Fehlerblindheit, wie geht ihr damit um?

Hallo ihr lieben,

mir ist aufgefallen, dass man selbst beim korrigieren immer wieder wichtige Fehler im eigenen Text übersieht. Sei es der Satzbau selbst, oder ein Komma. Wie geht ihr damit um, diese Fehler zu finden und auszumerzen? Klar hilft ein Rechtschreibprogramm schon viel. Aber es ist nun mal nicht perfekt. Man wird ja meist Fehlerblind für den eigenen Text.

Selbst nach 10-15 maligen langsamen lesen, bleiben Fehler von mir meist unentdeckt, wohin gegen meine Frau direkt sagt. Hey hier, da und dort.

Habt ihr Tipps, wie man dies Verbessern kann? Ohne jedes Mal einen zweiten hinzu zu ziehen?

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Hi,

mir hilft es, die Schriftart zu wechseln, damit sehe ich schon einiges. Und das Endgerät. So lese ich meine Manuskripte nicht nur am Laptop korrektur, sondern auch am Handy und/oder Tablet.

Ich habe auch den Tipp gelesen, das Manuskript Wort für Wort von hinten nach vorne zu lesen, damit kann ich mich aber nicht anfreunden. Ich setze dann doch lieber auf ein zweites Paar Augen zur Fehlersuche.

Denn vieles sehe ich selbst nach 12 mal selbst lesen nicht.

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Ein Ausdruck kurzer Passagen kann auch helfen. Am Bildschirm nimmt man die Zeilen anders wahr. Zusätzlich lasse ich mir den Text vorlesen und lese ihn mir auch selbst laut vor. Wir haben keine Nachbarn und mein Mann wundert sich über nichts mehr. :slight_smile:

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Ich habe gerade durch Zufall auf YouTube noch einen Tipp gefunden. Die Zeilennummern anzeigen lassen. So sieht man jede Zeile einzeln und kommt seltener aus der Konzentration raus. So ist es auch einfacher. Zeile für Zeile zu korrigieren, was ja dem Tipp von Suse mit den kleineren Passagen sehr nahe kommt :slight_smile:

Kann man übrigens im Menü → Dokument-Eigenschaften unter Zeilennummern an und aus stellen. :smiley:

Werde ich morgen auf jeden Fall mal probieren!

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Es kommt sehr darauf an, um was für eine Art Fehler es sich handelt.

Wenn ich Kommafehler mache, dann aus Überzeugung. Dann bin ich von der falschen Kommasetzung beim fünften Durchlesen immer noch überzeugt. Da helfen nur Testleser.

Für logische Schwächen in der Erzählreihenfolge bin ich - nach dem zehnten Umsortieren der Szenen - auch auf die Testleser angewiesen. Gestern habe ich zufällig eine gefunden: Beim Spazierengehen beschloss ich, dass meine Heldin doch lieber in Frankfurt wohnen soll statt bei Frankfurt, weil sie doch eher der städtische Typ ist. Zu Hause habe ich dann bemerkt, dass ich die Stelle im 1. Kapitel, in der sie erzählt, dass sie bei Frankfurt lebt, irgendwann rausgekürzt hatte. Im 2. Kapitel weiß der Held, wo sie wohnt, ohne dass es ihm erzählt wurde, dummer Fehler. War mir weder beim ersten noch beim zweiten Überarbeiten aufgefallen.

Beim Satzbau geht es (bei mir) nicht um wirkliche Fehler, sondern darum, dass ich mich zu umständlich oder missverständlich ausgedrückt habe. Solche Unschönheiten finde ich, wenn ich mir vom Papierausdruck laut vorlese.

Wortwiederholungen fallen mir häufig auf, häufig habe ich dann aber keine bessere Idee. Die Duden-Synonyme helfen mir nur etwa bei jedem 10. Fall. Momentan schreibe ich dann einen Geistertext-Kommentar (z.B.: Viel zu oft „gleichzeitig“ benutzt!!) und verschiebe das Problem auf die finale Überarbeitungsrunde. Dann, wenn ich mit der inhaltlichen Überarbeitung fertig sein werde und nur noch auf den Sprachstil achte, werde ich auf jeden Fall auch die Papyrus-Stilanalyse verwenden. Die ist ja genau dafür da, ohne Fehlerblindheit einmal über jedes Wort nachzudenken, ob man das trotz bunter Markierung beibehalten möchte.

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Ausdrucken, auf Papier lesen. In Ruhe. Und alles mit Stift anstreichen. Hilft ungemein. Am Monitor ist man deutlich blinder.

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Ja, wenn ich bei einer Szene nicht weiterkomme, drucke ich sie mir immer auf Papier aus, das hilft.
Ich wünschte nur, dass Papyrus einem den Papierausdruck leichter machen würde.
Mein „Workflow“, bei dem die „Work“ nicht so recht „flowt“, ist dann folgendermaßen:

  • Textstelle mit der Maus markieren und kopieren
  • Neues Dokument in „Open Office“ öffnen, den Text reinkopieren
  • Die ganzen Leerzeichen entfernen, die der Geistertext hinterlassen hat
  • In der Papyrusdatei überlegen, welche Geistertext-Kommentare und Geistertext-Abschnitte ich für die Überarbeitung brauche und welche nicht.
  • jeden Geistertext, den ich brauche, in normalen Text umwandeln, kopieren, bei Open Office einfügen, dort mit Kursivschrift als Geistertext kennzeichnen - und in Papyrus wieder in Geistertext umwandeln, damit kein Chaos entsteht.
  • drucken

Hirntechnisch ist das kein Bug sondern ein Feature :wink:
Es liegt zudem oftmals daran, das man „inhaltlich gefangen“ ist.

