palinurus

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Ein Gerücht? So Palinurus, dann öffne bitte in Google eine Weltkarte von Mittelerde und sage mir, was östlich und südlich davon liegt. Man sieht die Landfläche ist nicht zu Ende, weil noch kein Wasser in Sicht ist, folglich kann dies nicht die ganze Welt sein, weil Tolkien wusste, dass eine Welt rund sein sollte, wir leben schließlich auch nicht auf einem Kartenbrett. Sein Pantheon hat er erschaffen ja, aber die Welt blieb unvollendet.

Weißt du, lieber Flixiflix, genau solche Attitüden zeigen (i.S. Wittgensteins) darauf, daß du m.E. kein Gespür für Mythologie – und gleich gar nicht für den zugrundeliegenden Mythos – hast, sondern voll auf ihre lediglich plump quantifizierende, instrumentelle Ingebrauchnahme fixiert bist!

Hättest du einen Plan von den mythologischen Gegebenheiten, wüßtest du nämlich, daß derlei Spekulationen – “was liegt südlich” und so weiter und so weiter … – völlig Banane für die mythologische Folie sind. Das** mythische Geschehen** – stets mythologisch eingeholt, weil es auf den Mythos* per se* keinen direkten Zugriff gibt! – schafft sich selbst immer genau jene “Umgebungen” (in vielerlei Hinsicht), deren es bedarf, derweil der Rest dafür vollkommen uninteressant ist. Wer sich im Geschäft auch nur ein klein bißchen auskennt, weiß das natürlich und käme niemals auf die Idee, solche der Sache völlig inadäquaten, ja, geradezu absurd dünkenden Fragen zu stellen …

… aber … nuja … das kommt natürlich von der Manie jener “Weltbricolage”, die jetzt schon anbei mehrerer Posts hinterfragt wird, ohne daß auch nur irgendwer aus der Phalanx ihrer Apologeten bereit wäre, wenigstens mal probeweise einen einzigen Gedanken an den kritischen Impuls darin zu wenden. Welche Selbstherrlichkeit! Oder ist das so einer Art “Fiction-Solipsismus” geschuldet? Boah eh!

Gruß von Palinurus

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Hm, in früheren Jahren habe ich mit Begeisterung Fantasy als zerstreuende Literatur gelesen. Heute deutlich weniger. Seit Tolkiens Mittelerde oder Robert E. Howards barbarischem Conan hat sich in diesem Genre wenig wirklich Neues getan. Erst George R. R. Martin vermochte mich wieder zu begeistern, hatte der doch die Chuzpe, nicht nur lebensecht „zerrissene“ Charaktere zu erschaffen, sondern auch liebgewonnene Protagonisten über die Klinge springen zu lassen.
Seither zieht‘s mich eher zu genreübergreifender Phantastik wie den herrlich literaturaffinen Friday-Romanen von Jasper Fforde oder seiner Novelle „Early Riser“, einer Geschichte, die in einer Gesellschaft von menschlichen Winterschläfern spielt. Herkömmliche Fantasy vermag mich nicht mehr zu faszinieren, leider. Die Selbstähnlichkeit der Plots ist einfach zu groß :cool:

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