Hallo zusammen,
Ich schreibe schon, seit ich denken kann, und meistens geht’s in Richtung Fantasy. Heute habe ich mich dann mit einem Freund - auch ein Schreiberling, ein bissl älter und “erfahrener” als ich - unterhalten, und der hat mir den lieb gemeinten Rat gegeben, ich solle lernen, in einem anderen Genre zu schreiben. Er hat’s selbst mit Fantasy versucht und meint, es sei unmöglich, in dem Genre wirklich Fuß zu fassen. Inzwischen hat er die Flinte ins Korn geworfen.
Es ist nicht so, dass ich die Logik dahinter nicht verstehe, mir ist bewusst, dass Verlage in Fantasy Manuskripten ertrinken und auch der Selfpublishermarkt damit überschwemmt wird. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, direkt einen Bestseller rauszubringen, entsprechend gering, aber das ist in den anderen Genres ja auch nicht anders, oder?
Mein Punkt: ich will und werde Fantasy nicht aufgeben, weil’s nun mal das ist, was ich am liebsten lese und schreibe. (Ein bisschen Stolz und Sturheit muss ja sein. xD) Aber es ist doch ein wenig entmutigend, gesagt zu bekommen, man solle aufhören, bevor man’s überhaupt wirklich versucht hat.
Da hier ja auch viele Fantasyliebhaber unterwegs sind, wollte ich mal nachfragen, wie ihr so über die Sache denkt?
Und das sollte auch der einzige Punkt sein. Mach, was du liebst.
Und dein Bekannter soll seine Verbitterung nicht als Ratschlag verkaufen*. Man stelle sich vor, all die tollen Fantasy-Autoren, die es heute gibt, hätten auf solche Ratgeber gehört
*was wäre denn seiner Meinung nach die Alternative?
Krimi? Oh ja, sehr selten in Deutschland. Oder SciFi? Wollen Verlage auch fast nie. Thriller? Ich glaube, der Markt war auch schon voll? Ein „neues“ Genre? Ja, aber dann erst recht ohne Verlag machen. Romanzen? Och, ich glaub auch da gibt es zwei oder drei auf dem Markt. Der nächste Harry Potter? Neee - wäre ja Fantasy, will bestimmt Niemand haben. Vielleicht schwebt ihm ja vor, dass man als Sudoku-Autor weit kommt.
Ich gerate in Rage … Schön! Puls tut gut!
Schreibst du, weil du einen Literaturnobelpreis abstauben willst? Vergiss es, nicht einmal Tolkien hat einen bekommen.
Schreibst du, weil du reich und berühmt werden willst? Vergiss es, nur ein winziger Bruchteil (Betonung auf winziger) kann von der Schreiberei leben, ganz zu schweigen von Reichtum und Ruhm.
Aber schreibst du, weil es dir Spaß macht und es eine Herzensangelegenheit für dich ist? Dann schreibe genau das, was du willst und nicht, was andere oder Ratgeber dir empfehlen.
Mich hat seine Einstellung auch in Rage versetzt, schön, dass ich nicht die einzige bin. xD Ich glaube, er hätte den Teich einfach gern für sich allein. Oder zumindest ein bisschen leerer, damit die Welt es leichter hat, sein Genie anzuerkennen. Vielleicht ist das ja seine Strategie - jeden vom Fantasy schreiben abhalten, damit am Ende nur noch er übrig ist. Eigentlich echt traurig, das, was ich von ihm gelesen habe, hat mir echt gut gefallen. Aber naja, mich wird’s auf jeden Fall nicht vom Schreiben abhalten.
Oh, das schlag ich ihm mal vor. Aber ich glaube, Rätselbücher gibt’s auch schon ein paar, also wird das dementsprechend schwierig.
Du hast auf jeden Fall Recht @ThAchi Es kommt halt auf die Motivation an, wenn man nur schreibt, weil man dadurch berühmt werden will, ist wahrscheinlich irgendwas falsch. Deswegen meinte ich ja auch, ich werde weiter Fantasy schreiben, weil es nun mal das ist, worüber ich am meisten zu erzählen habe.