Die „externe Qualitätssicherung“ durch „fremde Augen“ ist, wie ich aus beruflicher Erfahrung weiß, bereits daher m.E. durch nichts zu ersetzen.

Ich persönlich ändere die Darstellung (Lesemodus, Farben, etc.)
aber deutlich mehr hilft es mir „zu veröffentlichen“ und mir das Ergebnis auf einem Handy oder Tablet so durchzulesen, wie es ein Leser machen würde. Ich finde es immer wieder unglaublich, warum und wieviel Fehler mir nicht am Bildschirm mit Tastatur aufgefallen sind.

Ich mache das aber leider zu oft. Zu oft, weil dadurch der Schreibfluss und Fortschritt auf der Strecke bleibt.

Also als Kurztipp: Ansicht ändern und für sich selbst Veröffentlichen

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Wieso nicht in ein neues Papyrus-Dokument? Da hast du dann doch alle Kommentare.

Weil das bei mir mit dem Druck nie funktioniert hat, tatsächlich die Seite (Seitenzahl) zu drucken, die ich drucken will. Das geht wegen des Geistertextes immer schief.

Verstehe ich nicht. Du suchst dir aus, was du drucken willst. Ist doch völlig egal, ob du das in einem Texteditor (als Extrembeispiel) oder sonst wo machst. An den Rand schreibst du dir die Seitenzahl (als Kommentar), auf welcher Seite der Ausschnitt in der Originaldatei zu finden ist.

Vielleicht bin ich einfach zu blöd, um mit Papyrus umzugehen. Aber mit meinem vielen Geistertext sage ich Papyrus, es soll Seite 230 ausdrucken, und bekomme dann Seite 500 ohne Geistertext ausgedruckt. In Open Office (wo es keinen Geistertext gibt) wird es so ausgedruckt, wie ich es sehe.

Aber … Papyrus erkennt Kommafehler doch ziemlich gut bei der Dokumentprüfung. Ich habe nur einen Testleser, der sehr fit ist mit Kommas, aber der ist selbst Autor und kann nun mal nicht alles von mir lesen und korrigieren.
„Normalos“ (Nicht-Autoren) haben meist eine Kommasetzung nach ihren eigenen Regeln.

Das Gehirn speichert es als „falsch richtig“ und ruft beim Erkennen des vertrauten Texts diese Version wieder ab.

Ich denke, es ist auch Übung auf lange Sicht.
Ansonsten: alles, was schon genannt wurde. Das Lesemedium wechseln, z.B. ein E-Book-Reader oder mittels einer Readersoftware auf dem Smartphone. Ausdrucken. Langsam und laut lesen.

Und natürlich: vorlesen lassen mit einer Software.
Ich nehme dazu die kostenlose Software Balabolka. Angeblich kann man das aber auch anders machen, über Windows. Der Vorteil ist auch, dass diese Computerstimme natürlich keinerlei Betonung macht, wodurch man Fehler noch besser hört.

Das funktioniert wirklich sehr gut, vor allem, wenn man es ein paar Mal gemacht hat und natürlich genau zuhört.
So habe ich da noch verschwundene Wörter gefunden, die auch zig Testlesern und Korrekturrunden nicht aufgefallen sind. Seitdem mache ich das immer vor der Weitergabe, das erhöht die Chance, dass eventuelle andere Fehler gefunden werden.

Außerdem notiere ich mir eingefahrene Fehler, z.B. habe ich anfangs peinlicherweise immer Miene und Mine :face_with_peeking_eye: verwechselt. Das kommt alles auf eine Liste, die ich dann immer wieder durchlese.

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Du öffnest ein neues Papyrus-Dokument und kopierst den Text von Seite 230 da rein. Und dann druckst du. Ich benenne diese Dateien dann immer als drucktemp.pap

Nimm doch „Mumifizieren“ statt Geistertext. Oder kopier das Dokument und lösch den Geistertext.

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Was ich bräuchte, wäre, mal eben die Seite mit dem Geistertext in hellgrau auszudrucken.
Ohne Kopie in ein neues Dokument (ist ja egal, ob Papyrus oder Open Office), und ohne den Geistertext erst in normalen Kursivtext umwandeln zu müssen, um ihn im Ausdruck als Geistertext zu erkennen.

Ach so. Aber ich verstehe immer noch nicht, wieso du Geistertext korrigieren möchtest. Der spielt doch erst eine Rolle, wenn er entgeistert ist. Vielleicht kommt er ja nie vor. Wozu also korrigieren?

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Wenn ich mir unter den Absatz schon als Geistertext notiert habe: „Der Absatz sollte nicht schon wieder mit dem Namen anfangen, es kommt dreimal „gleichzeitig“ vor, und der rote Faden geht hier ein bisschen verloren“, dann ist es hilfreich, wenn ich diese Notiz im Papierausdruck sehe.

Gut. Jetzt habe ich dein Anliegen komplett verstanden. Mir war nicht klar, dass du den Geistertext als Notizzettel „missbrauchst“.

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Notizzettel verschieben sich manchmal, sie verdecken Text, und das Wichtigste: sie lassen sich nicht mit der Suchfunktion durchsuchen. Es lebe die Geistertext-Notiz! :smiley: