Feinschliff für aktuelle Szene aus meinem Fantasy-Zyklus

Mario, poste hier doch einfach auch den Anfang der Geschichte, dann könnte man besser auf Figuren und Handlung eingehen. So aus der Mitte und aus allen Zusammenhängen gerissen, ist es wesentlich schwieriger, etwas zu sagen.

@Yoro : So was betrachte ich als persönliche Entscheidung. Für mich sind die Inquits, wie @storydiver schreibt, Randerscheinungen. Für dich sind sie eine Priorität und für meinen persönlichen Geschmack greifst du bei ihrer Gewichtung viel zu hoch ins Regal. But that’s only me. :slight_smile:

Den Anfang der Geschichte zu posten, so schmeichelhaft der Wunsch jetzt auch ist, würde nichts bringen, weil andere Gegend, andere Figuren, anderes überhaupt. :wink:

… was ja … eher wenig konstruktiv ist, wenngleich schon sehr kritisch :slight_smile:

Klar. Wie viele gute Autoren würden durch die Basis-Kritiken durchfallen, wenn man’s sehr formal nimmt. Andererseits muss man auch aufpassen, dass man seine eigene Meinung nicht überschätzt und sich hinterfragt, wenn sehr viel Punkte bezüglich einer bestimmten Sache kommen.
Aber das schaffst Du schon, da bin ich sicher :slight_smile:

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Also ich halte die Inquits für einen Nebenschauplatz, auch wenn ich den anderen zustimme, dass du sie reduzieren solltest.
Du hast geschrieben, dass irgendwas knirscht und holpert. Ich glaube, es ist das alte Problem, mit dem viele Autoren im Clinch liegen: **
Show don’t tell!**

*„Sie ging ins Schlafgemach, gab Malifet die Brust und legte sie anschließend in ihre Wiege. Dann zog sie sich bis auf ein liebreizendes Lächeln aus und wartete auf den Hausherrn.“
*
Diese Szene lebt nicht, es ist die Beschreibung eines Vorgangs. Du reduzierst die Handlung auf die reine Aktivität und nimmst dir damit die Möglichkeit, mit deiner Handlung auch die Gefühle der Person zu transportieren und Atmosphäre zu schaffen. Damit musst du zwangsläufig auf Adjektive und Adverbien zurückgreifen.

Außerdem findet deine Handlung im „leeren“ Raum statt. Das Turmzimmer ist nur ein Turmzimmer :wink: das Schlafgemach enthält ein gestaltloses Bett und eine Wiege? Es fehlen Farben, Gerüche, Temperatur, Beschreibungen die den Leser in die Geschichte eintauchen und eine Stimmung :laughing: entstehen lassen.

Ich persönlich finde Texte, die langatmige Beschreibungen enthalten ermüdend, aber in deinem Text findet sich zu wenig davon. Es ist ja auch mühsam, Atmosphäre zu schaffen. In Szenen mit Action tut man sich viel leichter, wie bei dem Zwischenfall mit den Albenfehlen.
Wenn du deinem Text mehr Leben einhauchst, kannst du auch die Inquits reduzieren, weil du sie überflüssig machst. Im jetzigen Text sind sie an vielen Stellen unabdingbar.

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Gemessen an was? Was ist der Maßstab? Es gibt meines Erachtens keinen, es ist, scheint mir, eine persönliche Stilfrage. Vieles von dem, was du anregst, ließe sich beispielsweise überhaupt nicht auf Ferdinand von Schirachs Sprache anwenden, deren Reduktion nicht mangelnde Ausschmückung, sondern bewusstes Stilmittel ist. (Vgl. z.B. „Kaffee und Zigaretten“)*

Der erste Satzteil ist ein subjektiver Eindruck, formuliert als Postulat. Mir gefällt diese aufs Nötigste reduzierte Schilderung des Vorgangs beispielsweise, ich habe ein klares Bild, das ich weiterspinnen kann als Leser.
Und Beschreibungen von Vorgängen soll’s in Romanen ja durchaus geben. Wo also hört Fachlichkeit auf, und wo fängt persönlicher Geschmack an? Und ist Geschmack eine solide Grundlage für Kritik am Text?

Die Brust? In die Wiege?

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Genau. Und dann zählten sie gemeinsam Erbsen bis an das Ende ihrer Tage. Und wenn sie nicht gewogen sind, dann brüsten sie sich noch heute.

