Exposé oder Inhaltsangabe?

Hallo Wissende,

habe Bücher über die Erstellung eines Exposés gelesen. Ist nachfolgender Text ein Exposé oder kann das weg?

Unter Mücken - Tausend Tage Tansania

Die EDV-Firma des Ehepaars Rozina ist pleite. Das Angebot eines Entwicklungsdienstes passt im doppelten Sinn. Tansania sucht einen Experten für Krankenhaussoftware. Im Nachbarland Ruanda leben die Berggorillas. Deren Besuch ist ein Lebenstraum des Autors. Aufgeregt schmieden er und seine Frau Pläne.
Die Ernüchterung folgt bei der Ankunft. Sein Vorgänger attestiert ihm die falsche Religion. Sein Ansprechpartner findet ihn frech. Für manche Kollegen fehlt ihm das koloniale Gebaren. Die Software arbeitet sporadisch, die Natur fremdelt.
Da hilft eine Strategie: Ein heiterer Grundton und tricksen, tarnen, täuschen. Ohne die wachsende Freundschaft zu dem Muslim Rashid ginge das Paar unter. Durch ihn und seine Familie glückt die Anpassung.
In einem Moment mentaler Eintrübung verspricht der Autor dem Chef ein Superprogramm, das Arbeitsaufwände einspart. Sofort kürt der sich lauthals zum Vorreiter für die Zukunft aller Krankenhäuser Tansanias.
Das bringt den Autor in Schwierigkeiten. Programmieren ist nicht seine Stärke. Geld steht nicht zur Verfügung. Kostenlose Softwareentwickler existieren nicht. Für eine unbemerkte Recherche fehlt seinem Haus der Internetzugang. Die Kollegen beobachten ihn mit Argusaugen, denn die Zeit rennt ihm davon. Liefert er nicht, sind er und sein Chef blamiert.
In seiner Verzweiflung greift er zu einem Trick, von dessen Erfolg er nicht überzeugt ist.
Zur Verblüffung aller übergibt er zwei Wochen vor Projektende seinem Chef ein tadelloses Programm. Der Neid der Kollegen ist ihm gewiss. Seine Kritiker sind verstummt. Die Gorillas warten.

Hmmm . . . für mich ist es weder das eine noch das andere.
Es liest sich wie die Notizen zu einem Plot, der noch ausgearbeitet werden will.

Aha. Buch ist meiner Ansicht nach fertig. Also kein Exposé? Hm.

Hallo Patrick,

im Internet, Du wirst es gesehen haben, gibt es in der Tat eine Reihe von Hinweisen für die Erstellung eines Exposés.
Zu einem Exposé gehören natürlich eine Reihe von Angaben, die man als Eckdaten bezeichnen könnte, die notwendig sind, um bei einem Verlag vorstellig zu werden.
Dein Text stellt in dem Zusammenhang den Teil dar, den man als Zusammenfassung des Inhalts bezeichnen kann.
Wenn ich Deinen Text lese, dann habe ich das Gefühl zwischen Zusammenfassung und Inhaltsangabe zu schweben.
Ich würde die Zusammenfassung gefühlsmäßig eher etwas “distanzierter” verfassen.
Die Hauptgeschichte ist ja wohl das Projekt der Softwareentwicklung in Tansania und weniger die Berggorillas.
Z.B. schreibst Du:

Vorschlag: Der Autor hat mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen: Programmieren gehört nicht zu seinen Stärken, zudem ist die Finanzierung nicht gedeckt und ein Internetzugang nicht vorhanden. Seine Kollegen begegnen ihm mit Mißtrauen.
So sind die Bedingungen für eine gelingende Programmentwicklung eher schlecht. …

Die Gorillas würde ich nicht so unvermittelt neben der Expertensuche nennen, denn was haben sie mit Programmentwicklung zu tun?
Dass das Ehepaar sich gerne Gorillas auf einer Safari ansehen möchte, ist eher eine Nebengeschichte.
Und am Ende schreibst Du, dass die Kritiker verstummt sind und die Gorillas warten.
Die Gorillas würde ich am Ende nicht unbedingt nennen, es könnte der Eindruck entstehen, dass sie das Ziel der ganzen Geschichte sind.

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Danke. Kapiert. :slight_smile:

Hallo Patrick!
Da ich auch gerade dabei bin, ein Expose zu schreiben, kann ich Deine Fragen und Unsicherheiten sehr gut verstehen. Schau doch mal im Internet. Es gibt jede Menge Hinweise dazu. Auf jeden Fall hat das Expose zum Ziel, einen Verlag, also konkret diesen Angestellten, der Dein Manuskript auf den Tisch, bzw auf den Compter kriegt, innerhalb weniger Minuten zu interessieren und die wichtigsten Informationen zum Buch zu liefern. Dementsprechend sollte bereits der erste Satz der Inhaltsangabe beim bloßen Überfliegen fesseln. Zudem präsentierst Du Dich mit dem Expose als Schriftsteller. Das heißt, da sollte die Sprache bis zum kleinsten Wort stimmen. Auch musst Du das Anliegen mit wenigen Sätzen auf den Punkt bringen. Sind das nun die Gorillas oder die Mücken oder die Krankenhäuser. Und pass auf, dass die vielen kleinen Fakten zu Tansania alle stimmen.
Wenn Du nun Deinen Text mit derartigen Ansprüchen vergleichst, wirst Du schnell merken, dass das wirklich nur Notizen sind, wie schon Ben Vart oben geschrieben hat. Diese kurze Inhaltsangabe ist sehr wichtig und das Schwierigste am Expose. die restlichen Angaben sind leicht zusammengestellt, also Zielgruppe, Umfang, Ort-Zeit-Erzählweise, Hauptfiguren.
Na dann, gutes Gelingen! - Max

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Hallo Patrick,

mir ist an deinem Text noch aufgefallen, dass er sehr kurzatmig ist. Du reihst viele kurze Sätze aneinander, was einen gehetzten, kurzatmigen Eindruck hinterlässt. Du wirkst überhaupt nicht in dir gefestigt. Deshalb hat vielleicht auch Ben Vart geschrieben, dass es sich eher wie Notizen liest.
Ich würde die Gorillas auch nicht so in den Vordergrund zerren. Irgendwie fügen sie sich nicht zum Ganzen.
Und wie Theophilos und Max schon gesagt haben: Die Eckdaten sind wichtig. Du musst dem Verlag im Exposé auch klarmachen, warum dieses Buch unbedingt bei ihm herauskommen muss: Beschreibung des Genres, welche Zielgruppe sprichst du an, vielleicht auch, welche Prämisse dein Buch präsentiert.

Exposés sind echt schwer. Ich verzweifel da auch immer. Aber je mehr man dran arbeitet, desto besser wird’s :wink:

Liebe Grüße,
Zauberfrau

Nein, definitiv kein Exposé.
Wenn du tatsächlich Bücher zum Verfassen von Exposés gelesen hast, weißt du, dass es eine Inhaltsangabe ist, die zwischen sagen wir mal drei bis zehn Normseiten umfasst. Jeder Verlag hat andere Vorstellungen. Wobei fünf Seiten ein guter Mittelwert sind.
Zum Exposé gehört aber nicht nur die Inhaltsangabe, sondern auch ein Klappentext - also eine kurz, kürzere, am gekürzesten Inhaltsangabe, etwas über deine Protagonisten, über dich, die Hintergründe deiner Idee, deine Recherchen. Jeder Verlag hat auf seiner Webseite die Bedingungen, die er an ein eingereichtes Manuskript stellt. Diese Messlatte auch an ein Manuskript anzulegen, das im Eigenverlag erscheinen soll, ist sich nicht falsch.
Um die Inhaltsangabe als Exposé zu verfassen, beginne am besten damit, den Inhalt deines Buchs in zwei Sätzen darzustellen. Dann auf fünf, auf Zehn, auf einer halben Seite, zwei Seiten, fünf Seiten.
Eine gute Übung übrigens, Stärken und Schwächen des eigenen Manuskripts kennen zu lernen.

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Finde ich ganz und gar nicht. Wenn ein Manuskript in sich rund ist und man selbst damit zufrieden, schreibt es sich fast von allein. So geht es mir.
Wenn das nicht der Fall ist, muss man die Stellen, an denen man Probleme im Exposé hat, im Manuskript überarbeiten. Das sind dann meiner Erfahrung nach die Problemzonen.
Wobei man natürlich ein Exposé auch im Vorfeld eines Manuskripts schreiben kann, um dann nach dem Schneeflockenprinzip jeden Satz zu einem Absatz, zu einer Seite, zu einem Kapitel zu erweitern.

Was ich bei verschiedenen Verlagsseiten hinsichtlich eines Exposés gelesen habe, möchte die lieber weniger als bis zu fünf Seiten. Ich würde eher bis zu zwei Seiten zum Inhalt schreiben.
Eine gute Darlegung zur Erstellung eines Exposés ist m.E. hier zu finden: https://www.literaturcafe.de/expose-schreiben-text-manufaktur-leipzig/

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Hallo Zauberfrau, danke für Dein Bemühen. Bin wahrscheinlich zu Papyrus-gläubig. :frowning: Werde mich erneut in den Ring begeben. Merci:slight_smile:

Hey Max, danke für Deine Zeilen. Die Fakten stimmen, die Story ebenso. Ich werde anders herangehen. Danke für Dein Bemühen. :slight_smile:

Merci, das lese ich ebenso. :slight_smile:

So sollten wir beginnen. Kurz und knapp das Wesentliche des Buches erläutern. Genau ist der Sinn eines Exposes. Es soll alle charakteristischen Merkmale in Kürze liefern und damit dem Verleger die Entscheidung möglich machen. Stellen wir uns vor, wir haben unser Buch in der Hand und wollen es einem Freund empfehlen und ihn überzeugen, es zu lesen.

Übrigens, Patrick, du hast offenbar längere Zeit in Tansania gearbeitet und dort Erfahrungen gemacht, die Du jetzt literarisch verarbeitest. Genau das war das Thema, welches Lisei und ich vor einigen Wochen unter dem Thema “Nomaden” diskutierten. Schau mal zurück, war einmal in Hu-is-Hu und einmal in der Plauderecke vertreten. Mich würde Deine Meinung zum Thema interessieren. Übrigens habe ich auch mal in Tansania und Uganda gearbeitet. Ist aber schon ein paar Jahre her.

Es erleichtert das Schreiben eines Exposés, sich vorzustellen, man erzähle einem guten Freund beim Bier in der Eckkneipe den Inhalt des Buches.

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Genau so meinte ich das auch. Stellen wir uns vor, der Verleger ist unser Freund, der leider wenig Zeit zum Lesen hat. Dennoch soll er sich für mein Buch interessieren. Ich muss ihn einfach überzeugen.

Du triffst zufällig einen Verleger im Fahrstuhl und hast genau für die Fahrt vom Erdgeschoss bis in den dritten Stock Zeit, ihn von deinem Manuskript zu überzeugen. Und stell dir vor, unterwegs steigt niemand zu und niemand aus.

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bei wieviel Bier???

Ich würde sagen, bei zwei Bier, und die nicht hinuntergeschüttet. Ein Bier mehr und es ist wieder eine Seite zuviel und Du kommst ins Schwadronieren.:):rofl:

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