Auch ich habe ein Fantasy-Projekt zwischen vielen anderen liegen. Treibe es aber nur sporadisch voran, da man z.B. in Foren oder in FB-Gruppen gefühlt jedes zweite Posting “Ich schreibe Fantasy” liest. Das und die sich in den Läden biegenden Regalbretter im Bereich “Fantasy” sind kein wirklicher Ansporn. Natürlich muss man seinem Schreibdrang folgen, aber bei Veröffentlichungsabsichten hätte ich Motivationsprobleme.
Ich habe verschiedene Genres ausprobiert (außer Fantasy, weil ich es nicht mag). Erzwingen sollte man da gar nichts. Ich bin jemand, der sich sehr gut selbst motivieren kann, doch unabhängig davon muss es einfach Spaß machen.
Das ist die Hauptbedingung.
Mein Argument zielt eher in die Richtung: Benny von ABBA sagte letztens, dass bis zu 80.000 neue Songs auf Spotify gibt - täglich! Bei Texten sehe ich das ähnlich. Um also am Ende tatsächlich ganz vorn zu landen, braucht es sehr viel Geschick und auch Glück.
Es ist nur ein Hobby, oder?
Tu, was du liebst. Du verbringst viel Zeit damit, da wäre es schade, diese an etwas zu verschwenden, für das du nicht brennst, bloß weil jemand einen aus seiner persönlichen Erfahrung resultierenden Rat erteilt hat.
(Wieviele Absagen hat Harry Potter noch mal gekriegt?)
Ich bin kein Fantasyliebhaber und schreibe demzufolge auch keine Fantasy.
Aber das ist auch nicht relevant:
Schreibe das was Du liebst, wo Du hinter stehst. Alles andere würde Dich nicht zufrieden stellen.
Na toll, dann ist es in so ziemlich jedem anderen Genre genauso unmöglich, denn die sind alle gleich überlaufen. Leider kann man sich nicht einfach hinsetzen und beschließen, so, ich schreibe jetzt einen Bestseller und werde ein erfolgreicher Schriftsteller.
Wenn du zu den Autoren im mengenmäßigen Promillebereich gehörst, die ein gutes* *Buch schreiben, das den Nerv der Zeit trifft und du außerdem noch eine riesige Portion Glück hast, wird es sich auch gut verkaufen und ein Erfolg. Wenn nicht, wird es mehr oder weniger dahindümpeln und höchstwahrscheinlich nicht mal die Werbungskosten einfahren.
Aber als (noch unbekannter) Autor darf man sich davon nicht abschrecken lassen und sollte das schreiben, wozu es einen drängt. Solange man vom Schreiben nicht leben kann, ist es ein Hobby - und das sollte bitteschön Spaß machen! Also frei nach dem Motto ‘ich habe keine Chance, aber ich nutze sie’ schreib, wohin dein Herz dich trägt.
P.S: Harry Potter wurde mindestens zwölfmal abgelehnt, machmal heißt es sogar, zweiundzwanzigmal.
Ich denke, dass es eine schwierige Sparte ist, in der Du Dich bewegst.
Aber ob Fantasy, Krimi oder sonst etwas, es werden in Deutschland jedes Jahr eine Million Manuskripte an Verlage geschickt. Und diese Zahl ist schon ein paar Jahre alt. Von denen werden nur wenige gelesen, und das oft von einem Praktikanten. Es gehört eine Menge Glück dazu, um als Autor Erfolg zu haben, und das ist - meiner Ansicht und Erfahrung nach - selten von der Qualität abhängig. Letztendlich will man mit unseren Schriften Geld verdienen, nicht mehr und nicht weniger. Und da spielen Trends eine große Rolle, politische Entwicklungen, etc. Erinnert Euch an „Nicht ohne meine Tochter“, das Thema war damals - ich glaube späte Achtziger - hoch aktuell, und auf dieser Welle ritten etliche Werke mit.
Und ich kenne Musiker, die sind so gut, da fragt man sich, wie Peter Maffay und Konsorten es geschafft haben. Hochgepennt?
Die Wahrscheinlichkeit einen Sechser im Lotto zu landen ist angeblich geringer als in Niederbayern von einem Hammerhai gebissen zu werden. Trotzdem spielen die Menschen und ein paar gewinnen tatsächlich. Ich kannte mal einen. Das läßt Fragen über die Hammerhaipopulation in Bayern offen…
Für den Rest kann ich mich nur den lieben Kollegen anschließen: Tu was Dir Freude macht.
Ich gestehe: Ich wills echt wissen. Aber das Genre Krimi war bei mir schon immer ganz vorne, unabhängig von irgendwelchen Trends.
Du machst das schon!
Eben. Ich seh auch gar nicht an, was zu schreiben, was mir keinen Spaß macht, dafür ist mir meine Zeit zu schade.
Ja, das meinte ich auch. Die Regale in der Thriller Abteilung biegen sich eben auch, im Grunde hat man überall dasselbe Problem. Immerhin sind wir uns da alle mehr oder weniger einig:D Dir auf jeden Fall viel Erfolg bei deinen Krimis!
Dankeschön! Ich bin sowas von dran…
Aber im Ernst: Was man offensichtlich braucht, ist ein Alleinstellungsmerkmal - eigentlich einen ganzen Haufen - also Eigenschaften der Helden, Stil, Ausdrucksweise, Sichtweise, letztendlich Philosophie. Und so weiter. Bei Fantasy könnte das heißen, dass man von den üblichen Orks und Zauberern und Elfen mal abweicht. Das kennt man ja bereits. Rowling hat dass schon sehr klug gemacht, sie hat eine neue Welt erfunden, dazu eine Menge Wesen, die man in keinem Märchen findet - ich bin ein Fan des Hippogreif -, Sprüche, Regeln und Spiele - Quidditch - und so vieles mehr.
Und Fantasy muß ja nicht zwangsläufig Zwerge und Drachen bedeuten. Ich finde es immer wieder sehr spannend, wie einige Autoren in ihrem Genre das Pferd quasi von hinten aufzäumen. Eins meiner Lieblingsbeispiele ist Stanislaw Lem, “Solaris”. Science Fiction vollkommen ohne Worf 3, Klingonen und rostigen Sternengleitern. Sehr subtil, sehr beeindruckend.
Leider wird heute noch auch bei Krimi in ewig gleichen Rahmen gearbeitet: Ein Komissar mit psychischen Problemen (Tod eines Kindes, ein ungelöster Fall, eine schlimme Trennung und Rheuma), ein echt kranker Täter diabolischen Ausmaßes, vielleicht obendrauf noch eine betörend schöne Zeugin, ein geschiedener Florist mit Laktoseintoleranz - so oder ähnlich. Man kennt das schon. Aber es geht auch anders.
Und ich bin ein großer Freund von Völlig Anders.
Verbiege dich bloß nicht für irgendeinen “Mainstream”. Das kann nur schiefgehen und Dir im schlimmsten Fall die Schreibfreude vergällen.
Gutes Argument, sehe ich auch so. Ich liebe Fantasy und meine Favoriten sind Greg Walters und Sam Feuerbach. Die Feldscher-Chroniken habe ich mit Vergnügen gelesen. Die Kombination von dreißigjährigem Krieg & Dämonen war eine bahnbrechende Idee.
Und dann war da noch Diana Gabaldon, die eine regelrechte “Zeitreisenflut” auslöste.
Solange genügend Leute ihre Bücher mögen, reicht das ja für sie.
Ich hatte ein Buch von ihr, aber ich habe es nicht geschafft, es durchzulesen … Hab’s verschenkt.