Okay, das artet jetzt irgendwie aus.

Rollen wir das doch kurz mal auf. Mario hat die Szene eingestellt, weil:

Er hat also nicht nach Lob gesucht. Ehrlich gesagt auch nicht nach Kritik, aber wenigstens nach Herausforderung.

Zusätzlich gab es wenigstens von @Yoro auch Lob. Ja, ich habe nicht gelobt, Asche auf mein Haupt @storydiver, ich hole das allerdings auch gerne nach.

Ich habe es sehr genossen deine Vorstellung zu lesen @NowaksMario . Sie vermittelt eine Leichtigkeit, hat Melodie und hinterlässt einen sogar intim anmutenden Eindruck. Sie ist schlicht wunderschön.
Vielleicht habe ich deswegen mit einer hohen Erwartungshaltung in deine Szene gestartet und da du ja etwas an der Szene korrieren wolltest, habe ich auch mit einer kritischen Genauigkeit gestartet.

Nun hat es die Szene natürlich auch aufgrund der Gegebenheiten nicht ganz leicht: mitten aus der Geschichte, wir kennen die Charaktere nicht und ein paar Teile sind dem Jugendschutz zum Opfer gefallen.

Wenn ich sie unter diesen Gegebenheiten anfange zu lesen tue ich mir natürlich erstmal schwer. Das kann ich dem Autor jedoch nicht anlasten, denn es ergibt sich eben aus den Gegebenheiten.
Vielleicht oder sogar wahrscheinlich ist mir auch deswegen das Thema Inquits so ins Auge gesprungen, denn es ist gleich am Beginn der Szene am extremsten. Wenn ich gerade versuche in die Geschichte einzusteigen. Ich habe mich davon erstmal überfahren gefühlt. Das ist meine persönliche Empfindung, sie hat nichts mit richtig oder falsch zu tun, mir ist es einfach zu pompös.
Zu der Erklärung des Kasettenkinds: ich verstehe was du meinst, sehe es jedoch etwas anders. Bei einer Kassette höre ich den Dialog so wie er gesprochen gehört. Gleichzeitig. In deiner Szene lese ich die gesprochenen Worte, stelle mir also vor wie es gesprochen wird und danach erklärst du mir wie gesprochen wurde. Habe ich mir die Worte also nicht in der von dir vorgesehenen Weise vorgestellt, habe ich einen Bruch in meiner Vorstellung. Das gelesene passt nicht zu dem Ablauf in meinem Kopf. Das bringt meinen Lesefluss zum stocken und damit stocken auch die Bilder in meinem Kopf. Das finde ich neben dem popösen Eindruck ungünstig und fällt unter meinen Augen unter Feinschliffmöglichkeit.

Du hattest wohl eher an inhaltliche Fragen gedacht, das ist für mich jedoch leider sehr schwer, da ich weder weiß was du über die Charaktere bereits geschrieben hast, oder über das Königreich bzw die Physik deiner Welt davor vermittelst.

Was ich zu deinem Vorschlag, die bewaffnete Magd durch eine Edelfrau zu ersetzen sagen kann, ist, dass ich das nicht besser fände, da ich mir nicht vorstellen kann, dass das in einer patriarchaischen Welt, in der Edelfrauen sticken und tanzen und nicht einmal ihre Gemächer absperren dürfen, mehr Sinn ergibt. Aber vielleicht ist es ja auch in deiner Welt üblich und du erklärst das bereits früher.

Insgesamt fehlt mir einfach die Leichtigkeit und angenehme Melodie, die du in deiner Vorstellung geliefert hast.

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Niemand ist gezwungen, zu loben. Oder eine Kritik abzugeben. Daher braucht es @Nina auch garkeine Asche über dein Haupt. Und ich hänge auch nicht am Begriff des Lobes. Konstruktive (auf-bauende) Kritik bedeutet für mich allerdings immer auch eine gewisse Form von Wertschätzung des Vorgestellten. Und nach der muss man nicht fragen, die gibts gratis dazu. Ich habe gestern nur versucht, mich in @Marios Lage zu versetzen: eine großartige, ungewöhnlich offen- und warmherzige Vorstellung in einem Forum, das sehen scheinbar alle so, die gepostet haben. Allein dafür gebührt @mario großer Respekt. Den ja viele auch genauso offen ausgesprochen haben. Man konnte förmlich merken, dass Mario das sehr beflügelt hat, und so kam es, glaube ich, auch zur Vorstellung des Textes. Und dann galten die allermeisten Rückmeldungen allerdings einer Randerscheinung, die ich ehrlich gesagt mehr im Deutschunterricht als in einem Autorenforum erwarten würde. Das war ja nicht negativ gemeint von den KritikerInnen, das weiß ich wohl, aber eben auch nur die halbe Miete, wenn überhaupt. D a s fand ich etwas irritierend. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vielleicht führt uns diese Diskussion ja auch zu etwas Fruchtbarem, das uns allen nützt. Ich kenne Foren, da werden z.B. Texte „geröstet“ (Zitat aus der Selbstbeschreibung des Forums). Das ist wunderbar, wenn man möchte, dass der eigene Text geröstet wird. Vor allen Dingen kann man sich darauf einstellen und vorher entscheiden, ob man das auch will oder eben nicht. Andere Foren arbeiten mit Formen abgestufter Textkritik für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. In diesem Forum treffen ja Menschen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen und literarischen Backgrounds aufeinander, als AutorInnen und als KritikerInnen. Aufgrund mangelnder körperlicher Ressourcen kann ich als wenig aktives Mitglied z.B. nicht beurteilen, ob es hier in dieser Rubrik eine Art Kritikkodex gibt, den ich nicht kenne (Richtlinien wie z.B. Was erwartet mich, was kann ich erwarten? Geht es um Stil, Stoff, Plot, Dramaturgie, Figuren, Genre oder um alles zusammen? Bestimmen die Schwerpunkte die Vorlegenden selbst, indem sie entsprechende Wünsche zu Beginn ihres Threads äußern? Soll in der Kritik ein Unterschied gemacht werden, ob es sich um einen Anfänger- oder Profitext handelt, oder sollen alle Texte gleich behandelt werden? Etc.) Und wenn es solche Richtlinien nicht gibt, wäre ein solches Kritikgerüst etwas, das uns künftig weiterbringen würde in der kollegialen Kritikkultur? Denn eines scheint mir sicher: Wir sind alle verletzbar, wenn es um die Vorstellung unserer eigenen neuen Texte geht, vielleicht nicht als Personen, aber als WeltenerschafferInnen, ganz gleich welchen Kalibers.

Sorry, aber das entspricht nicht konstruktiven Kritik-Runden, die weiterführen. Die deutsche Sprache ist immer das Grundgerüst, und ein Ausbrechen davon ist gefährlich - wenngleich denkbar.
Darauf hinzuweisen, ist nicht nur nicht unhöflich, sondern sogar eigentlich unabdingbar. Eine Kritik, die das nicht beinhaltet, taugt nichts.

Nein - wozu auch. Es gibt eine Grundregel: Es ist NIE persönlich gemeint (da würden wir dann eingreifen). Dazu sollte sich jeder bemühen, sich seinen Kompetenzen entsprechend zu äußern, was die Themen vorgibt.
Dazu kommt immer der Eindruck, den man beim Lesen hatte, idealerweise begründet. Stören mich Deutsch-Formalismen, sollte ich das benennen, ohne dabei Prinzipienreiterei zu betreiben.
Sinnvolle Erfahrungen - beachte korrekte Sprache, beachte Show, don’t tell, dies und das - sind immer sinnvoll zu benennen. Brillante Autoren können dabei ausbrechen.

Man muss halt aufpassen, wie sehr man sich davon abhalten lässt, über möglicherweise sinnvolle Kritik nachzudenken.

Nochmal: Es darf nie persönlich sein, und es muss möglichst durchdacht anhand der eigenen Kompetenz kritisiert werden. Dann aber, ja, darf es fast beliebig heiß hergehen.

Ich erinnere mich eines Wolfenbüttel-Kurses in der Bundesakademie, wo auch ich mit hochrotem Kopf meine kritisierten Texte überarbeitet habe, und wo ein anderer aber so richtig sein Fett wegbekommen hat und dem fast der Kopf geplatzt ist - um dann am Ende des Kurses eine beneidenswerte Brillanz an den Tag zu legen, nachdem er seinen Elfenbeinturm-Stil abgelegt hatte.
Derlei ist der Idealfall. :slight_smile:

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Hoppla, da habe ich ja noch ein paar Antworten zum Thema verpasst.

Ja, ich dachte mir letztlich schon, dass ich wohl mit meiner Vorstellung eine Erwartungshaltung erzeugt habe, die dann enttäuscht wurde. Und wahrscheinlich enttäusche ich sie mit jeder Antwort aufs Neue. Was soll ich sagen? Ich habe andere Geschichten, die spielen im Hier und Jetzt, und ich empfinde sie als viel entspannender zu schreiben, weil ich einfach nur spiegeln muss, nur abbilden. Wenn ich diese Geschichten hier einstellte, würdet ihr vermutlich nicht glauben, dass sie von dem selben Typen sind.

Ich habe eben in einem anderen Thread den Satz gelesen: „Endlich mal kein Fantasy.“ Diese Haltung kenne ich leider zu genüge. Vielleicht spielte sie ja bei den bisher geäußerten Kritiken eine Rolle.

Ich habe die Szene nun mal überarbeitet und stelle sie noch mal ein – vollständig, das heißt, **mit **den Beischlafszenen.

Fakt ist, es fehlte deutlich mehr als der „feine Feinschliff“. Aber bevor ihr euch allzu große Schwachheiten einbildet: Ich habe auch früher schon Szenen in großem Stil umgeschrieben. :wink: Und es bleibt auch ein Fakt, dass in der Szene, wie ich sie eingestellt hatte, aber mal richtig fette handwerkliche Fehler drin waren, die aber niemand bemerkt zu haben scheint. Vielleicht ist es ja eine Überlegung wert, sich zu fragen, ob das nicht vielleicht bezeichnend ist.

Ich habe gelesen, der Stil sei „pompös“. Ja, ist er. Das ist das, was ich als „Technicolor“ bezeichne. Ich will das so.

Ich kann was damit anfangen, wenn es heißt, da fehlt die Ausschmückung, da fehlen die Farben. Ja, ist richtig. Ich beschreibe bei vielen Gelegenheiten die Zustände im Mittelalter, weil ich nicht will, dass es, wie so oft bei Fantasy, im Prinzip eine Art Campingurlaub ist. Dies ist nun just eine Szene, in der ich das nicht noch mal tue. Es wäre redundant. Und wenn du ein karges Zimmer vor Augen hast: Gut, das wollte ich bezwecken. Denn selbst Adelige hatten es im Mittelalter nach heutigen Maßstäben eben nicht luxuriös. (Nota bene: Bodial ist nur Graf und beim König in Ungnade gefallen obendrein.)

@Waba hat Recht.

„Show don’t tell“ wiederum mache ich eigentlich ganz oft, dachte/denke ich. Aber ich hatte bislang das Gefühl, dass immer, wenn ich es mache, die Reaktion ist: Verstehe ich nicht, ist mir zu unklar, bitte buchstabiere es aus, bitte erkläre es und erkläre es jetzt und hier und alles und lass bloß keine Bälle in der Luft.

Und ansonsten noch mal: Ich verstehe, dass offenbar diese Haltung vorherrscht, dass Inquits einem was „vorschreiben“ und dass man sich, wenn ich Beschreibungen vorgebe, eben das eine oder andere nicht mehr so vorstellen kann, wie man will. Ja, das ist so. Ich stelle mir an einer bestimmten Stelle vor, dass Bodial das „knurrt“. Er geht mit machistischer Attitüde darüber hinweg, ist unverständig, ungeduldig. Er sagt es nicht konziliant, er sagt es nicht freundlich. Er knurrt. Kann man sich selbst denken? - Ja, ist ein Argument, und dann fliegt’s raus. „Ich hätt’ aber gern, dass er da nicht knurrt!“? - Für mich kein Argument, weil: Meine Figur in meiner Szene meiner Geschichte.

So gehe ich an jedes Korrektorat oder Lektorat heran. Mich kann’s schütteln vor Widerwillen, aber ich ändere nur das, was ich objektiv gesehen unbedingt ändern muss. Das hat für mich mit Respekt den Kolleginnen und Kollegen zu tun. Und so lese ich auch die Geschichten anderer Leute. Ich weiß, das ist deren Schöpfung. Nicht meine. Ihre. Und ich weiß, wenn ich die Geschichte einer anderen Person lese, geht es nicht nach meiner Nase. Das muss ich aushalten. Genau dafür mache ich es sogar letztlich: Ich will mich mit etwas konfrontieren, was nicht ich bin, was nicht von mir stammt, was ich anders machen würde.

Und bei nächster Gelegenheit mache ich ja wieder genau das. Ich setze mich hin und schreibe an meinen Geschichten, wie ich sie mir denke (und ich denke eine Menge) und wie ich sie will und mache mein Ding. Meins, meins, meins, alles meins, wie der Rabe Socke, bittedanke.

Aber nie nicht im Umgang mit den Geschichten anderer Leute; die behandle ich mit dem allergrößten Respekt - was sich bei mir im übrigen daran zeigt, dass ich ganz viel frage. Wenn ich hier lese, jemand hat als Figur einen Kanadier in einer Geschichte, dann interessiert mich nicht, ob dessen Englisch korrekt wiedergegeben ist. Da kann ich als Übersetzer im Zweifelsfall mal eben drübergucken und gut ist. Mich interessiert: Wie kamst du auf den? Welche Rolle spielt der? Was ist das für ein Typ?

Ich habe auch einen Kanadier in einer meiner Geschichten. Spielt aber in dem Moment keine Rolle. Weil, geht nicht um mich, geht nicht um meine Figur. Es geht um die von jemand anderem. Und die soll er mir vermitteln. Und wenn ich dann irgendwann das Gefühl habe, ich habe ein Bild von der Figur, ich kann die Figur greifen, dann sage ich vielleicht: „Okay, ich könnte mir vorstellen, zu dem passt das oder das.“

Das Albenfehl_rev.pdf (82.7 KB)

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Deine Änderungen gefallen mir alle extrem gut. Besonders der Zusatz mit der Turmtreppe, der Tanz mit ihrer Tochter und das Detail mit dem Garottieren.
Jetzt hat die Geschichte die Leichtigkeit, die ich davor vermisste und auch gleich mehr Tiefe.
Ich bin nur bei ein paar Dingen gestolpert.

Hier erschließt sich mir nicht Bodials Frage. Kinder kriegen würde ja voraussetzen, dass sie den Mann halten kann, aber das zweifelt sie ja gerade an.

Denn Kommentar des Albfehls verstehe ich nicht, Arrika macht ja nirgends den Eindruck dass ihre Tochter ihr so wenig wert sei.
Wenn der Fehl ihr das Kind abschwatzen will und diese Fehls auch Geheimnisse der Opfer kennen, weiß der Fehl das doch besser einzusetzen.

Bewachen ist nicht absperren. Kann Arrika nicht einfach darauf hinweisen, dass nichts passiert wäre, wenn der Raum abgesperrt wäre?

Der Sex gliedert sich meiner Meinung nach gut ein und es ist auch gut, dass du es drinnen gelassen hast, der Text verliert halt ohne doch an Fluß.
Die wunden Brustwarzen sind mir nicht zu voyeuristisch, du baust das ja mit Grund ein.

Erbsen:

Das fällt gegen den Rest etwas ab, solche Details zur Welt baust du an anderen Stellen subtiler ein.

Im folgenden springt Arrika zweimal auf

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Grübel das würde in deinen Augen den Beruf des Lektors überflüssig machen, hab ich das so richtig verstanden? Denn ‘objektiv’ kann man im Grunde nur Rechtschreib- und Grammatikfehler anmerken, für die gibts den Duden und klare Regeln. Darüber hinaus beginnt streng genommen schon die Grenze zur Subjektivität.

die häufige Verwendung von Adverbien zählt zu den richtig fetten, handwerklichen Fehlern, genauso wie ständige Inquits ;).
Ist nicht meine Idee, das wird dir jeder hauptberufliche Lektor sagen.
Selbstverständlich kannst du deinen Text so lassen und gestalten, wie du es möchtest, wenn du ihn aber einem Verlag vorstellen möchtest, wird dieser Punkt zur Sprache kommen.

Ich schau mir deine Änderungen auch noch an - und ich gehöre zu den Menschen, die Fantasy lieben ;).

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Es gibt genug Texte, bei denen ich dem Auftraggeber leider sagen muss: “Wirf ‘ne Stange Dynamit rein und mach’ neu!”

Mir hat schon vor 25 Jahren ein befreundeter Literaturübersetzer (ich empfehle an dieser Stelle jedem wärmstens T.C. Boyles “Wassermusik” in der Übersetzung von Werner Richter) sein Leid über Lektoren geklagt, die natürlich immer etwas finden müssen, weil sie ansonsten gefragt werden, wofür sie eigentlich ihr Geld bekommen. Ich selbst bin immer froh, wenn ich eine Lektorin oder einen Lektor habe; ich finde es aber nervig, wenn sie mir schreiben, sie hätten drei Tippfehler gefunden oder dergleichen. Da sage ich dann: “Die habe ich dringelassen, damit du was zu meckern hast.”

Und, ja, wenn ich einen Text bekomme, an dem nichts zu beanstanden ist, dann ändere ich nichts, auch auf die Gefahr hin, dass es dann heißt, ich würde Geld fürs Nichtstun kassieren. Und wenn ich nur hier und da mal einen Tipp- oder Zeichensetzungsfehler korrigieren oder einen Satz umstellen muss, geht der Text immer noch mit der Anmerkung an den Kunden zurück: “Gute Arbeit, außer ein paar Kleinigkeiten war nichts zu beanstanden.”

Ansonsten @Yoro : Auf dem Niveau des absichtlichen Missverstehens und Auf-die-Goldwaage-Legens etwa von “Würde das den Beruf des Lektors nicht überflüssig machen?” will und werde ich nicht weiterdiskutieren. Nach dieser Logik hätte ich schon die ganze Zeit sagen können, nicht nur Adverbien oder Inquits bevormunden dich, jeder fremde Text als solches bevormundet dich. Insofern: Du dein Recht und ich meine Ruhe.

Mario, ich sehe die Entwicklung hier etwas mit Sorge, angeheizt auch durch den Stil Deiner Antworten. Ich würde Dich hier aus neutraler Position bitten, etwas freundlicher darauf zu reagieren, dass sich hier Menschen Mühe mit Deinem Text geben, worum Du ja mit Einstellen dieses Textes aktiv gebeten hast. Denn dass man kritische Reaktionen bekommt, ist der Sinn dessen.

Und wenn der Ersteindruck durch bspw. Inquits oder Rechtschreibfehler getrübt wird, dann heißt das nicht, dass es sich um die vollständige Kritik handelt, oder dass der Text oder gar Deine Person nicht gewürdigt würde.
Es stellt teils die Meinung der Kritiker dar, teils aber auch die Erfahrung, über die sie auch verfügen. Man muss sich nicht daran halten, kommt aber sicher nicht umhin, daraus Anhaltspunkte entnehmen zu können.

Das, was ich hier schreibe, hat etwas mit der Würdigung von Kritik und damit verbundener Mühe zu tun, für die man nun einmal eine neutralere Position einnehmen und sich auf Kritik einstellen muss.
Es hat nichts mit Deiner Person oder der Qualität Deiner Texte zu tun (tatsächlich hat mir bisher die Zeit gefehlt, sie zu lesen, zu viel Arbeit).

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Danke. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Garottieren nur sehr ungern so explizit beim Namen nenne. Normalerweise hätte ich - Show don’t tell - nur die frische Besaitung und Arrikas nonverbale Reaktion darauf erwähnt.

Richtig. Hier sollen sich zweierlei Dinge ausdrücken: 1) Bodials mehr oder minder latenter Machismus und 2) Arrikas Irrationalität in gewissen Punkten. Sie ist bisweilen unsicher. Es genügt, dass sich Bodial an ihrem nicht ganz makellosen Anblick stört, und schon denkt sie, er lässt sie vielleicht fallen. Mir geht es dabei allerdings weniger darum, Arrika “schwach” zu zeigen, als Bodial unsensibel. Sie trägt die völlig natürlichen Zeichen von kürzlicher Entbindung und Mutterschaft, und er, obschon längt auch schon Vater, hat damit keinen Umgang. Er gibt einfach dem Impuls nach, wunde Brustwarzen zu sehen, und sie wegzustoßen.

Muss ich vielleicht anders regeln, ja. Grundsätzlich wähnt sich Arrika hier zunächst mal einer mordlüsternen Doired gegenüber, der sie, weil unbewaffnet, ihre Tochter auf dem Silbertablett serviert. Aber du denkst vielleicht auch nicht hinterhältig genug. :wink: Das Schlimmste, was man Arrika vorwerfen kann, ist, dass sie ihre Tochter gefährdet, dass sie keine gute Mutter ist. Insofern zielt das Albenfehl mit dieser Bemerkung einfach nur hundsgemein auf Arrikas wundesten Punkt, und gerade die Tatsache, dass der Vorwurf objektiv gesehen nicht haltbar ist, soll es noch perfider machen.

Da hast du Recht.

Das sind für mich keine Erbsen, sondern einfach nur Hinweise, auch wenn ich es wahrscheinlich bei irgendeinem Durchlauf selbst bemerkt hätte. Also danke.

Stimmt. Dazu muss ich mir noch was einfallen lassen.

Ähm, nein, tut sie nicht? :wink:

Na, dann kann der Albfehl ihr das doch genauso vorwerfen.

ist mir zu diffus für einen Angriff, wenngleich auch für Arrika, denn sie reagiert auf die Feststellung gar nicht erst. Nur auf die Erwähnung der Herkunft ihrer Tochter.

Ja, das drückt es auch beides aus, nur warum sollte er ihre Pläne hinterfragen, wenn sie sich selbst vorwirft Männer nur erobern, aber nicht halten zu können?
“Solange du mir gesunde Kinder gebärst, brauchst du dir keine Sorgen machen.” würde ich als Antwort verstehen. Den Zusammenhang zwischen ihrer Jammerei, dass sie keine Männer halten kann und seiner Gegenfrage, ob sie andere Pläne als Kinder bekommen hat, ist mir zu kryptisch. Es würde implizieren, dass er denkt, dass sie Angst hat, dass er sie abstößt, weil sie etwas anderes plant als Kinder zu bekommen, aber das gibt der Dialog nicht wirklich her.

Okay, okay. Sie steht auf und springt dann noch höher.:cool:

Ich finde das so erfrischend direkt.

Weiß nicht. Mir ist es fast schon zu viel Holzhammer. Solche Dinge schreibe ich gern bewusst nebulös und überlasse es den Lesenden, das zu Ende zu denken. Ich habe da noch Bauchschmerzen.

Okay, ich muss wohl deutlicher machen, dass Arrika das denkt. Ist angekommen. Aber selbst, wenn sie es laut zu Bodial sagte, würde die von dir vorgeschlagene Antwort bedeuten: Er versteht sie, er geht auf sie ein oder er macht sich zumindest die Mühe, ihren Gedankengang nachvollziehen zu wollen. Es ist ihm aber egal. Er ist ja auch so blöd, Arrika mit Doired zu vergleichen (erfahrungsgemäß gaaaaaaaaaaaaaanz böse Falle), und er erkennt auch nicht an, dass Arrika offensichtlich über den Krieg im Land gut informiert ist und darüber reden will.

Könnte es, ja. Hier muss ich vielleicht etwas Grundsätzliches zum Aufbau sagen: Das ist eine Szene aus einem Kapitel. Danach springt die Geschichte vom Land Ayond ins Land Arzatrien zu zwei anderen Figuren. So handhabe ich das die ganze Zeit. Der Sinn ist natürlich, möglichst oft einen Cliffhanger zu haben. So weit, so unspektakulär. Der springende Punkt und für mich so etwas wie ein roter Faden, der sich durch diese Diskussion zieht, ist: Dass ich etwas an dieser Stelle erst mal diffus darstelle, bedeutet nicht, dass ich nicht längst im Kopf habe, im Verlaufe der nächsten Sprünge zurück zu Arrika nach und nach für Klarheit zu sorgen.

Sind die Albenfehle Gestaltwandler oder hat Arrika Halus? Wenn du’s wissen willst, lies weiter. Die Frage ist eingepreist und wird an der Stelle bewusst noch nicht beantwortet. Und: Überleg dir mal, was sich genau mit dieser Fragestellung machen kann. Vertraut sich Arrika jemandem an? Wird ihr geglaubt? Traut sie ihren eigenen Sinnen?

Ich verstehe, worauf du hinauswillst und behalte das mal im Hinterkopf. Tendenziell werde ich das aber an der Stelle wohl eher nicht ändern bzw. ausbuchstabieren. Wer sich für eine schlechte Mutter hält, hört nach meiner Erfahrung das Gras wachsen und sieht Vorwürfe und Fehlverhalten in Dingen, die Außenstehende völlig in Ordnung finden. Und wer gemobbt wird (und letztlich ist es eine Metapher auf Mobbing), er ist eben oft hilflos und hat nicht sofort die passende Antwort parat.